Ranking: Etienne, Harris, Williams - so gut ist die Running-Back-Klasse im Draft

Von Adrian Franke
08. April 202110:30
SPOX stellt euch die Top-Running-Backs im kommenden Draft vor.getty
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Ganz mithalten kann die diesjährige Running-Back-Klasse im Draft mit den Wide Receivern nicht - und doch gibt es spannende Spieler in ganz unterschiedlicher Hinsicht. Könnte Najee Harris, Alabamas 3-Down-Back, in Runde 1 gehen? Oder vielleicht der Big-Play-Runner Travis Etienne? NFL-Redakteur Adrian Franke hat 18 Running Backs für den diesjährigen Draft analysiert und präsentiert seine Top 10.

Der Umgang mit der Running-Back-Position im Kontext der Pre-Draft-Analyse erlaubt meist auch einen kleinen Blick in die generelle Football-Sichtweise des jeweiligen Analysten.

Auch ohne diese Debatte an diesem Punkt führen zu wollen - das wurde hier über die letzten zwei Jahre häufig genug gemacht - ist mein Standpunkt relativ klar: Running Backs sind nicht beliebig austauschbar, doch der Unterschied innerhalb der Position ist - auf einen entsprechend größeren Zeitraum betrachtet - vergleichsweise gering. Dafür gibt es inzwischen mehr als genügend tiefgreifende Datenanalysen.

Das gerne als provozierender Slogan verwendete "Running Backs don't matter" würde ich hier dementsprechend auch zurückweisen und durch mehr Nuancen ersetzen: Wenn man davon redet, welche Positionen den Gesamt-Output der Offense beeinflussen, kommen die Running Backs erst relativ spät; vor allem aber ist in dieser Rechnung der Unterschied zwischen der Spitze und dem unteren Mittelfeld auf der Running-Back-Position so gering, dass es sich nicht lohnt, hohe Ressourcen in die Position zu stecken.

Das ist der maßgebliche Unterschied zu Quarterbacks, Wide Receivern oder auch Tackles: Hier macht es einen gewaltigen Unterschied, ob man den Nummer-5- oder den Nummer-23-Receiver hat. Bei den Running Backs eher nicht.

All diese Punkte gehören in die "Positional Value"-Debatte, also Diskussionen darüber, wie "wertvoll" eine spezifische Position ist - und wie viele Ressourcen (Cap Hit, Draft-Value) man im Umkehrschluss in diese Position stecken sollte. Könnten die Pittsburgh Steelers etwa ihr Run Game wiederbeleben, indem sie den besten Back des Drafts in Runde 1 draften? Ziemlich sicher nicht. Ein Fokus auf die Offensive Line und ein Running Back spät im Draft wäre hier wohl deutlich erfolgsversprechender.

Auf meinem Big Board wird es dementsprechend schwer für einen Running Back sein, eine Erstrunden-Empfehlung zu erhalten; diesen Value sehe ich schlicht bei quasi keinem Back mehr. Das allerdings bedeutet nicht, dass es keine Backs gibt, die ab Tag 2 und dann in Tag 3 des Drafts Value mitbringen und einen Impact haben können. Insbesondere, wenn diese Backs zusätzlich eine ausgeprägte Rolle im Passspiel einnehmen können oder auch wenn sie außergewöhnliches Big-Play-Potenzial mitbringen.

Patterson, Hubbard - Williams: Wer ist nicht im Ranking?

Auch der diesjährige Draft bietet einige exzellente Beispiele für den Gedanken, dass man produktive Backs auch an Tag 3 findet, solange ein Scheme-Fit gegeben ist. Buffalos Jaret Patterson wäre so ein Beispiel, ein exzellenter Zone-Runner, der mit glänzender Vision punktet, unheimlich konstant den richtigen Read setzt und damit positiven Run an positiven Run reiht. Die Vision kombiniert mit einer soliden Agilität und Beschleunigung würde es ihm auch ohne Elite-Tools erlauben, in einer Outside-Zone-Offense durchaus produktiv zu sein.

Patterson wäre bei mir ab Mitte des dritten Draft-Tages auf der Liste, genau wie Chuba Hubbard von Oklahoma State. Ein unheimlich kontrollierter Runner, der absolut versteht, wo er wann sein muss und mit einem guten Timing spielt. Hubbard fehlt es aber an Speed, an Agilität und an Quickness, was ihn doch deutlich limitiert.

Ein Spieler, der es nicht in meine Top 10 geschafft hat, über den man aber unweigerlich stolpert, ist Rhamondre Stevenson. Das ist ein Back, auf den ich mir so gar keinen Reim bilden kann: Sieht aus wie LeGarrette Blount, spielt aber eher wie eine Mischung aus Kenyan Drake und Clyde Edwards-Helaire. Versucht, leichtfüßig durch enge Räume zu navigieren, statt mit Power zu spielen und für seine Statur ist er auch überraschend agil. Aber eben nicht auf einem Level, dass ihn das tragen würde und Speed sucht man schlicht vergeblich in seinem Spiel.

Diese Art Running Back ist dann für mich tatsächlich nahezu komplett austauschbar - deutlich spannender finde ich, gerade wenn wir in den dritten Draft-Tag kommen, Backs wie Pooka Williams von Kansas. Ein Back, den man kaum greifen kann; unheimlich agil, schnelle Füße, beschleunigt blitzartig und lässt Verteidiger regelmäßig auf engstem Raum aussteigen. Sah auch im Passspiel mit mehreren schwierigen Catches exzellent aus.

Er ist extrem schmal und leicht und hat keinerlei Power in seinem Spiel, wird also bestenfalls ein Komplementär-Back oder ein Gadget-Spieler in der NFL. Aber das ist ein Back, der kreieren kann und der Value im Passspiel mitbringt; auf so einen Spieler würde ich ab Runde 5 stilistisch immer eher gehen als auf den All-Around-Durchschnitts-Back, den man vermutlich auch nach dem Draft oder im Sommer als Free Agent finden kann.

NFL Draft 2021: Das Running Back Ranking

10. Kene Nwangwu, Iowa State

Stärken:

  • Bevor hier die Mistgabeln rauskommen: Nwangwu ist Stand heute nicht der zehntbeste Running Back in diesem Draft. Aber wenn ich überlege, was ich an Tag 3 im Draft auf dieser Position suche, dann schaue ich auf Upside, auf Backs, die etwas Besonderes werden könnten - und idealerweise auf Special-Team-Value.
  • Vielleicht ist es also nur richtig, damit bei Nwangwu anzufangen - denn mit ihm draftet man vermutlich den besten, oder mindestens einen der zwei, drei besten Kick-Returner dieser Klasse: Nwangwu verlässt Iowa State mit dem Schulrekord für durchschnittliche Return-Länge (26,85 Yards bei 92 Returns) und ist die Nummer 3 in der Big-12-Geschichte mit 2.470 Kick-Return-Yards. Über die letzten beiden Jahre verzeichnete er fast 30 Yards pro Kick-Return. Wurde während seiner Zeit bei Iowa State in seiner Rolle als Returner unter anderem in das Second-Team-All-Big-12 gewählt und von PFF zum First Team Freshman All-American ausgezeichnet.
  • Und athletisch? Wenn wir nach den RAS-Werten gehen, die diese Tests vergleichbar darstellen, dann setzt sich Nwangwu an die Spitze dieser Running-Back-Klasse. Er ist ein Sprinter - lief die 100 Meter in der High School in 10,54 Sekunden - und lief beim Pro Day die 40 Yards über 4,32 Sekunden. Bei 210 Pfund Körpergewicht.
  • Diese Elite-Test-Werte in puncto Beschleunigung, Speed und Explosivität sieht man auf Tape. Wenn Nwangwu eine Lücke bekommt, ist er häufig weg und das nicht selten ohne dass ein Gegner nochmal ernsthaft die Hände an ihn bekommt. Er hat echten Game-Changing-Speed.
  • Bewegt sich fließend, hat einen hohen Grund-Playspeed. Richtungswechsel kommen ohne großen Geschwindigkeitsverlust, Agilität und Speed in der Kombination sind beeindruckend. Schickt Linebacker teilweise hinter der Line of Scrimmage in die falsche Gap und explodiert dann durch die Mitte.
  • Das fließt nicht in meine Bewertung mit ein, aber erwähnenswert scheint es: Coach Matt Campbell hat Nwangwu als "einen der größten Leader" bezeichnet und hinzugefügt: "Wie er vorangeht und was er für unser Team geleistet hat ist nichts anderes als außergewöhnlich." Wurde 2020 als Big-12-Scholar-Athlete des Jahres ausgezeichnet.

Schwächen:

  • Die offensichtlichen Punkte. Nwangwu hatte in keiner Saison mehr als die 61 Carries, die er letztes Jahr hatte (27, 39, 16, 61). Verpasste zudem 2017 verletzt komplett. Zog erst gegen David Montgomery, dann gegen Breece Hall den Kürzeren und auch wenn das beides sehr gute Backs sind, muss eine Frage lauten, warum sich Nwangwu nicht mehr Snaps erarbeiten konnte.
  • Vision ist etwas inkonstant. Einige Plays bei denen er sich "kopflos" im Zentrum festläuft.
  • Relativ wenig Power in seinem Spiel. Kein Back der regelmäßig durch Verteidiger durchlaufen wird.
  • Ist als Redshirt Senior auf der älteren Seite der Position. Wurde im Februar 23 Jahre alt.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 5.-6. Runde

9. Demetric Felton, UCLA

Stärken:

  • Extrem komfortabel als Receiver. Fängt den Ball sicher, auch weg vom Körper. Begann seine Karriere bei UCLA auch als Slot-Receiver, schulte erst spät auf Running Back um. Felton kann als Running-Back-Receiver-Hybrid als Rookie direkt einen Impact haben.
  • Lief auch beim Senior Bowl Routes mit den Wide Receivern und konnte dort mithalten. Lief dort einige exzellente Routes. Agil, gute Körperkontrolle; verbessert er sich weiter, könnte das einer der besten Route-Runner auf der Running-Back-Position in der NFL werden.
  • Als Runner kann er mit Richtungswechseln neue Situationen kreieren. Entwickelt er sich als Running Back weiter, hat Felton das Potenzial, eine echte Matchup-Waffe zu werden.

Schwächen:

  • Man sieht deutlich, dass er als Runner noch roh ist. Läuft sehr aufrecht, was seine Möglichkeiten durch Kontakt deutlich limitiert, wird häufig vom ersten Kontakt gestoppt. Keinerlei Kompaktheit in seinem Spiel als Runner.
  • Auch Vision und Reads als Runner sind noch sehr inkonstant. Lebt eher davon, dass er auf engem Raum kreieren kann. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er das Feld aus dem Backfield sonderlich gut liest und damit könnte er zumindest anfangs in der NFL auch Probleme damit bekommen, innerhalb der Struktur einer Offense den Ball zu laufen.
  • Kein Speedster, keine Explosivität auf High-End-Level.
  • Hatte einen desolaten Pro-Day. 40 Yards in 4,59 Sekunden, 7,31 Sekunden beim 3-Cone, desolate Werte im Hoch- und Weitsprung. Womöglich war hier eine Verletzung involviert, aber das könnte Felton tiefer in Tag 3 rutschen lassen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4.-5. Runde

8. Trey Sermon, Ohio State

Stärken:

  • Relativ großer Back (6'0", 213 Pfund), der sich dafür aber auffallend gut bewegt. Kommt ohne Geschwindigkeitsverlust durch schmale Gaps, hat dabei auch eine gute Contact-Balance. Weicht dem ersten Verteidiger meist aus.
  • Gute Jump Cuts im offenen Feld. Kreiert so neue Winkel im Run Game.
  • Guter Zone-Runner. Scheint das Play meist sehr gut zu lesen und "ist da, wo er sein muss". Profitierte von einigen gewaltigen Gaps hinter der Ohio-State-Line, aber hat auch konstant gezeigt, dass er es versteht, diese Gaps zu attackieren.
  • Solide als Receiver aus dem Backfield. Kein Back, der da einen großen Unterschied macht, aber auch keiner, der in der Hinsicht ein Problem hinsichtlich der NFL-Projektion wäre.

Schwächen:

  • Sermon macht viele Dinge gut, aber er macht nichts auf Elite-Level. Speed ist okay, nicht mehr, Explosivität ist in Ordnung, auch wenn er dort bei seinem Pro Day überraschend gut testete. Aber kein Back, der NFL-Verteidigern regelmäßig davonläuft.
  • Auch kein Back, der durch den Gegner läuft. Contact-Balance ist gut, aber wenn er einen direkten Impact verarbeiten muss, dann ist das Play meist vorbei. Kein Back, der die Schulter runter nimmt und so noch 2,3 Yards extra rausholt.
  • Bewegt sich gut auf engem Raum, aber im Tempo ist die Agilität limitiert. Braucht da häufig zusätzliche Schritte für Richtungswechsel.
  • Exzellentes Blocking bei Ohio State legt nahe, dass er in der NFL schwierigere Umstände vorfinden wird.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4.-5. Runde

7. Khalil Herbert, Virginia Tech

Stärken:

  • Power plus Contact-Balance, das ist Herberts Spiel. Bulldozer durch Tackling-Versuche, Beine sind immer aktiv, behält Tempo.
  • Vor allem aber ist er ein exzellenter Zone-Runner. Findet Lücken, läuft gut durch den ersten Kontakt und explodiert dann auf den ersten Schritten auf dem Second Level, um Big Plays zu kreieren. Herbert ist kein Speedster, aber weil er so gut durch Kontakt arbeitet und dann schnell Tempo aufnehmen kann, kommt er dennoch regelmäßig zu Big Plays. Das wäre ein klassischer Back für eine der inzwischen zahlreichen Shanahan-Offenses in der NFL früh an Tag 3 des Drafts.
  • Gute Vision. Findet die Lücken, sieht, wann er seinen Cut setzen muss. Läuft kompakt und ist sehr sicher durch die Mitte der Defense. Arbeitet da super mit kleinen Körperbewegungen und Fakes.
  • Könnte zusätzlichen Value als Returner mitbringen, hat das im College auch einige Male gemacht.

Schwächen:

  • Kein High-End-Speedster und nicht sonderlich agil. Kein Back, der über Richtungswechsel auf engem Raum punktet. Setzt auch keine sonderlich scharfen Cuts.
  • Quasi kein Faktor im Passspiel gewesen. Nie mehr als zehn Catches in einer Saison. Ich will nicht ausschließen, dass er hier eventuell mehr kann als er im College gezeigt hat, beziehungsweise zeigen durfte - aber für den Moment eine Wildcard in diesem Bereich, mit eher negativer Tendenz. Ich habe einen schwierigen Catch weg vom Körper gesehen, der Rest waren Body Catches und dazu auch mal ein hässlicher Drop.
  • War beim Senior Bowl desolat in Pass-Protection, und das sieht man auch auf Tape. Hat da einige gute Momente, aber definitiv noch sehr inkonstant in diesem Bereich.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4.-5. Runde

6. Kylin Hill, Mississippi State

Stärken:

  • Hills Tape macht irre viel Spaß. Super Beschleunigung, nimmt mühelos blitzartig Tempo auf. Explosiv in seinen Richtungswechseln, aber auch nach dem Catch.
  • Manipuliert Verteidiger als Runner und schickt sie mit Körpertäuschungen auf die "falsche" Seite des Blocks, um dann in die andere Richtung seine Explosivität auszuspielen.
  • Sehr beweglich und "slippery" auf engem Raum. Die Cuts sind sehr fließend und ohne größeren Geschwindigkeitsverlust.
  • Hill hat 2020 infolge seines Opt-Outs nur drei Spiele absolviert, aber weil Mississippi State unter Mike Leach den Übergang zur Air Raid Offense wagte, konnte er in den drei Spielen mehr als Receiver zeigen als in der gesamten Saison 2019 - und deutete auch in dem Bereich enormes Potenzial an.
  • Konkret: Mehrere fantastische, schwierige Catches weg vom Körper wie etwa der Touchdown gegen Louisiana Tech. Zeigte gute Hände und eine fortgeschrittene Koordination am Catch Point und lief auch explosive, aber trotzdem kontrollierte Routes.
  • Habe wenige schlechte Plays in Protection von ihm gesehen und das hat er beim Senior Bowl bestätigt.

Schwächen:

  • Läuft sehr aufrecht und hat dadurch häufiger überschaubare Power durch Kontakt.
  • Verlässt sich teilweise zu sehr auf seine - sehr guten, das muss man dazusagen - Instinkte im Run Game. Führte auffällig häufig zu Runs, bei denen er scheinbar ohne Not in den Gegner rein lief. Reads und Vision scheinen noch Arbeit zu brauchen.
  • Das führt in der Summe zu einem "wilden" Stil als Runner. In der NFL muss er noch mehr daran arbeiten, innerhalb der Play-Struktur zu arbeiten und dabei dennoch seine Explosivität aufs Feld zu übertragen.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4. Runde

5. Michael Carter, North Carolina

Stärken:

  • Carters beste Qualitäten als Runner sind die Contact-Balance, die Agilität und wie er damit durch engste Räume navigieren kann. Exzellente Stop-and-Start-Beschleunigung, alle Bewegungen wirken kontrolliert und effektiv gleichermaßen. Schaltet im Tempo problemlos rauf und runter, hat mich stilistisch häufiger an Alvin Kamara erinnert.
  • Auf diese Art und Weise kreiert er auch. Lässt Verteidiger mit seinen Cuts aussteigen, schafft neue Winkel im Run Game. Seine Vision sah meist sehr gut auf, mir ist regelmäßig aufgefallen, wie er sich Second-Level-Verteidiger noch im Backfield bereits zurechtlegt. Insgesamt 47 erzwungene Missed Tackles gemäß PFF bedeuteten Platz 5 unter Running Backs letztes Jahr.
  • Geduldiger Laufstil, ohne dabei unnötig Zeit zu verschwenden. Das führt auch ohne Elite-Speed zu Big Plays: Kein Running Back hatte laut PFF 2020 mehr Runs über mindestens 15 Yards als Carter (29).
  • Sicherer Receiver. Hat mehrfach auch Downfield gewonnen, hatte einige Highlight-Catches auf Tape. Hier sehe ich Potenzial für deutlich mehr Production im Passspiel auf dem nächsten Level.

Schwächen:

  • Kein Homerun- oder Breakaway-Speed. Wurde im offenen Feld noch eingeholt, kein Back, der regelmäßig NFL-Verteidigern für 30-, 40-Yard-Runs davonlaufen wird.
  • Manchmal will er zu viel. Kein Back, der konstant drei Yards rausholt, wenn drei Yards da sind. Versucht dann, etwas zu kreieren, hier sieht man aber die athletischen Limitierungen. Carter verfügt über exzellente Agilität, Explosivität und Speed sind aber im Vergleich überschaubar.
  • Nicht der physischste Back. Direkter Impact stoppt ihn schon häufiger als die Kandidaten in der Spitzengruppe.
  • Pass-Protection ist doch noch deutlich sichtbar wacklig. War auch beim Senior Bowl einer der schlechtesten Backs in Protection. Wird vielleicht nie mehr als ein Complementary Back in einem geteilten Backfield sein.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 4. Runde

4. Kenneth Gainwell, Memphis

Stärken:

  • Die Aussage, wonach ein Running Back "auch Receiver spielen könnte", wird zunehmend gerne genutzt - selten trifft sie tatsächlich zu. Bei Gainwell kann man diese Vermutung durchaus berechtigt anbringen: Wurde bei Memphis regelmäßig im Slot aufgestellt, fängt den Ball komplett problemlos weg vom Körper.
  • Findet den Ball auch Downfield, extrem schneller Übergang vom Catch-Point zum Runner. Backshoulder-Catches, sichert den Ball bei vollem Tempo, Angle-Routes aus dem Backfield sind ein Linebacker-Albtraum. Variiert seinen Release auch bereits und kann so schon an der Line of Scrimmage gewinnen. PFF listet ihn bei drei Drops über 60 fangbare Targets. Der beste Receiving-Back, den ich in dieser Klasse gesehen habe. Traue ihm in der richtigen Offense als Rookie 50+ Catches zu.
  • Bewegungen sind extrem fließend, kann auf engstem Raum die Richtung wechseln und behält dabei sein Tempo sowie seine Balance.
  • Beschleunigung ist gut, kommt bei Outside-Runs "um die Ecke". Navigiert zudem gut durch die Mitte.
  • High-School-Quarterback, wäre mit dem richtigen Offensive Coordinator in der NFL ein "Trick-Play waiting to happen". Hat im College auch einige Wildcat-QB-Snaps genommen.

Schwächen:

  • Vision als Runner ist mein größtes Fragezeichen bei Gainwell. Hatte bei Memphis häufig exzellentes Blocking und kam so ohne Probleme auf das zweite Level der Defense. Aber wenn er Verteidiger und Blocks wirklich lesen musste, fiel das auf nahezu jedem Tape das ich gesehen habe negativ auf. Hat da regelmäßig falsche Entscheidungen getroffen, falsche Cuts gesetzt und lief sich so unnötig fest.
  • Hatte auch Probleme damit, Second-Level-Verteidiger aus dem Backfield zu lesen, geschweige denn zu manipulieren. Da fand ich Carter und Hill etwa klar besser. Ich hatte bei Gainwell den Eindruck, dass er auch noch kein ideales Gefühl für den Raum hat, in dem er sich bewegt
  • Hatte die Tendenz, Runs vorschnell nach außen zu tragen. Zudem einige Male sorglos mit dem Ball.
  • Das alles führt zu einer übergreifenden Frage: Was genau wird seine Rolle auf dem NFL-Level sein? Ist es eher ein Gadget-Waffe wie Cordarrelle Patterson? Oder kann er ein konstanter Runner werden und sich so zu einer Elite-Matchup-Waffe entwickeln?
  • Agilitätstests beim Pro Day waren überraschend schlecht. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass Gainwell die 2020er Saison ausgesetzt hat, hätte man hier eher noch leicht verbesserte Werte erwartet. Stattdessen schwache Werte beim 3-Cone und beim Shuttle.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde

3. Javonte Williams, North Carolina

Stärken:

  • Bulldozer. Wenn man den Back in dieser Klasse sucht, der dem physischen Spielstil von Derrick Henry am nächsten kommt, dann wäre das vermutlich Javonte Williams. Bringt enorme Power mit, Füße sind immer in Bewegung. Tackling-Versuche machen ihn häufig kaum langsamer.
  • Williams bringt hier einerseits eine beachtliche Physis mit, aber er verfügt zusätzlich über eine spektakuläre Contact-Balance. Das macht ihn in diesem Bereich im Gesamtpaket so stark. Überraschend für mich war dann, dass er zusätzlich noch super auf engem Raum bewegt und da auch jede Menge Beweglichkeit mitbringt. Extrem gute Agilität, nicht nur für seine Statur.
  • Die Folge: 75 Forced Missed Tackles und 831 Yards nach Kontakt. Damit lag er laut PFF auf Rang 1, beziehungsweise Rang 4 in der vergangenen College Saison.
  • Ein Runner, der geduldig ist, aber offene Gaps nicht ungenutzt lässt. Sollte in der NFL auch in Short-Yardage-Situationen sehr konstant das Maximum rausholen können.
  • Als Route-Runner - wenn er das mal gemacht hat - hat er mich teilweise überrascht. Hat auch hier schnelle Füße und ließ vereinzelt Linebacker komplett aussteigen.

Schwächen:

  • Teilweise ist mir sein Spielstil fast zu physisch. Da würde ich mir mitunter wünschen, dass er einen schärferen Cut setzen und so einen neuen Winkel kreieren kann. Er ist zwar agil, aber nicht übermäßig quick auf engem Raum.
  • Kein Speedster. Tendenz eher Richtung 4.6er Zeit über 40 Yards.
  • Balance durch Kontakt ist exzellent, aber die Balance und die Körperkontrolle im Raum fand ich häufig eher durchschnittlich.
  • Value als Receiver ist für mich das größte Fragezeichen. War inkonstant am Catch Point, hatte einige Drops. Gut möglich, dass viel mehr als eine reine Komplementär-Rolle in der Hinsicht für ihn nicht drin ist, letztlich haben wir es aber von ihm einfach noch nicht gesehen.
  • Das gilt auch für sein Gesamt-Volume. Williams hatte nie mehr als 166 Carries in einer Saison - wie effizient bleibt sein physischer Stil als Runner, wenn er sich - dann gegen NFL-Verteidiger - auf 200, 250 Carries zubewegt?

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde

2. Najee Harris, Alabama

Stärken:

  • Ein echter 3-Down-Back, das ist klar das beste Argument für Harris. Und in dem Zusammenhang würde ich auch im Passspiel beginnen: Harris ist kein "Slot-Receiver im Backfield", wie man höchstens bei Gainwell und Felton argumentieren könnte. Aber man kann ihn überall Routes laufen lassen, er zeigt gute Cuts, kreiert konstant Separation und ist vor allem extrem gut am Catch Point.
  • Heißt konkret: Harris gewinnt auch Jump Balls, er fängt den Ball mühelos weg vom Körper und das unabhängig davon, ob er aus dem Backfield in die Flat oder aus dem Slot eine vertikale Route läuft. Beachtlicher Catch-Radius, vermutlich in der Hinsicht die Nummer 1 dieser Running-Back-Klasse.
  • Hat schnelle Füße, gerade für seine Größe. Jump Cuts, Spin Moves, generell Agilität im Raum ist überraschend gut.
  • Konstant positive Plays. Das ist eine Auffälligkeit in Harris' Spiel, er hat einerseits die Highlights - nicht zuletzt natürlich mit den Sprüngen über Verteidiger - aber er wird auch kaum einmal "selbstverschuldet" im Backfield gestoppt. Folgt seinen Blockern - Harris dürfte eher in einem Power-Scheme zuhause sein -, holt was da ist und packt dann mit seiner überraschenden Leichtfüßigkeit und der generellen Athletik jede Menge nach erstem Kontakt obendrauf.

Schwächen:

  • Harris in der Summe ist für mich nicht mehr als ein durchschnittlicher Runner. Er hat keinen Top-Speed, wird also kein Homerun-Hitter auf dem nächsten Level sein. Er hat keine Elite-Agilität und gerade bei Zone Runs lief er sich doch häufiger fest. Da war seine Vision mindestens mal inkonstant. Nimmt dann teilweise eher den Kopf runter - genau wie auch in Pass-Protection.
  • Teilweise wirkte er auch zögerlich ein seinen Reads und er ist - trotz seiner Statur - kein Power Back im Stile eines Derrick Henry, der durch Verteidiger durchläuft. Harris läuft sehr aufrecht, wodurch sein ganzes Spiel zu wenig kompakt ist und er macht sich anfälliger für Hits. Hat aber eben auch nicht die Beschleunigung, um Runs blitzartig nach außen zu bouncen und so neue Situationen zu kreieren.
  • Short-Area-Quickness ist überschaubar. Er arbeitet gut durch Kontakt, aber ich frage mich bei Harris, wie viel "mehr" er im Run Game konstant liefern wird. Ich sehe in ihm tendenziell er keinen Back, der im Run Game konstant Räume kreiert.
  • Pass-Protection war noch ziemlich wacklig teilweise. Da nimmt er den Kopf mitunter zu schnell runter und springt eher in den Pass-Rusher, als dass er aktiv auf den Füßen bleibt. Verfehlte so mehrfach den Verteidiger auch schlicht.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 3. Runde

1. Travis Etienne, Clemson

Stärken:

  • Speed, Beschleunigung, Explosivität: Etienne ist ein Homerun-Hitter, und das halte ich für eine Qualität, die man bei einem Running Back nicht unterschätzen sollte. Es sollte nicht seine einzige Trumpfkarte sein, aber davon ausgehend, dass Blocking, Qualität des Passspiels und so weiter für das Run Game ohnehin entscheidender sind, dann möchte ich im Idealfall einen Back dahinter haben, der aus einer kleinen Lücke auch einen 60-Yard-Touchdown machen kann.
  • Etienne hat mehr als das, sonst wäre er nicht meine - relativ klare - Nummer 1: Er ist agil, er hat schnelle Füße, er kann Verteidiger "austanzen" und bewegt sich gut auf engem Raum. Balance durch Kontakt ist exzellent, er setzt seine Füße neu und nimmt dann blitzartig wieder Geschwindigkeit auf.
  • Cuts und Richtungswechsel generell sind exzellent, Etienne kommt durch schmale Gaps mit seiner Balance und kann dann wieder die Explosivität einsetzen. Generell ein hohes Spieltempo.
  • Die Verwunderung war groß, als Etienne im Vorjahr verkündete, dass er noch eine Saison für Clemson spielt - ich glaube, dass er sich damit bares Geld verdient hat. Denn der Sprung als Receiver von 2019 auf 2020 war enorm bei ihm: Fing den Ball jetzt exzellent weg vom Körper, zeigt dazu auch scharfe Cuts in den Routes und hat regelmäßig Separation gegen Linebacker kreiert. Wurde hier auch vertikal eingesetzt. Seine 2,26 Yards pro gelaufener Route bedeuteten Platz 9 unter den Running Backs der vergangenen College-Saison.
  • Das macht Etienne für mich zum komplettesten Paket dieser Klasse: Ein Homerun-Hitter, der gezeigt hat, dass er echten Value im Passspiel mitbringt.

Schwächen:

  • Ich hatte mir mehr Konstanz in seinen Reads im Run Game erhofft. Teilweise lief er unnötigerweise in den Verteidiger rein oder war zu schnell damit, einen Run nach außen zu tragen. War teilweise überhastet oder undiszipliniert in seinen Reads.
  • Das geht über in einen weiteren Punkt. Bei allem Lob für Etiennes Big-Play-Qualitäten muss man im Gegenzug damit leben können, dass er mehr negative Plays haben wird als Harris oder Williams, unter anderem. Lässt den "offenen" Raumgewinn durchaus mal liegen, um auf das vermeintliche Big Play zu gehen.
  • Kein Back, der viel über Power rausholt. Auch keiner, den ich bevorzugt in Short-Yardage-Situationen auf dem Feld sehen wollen würde.

SPOX Draft-Runden-Empfehlung: 2. Runde

Das Draft Runnnig Back Ranking 2021 im Überblick:

PlatzierungSpielerCollegeRundenempfehlung
1.Travis EtienneClemson2. Runde
2.Najee HarrisAlabama3. Runde
3.Javonte WilliamsNorth Carolina3. Runde
4.Kenneth GainwellMemphis3. Runde
5.Michael CarterNorth Carolina4. Runde
6.Kylin HillMississippi State4. Runde
7.Khalil HerbertVirginia Tech4. Runde
8.Trey SermonOhio State4.-5. Runde
9.Demetric FeltonUCLA4.-5. Runde
10.Kene NwangwuIowa State5.-6. Runde