3. Die Verlierer: Strohfeuer - oder gekommen, um zu bleiben?
Den Bills und Packers bleibt im Super Bowl nur die Zuschauerrolle - und damit beginnt der Offseason-Prozess. Wohin geht die Reise für Buffalo und Green Bay? Die gute Nachricht: Beide sollten 2021 direkt nochmal angreifen und um einen tiefen Playoff-Run mitspielen können.
Aber welche übergreifenden Fragen stehen bei beiden im Mittelpunkt? Welche Problemfelder müssen beide Seiten in Angriff nehmen, um vielleicht in der kommenden Saison noch einen Schritt weiter gehen zu können?
Green Bay Packers: Der letzte Run mit Aaron Rodgers?
Rodgers' Ärger nach dem Spiel war absolut nachvollziehbar. Rodgers war natürlich frustriert und die Art und Weise, wie er sich auf der Pressekonferenz gab, fühlte sich kurzzeitig schon nach Abschied an. "Ich werde immer dankbar für diese Saison sein", ließ er etwa verlauten, und erklärte: "Die Zukunft von vielen der Jungs ist ungewiss, inklusive meine eigene Zukunft."
Der 37-Jährige steht noch bis einschließlich 2023 unter Vertrag, aber womöglich war es eine Anspielung darauf, dass die Packers im vergangenen Draft in der ersten Runde Jordan Love, seinen potenziellen Nachfolger, auswählten. Dass Rodgers in diesem Spiel konkret mit dem Fourth-Down-Call von LaFleur nicht sonderlich glücklich war, daraus machte er auch kein Geheimnis.
Aber angesichts der Art und Weise, wie LaFleur sich nach dem Spiel über Rodgers' Zukunft äußerte, gehe ich definitiv nicht davon aus, dass die Packers planen, ihn vielleicht abzusägen. Warum auch - Rodgers wird höchstwahrscheinlich völlig zurecht mit dem MVP-Award ausgezeichnet werden und die Packers-Offense hatte eine spektakuläre Saison.
Für mich war das eine Mischung aus Frust und der Hinweis an die Team-Bosse, dass er durchaus darauf pochen könnte, seine Zukunft in die eigene Hand zu nehmen. Und eine ehrliche Traurigkeit darüber, dass angesichts zahlreicher angehender Free Agents (u.a. Corey Linsley, Lane Taylor, Kevin King, Chandon Sullivan, Jamaal Williams, Aaron Jones, Allen Lazard, Robert Tonyan) das Team in wenigen Wochen ein deutlich anderes Gesicht haben wird und viele Spieler, die diese Packers-Saison mit geprägt haben, nicht mehr da sein werden.
Was wird ansonsten jetzt in Green Bay passieren? Meine starke Vermutung ist, dass wir das letzte Spiel von Mike Pettine als Defensive Coordinator der Packers gesehen haben; so gesehen gibt es zumindest einen Nebeneffekt, der den meisten Packers-Fans gefallen dürfte. Und ansonsten sind Veränderungen unvermeidbar; ein erster Fokus dürfte auf der Offensive Line liegen, denn wackelt die, ist das Potenzial dieser Offense deutlich geringer. Auch das hat das Spiel gegen Tampa unterstrichen.
Buffalo Bills: Der Grundstein ist gelegt
Während bei den Packers die Frage am ehesten im Raum steht, wann sich das aktuelle Fenster schließt, scheint sich selbiges bei den Bills gerade erst zu öffnen.
Natürlich muss man das mit einem gewissen Maß an Vorsicht genießen: Haben wir den Peak von Josh Allen dieses Jahr schon gesehen? Kann Allen konstant ein Top-5-Quarterback sein - oder reden wir eher von einem Top-10-Quarterback, der gelegentlich in die Top-5-Gruppe rutschen kann?
Die Beantwortung dieser Fragen ist aus Bills-Sicht einer der zentralen Aspekte der kommenden Saison - für kurzfristigen, aber auch langfristigen Erfolg.
Allen hat noch immer zu viele grobe Fehler in seinem Fehl, auch wenn die Quote dahingehend dieses Jahr deutlich runter ging. Gegen die Chiefs waren einmal mehr einige davon zu sehen, mal in Form von Würfen in enge Coverage, mal, wenn er den Ball zu lange hielt: 69 (!) Yards verlor Allen gegen die Chiefs bei Sacks und Intentional-Grounding-Strafen. Gleichzeitig aber wird er noch eine Saison mit Brian Daboll bekommen, das sollte seine Entwicklung weiter vorantreiben.
Im Kern haben die Bills noch ein wirklich günstiges Jahr in Allens Vertrag, und das sollten sie ausnutzen: Buffalo braucht mehr individuelle Qualität im Pass-Rush, vielleicht noch Upgrades in der Offensive Line und auf Cornerback. 2021 sollte das Jahr sein, in dem die Bills ohne jeden Zweifel All-In gehen.