NFL Draft - Trevor Lawrence in der Analyse: Der Hype ist nur teilweise gerechtfertigt

Von Adrian Franke
24. März 202110:50
SPOX nimmt Top-Talent Trevor Lawrence genau unter die Lupe.getty
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Mit der ersten Welle der Free Agency im Rückspiegel geht der Blick vollends Richtung Draft - und alles beginnt mit den Jacksonville Jaguars und dem Nummer-1-Pick. Für viele gilt Quarterback Trevor Lawrence schon jetzt als die sichere Wahl für diesen Spot, doch ist das berechtigt? Wie steht es um die Schwächen des hochgelobten Talents?

Der NFL Draft steht letztlich immer im Zeichen der Quarterbacks - zumindest die erste Runde wird zumeist davon geprägt, wer einen Quarterback braucht, wer für einen Quarterback nach oben traden könnte und wie das den Rest des Drafts durcheinanderwirbeln kann.

Häufig bestimmen da eher die dringlichen Needs der Teams das Bild und Quarterbacks, deren Qualität im Vakuum betrachtet ein gutes Stück weit tiefer gedraftet werden müssten, schießen plötzlich Richtung Top-15-Pick.

In diesem Jahr ist das anders. Auch in diesem Jahr gibt es zahlreiche Teams, die einen Quarterback dringend brauchen - doch es gibt tatsächlich auch eine enorme Qualität in der Spitze dieser Quarterback-Klasse. Aus dem kommenden Draft könnten tatsächlich zwei, drei und vielleicht sogar noch mehr Franchise-Quarterbacks hervorgehen.

Clemsons Trevor Lawrence steht an der Spitze dieser Gruppe.

Über die kommenden Tage werden Quarterback-Kurzanalysen sowie mein Ranking der Quarterback-Prospects in diesem Draft hier auf SPOX herauskommen. Um dafür bestmögliche Transparenz zu liefern, ist es wichtig vorweg meinen Maßstab offen zu legen.

Das sind für mich die wichtigsten Eigenschaften eines Quarterbacks, in dieser Reihenfolge, wenngleich einige natürlich miteinander zusammenhängen:

  1. Accuracy und Antizipation
  2. Processsing, Reads, Decision-Making
  3. Off-Script Plays: Improvisation, Armtalent
  4. Pocket-Verhalten
  5. Mechanics: Füße, Wurfbewegung, Release
  6. Verhalten gegen Pressure
  7. Deep Passing
  8. Athletik

Es ist die mit Abstand wichtigste Position auf dem Feld. Jedes Jahr hoffen mehrere Teams im Draft ihren Franchise-Quarterback für die nächsten 15 Jahre zu finden. So wirklich gelingt das allerdings vergleichsweise selten. In diesem Jahr könnte dieser Wunsch tatsächlich wahr werden, denn die Spitze der Position ist im Draft 2021 exzellent besetzt.

Deshalb startet die SPOX-Draft-Coverage 2020 auch mit dieser Position: Diese Woche steht ganz im Zeichen der Quarterbacks, unter anderem mit Analysen sowie dem Ranking der Top-10 Quarterback-Prospects im diesjährigen Draft.

Los geht es mit dem für viele Experten bereits designierten Nummer-1-Pick Ende April.

NFL Draft 2021 Analyse: Trevor Lawrence, Clemson

Bei einem Prospect wie Trevor Lawrence - selbst das ist merkwürdig zu sagen, denn Prospects "wie Trevor Lawrence" gibt es äußerst selten - ist es leicht, sich dem Hype zu ergeben.

Er war der Nummer-1-Recruit und kam bereits hochdekoriert aus der High School (Nummer 2 bei ESPN), wo er 52 von 54 Spielen über vier Jahre als Starter gewinnen konnte, in seinem ersten Jahr 2018 spielte er wie von einem anderen Stern.

Lawrence war schon immer so etwas wie die nächste große Quarterback-Hoffnung - und daran hat sich wenige Wochen bevor er offiziell ein NFL-Spieler sein wird wenig geändert.

Trevor Lawrences Total Stats 2020:

Completions/AttemptsYards (Average)TD/INTRushing-AttemptsRushing-Yards (TD)
231/334 (69,2%)3.153 (9,4)24/568203 (8)

Man wird kaum einen Mock Draft zwischen Anfang Januar und Ende April finden, in dem Lawrence nicht der Nummer-1-Pick ist und als neuer Franchise-Hoffnungsträger nach Jacksonville geschickt wird.

Trevor Lawrence und das subtile Spektakel

Und es dauert nicht lange, ehe man bei der Analyse seiner Spiele sieht, wo der Hype herkommt: Es ist das Komplettpaket, das überzeugt. Die Highlight-Würfe dank seines spektakulären Arms springen einen sofort an, dazu gleich mehr. Aber eines der stärksten Argumente für Lawrence ist in meinen Augen, dass er zusätzlich auch in den Quarterback-Basis-Aufgaben auffällig gut ist.

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Das beginnt mit seinem Verhalten in der Pocket. Lawrence kann gelegentlich unnötige Sacks kassieren, weil er Plays zu lange aufrecht erhalten will. Meist ist er aber auffallend gut darin, die Pocket zu navigieren.

Dabei geht es nicht um spektakuläre Fluchtmanöver, subtile Bewegungen sind gefragt. Die Quarterbacks, die am besten mit kleinen Bewegungen durch die Pocket navigieren können und dabei stets in Wurfposition bleiben, sind meist am besten ausgerüstet, um in dieser Disziplin auch in der NFL Erfolg zu haben.

Lawrence zeigt das regelmäßig. Ein kleiner Schritt zur Seite, ein perfekt getimter Schritt nach vorne in die Pocket. Alles ohne Aufregung und meist mit sehr gutem Gefühl dafür, wo der Pass-Rush einschlagen könnte, woher ein zusätzlicher Blitzer kommt, wie er sich bewegen muss.

Umso spektakulärer wird diese vergleichsweise subtile Kunst des Quarterback-Spiels dann, wenn Lawrence in diesen Bewegungen nicht nur Pass-Rusher, sondern auch Safeties oder Linebacker aus dem Spiel nimmt.

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Dieses Play gegen Pitt ist ein gutes Beispiel. Lawrence spürt zuerst, dass er von der Backside gleich Druck bekommt und tritt in den offenen Raum der Pocket.

Während dieser Bewegung aber schaut er auf seine linke Seite und mit einem kurzen Schulterzucken deutet er sogar einen Wurf in die Richtung an. In der Folge macht der Split-Field-Safety auf der Seite einen Schritt rüber und öffnet so die Mitte des Feldes für Lawrence, der so ein Fenster bekommt, um den Ball so platzieren zu können, dass sein Receiver eine Chance hat.

Zudem fällt eine Qualität auf, die nicht als Feuerwerk sofort ins Auge springt, aber die für Quarterbacks unheimlich wichtig ist und maßgeblich darüber ausschlaggebend sein wird, ob ein Quarterback-Talent in der NFL auch Erfolg haben kann: Lawrence ist gut darin, Verteidiger zu manipulieren.

Konkret heißt das, dass er seine Route-Kombinationen versteht. Wenn er das Feld wirklich liest, erkennt er, welche Verteidiger er mit seinen Augen manipulieren und so im Idealfall aus seinem Wurffenster bewegen, oder aber manchmal auch einfach nur lesen muss.

Wie etwa bei diesem langen Pass gegen Georgia Tech. Lawrence erkennt, dass der tiefe Safety nicht an Tiefe gewinnt, sondern eher darauf wartet, auf eine Crossing-Route vor sich reagieren zu können. Damit weiß er, dass er aus dem Slot ein vertikales Wurffenster bekommen wird.

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Trevor Lawrence: Advanced Stats 2020:

StatistikWert (Platzierung unter College-QBs 2020)
Adjusted Completion Percentage77,3% (Platz 13)
Average Depth of Target9,0 (Platz 47)
Deep Passing Yards831 (Platz 12)
Screen Passing Yards686 (Platz 1)

Alle Statistiken in dieser Tabelle stammen aus dem Draft Guide von Pro Football Focus.

Trevor Lawrence: Das Armtalent ist überdeutlich

Doch selbstredend sind die spektakulären Würfe das, was jedem College-Football-Fan bei Lawrence in erster Linie im Gedächtnis geblieben ist.

831 Deep-Passing-Yards (Yards bei Pässen über mindestens 20 Yards tief) legte er in der vergangenen Saison auf, zehn (!) Touchdowns warf er bei tiefen Pässen.

Zumindest die Yard-Zahl wäre noch deutlich höher gewesen, hätte er nicht vier Drops seiner Receiver bei Pässen über mindestens 20 Yards bekommen, darunter einige Würfe, bei denen er den Ball perfekt platziert hatte.

Lawrence wirft einen fantastischen Deep Ball. Über seine College-Karriere bevorzugt zu seinen großen Receivern mit enormem Catch-Radius nach außen, die gezielt Eins-gegen-Eins-Duelle erhielten. Mit seinem Arm kann Lawrence das gesamte Feld bedienen.

Aber man findet auf seinem Tape auch über die Mitte perfekt platzierte Bälle 40, 50 Yards tief und auf den Zentimeter genau in die Hände des Receivers geworfen.

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Das Armtalent insgesamt ist einfach beeindruckend. Lawrence trifft mühelos Out-Routes, er bringt den Ball wie an der Schnur gezogen 30 Yards das Feld runter. Er öffnet das ganze Feld, er zeigt Antizipation in seinen Würfen.

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"Armtalent" ist hier ein wichtiger Punkt, weil es eben mehr als nur Armstärke ist. Rein von der Stärke des Arms her, geht in dieser Klasse wohl niemand über North Dakota States Trey Lance - aber Lawrence kann einerseits seine Würfe variieren und auch mit Touch anbringen, und andererseits hat auch er jede Menge Power im Arm.

Diese Kombination erlaubt es ihm, Plays kreieren zu können, wo so einige andere Quarterbacks - auch unter den aktuellen Startern in der NFL - mit ihrem Latein ans Ende kommen.

Dieser Wurf im Spiel gegen Virginia - der eigentlich ein Touchdown sein muss, doch der Receiver kann den Ball nicht lange genug sichern - ist ein gutes Beispiel dafür.

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Zunächst einmal arbeitet Lawrence abermals mit einem Pump Fake, um sich Räume zu kreieren. Doch es ist eine Route, die Zeit braucht und Lawrence weiß, dass er den Ball nicht sofort werfen kann.

Gleichzeitig allerdings wird ihm sein Right Guard ins Gesicht geschoben, die Pocket wird in dem Moment, in dem er im Idealfall in sie rein treten müsste, unsauber.

Das ist der Punkt, an dem die Armstärke übernimmt. Lawrence kann seine Füße nicht richtig setzen, muss also den Ball knapp 40 Yards tief werfen, ohne dass er dabei Kraft aus den Beinen mitnehmen kann. Er bleibt nicht nur ruhig gegen den nahenden Druck, sondern platziert den Ball perfekt über den Verteidiger in die Arme seines Receivers.

Trevor Lawrence: Tendenzen von Patrick Mahomes?

Lawrence hat gut innerhalb der Clemson-Offense-Struktur funktioniert, die es ihm erlaubt hat, seine Armstärke vollends einzusetzen und zu zeigen. Und er hatte selbstredend auch meist gute Mitspieler um sich herum.

Doch ebenfalls auffällig war, dass er eben nicht rein auf die Struktur angewiesen ist. Lawrence kann Plays kreieren.

Das ist ein zweischneidiges Schwert, für nahezu jeden Quarterback und auch für Lawrence. Er hat die Tendenz, Plays erzwingen zu wollen oder den Ball hier und da zu lange zu halten - zumeist aber ist er sehr gut, wenn es darum geht, Plays spät im Down zu machen oder einen Protection-Fehler innerhalb des Plays noch auszugleichen.

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In diesen Momenten erinnert er gelegentlich an Patrick Mahomes, der ebenfalls fraglos von guten Matchups innerhalb der Offense profitiert, aber so auffallend ruhig gegen Pressure ist und eben häufiger dann doch in der Lage ist, ein vermeintlich verlorenes Play noch zu retten.

Diese Art der Improvisation - sprich: das richtige Mittelmaß zu finden, zu wissen, wann man in der Struktur bleiben muss, aber auch, wann man daraus ausbrechen muss und dann die physischen Möglichkeiten zu haben, um ein Play selbst zu kreieren - ist in der NFL über die letzten Jahre signifikant präsenter geworden. Wir sehen es bei Mahomes, bei Josh Allen, bei Justin Herbert, bei Kyler Murray und schon davor bei Russell Wilson und Aaron Rodgers.

Es ist keine Basis, auf welcher eine Offense aufbauen sollte, deshalb ging es in Green Bay zum Ende der Mike-McCarthy-Ära auch mit der Offense derart bergab. Aber in der richtigen Dosis eingestreut kann es den Unterschied ausmachen zwischen einer rundum guten und einer Elite-Offense. Denn die Umstände (Offensive Line, Wide Receiver, Play-Calling) werden selten perfekt sein und dann braucht es einen Quarterback, der die Fehler ausgleichen kann.

Bei Lawrence bin ich davon überzeugt, dass er das kann, und dass er es auch im richtigen Maß kann.

Dazu kommt außerdem seine Athletik: Lawrence ist nicht der nächste Lamar Jackson, aber man sollte seine Fähigkeiten als Runner nicht unterschätzen. In der vergangenen Saison lief er nur für 203 Yards, 2019 allerdings waren es 563 Rushing-Yards bei 103 Runs, sowie neun Rushing-Touchdowns (acht 2020).

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Lawrence mit seinen großen, langen Schritten kann schon mal einem Verteidiger davonlaufen und so auch Big Plays auflegen.

Doch was sind die Schwächen? Wo bekommt Lawrence Probleme?

Trevor Lawrence Draft Analyse: Die Schwächen

Nach den ersten Tapes war ich ehrlicherweise leicht enttäuscht von Trevor Lawrence - was aber zweifellos auch mit dem enormen Hype zusammenhängt, der ihn begleitet.

Das ist in gewisser Weise nicht fair, umso wichtiger (und schwieriger) ist es aber, den Hype von dem zu trennen, was man tatsächlich auf dem Feld sieht.

Da gab es bei Lawrence für mich ganz konkret zwei Dinge, die mir regelmäßig negativ aufgefallen sind und die er verändern muss: Lawrence liest die Mitte des Feldes noch nicht konstant und seine Accuracy ist nicht auf dem High-End-Level Nummer-1-Quarterbacks der letzten Jahre. In der Hinsicht ist er auch nicht der beste Quarterback dieser Klasse.

Beides habe ich mir so häufig notiert, dass es weit über "der Hype ist zu viel" hinausgeht. Für die Fehler über die Mitte des Feldes - ich habe hier einige zusammengeschnitten - gibt es vielleicht sogar eine schematische Erklärung.

Clemson hat über die Mitte des Feldes gerne mit Run Pass Options agiert, wobei Lawrences schnelle Auffassungsgabe und die Power im Arm ideal eingesetzt wurden. Das würde ich auch seinem künftigen NFL-Team dringend ans Herz legen.

Eine Folge davon ist allerdings, dass er häufig nicht das ganze Feld lesen musste, sondern zumeist nur einzelne Spieler. Große Teile der Kurzpass-Offense kamen über RPOs und Screens - kein College-Quarterback hatte letztes Jahr mehr Screen-Passing-Yards als Lawrence - zustande und in beiden Fällen bekommt der Quarterback minimale Read-Aufgaben.

Und das lässt sich noch erweitern, mit den Outside isolierten Receivern bekam Lawrence meist ein klares Bild und konnte bereits Pre-Snap Matchups sehen, welche die Defense ihm dann auch nur begrenzt nach dem Snap noch wegnehmen konnte.

All das half zumindest nicht dabei, dass Lawrence ein ausgeprägtes Gefühl für die Mitte des Feldes erhalten hat. Das bedeutet nicht, dass er hier permanent daneben liegt, aber es fiel doch häufiger auf, dass er Verteidiger in diesem Bereich des Feldes schlicht komplett übersehen hat. Zu häufig, als dass man es als Zufall abtun sollte.

Trevor Lawrence: Accuracy ist keine Trumpfkarte

Zum zweiten Punkt: Lawrence ist nicht der akkurateste Quarterback in dieser Klasse und das ist definitiv erwähnenswert. Konstante Accuracy ist für mich eine der wichtigsten Eigenschaften eines Quarterbacks, denn nur ein konstant akkurater Quarterback kann auch konstant eine Offense auf hohem Level umsetzen, ohne von inkonstanten Dingen wie Big Plays gegen Pressure und Shot-Plays abhängig zu sein.

Es ist nicht unmöglich, sich in diesem Bereich noch in der NFL zu steigern: Josh Allen und Lamar Jackson wären die prominentesten Beispiele der jüngeren Vergangenheit. Und Lawrence ist hier keine Katastrophe. Aber er hat eben immer wieder mal Plays wie diesen Wurf gegen Syracuse in seinem Spiel, wo er den Wurf leicht zu hoch ansetzt. Diese Tendenz lässt sich definitiv feststellen.

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Generell lassen sich kleine Accuracy-Wackler, beispielhaft hier dieser Pass gegen Virginia, beobachten. Der Wurf erfolgt natürlich von einer alles andere als sauberen Basis, aber gerade bei solchen Pässen in die Flat ist Lawrence gelegentlich inkonstant mit seiner Accuracy.

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Lawrence hält den Ball gerne mal zu lange, das wird er in der NFL ändern müssen, manchmal will er Big Plays erzwingen und als Runner muss er noch deutlich umsichtiger laufen. Da habe ich viel zu viele viel zu harte Hits gesehen, die er auf dem nächsten Level dringend vermeiden sollte.

Aber die beiden angesprochenen Punkte müssen der zentrale Kritikpunkt bei Lawrence sein. Das werden denke ich die Dinge sein, die früh in seiner NFL-Karriere am häufigsten auffallen und die er am drastischsten reparieren muss.

Draft Analyse: Trevor Lawrences Stärken und Schwächen

Stärken:

  • Das Armtalent ist herausragend. Kann jeden Wurf aus jeder Plattform, trifft die Hände des Receivers 50 Yards Downfield scheinbar mühelos. Serviert den Ball mit Power oder auch mit Touch über die Mitte, kann da variieren.
  • Bewegt sich sehr gut durch die Pocket. Viele kleine, subtile Bewegungen, bleibt dabei in Wurfposition, kreiert Zeit ohne die Play-Struktur zu verlassen.
  • Kann improvisieren und Plays kreieren. Lawrences Armstärke in Kombination mit seiner Ruhe gegen Druck erlauben es ihm, spät im Down noch Plays zu retten.
  • Bewegt Verteidiger mit seinen Augen, weiß, wo er attackieren will und was er dafür machen muss.
  • Bringt Athletik mit. Überraschend athletischer Runner.
  • Lawrence ist einfach weiter und somit kompletter als die anderen Quarterbacks dieser Klasse. Er erkennt Blitzer, er navigiert durch die Pocket, er manipuliert Verteidiger mit seinen Augen und zusätzlich bringt er physisch ein klares High-End-Ceiling mit.

Schwächen:

  • Lawrence ist inkonstant wenn es darum geht, die Mitte des Feldes zu lesen. Er übersieht hier noch zu häufig Verteidiger und Defenses in der NFL werden eher noch eine Nummer schneller und komplexer. Musste häufig nur sehr bedingt das Feld lesen, so wirkte es zumindest.
  • In puncto Accuracy ist er eher am unteren Ende der Top-Quarterback-Gruppe dieses Drafts. Lawrence zeigt eine Tendenz zu Overthrows und war generell einfach inkonstant, was die Accuracy insgesamt angeht.
  • Will manchmal zu viel. Erzwingt dann Bälle in Fenster, die schlicht nicht da sind, oder hält den Ball zu lange und kassiert so unnötige Sacks.
  • Als Runner muss er mit mehr Bedacht laufen. Das waren viel zu viele sehr harte - und sehr unnötige - Hits.
  • In seinem ersten Jahr 2018 war er herausragend, 2019 gerade in der ersten Saisonhälfte hatte Lawrence echte Probleme. 2020 war dann wieder besser, aber diesen Durchhänger gab es.
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Fazit: Wie gut ist Trevor Lawrence wirklich?

Trevor Lawrence ist ein fantastisches Quarterback-Prospect. Er kann mit seinem High-End-Armtalent jeden Wurf, auch aus unsauberer Plattform, er bringt Athletik und die Fähigkeit mit, zu improvisieren. Er hat exzellentes Timing im vertikalen Passspiel und er bewegt sich auffallend sicher und routiniert durch die Pocket.

Ich erwarte, dass Lawrence schnell den Sprung in die NFL schaffen kann und gleichzeitig würde ich eine Warnung hinterherschieben. Eben dahingehend, dass er vermutlich einige Interceptions über die Mitte werfen wird, gerade früh in seiner Karriere. Dass seine Risikobereitschaft - sei es als Runner, oder auch wenn er einen Wurf in ein Mini-Fenster erzwingen will - in der NFL noch deutlich konsequenter bestraft werden wird.

All das sollte aber nicht davon ablenken, dass man sich mit Lawrence einen potenziellen Top-5-Quarterback draftet, der eben, im Gegensatz zu manchem anderen Prospect dieser Draft-Klasse, nicht nur ein hohes Ceiling, sondern auch schon jetzt eine sehr gute Baseline mitbringt. Ich vermute, dass Lawrence als Rookie ein Top-20-Quarterback sein wird, mindestens. Und das wäre bereits ein sehr guter Start in die NFL-Karriere.

Der enorme Hype, der Lawrence begleitet, ist auch deshalb in vielen Bereichen zu rechtfertigen - allerdings mit Blick auf das Gesamtbild für mich eben nur teilweise berechtigt.