Das erste Viertel verlief komplett ohne Punkte, aber keineswegs ohne Zündstoff. Die ersten zwei Drives der Gäste endeten jeweils mit einem erfolglosen vierten Versuch in der gegnerischen Hälfte, der erste sogar bei 4th and Goal an der 3-Yard-Linie.
Erst der vierte Drive der Seahawks sorgte im zweiten Viertel für die ersten Punkte. Nach einem 52-Yard-Pass von Russell Wilson auf D.K. Metcalf fanden sich die Gäste an der 1 wieder. Von dort warf Wilson schließlich einen Fade in die Endzone zu David Moore zum Touchdown. Ein Drive später war es dann Running Back Chris Carson, der dank guter Blocks die Lücke fand für einen 16-Yard-Touchdown-Run fünf Minuten vor der Pause.
Die Eagles erwachten offensiv erst danach, legten dann jedoch einen sehr ordentlichen Drive hin. Am Ende fand Carson Wentz nach 15 Spielzügen Tight End Dallas Goedert auf einem Screen für einen 3-Yard-Touchdown. Der Extrapunkt ging daneben, sodass es mit 14:6 für Seattle in die Pause ging.
Zum Start der zweiten Hälfte gelang den Eagles ein schneller Defensiv-Stopp. Anschließend marschierten sie beeindruckend in die gegnerische Hälfte, wo jedoch in der Red Zone Schluss war. Bei 3rd Down gelang Safety Jamal Adams ein Sack nach Blitz, sodas es bein einem 42-Yard-Field-Goal von Jake Elliott blieb. Die Seahawks taten es ihnen gleich und stellten den alten Abstand durch ein 44-Yard-Field-Goal wieder her.
Seahawks - Trotz Touchdown-Drop - Metcalf macht den Unterschied
Die Eagles legten danach erneut einen zunächst vielversprechenden Drive hin, wurden jedoch knapp vor der Mittellinie beim vierten Versuch gestoppt, sodass die Seahawks in sehr guter Position übernahmen. Die Position wurde noch besser nach einem 31-Yard-Catch von Metcalf trotz enger Bewachung von Darius Slay. Letztlich ließ eben jener Metcalf dann auch einen sicheren Touchdown-Pass in der Endzone fallen, sodass sich die Gäste mit einem 33-Yard-Field-Goal von Jason Meyers begnügten.
Die Eagles schraubten im Anschluss das Tempo hoch, spielten zudem einen vierten Versuch (und 4) in der Red Zone aus, doch Wentz warf eine Interception in die Endzone zu Quandre Diggs zur Vorentscheidung mit nur noch 8:33 Minuten auf der Uhr. Wirklich vorbei war es schließlich kurz vor der Two-Minute-Warning, nachdem die Eagles einen 4th and 31 nicht verwerteten. Die Seahawks erzielten anschließend noch ein Field Goal und den Eagles gelang noch ein Flipper-Hail-Mary-Touchdown durch Richard Rodgers 12 Sekunden vor Schluss, doch mehr als Ergebniskosmetik war dies freilich nicht mehr.
Durch diesen Erfolg stehen die Seahawks nun wieder allein an der Spitze der NFC West. Die Eagles wiederum fallen auf Platz 3 in der NFC East zurück.
Philadelphia Eagles (3-7-1) - Seattle Seahawks (8-3)
Ergebnis: 17:23 (0:0, 6:14, 3:3, 8:6) BOXSCORE
Eagles vs. Seahawks - die wichtigsten Statistiken
- Die Seahawks eröffneten das Spiel mit zwei Turnovers on Downs. Das war zuletzt den Cleveland Browns der Saison 2007 gelungen.
- Wilson überquerte in diesem Spiel die 3000-Passing-Yard-Marke für die Saison. Damit hat er in jeder seiner ersten neun Spielzeiten in der NFL für mindestens 3000 Yards geworfen. Zuvor war dies nur Peyton Manning gelungen. Jener schaffte es in seinen ersten 13 Saisons.
Die Eagles erzielten im ersten Viertel Minus-4 Yards. Sie sind das erste Team in dieser Saison mit negativen Yards nach dem ersten Viertel. Zudem sind es die wenigsten Yards, die den Eagles in den vergangenen 20 Jahren im ersten Viertel gelungen sind.
Der Star des Spiels: D.K. Metcalf (Seahawks)
Metcalf war essenziell nicht zu halten von den Eagles und Darius Slay. Er stellte eine Karrierebestleistung mit seinen 177 Yards (10 Receptions, 13 Targets) auf und bewegte damit nicht nur häufig die Ketten, er brachte die Seahawks auch mehrfach in Scoring Position. Dass Slay, der 141 Yards als nächster Receiver gegen Metcalf erlaubte, ihn zumeist sehr gut deckte, macht Metcalfs Leistung noch besser. Ebenfalls stark: Safety Jamal Adams, der gerade als Blitzer entscheidende Plays hatte.
Der Flop des Spiels: Offensive Line der Eagles
Verletzungen sorgten dafür, dass die O-Line im elften Spiel der Saison zum zehnten Mal mit veränderten Zusammensetzung auflaufen musste. Zumindest in diesem Spiel funktionierte jene überhaupt nicht. Wentz stand stetig unter Beschuss, kassierte sechs Sacks und 11 QB-Hits. Dass ihm letztlich nur eine Interception passierte, muss man ihm dann wohl noch hoch anrechnen.
Analyse: Eagles vs. Seahawks - die Taktiktafel
Wentz schraubte zwar seine zuletzt sehr hohe Fehlerquote zurück, hatte jedoch seine liebe Mühe damit, in der Pocket zu überleben. Das war in erster Linie eine Kombination aus zwei Faktoren: Zum einen funktionierte die neu formierte Offensive Line mit Jason Peters als Right Guard, Matt Pryor als Right Tackle und Jordan Mailata als Left Tackle noch nicht wie gewünscht, zum anderen gelang es den Receivern der Eagles gerade zu Beginn zu selten, sich von der Zone Coverage der Seahawks zu befreien. Das Resultat waren ein paar Coverage-Sacks und -Pressures.
Für Aufsehen sorgte unter der Woche das Gerücht, dass Jalen Hurts reguläre Snaps als Quarterback im Training bekommen habe. Und so gab er dann auch in der ersten Hälfte sein Debüt als QB der Eagles ohne Wentz auf dem Platz. Allerdings nur für zwei Plays zum Start des zweiten Viertels. Bei 3rd Down kam Wentz zurück und anschließend kam es zum Punt. Man gönnte Hurts letztlich nur einen Hand-Off und einen (vollständigen) Pass.
Die Eagles versuchten es defensiv mit Man Coverage und stellten Darius Slay auf D.K. Metcalf ab. Den wiederum brachten die Gäste zunächst mit Slant-Routes schnell ins Spiel, ehe dann auch die vertikalen Plays ausgepackt wurden. Metcalf erwies sich als großes Problem für die Eagles, die übrigen Receiver hatten die Hausherren hingegen verhältnismäßig gut im Griff.
Was bei den Seahawks auffiel, waren teils unnötig komplizierte Spielzüge, mit denen sie sich zuweilen selbst im Weg standen. Beispielhaft sei hier vor allem das Ende des ersten Drives genannt: Den vierten Versuch auszuspielen zu Spielbeginn, ist nachzuvollziehen, schließlich erhöht ein erfolgreicher vierter Versuch die Siegwahrscheinlichkeit signifikant. Doch der Play-Call war äußerst fragwürdig. Sie schickten Moore auf einen Jet Sweep und Wilson spielte ihn per Pop Pass an. Das hätte letztlich zum Erfolg führen können, jedoch war ausgerechnet Metcalf, der essenziell wie ein Tight End im Slot postiert war, nicht im Bilde beim potenziell entscheidenden Block des Plays und ließ Barnett ziehen, der das Play dann im Backfield zerstörte. Abgesehen davon waren in vielen Drives bei 3rd Down immer wieder Plays dabei, die Yards nach dem Catch erforderlich machten, um zum Erfolg zu kommen. Das kann gut gehen, tut es in der Regel aber nicht zuverlässig.