Chase, Waddle und der Heisman-Sieger: Das Wide-Receiver-Ranking zum Draft

Von Adrian Franke
01. April 202110:16
SPOX stellt euch die Top-Receiver im kommenden Draft vor.getty
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Auch in diesem Jahr hat der NFL Draft eine enorme Receiver-Dichte zu bieten, und während 2020 in der Breite vielleicht noch etwas stärker besetzt war, kann es die diesjährige Spitzengruppe mit Jeudy, Lamb und Co. definitiv aufnehmen. SPOX-Redakteur Adrian Franke hat 25 Wide-Receiver-Talente für den diesjährigen Draft analysiert und präsentiert seine Top 12 im Ranking.

Eine persönliche Note zum Start: Unter den jährlichen Draft-Scouting-Aufgaben macht mir keine Position so viel Spaß wie die Wide Receiver. Hier gibt es die größte Vielfalt - ein Outside-Receiver und ein Slot-Receiver mögen nominell die gleiche Position spielen, dazwischen können aber 15 Kilogramm Körpergewicht und 20 Zentimeter Körpergröße liegen - und eine enorm hohe Tiefe.

Auch in diesem Jahr wird voraussichtlich keine Position derart häufig in meinem finalen Top-75-Big-Board vertreten sein wie die Receiver.

Und gleichzeitig ist das auch ein guter Hinweis zum Einstieg, der bei vielleicht keiner Position derart wichtig ist für den Hinterkopf: Dieses Ranking ist im Vakuum entstanden, und eben nicht für ein spezifisches Team.

Das macht es bei den Receivern zusätzlich schwierig, denn manche Receiver könnten mal exzellent im Slot werden, haben in der NFL aber wenige Chancen, außen zu spielen; andere wiederum sind sehr gute Allrounder. Manche gewinnen mehr mit Physis, andere mit Separation. Manche mit Speed, andere mit Technik. Für ein spezifisches Team-Board würde ich hier auch noch stärker zwischen Slot- und Outside-Optionen unterscheiden, bei jedem Receiver aber wird auf die jeweilige Einordnung eingegangen.

St. Brown, Wallace, Tutu: Wer fehlt in der Top 12?

25 Receiver habe ich in der Entstehung dieses Rankings analysiert, und dabei entsteht automatisch auch eine generelle Einordnung der Klasse: Dieser Draft hat eine sehr breite Receiver-Gruppe für die mittleren (etwa Mitte 2. bis Ende 4.) Runden. Hier sehe ich beispielsweise Amon-Ra St. Brown, den Deutsch-Amerikaner, der von USC kommt. Ein guter, bereits relativ kompletter Allrounder, dem aber das Ceiling nach oben ein wenig fehlt. Seine ideale Rolle für mich wäre eine High-End Nummer 3 in einer NFL-Offense, er ist mein Receiver 14.

Auch Tutu Atwell habe ich in dieser Gruppe, ein Receiver, bei dem die Meinungen extrem auseinandergehen. Atwell taucht in mehreren Big Boards sehr weit oben auf, ich habe ihn in Runde 4 als Receiver 18. Er hat enormen Speed, aber ich sehe ihn als reinen Gadget-Spieler. Einer der Screens und Jet Sweeps fängt und daraus Big Plays machen kann, aber er läuft trotz seiner sehr schmalen Statur und trotz des Speeds keine scharfen Routes und hat einen sehr kleinen Catch-Radius. So wurde er bei Louisville auch eingesetzt, mehr als ein Drittel seiner Catches erfolgte vor der Line of Scrimmage und Press Coverage hat er dementsprechend fast überhaupt nicht gesehen.

Wer einfach nur Speed haben will, kann auch mutmaßlich irgendwann an Tag 3 Anthony Schwartz draften. Den würde ich auch vor Atwell nehmen. Ein Sprinter - im wahrsten Sinne des Wortes - der die 100 Meter schon in 10,09 Sekunden gelaufen ist. Er hält den Rekord für die schnellste Zeit über 100 Meter in der U18-Klasse (10,15 Sekunden, gelaufen im März 2017). Bei der U20-WM 2018 gewann er Gold in der Staffel über 4x100 Meter sowie Silber alleine über 100 Meter, aber Schwartz wird als Receiver noch einiges an Feinschliff benötigen. Was man, um fair zu sein, allerdings auch über Tutu sagen muss.

Tylan Wallace ist mein Wide Receiver 13, hat das Ranking also denkbar knapp verpasst. Ein Receiver, der vertikal gewinnt und auch schwierige Catches weg vom Körper zeigt, bei Wallace aber hat mir das Route-Running überhaupt nicht gefallen und ich kann mir vorstellen, dass sich seine Spielweise so nicht auf die NFL übertragen wird.

Ein letzter Name bevor es hier zu sehr ausartet: Tre Walker. Ein eher kleiner Receiver, der bei San Jose State Outside spielte, in der NFL aber vermutlich in den Slot rücken dürfte. Spielt physischer als seine Statur nahelegen würde, hat aber trotzdem beachtlichen Speed und Stop-and-Start-Fähigkeiten und gewann auch regelmäßig tief. Umso überraschender war, dass er beim Pro Day komplett katastrophale Zahlen lieferte. Sein Tape zeigt einen anderen Spieler, ab Runde 4 würde ich über ihn nachdenken.

Wie analysiert und bewertet man Wide Receiver?

Wide Receiver zu analysieren erfordert neben den technischen Details auch eine Berücksichtigung der Offense: Was war die Rolle des Receivers? Welche der gezeigten Eigenschaften übertragen sich auf die NFL? Und wie, beziehungsweise in welcher Rolle? Und was konnte der Receiver vielleicht nicht zeigen, obwohl er dazu in der Lage ist? Justin Jefferson letztes Jahr war so ein Beispiel: Spielte bei LSU quasi nur im Slot, wie viel mehr er kann, hat er als Rookie bei den Vikings gezeigt.

Um zumindest ein generelles Verständnis für die gröbsten Unterscheidungen der Position (Slot-, Z-, X-Receiver) zu entwickeln, wäre der Artikel, den ich vor zwei Jahren zu genau dieser Frage geschrieben habe, zu empfehlen.

Einige Kernkompetenzen für Wide-Receiver-Play - auch hier gibt es im verlinkten Artikel noch mehr Details zu den jeweiligen punkten - sind:

  • Route-Running
  • Explosivität
  • Speed
  • Agilität
  • Release
  • Hände
  • Yards nach dem Catch
  • Contested Catches
  • Physis und Blocking

NFL Draft 2021: Das Wide Receiver Ranking

12. Dyami Brown, North Carolina

Receiver-Typ: X-Receiver/Nummer-2-Outside-Receiver

Stärken:

  • Gewinnt konstant tief, das ist seine beste Qualität - und das obwohl er kein Speedster und auch nicht sonderlich explosiv ist. Brown gewinnt mit kleinen Körpertäuschungen um dann mit seinen langen Schritten Boden gutzumachen, diesen Vorteil hält er danach am Catch Point mit seiner Größe.
  • Zeigt einen guten Release, den er auch variieren kann. Auch hier hat er einige Male auf den ersten Schritten gewonnen und dann war es für die meisten Cornerbacks schwer, wieder die Oberhand an der Seitenlinie zu gewinnen.
  • Verschafft sich am Catch Point zuverlässig Raum, spielt mit guter Physis durch Kontakt, gewinnt einiges an Jump Balls. Dyami Brown ist in meinen Augen keine Nummer 1, aber eine potenziell gefährliche Nummer 2. Ein Receiver, der am ehesten davon profitieren würde, außen isoliert Eins-gegen-Eins-Matchups zu bekommen. Hatte letztes Jahr laut PFF die zweitmeisten Deep-Receiving-Yards im College Football (543).
  • Hat auch einiges nach dem Catch und als Blocker gezeigt.

Schwächen:

  • Brown ist kein Elite-Athlet und ich frage mich, in wie weit sich seine Dominanz bei North Carolina auch auf die NFL überträgt. Da wird er in puncto Speed und Explosivität eher noch an Grenzen stoßen und dann bin ich mir nicht sicher, ob er eine echte Trumpfkarte hat, um gegen NFL-Cornerbacks konstant zu gewinnen.
  • Die Cuts und Routes sind meist nicht sonderlich scharf gelaufen, Agilität ist eher durchschnittlich. Route-Tree war relativ limitiert im College, viele isolierte Go-Routes.
  • Relativ viele Body-Catches, das hat mir nicht gefallen. Er gewinnt zwar viele Jump Balls, aber davon abgesehen habe ich häufiger die Tendenz zum Body Catch gesehen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde.

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11. D'Wayne Eskridge, Western Michigan

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Speed ist offensichtlich. Fliegt über den Platz, aber spielt nicht nur mit Straight-Line-Speed, sondern auch mit Explosivität. Cuts sind scharf, er kreiert Separation. Seine 18,8 Yards pro Target gegen Man Coverage waren Platz 1 im College-Football letztes Jahr.
  • Release sieht gut aus, Cornerbacks hatten große Probleme, ihn zu pressen. Das ist teilweise sicher auch mit der Qualität der Gegenspieler bei Western Michigan zu erklären, allerdings übertrug sich das auch auf den Senior Bowl.
  • Generell war er einer der auffälligsten Receiver beim Senior Bowl. Gutes Zeichen dafür, wie er sich gegen bessere Gegner behaupten wird.
  • Monster nach dem Catch. 14,4 Yards nach dem Catch pro Reception waren Platz 1 im College-Football 2020. Unheimlich dynamischer Spieler mit dem Ball in der Hand, sollte auch als Returner Value mitbringen.

Schwächen:

  • Zu viele Drops. Tendenz dazu, den Ball per Body Catch zu fangen und nicht weg vom Körper. Hatte auch einige Male Probleme damit, den Ball durch Kontakt zu sichern.
  • Ist einen relativ eindimensionalen Route-Tree gelaufen und müsste seine Routes noch subtiler laufen können. Teilweise wirkte es so, als wüssten die Cornerbacks ganz genau, was er vorhat.
  • Sprung in die NFL wird einen enormen Anstieg, was das Gegnerlevel angeht, bedeuten. Seine Athletik wird ihn dort nicht so tragen können wie bei Western Michigan, das muss man bei der Prognose Richtung NFL im Hinterkopf behalten.
  • Auf der älteren Seite. Wird 24 in seiner Rookie-Saison.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde.

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10. Jaelon Darden, North Texas

Receiver-Typ: Slot-Receiver

Stärken:

  • Freak mit dem Ball in der Hand. Extrem agil und shifty, häufig überhaupt nicht zu greifen. Sollte auch Returner in der NFL spielen können. Kein Receiver hatte laut PFF mehr erzwungene Missed Tackles als Darden in der vergangenen Saison (23). Kommt super durch Traffic, aber hat auch die Athletik und Explosivität, um Verteidiger sehr dumm aussehen zu lassen. Exzellente Körperkontrolle.
  • Bei Darden überträgt sich das alles auch auf seine Routes. Kreiert Separation, gute Cuts an der Spitze seiner Routes, explosiv, Richtungswechsel sind fließend und ohne Geschwindigkeitsverlust. Mir haben auch sein Timing und wie er den Ball attackiert sehr gut gefallen.
  • Exzellente Hände. Mehrere extrem schwierige Catches, insbesondere wenn der Ball zu tief geworfen wurde.
  • Bringt alles mit um die Art vertikaler Slot-Receiver zu werden, der in der NFL immer beliebter wird. Hatte die drittmeisten Slot-Catches (63), aber auch die achtmeisten Deep-Receiving-Yards (470) im College-Football letztes Jahr.

Schwächen:

  • Ähnlich wie bei Eskridge muss man auch bei Darden auf das Gegnerlevel schauen. Der Sprung in die NFL von der Conference USA wird sehr, sehr groß sein.
  • Ist klein und bringt physische Limitierungen mit. Hat fraglos bei North Texas auch davon profitiert, dass er einiges an geschemten Targets erhalten hat. Musste sich auch selten gegen Press Coverage behaupten und ist absolut kein Contested-Catch-Receiver.
  • Reiner Slot-Receiver in der NFL. Hat schon bei North Texas nahezu ausschließlich im Slot gespielt.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde.

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9. Cornell Powell, Clemson

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Gute Beschleunigung, nimmt schnell Tempo auf. Powell setzt Cornerbacks so schon häufig auf den ersten Metern unter Druck und gewinnt auch vertikal.
  • Sehr gute Körperkontrolle. Das gilt am Catch-Point, wo er einige Jump Balls und schwierige Catches gesichert hat, aber auch in seinen Routes. Kleine Körpertäuschungen bei voller Geschwindigkeit, die den Corner komplett aussteigen lassen können.
  • Läuft keine sonderlich spektakulären, aber durchdachte Routes. Kleine Täuschungen mit dem Kopf, angetäuschte Cuts, sehr effektiv und wirkt sehr überlegt in dem was er als Route Runner macht.
  • Hände sehen extrem gut aus, zeigte beim Senior Bowl einen starken Release.
  • Unheimlich physischer Receiver. In seinen Routes, aber auch nach dem Catch. Hat mich mit seiner Physis und seiner Cleverness in den Routes ein wenig an A.J. Brown von den Tennessee Titans erinnert.

Schwächen:

  • Kein High-End-Route-Runner, kein Elite-Athlet, und das fällt teilweise auch auf. Er ist nicht der explosivste Spieler, er hat nicht die schärfsten Cuts, er hat nicht den herausragenden Release. Kein sonderlich agiler Receiver.
  • Wie überträgt sich sein Spielstil auf die NFL? Wird da vielleicht nochmal ein paar Pfund Muskelmasse draufpacken müssen, um mit der gleichen Effektivität zu spielen. Verließ sich bei Clemson teilweise zu sehr auf seine Physis in der Route, wird es in der NFL damit deutlich schwieriger haben.
  • Auf der älteren Seite. Wird 24 in seiner Rookie-Saison und brauchte letztlich bis ins fünfte College-Jahr, um seinen Breakout zu haben.
  • Powell hat nicht die High-End-Upside der meisten Receiver in meiner Top 12, aber dafür könnte er in vielen Offenses sofort als Nummer 2 starten.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde.

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8. Kadarius Toney, Florida

Receiver-Typ: Slot-Receiver

Stärken:

  • Kein Receiver dieser Draft-Klasse hat mehr "Wow"-Momente in seinem Tape. Explosivität ist auf einem anderen Level, seine Stop-and-Start-Qualitäten sind herausragend. Beschleunigt aus dem Stand von 0 auf 100.
  • Die Explosivität kombiniert Toney mit einer spektakulären Agilität. Mit seiner Athletik und Explosivität ist er so gut, dass er damit Separation kreiert - obwohl er in vielen Bereichen noch vergleichsweise roh ist.
  • Yards-after-Catch-Maschine. Durchbricht Tackling-Versuche, lässt Verteidiger stehen, zerstört vermeintliche Tackling-Winkel für einen Safety mit seiner Beschleunigung. Sollte als Rookie als Returner sofort einen Impact haben können.
  • Vertikale Bedrohung aus dem Slot.
  • Trotz seiner Größe keine Angst vor Kontakt.

Schwächen:

  • Wurde erst relativ spät zum Receiver umfunktioniert - Toney war ein Quarterback in der High School - und das merkt man. Seine Routes wirken häufiger fast improvisiert als koordiniert, er verliert sich manchmal im Raum und ich hatte nur selten den Eindruck, dass er Routes mit einem Plan läuft. Verlässt sich da eher auf seine enorme Athletik - und mit der hat er natürlich auch viele Snaps gewonnen bei Florida.
  • Hatte wenig mit Press Coverage oder Contested Catches zu tun. Release noch eine relative Unbekannte. Könnte früh in seiner NFL-Karriere mit NFL-Slot-Cornerbacks deutlich größere Probleme bekommen als sein College-Tape vermuten lässt.
  • An diesem Punkt fast mehr "Playmaker" als "Receiver". Man wird gerade zu Beginn eine sehr spezifische Rolle für Toney brauchen, in welcher er den Ball per Design im Raum bekommt. Wenn man bereit ist, diese Rolle für ihn zu kreieren, und ihn in den Nuancen der Position weiterentwickelt, kann Toney ein extrem gefährlicher Receiver werden. Aber, und deswegen habe ich ihn vergleichsweise tief, bei Toney muss man ganz klar sagen, dass er diese Umstände auch brauchen wird. Andernfalls hat er in meinen Augen ein höheres Bust-Potenzial als die sieben Receiver vor ihm, einfach weil er noch so vergleichsweise roh ist.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2. Runde.

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7. Terrace Marshall Jr., LSU

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Lange Arme, groß, schirmt den Ball gut über die Mitte ab und ist so in diesem Bereich des Feldes auch schnell anspielbar. In der Mitte hat er auch klar die meisten Bälle gefangen. Aber auch Downfield mehrere richtig gute Catches weg vom Körper mit dabei. Gewinnt häufig vertikal.
  • Bewegt sich leichtfüßiger und agiler als ich anhand seiner Größe gedacht hätte. Gute Richtungswechsel in seinen Routes und nach dem Catch, variiert sein Tempo kontrolliert.
  • Guter erster Schritt. "Sneaky explosiv".
  • Im Slot und Outside eingesetzt. Könnte als Rookie schnell eine gute Nummer 2 sein und ich sehe noch deutliches Upside dahingehend, wie man ihn entwickeln kann. Aus der Top-8-Gruppe am ehesten mein Tipp, um über die nächsten zwei Jahre positiv zu überraschen.

Schwächen:

  • Zu viele Drops. Angesichts der spektakulären Catches, die er teilweise hatte, ist es in meinen Augen eher eine Konzentrationsproblematik. Aber die Drops tauchten in jedem Fall zu häufig auf, daran muss er arbeiten.
  • Stark am Catch Point, aber in der Route oder als Blocker ist Kontakt definitiv nicht sein Spiel.
  • Kein Speedster, kein physischer Freak. Das wird ihn in der NFL nicht tragen und zu einem gewissen Grad ist sein Ceiling damit letztlich auch begrenzt.
  • Seine Routes müssen noch konstanter werden. Er zeigt da schon viel Gutes, teilweise aber läuft er auch scheinbar planlos in den Gegner oder ins Nichts.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Frühe 2. Runde.

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6. Elijah Moore, Ole Miss

Receiver-Typ: Slot-Receiver

Stärken:

  • Wenn ich einen echten Slot-Receiver brauche, wäre Elijah Moore meine klare erste Wahl in diesem Draft. Wahnsinnig smooth in seinem ganzen Spiel: Findet den Ball überall, auch ungenaue Pässe. Cuts sind extrem fließend, Routes sehen sehr weit aus. Verschafft sich häufig Räume an der Spitze seiner Route, die Bewegungen insgesamt wirken extrem effizient. Man hat selten den Eindruck, dass da verschwendete Bewegungen dabei sind.
  • Sehr gute Hände. Einige wahnsinnig schwere Catches, lässt aber alles leicht aussehen. PFF listet ihn bei zwei Drops in der vergangenen Saison, bei 101 Targets (86 Catches).
  • Auch Moore kann - das ist ein wenig das Thema der Klasse - aus dem Slot vertikal attackieren. Bewegt sich super zwischen den Coverage-Zonen über die Mitte des Feldes, harte Catches im Zentrum. Extrem stark am Catch Point.
  • Hat vereinzelt auch Outside gewonnen. Wird nicht seine Trumpfkarte in der NFL sein, aber war da nicht komplett verloren.
  • Kein One-Hit-Wonder. Hatte auch 2019 schon 67 Catches für 850 Yards und sechs Touchdowns.

Schwächen:

  • Sehe ihn in der NFL von der Rolle her als reinen Slot-Receiver. Press-Coverage - wenn er es denn mal gesehen hat - hat ihm Probleme bereitet.
  • Hat nicht die Agilität oder Explosivität, die beispielsweise Kadarius Toney mitbringt. Dementsprechend nicht das absolute Elite-Upside, allerdings ist er eben schon klar weiter entwickelt und hat dementsprechend einen höheren Floor.
  • Klar auf der kleineren und leichteren Seite unter Receivern.
  • Die Total Production hat von einer Vielzahl an Screens und designten Yards nach dem Catch profitiert.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1.-2. Runde.

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5. Rashod Bateman, Minnesota

Receiver-Typ: X-/Z-Receiver

Stärken:

  • Läuft Routes, so scheint es, mit einem klaren Plan. Legt sich Verteidiger zurecht, setzt dann im richtigen Moment den Cut. Wirkt manchmal fast so, als würde er den Cornerback "einschläfern", bevor er plötzlich das Tempo variiert oder die Richtung wechselt. Effektiv als Route-Runner.
  • Guter Release, häufig schnell offen.
  • Wurde im Slot und Outside aufgestellt. Sollte in der NFL in beiden Rollen gewinnen können.
  • Zeigt regelmäßig Catches weg vom Körper, darunter auch einige Highlight-Catches, insbesondere 2019.
  • Guter Play-Speed. Nicht weil er super explosiv wäre, aber weil er es extrem gut kontrolliert. Insgesamt ein "High-Floor-Low-Ceiling"-Receiver in meinen Augen. Sollte sofort einen Impact haben, aber wie viel mehr ist drin?

Schwächen:

  • Ich hab einige Concentration Drops auf seinem Tape gesehen, insbesondere wenn der Hit kam.
  • Separation ist alles in allem gut, aber ich würde mir hier noch konstanter Separation in der Route wünschen für einen First-Round-Receiver. Generell physisch und athletisch hat er kein High-End-Upside.
  • Hat sich nach dem Catch häufiger festgelaufen, Vision mit dem Ball in der Hand eher durchwachsen. Gewann hier eher über durchbrochene Tackles.
  • Wichtig ist es bei Bateman, 2019 und 2020 getrennt zu betrachten. 2019 war er dominant, auch Outside. Sein 2020er Tape ist signifikant schlechter, allerdings erkrankte Bateman über den Sommer an Corona, wählte dann zunächst den Opt-Out und kam schließlich doch zurück. Einer der wenigen Fälle, bei dem ich das - klar stärkere - 2019er Tape vor diesem Hintergrund stärker gewichten würde.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1.-2. Runde.

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4. Rondale Moore, Purdue

Receiver-Typ: Slot-Receiver

Stärken:

  • Wahnsinnig dynamisch mit dem Ball in der Hand. Nimmt irre schnell Tempo auf, super agil, lässt Gegenspieler reihenweise aussteigen. Explosivität ist eine Waffe.
  • Bringt Returner-Value mit. Brandgefährlich auch bei Screens und Jet Sweeps. Spielt einfach sehr schnell.
  • Route-Running hat mir auch sehr gut gefallen. Der Release ist schnell, da kreiert er häufig schon Separation. Setzt scharfe Cuts, arbeitet gut zum Quarterback zurück, seine Athletik überträgt sich sichtbar auch auf sein Route-Running.
  • Gewinnt vertikal, spielt überraschend physisch am Catch Point.

Schwächen:

  • Verletzungssorgen. Immer wieder Probleme über die letzten beiden Jahre gehabt (vor allem Oberschenkel, "Lower Body"), weshalb er 2019 nur vier und 2020 nur drei Spiele absolvierte. Damit muss man als GM komfortabel sein, wenn man ihn in Runde 1 nehmen will. War 2018 herausragend, aber das ist eben jetzt zwei Saisons her.
  • Klein. Ist signifikant kleiner als beispielsweise Tyreek Hill, geht eher Richtung Tarik Cohen. Das per se muss nicht heißen, dass er kein guter Receiver werden kann, aber es ist eben selten. Hat eher Gadget-Spieler-Maße.
  • Durfte bei Purdue sehr viel im freien Raum arbeiten. Screens, Jet Sweeps, Routes aus dem Backfield. Um ihn so zu nutzen, dass es einen Erstrunden-Pick rechtfertigt, muss man für Moore eine spezifische Rolle finden.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 1. Runde.

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3. Ja'Marr Chase, LSU

Receiver-Typ: X-Receiver

Stärken:

  • Unfassbar physischer Receiver. Bully mit dem Ball in der Hand, hat da auch überraschenden Speed, was sein Pro Day eindrucksvoll untermauert hat.
  • Nach dem Catch schneller Übergang zum Runner und wahnsinnig giftig und physisch am Catch Point. Verschafft sich da sehr konstant Platz mit seinem Timing und mit der Art und Weise, wie er seinen Körper platziert.
  • Gewinnt so auch immer wieder tief. Monster gegen SEC-Cornerbacks Outside Eins-gegen-Eins, das war absolut eindrucksvoll. Und das im Alter von 19 Jahren. Der beste X-Receiver im Draft.
  • Zerstört Press Coverage teilweise mit seiner Physis. Gewinnt auch als Route-Runner, nicht so sehr mit Agilität und Cuts, aber indem er die Arme des Cornerbacks wegschlägt, Cuts ideal timen kann und mit kleinen Körpertäuschungen Cornerbacks zu Reaktionen bringt.
  • Überraschend schnelle Füße. Bei In-Breaking-Routes in der mittleren Distanz sowie Comeback-Routes hat er wahnsinnig verlässlich Separation kreiert.

Schwächen:

  • Verlässt sich manchmal zu sehr auf seine Physis, das macht sich gerade im Route-Running bemerkbar. Da läuft er sich teilweise an Cornerbacks fest und braucht zu lange, um wieder sauber wegzukommen. Manchmal scheint er den Kontakt fast zu suchen, das erlaubt es Cornerbacks, ihn eng zu spielen und fordert eine gewisse Bereitschaft des Quarterbacks, enge Fenster anzuspielen.
  • Er ist generell kein Receiver, der mit permanenter Separation auffällt. Dafür hat er auch nicht die High-End-Agilität und er ist auch kein Speedster, zumindest nicht in der Route. Falls er mit seiner Physis in der NFL signifikant weniger punkten kann - was ich nicht vermute, aber auszuschließen ist es auch nicht -, fehlt ihm die athletische Trumpfkarte daneben. Ist auch nicht sonderlich groß, obwohl er deutlich "größer" spielt.
  • Als Run-Blocker wirkt er mäßig motiviert. Keine Katastrophe, aber häufiger hatte ich da den Eindruck, dass er aus diesen Plays ein wenig auscheckt. Von seiner Physis sieht man da meist auch relativ wenig.
  • Nur ein Jahr als Sample Size. 2018 absolut unauffällig, dann seine Monster-Saison 2019. 2020 infolge des Opt-Outs nicht gespielt.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Top 10.

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2. Jaylen Waddle, Alabama

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Speed ist offensichtlich. Teilweise gegen SEC-Cornerbacks auf einem komplett anderen Geschwindigkeitslevel. Wandelnde Big-Play-Gefahr, fing 2020 mehr Bälle in der 20+ Yard Range (6, davon 3 TDs) als im Bereich ein bis neun Yards über der Line of Scrimmage (5).
  • Aber, und das ist wichtig: Waddle ist nicht nur schnell, er ist auch explosiv und das unterscheidet ihn von Vorjahres-Bama-Rookie Henry Ruggs. Ruggs, darüber hatte ich letztes Jahr im Receiver-Ranking geschrieben, hatte Probleme damit, sich in der Route zu lösen, wenn er nicht über den reinen Speed gewinnen konnte. Waddle hat dieses Problem nicht: Beschleunigt nicht nur blitzartig von 0 auf 100 - was ihn auch zu einem gefährlichen Returner macht - sondern zeigt auch scharfe Cuts, spielt mit einem extrem hohen Tempo auch in der Route, bei Richtungswechseln.
  • Waddle ist außerdem als Route-Runner bereits weit entwickelt. Arbeitet mit Körpertäuschungen, mit Kopftäuschungen, legt sich Verteidiger in Off-Coverage zurecht um dann seine Explosivität auszuspielen. Läuft seine Routes mit einem Plan und das macht seine Geschwindigkeit und die Explosivität umso gefährlicher
  • Hat keine Angst vor und keine Probleme mit Physis in der Route. Im Gegenteil: Spielt extrem physisch am Catch Point, attackiert den Ball, richtet sich neu etwa bei ungenauen Pässen aus.
  • Sehr gute Hände. Definitiv keine Tendenz zum Body-Catcher, was ihn von Speedstern vergangener Drafts wie Marquise Brown oder Andy Isabella unterscheidet.
  • Hätte Waddle die gesamte vergangene Saison gespielt, besteht eine sehr gute Chance, dass er mein Nummer-1-Receiver dieser Klasse gewesen wäre. Die vergleichsweise kleine Sample Size ist der einzige Grund, warum ich Waddle "nur " an Position 2 habe. Die NFL sucht seit Jahren den nächsten Tyreek Hill - ich habe über die letzten Jahre keinen Receiver im Draft-Prozess gescoutet, der Hill näher kam als Waddle.

Schwächen:

  • Release muss noch konstanter werden. Bei seiner Agilität und Beschleunigung müsste er hier noch deutlich gefährlicher sein, blieb gegen Press mal häufiger auf den ersten Schritten hängen. Wurde auch vom Scheme beschützt, hat vergleichsweise wenig Press Coverage gesehen.
  • Kleine Sample Size. Hat insgesamt keine 1.000 Snaps im College gespielt, und alle davon im Windschatten exzellenter Receiver (DeVonta Smith, Henry Ruggs, Jerry Jeudy), was ihm zusätzliche Freiheiten erlaubt hat.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Top 10.

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1. DeVonta Smith, Alabama

Receiver-Typ: Z-Receiver

Stärken:

  • Die kuriose Statur - Smith ist wahnsinnig schmal gebaut - springt einen förmlich an; genau wie die Tatsache, dass das sein Spiel quasi in keiner Weise beeinflusst. Im Gegenteil, Smith ist extrem physisch am Catch Point, einer der besten Contested-Catch-Receiver dieser Klasse. Wahnsinnig viele Plays, bei denen er gegen physisch vermeintlich eindrucksvollere Cornerbacks am Catch Point klar gewinnt. Mit Timing, mit gutem Armeinsatz und mit seiner Sprungkraft.
  • Nutzt seine Agilität und die langen Arme, um Separation zu kreieren. Erlaubt es Verteidigern häufig nicht, physisch einen Zugriff zu bekommen.
  • Route-Running ist eine klare Stärke. Smith hat einen guten Release, er hat eine gute Beschleunigung und seine Cuts und Richtungswechsel sind sehr effektiv. Hier verliert er kaum Tempo, er hat schnelle Füße, bleibt dabei kontrolliert. Es sieht bei ihm häufig nicht so explosiv aus wie etwa bei Jerry Jeudy im Vorjahr, aber Smith ist exzellent darin, mit subtilen Bewegungen Räume zu kreieren.
  • Extrem gute Hände. "Inhaliert" den Ball förmlich, regelmäßig auch weg vom Körper.
  • Stark nach dem Catch. Scheint das Feld mit dem Ball in der Hand gut zu lesen, ist auch da schwer zu greifen für Verteidiger.
  • Korrigiert ungenaue Würfe. Richtet sich auch in der Luft problemlos neu zum Ball aus, fantastische Körperkontrolle.
  • Kein Sprinter, aber unterschätzen sollte man seinen Speed und vor allem seine Beschleunigung nicht. Macht große Schritte und überbrückt damit schnell viel Raum.

Schwächen:

  • Teams werden sich letztlich entscheiden müssen, ob die Statur ein Problem für sie darstellt. Mein Eindruck rein vom Tape her würde etwaige Bedenken in der Richtung komplett vom Tisch fegen, aber es gibt schlicht kaum Receiver in dieser Gewichtsklasse, die dann echte Nummer-1-Waffen in der NFL wurden. Und bei allem Lob, manchmal kam es schon vor, dass er aus einer Route gepusht wurde oder dass er physisch Probleme bekam.
  • Er hat nicht den Elite-Speed, den Waddle hat und er ist nicht der Elite-Route-Runner, der Jeudy war. Er gewinnt subtiler, auch hier werden sich NFL-Teams fragen müssen, ob sich das Eins-zu-Eins auf das nächste Level überträgt. Meine Vermutung ist Ja.
  • Viel seiner Total Stats kam bei Screens (35 Screen-Catches, 304 Screen-Yards, beides Platz 1 im College 2020 laut PFF).

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: Top 10.

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Das Draft Wide Receiver Ranking 2021 im Überblick:

PlatzierungSpielerCollegeRundenempfehlung
1.DeVonta SmithAlabamaTop 10
2.Jaylen WaddleAlabamaTop 10
3.Ja'Marr ChaseLSUTop 10
4.Rondale MoorePurdue1. Runde
5.Rashod BatemanMinnesota1.-2. Runde
6.Elijah MooreOle Miss1.-2. Runde
7.Terrace Marshall Jr.LSU2. Runde
8.Kadarius ToneyFlorida2. Runde
9.Cornell PowellClemson3. Runde
10.Jaelon DardenNorth Texas3. Runde
11.D'Wayne EskridgeWestern Michigan3. Runde
12.Dyami BrownNorth Carolina3. Runde