Was bedeutet die Verpflichtung von Bell für Edwards-Helaire?
Die Auswahl von Edwards-Helaire in der ersten Runde des Drafts wurde bereits zum damaligen Zeitpunkt von einigen Beobachtern kritisch gesehen, so zum Beispiel auch auf unserer Seite. Die Chiefs hatten im Vorjahr die vielleicht beste Offense der NFL gehabt und den Super Bowl gewonnen - und das nicht obwohl sie so wenig auf das Laufspiel setzten, sondern gerade deswegen.
Zudem hatte Kansas City erst im Super Bowl bewiesen, dass auch weniger hoch angesehene Running Backs innerhalb des eigenen Systems begeistern und tolle Zahlen auflegen konnten. Damien Williams hatte gegen die 49ers damals mehr als 130 Scrimmage Yards und zwei Touchdowns aufgelegt. Mussten die Chiefs also wirklich einen so frühen Pick in einen neuen Running Back investieren?
Nach fünf Wochen in der laufenden Saison lässt sich festhalten, dass Andy Reid und Co. ihrem Fokus auf das Passspiel treu geblieben sind. Die Chiefs wollen den Ball möglichst oft in den Händen von Patrick Mahomes sehen, bei First und Second Down passen nur die Seattle Seahawks noch häufiger als die Chiefs.
Bislang spielte Edwards-Helaire durchaus respektabel, doch hätten Antonio Gibson, der in der dritten Runde von Washington ausgewählt wurde, oder James Robinson, den die Jaguars sogar als Undrafted Free Agent verpflichteten, in der Chiefs-Offense, in der sich Gegner so stark auf den Pass fokussieren müssen, nicht ähnliche Leistungen erbringen können? War der Pick des 21-Jährigen also tatsächlich notwendig? Diese Frage steht nach der Verpflichtung von Bell noch stärker im Fokus.
NFL: Übernimmt Bell nahe der Endzone von Edwards-Helaire?
Nach Informationen von Tom Pelissero vom NFL Network waren die Chiefs seit der Entscheidung von Damien Williams, auf die Saison im Jahr 2020 zu verzichten, auf der Suche nach einem weiteren erfahrenen Running Back, auch Adrian Peterson soll nach seiner Entlassung in Washington kontaktiert worden sein. Das deutet daraufhin, dass die Chiefs gerne etwas Verantwortung von Edward-Helaires Schultern nehmen würden. In welchen Situationen dies genau erfolgen wird, bleibt allerdings abzuwarten.
Bell gilt als guter Receiving Back, der vor allem über sichere Hände verfügt und sich kaum Drops erlaubt. Das Gleiche wurde im Pre-Draft-Prozess allerdings auch über Edwards-Helaire gesagt. In seiner letzten Saison für LSU kam er auf knapp vier Catches und 30 Receiving Yards pro Spiel. Einen reinen Early-Down-Back, der vor allem läuft und nur wenig Pässe fängt, werden die Chiefs aus ihrem jungen Talent somit wohl kaum machen wollen.
Neben der Rolle als Rotationsspieler, der Edwards-Helaire Pausen verschaffen soll, könnte Bell statt der Aufgabe als Receiving Back vor allem nahe der Goalline eingesetzt werden. Innerhalb der Zehn-Yard-Linie konnte Edwards-Helaire bislang noch keinen Rushing Touchdown verbuchen (insgesamt -1 Rushing Yard). Hier könnte Bell Abhilfe schaffen - ein Albtraum für alle Fantasy-Football-Besitzer von Edwards-Helaire.
Dass die Chiefs ihrem jungen Rookie mehr Hilfe zur Seite stellen wollen, ist zunächst nicht verwerflich. Mehr Talent im Kader zu haben, ist immer erstrebenswert, zudem brauchen Rookies in der NFL für gewöhnlich Zeit, bis sie ihr volles Potenzial abrufen können. Ob Edwards-Helaire den frühen Pick tatsächlich wert war, dürfte sich somit vor allem in den kommenden Jahren zeigen. Die Verpflichtung von Bell dürfte in diesem Punkt wenn überhaupt nur eine kleine Rolle spielen.