Die Texans entlassen Bill O'Brien: Ein Scherbenhaufen
Die NFL Saison 2020 hat also ihre erste Trainer-Entlassung - und es erwischte einen der dicksten Fische. Nicht Jets-Coach Adam Gase, auch nicht Matt Patricia in Detroit. Bill O'Brien muss in Houston seinen Schreibtisch räumen.
O'Brien war einer der mächtigsten Head Coaches in der NFL, seitdem er zusätzlich quasi-GM-Befugnisse erhalten hatte. Und das war letztlich der Anfang vom Ende.
Denn während O'Brien als Head Coach vielleicht nicht zur Liga-Spitze, durchaus aber ins Mittelfeld zählen mag, so war er als GM eine komplette Katastrophe.
Die Situation um Jadeveon Clowney wurde derart vermasselt, dass er am Ende als Schnäppchen nach Seattle ging. Das gleiche Spiel wiederholte sich mit DeAndre Hopkins und den Cardinals. Im Gegenzug holte Houston Laremy Tunsil so teuer aus Miami, dass man ihn zum bestbezahlten Tackle der Liga machen musste. Für Duke Johnson gaben die Texans mal eben einen Drittrunden-Pick aus. Houston ließ O'Brien erst freie Hand, und zog dann jetzt nach nur vier Spielen die Reißleine.
Was bleibt ist ein Scherbenhaufen, ein Team, das ohne klar erkennbaren Plan zusammengestellt ist. Dass die Texans jetzt den Schlussstrich zogen, lässt in der Folge vor allem eine Frage zu, die auch perspektivisch adressiert werden muss: Wie sehr müssen die internen Mechanismen versagt haben, dass O'Brien schalten und walten konnte, bis alles komplett gegen die Wand gefahren war? Der Schritt jetzt legt nahe, dass weiterer langfristiger Schaden durch weitere Trades verhindert werden soll.
O'Brien: Trade von DeAndre Hopkins als letzter Tropfen
Der Hopkins-Trade war dabei in doppelter Sicht der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. In puncto Value war es einer der einseitigsten Trades zumindest der jüngeren NFL-Geschichte - und was O'Brien der GM vermasselt hatte, konnte O'Brien der Coach nicht retten.
Houstons Offense ohne Hopkins wirkte über die ersten vier Spiele planlos und oftmals war es der individuellen Klasse von Watson zuzuschreiben, wenn die Offense den Ball dann doch bewegen konnte.
Und Watson wird auch das stärkste Argument bei der Suche nach einem neuen Head Coach sein, und das ist ein extrem starkes Argument, bei allen anderen Defiziten. Denn O'Briens Trades haben Houston mit einem teuren Kader, sowie ohne Erst- und Zweitrunden-Pick im kommenden Draft zurück gelassen.
Aus Roster-Building-Sicht ist das Team eine Katastrophe - aber man hat eben Watson. Um dessen beste Jahre nicht zu verschwenden, wäre es jetzt besonders wichtig, einen Coach zu finden, der offensiv schnell um ihn herum auch mit ansonsten limitierten Mitteln etwas kreieren kann.