Wie im Prinzip vor jedem NFL Draft scheint es auch in diesem Jahr wieder signifikante Fluktuationen zu geben, was die Bewertung der Top-Talente, speziell auf der Quarterback-Position, betrifft. Relativ klar scheint, dass Trevor Lawrence an Position eins zu den Jacksonville Jaguars und Zach Wilson direkt dahinter zu den New York Jets gehen wird.
Durch den Monster-Trade, mit dem die San Francisco 49ers an Position 3 vorgerückt sind, wissen wir zudem, dass auch der dritte Pick im Draft sehr wahrscheinlich auf einen Quarterback fallen wird. Wir wissen nur noch nicht, auf welchen.
Glaubt man allerdings den jüngsten Berichten der Top-NFL-Insider wie Adam Schefter (ESPN) oder Ian Rapoport (NFL Network), dann wird dieser Quarterback nicht etwa Justin Fields (Ohio State) oder Trey Lance (North Dakota State), sondern vielmehr Alabamas National-Champion Mac Jones sein.
Mac Jones? In einigen Draft-Rankings knackte dieser nicht mal die Top-5 unter den Quarterbacks - im SPOX-Ranking rangiert er beispielsweise nur an Position 6. Wie also kommen die 49ers auf die Idee, gerade Jones zu wählen? Vorausgesetzt, die jüngsten Berichte sind keine Smokescreens, also Ablenkungsmanöver - was angesichts ihrer Draftposition ohnehin relativ unsinnig wäre.
Jones beendete seine College-Karriere in Alabama als Redshirt-Junior, dafür aber als National Champion und Quarterback mit der wohl besten Saison 2020. Glaubt man den Experten von Pro Football Focus, dann legte er eine ähnlich dominante Saison hin wie ein Jahr zuvor Joe Burrow, der als Heisman-Gewinner und nationaler Champion an Position 1 zu den Cincinnati Bengals ging.
Mac Jones: Parellelen zu Joe Burrow
Eine weitere Parallele zu Burrow ist die Tatsache, dass auch Jones' Mega-Saison im Prinzip aus dem Nichts kam. Es war letztlich sogar eine noch größere Überraschung, denn für Jones war 2020 die erste echte Saison als Starter.
Jones kam 2017 in derselben Recruiting-Klasse nach Tuscaloosa wie Tua Tagovailoa. Doch anders als der Five-Star-QB spielte Jones eigentlich gar keine Rolle: Die Quarterback-Position der Crimson Tide war so tief besetzt, dass Jones als Redshirt nur das Scout-Team anführte. Da allerdings wurde er auffällig.
Aufgrund seiner kompetitiven Art machte er nicht immer das, was die Coaches im auftrugen. War es etwa die Vorgabe, den Ball zu einem bestimmten Receiver zu werfen, auch wenn dieser zugedeckt war, dann feuerte Jones den Ball lieber weit ins Aus, anstatt eine Interception zu riskieren. Auch brachte er Head Coach Nick Saban des Öfteren mit Hard Counts, die die hochveranlagten Verteidiger ins Offside lockten, auf die Palme - reine Zeitverschwendung!
Neben dem Platz wiederum war er stets ein lockerer Typ und bekam von einem ehemaligen Mitspieler den Spitznamen "Joker". Angelehnt jedoch nicht an einer modernen Interpretation von Batmans Erzrivalen wie Jack Nicholson, Heath Ledger oder jüngst Joaquin Phoenix, sondern vielmehr an die eher übertrieben lächerliche Version der Fernsehserie aus den 60er Jahren (gespielt von Cesar Romero).
Als der Name auch in den Medien die Runde machte, sah sich Jones allerdings dazu gezwungen, klarzustellen: "Ich habe den aktuellsten Joker-Film gesehen, den brutalen. Ich will nicht, dass die Leute denken, dass ich so verrückt bin. Aber ich bin eben so. Ich bin jemand, der es mag zu lachen."
Mac Jones lässt seine Teamkollegen glänzen
Ein Klassenclown allerdings war er nicht. Vielmehr steigerte er sich mit seinen Aufgaben und stieg geduldig die Depth Chart hoch. Nachdem er 2018 und 2019 als Backup hinter Jalen Hurts und Tagovailoa begann, übernahm er für Letzteren zum Saisonende aufgrund dessen schwerer Hüftverletzung. Am Ende stand immerhin ein Erfolg im Citrus Bowl über Michigan.
2020 war dann sein Jahr. Er räumte mehrere Awards ab und war nach der ungeschlagenen Saison Heisman-Finalist. Dieser Erfolg allerdings ging an seinen Teamkollegen Wide Receiver DeVonta Smith, der auch einer der Hauptgründe für Jones' Erfolg war - und für Bedenken ob seines letztlichen NFL-Potenzials.
Die Offense der Tide war schlicht so gut, dass viele anzweifeln, ob Jones in einem weniger talentierten Umfeld auch so gut sein könne. Die O-Line dominierte nach Belieben, was es auch Running Back Najee Harris ermöglichte, sich weiter in den Vordergrund zu spielen. Und die Receiver waren stets soweit offen, dass Jones ohne Mühe offene Fenster fand.
Letzteres ist dann auch der größte Unterschied zu Burrow ein Jahr zuvor: Während jener noch 124 Pässe in enge Wurffenster anbrachte, waren es bei Jones im Jahr 2020 nur 44. Niemand weiß so recht, ob Jones in der Lage ist, diese auch unter größtem Druck und höherem Tempo in der NFL anzubringen.
Was jedoch für ihn spricht, ist seine Fähigkeit, gegnerische Defenses kompetent zu lesen, was auch in der heutigen NFL nicht schaden kann.
Mac Jones: Statistiken bei Alabama
Saison | Spiele | Passquote (Prozent) | Passing Yards | Touchdowns | Interceptions | Passer Rating |
2018 | 6 | 38,5 | 123 | 1 | 0 | 143,3 |
2019 | 11 | 68,8 | 1503 | 14 | 3 | 186,8 |
2020 | 13 | 77,4 | 4500 | 41 | 4 | 203,1 |