Der NFL Draft 2021 ist Geschichte! Wer hat dabei besonders abgeräumt? Bei welchen Teams sind die Fragezeichen größer als vor dem Draft? Wer konnte mit seinen Entscheidungen punkten - und wer hinterlässt Stirnrunzeln? Die Draft Grades fassen drei ereignisreiche Tage zusammen.
Zu Beginn ein kleiner Disclaimer zu der Frage, wie sinnvoll Draft Grades unmittelbar nach dem Draft sind. Sollte man nicht erst abwarten, wie sich die Spieler entwickeln? Ist eine Bewertung nicht erst nach drei, vier Jahren möglich? Ja und Nein.
Bei Draft Grades geht es nicht darum, jede Klasse im Detail auf die nächsten vier Jahre zu prognostizieren. Es geht nicht darum, sich festzulegen, welcher Sechstrunden-Sleeper explodieren und der nächste Superstar oder welcher Top-10-Pick in drei Jahren ein Draft-Bust sein wird - leider kann niemand in die Zukunft schauen.
Es geht auch nicht darum, stupide die Picks mit seinem eigenen Pre-Draft-Board abzugleichen und dann eine Note daraus zu basteln - das hätte keinerlei Mehrwert. Vielmehr geht es darum, den Prozess im Hier und Jetzt zu bewerten; und das wiederum ist ausschließlich jetzt möglich, bevor sich das Bild unweigerlich verschiebt, wenn die Spieler ihre ersten NFL-Erfahrungen gesammelt haben, Verletzungen eine Rolle spielen, ungeahnte Gelegenheiten oder Hindernisse ins Spiel kommen.
Es geht darum, den Prozess und die Herangehensweise der 32 Teams über die drei Draft-Tage anzuschauen, zu beurteilen und zu versuchen, die Überlegungen nachzuvollziehen. Natürlich fließen zusätzlich die eigenen Analysen der individuellen Prospects - sonst könnte man sich diese auch sparen -, sowie Dinge wie Positional Value und in wie weit sich der mit dem Value des investierten Draft-Picks deckt, mit rein.
Draft Grades haben durchaus ihre Daseinsberechtigung, auch wenn die Spieler noch keinen Snap in der NFL gespielt haben - so lange man sie als das auffasst, was sie sind.
Und damit: Vorhang auf für die SPOX Draft Grades 2021!
NFL Draft Grades 2021
Draft Grades: AFC East
Buffalo Bills
Die Picks: Edge Gregory Rousseau (1. Runde), Edge Carlos Basham (2. Runde), Tackle Spencer Brown (3. Runde), Tackle Tommy Doyle (5. Runde), Wide Receiver Marquez Stevenson (6. Runde), Safety Damar Hamlin (6. Runde), Cornerback Rachad Wildgoose (6. Runde), Guard Jack Anderson (7. Runde).
Die Analyse: Die Bills gleich zu Beginn sind ein gutes Beispiel für den Prozess in der Entstehung der Note. Ich war kein Fan von Rousseau, der zwar sehr lange Arme hat, aber nicht die Athletik oder Explosivität, um konstant außen zu gewinnen und nicht die Power, um in der NFL konstant innen zu spielen.
Ich war auch kein großer Fan von Basham, der sich für seine Größe gut bewegt, aber noch viel mehr Power aus seinem Frame holen muss. Auch er ist in puncto Explosivität und Bend limitiert. Ich hatte beide etwa eine halbe Runde tiefer auf dem Board.
Aber offensichtlich hatten die Bills hier ein klares Muster, und zumindest was die Position angeht, stimme ich vollends zu: Buffalo muss mehr aus seinem 4-Men-Rush bekommen, das wurde letztes Jahr überdeutlich. Brown und Doyle sind Tackle-Projekte, Stevenson ein netter Speed-Receiver für eine Offense, die gerne mit vier Wideouts spielt und die noch besser darin werden kann, vertikal zu attackieren. Wildgoose ist ein Value-Pick an 213, würde mich nicht wundern, wenn er es ins Team schafft. Eine Klasse ohne Highlight, was aber nicht schlecht sein muss.
Die Note: 2-
Miami Dolphins
Die Picks: Wide Receiver Jaylen Waddle (1. Runde), Edge Jaelan Phillips (1. Runde), Safety Jevon Holland (2. Runde), Tackle/Guard Liam Eichenberg (2. Runde), Tight End Hunter Long (3. Runde), Tackle Larnel Coleman (7. Runde), Running Back Gerrid Doacks (7. Runde).
Die Analyse: Miami hatte natürlich enorme Ressourcen, aber sie haben daraus auch einiges gemacht. Waddle könnte sehr gut der elektrisierendste Playmaker dieser Klasse werden, für mich war er auf Augenhöhe mit Ja'Marr Chase und DeVonta Smith. Phillips hat mit der Vorgeschichte an Gehirnerschüttungen offensichtliche Fragezeichen, vom Talent her ist das der beste Edge-Rusher im Draft. Holland als ersten Safety hatte ich nicht erwartet, aber er war ein Top-3-Safety für mich und passt in Miamis Scheme.
Eichenberg könnte in der NFL durch die überschaubare Reichweite auf Guard rutschen, sodass Robert Hunt nach einer vielversprechenden Rookie-Saison doch auf Tackle bleibt. Auch hier ist Miami jetzt flexibler. Hier aber bezahlte Miami einen hohen Preis, in Form von Pick Nummer 50 und einem Drittrunden-Pick nächstes Jahr. Die Dolphins haben viel Draft-Kapital, das aber war ein teurer Deal. Aus der fünften Runde tradeten die Dolphins im Gegenzug raus und sackten Pittsburghs Viertrunden-Pick 2022 ein.
Long sollte eine gute Ergänzung zu Mike Gesicki darstellen. Long ist deutlich eher der "klassische" Tight End, der auch In-Line blocken kann und zudem soliden Value als Receiver mitbringt, auch wenn ihm die athletische Upside für mehr fehlt. Also gewissermaßen das genaue Gegenteil von Gesicki.
Die Note: 2
New England Patriots
Die Picks: Quarterback Mac Jones (1. Runde), Defensive Tackle Christian Barmore (2. Runde), Edge Ronnie Perkins (3. Runde), Running Back Rhamondre Stevenson (4. Runde), Linebacker Cameron McGrone (5. Runde), Cornerback Joshuah Bledsoe (6. Runde), Tackle William Sherman (6. Runde), Wide Receiver Tre Nixon (7. Runde).
Die Analyse: Man kann bei Mac Jones ja durchaus geteilter Meinung sein. Er hat klare athletische Limitierungen, er braucht gute Umstände, er hat einen unterdurchschnittlichen Arm, all das ist wahr. Aber ihn an 15 ohne Uptrade zu bekommen ist aus Patriots-Sicht komplett in Ordnung, auch wenn man die Offense nach dem Cam-Newton-Intermezzo dann wieder sehr anders gestalten muss.
Der Trade für Barmore (Picks 46, 122, 139) war happig und geht bei mir in die Minus-Spalte, aber rein sportlich ist das der beste Defensive Tackle des Drafts und ich bin sehr gespannt, wie Belichick ihn einsetzen wird. Er ist nämlich nicht der typische 2-Gapper, den die Pats sonst gerne haben, sondern eher der Aggressor. Perkins Ende Runde 3 war für mich ein Steal, den mochte ich sehr und mit seiner Explosivität und Physis passt der sehr gut in Belichicks Defense.
Stevenson ist mit Abstand der Pick, den ich am wenigsten verstehe. Selbst unabhängig von meiner Spieler-Evaluierung - ich halte Stevenson für einen zutiefst durchschnittlichen Back, der nicht ansatzweise die Power hat, die seine Statur vermuten lassen würde, und dann aber eben auch keine sonderlich gute Agilität - hat New England im Backfield mehr als genug Optionen, als dass man mit Pick 120 nochmal nachlegen müsste. McGrone könnte ein Steal werden, der hat echten Speed und Range.
Unter dem Strich: Eine Value-Achterbahnfahrt, aber auch eine Klasse, in der ich perspektivisch realistisch drei, vier Starter sehe.
Die Note: 2+
New York Jets
Die Picks: Quarterback Zach Wilson (1. Runde), Guard Alijah Vera-Tucker (1. Runde), Wide Receiver Elijah Moore (2. Runde), Running Back Michael Carter (4. Runde), Safety Jamien Sherwood (5. Runde), Cornerback Michael Carter (5. Runde), Cornerback Jason Pinnock (5. Runde), Safety Hamsah Nasirildeen (6. Runde), Cornerback Brandin Echols (6. Runde), Defensive Tackle Jonathan Marshall (6. Runde).
Die Analyse: Der erwartete Pick an Nummer 2, und hier könnte man ausführlich über Wilson vs. Fields vs. Lance diskutieren - das aber ist eine Debatte für einen anderen Tag (und auch eine Debatte, die über die letzten Wochen lange genug geführt wurde).
Soweit so gut, der Uptrade in Runde 1 war dann eine ziemliche Katastrophe: Vera-Tucker ist ein tolles Guard-Prospect, aber die Picks 23, 66 und 86 in einen Guard zu stecken ist einfach kein guter Process, mit Blick auf den Positional Value. An 23 wäre Christian Darrisaw noch zu haben gewesen, das nur am Rande.
Die Jets hatten dann allerdings noch einige gute Picks. Ich mochte generell die Herangehensweise, direkt um den neuen Quarterback etwas aufzubauen: Mit Vera-Tucker, mit Elijah Moore - der beste echte Slot-Receiver im Draft -, und auch mit Carter. In Runde 4 einen Back mit Receiving-Upside zu draften ist auch aus Value- und Ressourcen-Perspektive komplett in Ordnung.
An Tag 3 stechen die Safeties hervor: Jamien Sherwood könnte die Box-Rolle - vielleicht sogar Sub-Package-Linebacker - übernehmen, Nasirildeen hatte ich deutlich früher erwartet. Auch er wird in der Box spielen.
Die Note: 2+
Draft Grades: AFC North
Baltimore Ravens
Die Picks: Wide Receiver Rashod Bateman (1. Runde), Edge Odafe Oweh (1. Runde), Guard Ben Cleveland (3. Runde), Cornerback Brandon Stephens (3. Runde), Wide Receiver Tylan Wallace (4. Runde), Cornerback Shaun Wade (5. Runde), Edge Daelin Hayes (5. Runde), Fullback Ben Mason (5. Runde).
Die Analyse: Ein Draft, in dem mir die Spieler mal mehr mal weniger gefallen, die generelle Vorgehensweise und Priorisierung der Positionen aber sehr gut war. Wide Receiver und Edge sind Premium-Positionen und waren offensichtliche Needs, mit Bateman kommt einer der besten Receiver aus der zweiten Gruppe, der zudem extrem gut das Receiving Corps der Ravens ergänzt. Oweh ist eine athletische Projection, aber auch das passt komplett zu den Ravens.
Positiv war, dass Baltimore in der vierten Runde nochmal auf Receiver nachlegte, Wallace ist eine Downfield-Waffe. Wade könnte als Rookie im Slot starten, nur Outside dürfte er in der NFL kaum spielen. Cleveland war vielleicht ein klein wenig höher als gedacht, ist aber ein exzellenter Scheme-Fit in Baltimore. Und wenn ein Team es sich leisten kann, in Runde 5 einen Fullback zu holen, dann sind es die Ravens mit der Art und Weise, wie die Offense funktioniert.
Obendrauf haben die Ravens via Downtrade noch Arizonas Viertrunden-Pick 2022 eingesammelt (135 und 210 gegen 160 und Viertrunden-Pick 2022) und als UDFA noch Ar'Darius Washington - drastisch undersized, aber sportlich einer meiner absoluten Lieblings-Safeties in diesem Draft, geholt, genau wie Tight End Tony Poljan.
Die Note: 1-
Cincinnati Bengals
Die Picks: Wide Receiver Ja'Marr Chase (1. Runde), Tackle Jackson Carman (2. Runde), Edge Joseph Ossai (3. Runde), Edge Cameron Sample (4. Runde), Defensive Tackle Tyler Shelvin (4. Runde), Tackle D'Ante Smith (4. Runde), Kicker Evan McPherson (5. Runde), Center Trey Hill (6. Runde), Running Back Chris Evans (6. Runde), Edge Wyatt Hubert (7. Runde).
Die Analyse: Enormes Potenzial in dieser Klasse. Ossai ist noch ein Projekt als Pass-Rusher, die Athletik ist aber absolut beeindruckend und in einzelnen Flashes sieht man diese auch schon auf Tape. D'Ante Smith bringt eine gewaltige Länge und Athletik mit, wenn Smith noch Power aufbauen und einen Anker entwickeln kann, ist das potenziell ein Starting-Tackle. Chris Evans hat über die letzten beiden Jahre fast gar nicht gespielt (akademische Suspendierung 2019, Backup-Rolle 2020), aber auch da ist das Potenzial unbestreitbar, gerade auch als Receiver.
Carman könnte direkt auf Guard starten und gibt perspektivisch auch eine Tackle-Option, das war ein logischer Pick - von der Position her - nachdem man in Runde 1 Joe Burrow und Ja'Marr Chase wiedervereint hatte. Bei dieser Vorgehensweise gehe ich voll mit: Eine Elite-Receiving-Gruppe aufbauen und in der Offensive Line dafür sorgen, dass man durch die Bank weg solide ist. Die Bengals arbeiten genau daran.
Abzug gibt es natürlich für den Kicker-Pick in Runde 5. Bei keiner Positionsgruppe halte ich es für so sinnlos, einen Pick zu investieren, weil der Unterschied zu dutzenden Undrafted Free Agents schlicht marginal ist. Von Runde 5 ganz zu schweigen. Und natürlich schwingt bei derart vielen Upside-Picks auch eine gehörige Portion Risiko mit. Erwähnenswert: Gadget-Back Pooka Williams, der als UDFA kommt.
Die Note: 2
Cleveland Browns
Die Picks: Cornerback Greg Newsome (1. Runde), Linebacker Jeremiah Owusu-Koramoah (2. Runde), Wide Receiver Anthony Schwartz (3. Runde), Tackle James Hudson (4. Runde), Defensive Tackle Tommy Togiai (4. Runde), Linebacker Tony Fields (5. Runde), Safety Richard LeCounte (5. Runde), Running Back Demetric Felton (6. Runde).
Die Analyse: Der beste Draft in diesem Jahr für mich. Die Browns haben mit ihren ungewöhnlich späten Picks jeweils fast durch die Bank weg Value mitgenommen: Newsome kann ein Day-1-Starter gegenüber von Denzel Ward sein, für Owusu-Koramoah muss man eine spezifische Rolle finden, und deshalb ist er vermutlich auch aus der ersten Runde gefallen - in der Hybrid-Defense, welche sich die Browns gerade zusammenbauen, könnte er genau diese bekommen.
Schwartz ist der Sprinter dieser Receiver-Klasse, Runde 3 war vielleicht ein bisschen zu hoch, auf meinem Board war er nur knapp darunter. Mit seinem Speed wird er mit Sicherheit bei all den Play-Action-Konzepten der Browns häufiger mal hinter der Defense auftauchen. Togiai ist ein High-Motor-Tackle, der gegen den Run Double-Teams frisst und in der Rotation bestens aufgehoben sein sollte, mit Felton holte sich Cleveland noch eine spannende Gadget-Waffe spät an Tag 3.
Selbst der Uptrade für Owusu-Koramoah (52 und 113 gegen 59 und 89) war noch im Rahmen. Und als ob das nicht reichen würde, ging es nach dem Draft direkt weiter: Mit Defensive Tackle Marvin Wilson schnappte sich Cleveland den vielleicht besten Undrafted Free Agent.
Die Note: 1+
Pittsburgh Steelers
Die Picks: Running Back Najee Harris (1. Runde), Tight End Pat Feiermuth (2. Runde), Guard/Center Kendrick Green (3. Runde), Tackle Dan Moore (4. Runde), Linebacker Buddy Johnson (4. Runde), Defensive Tackle Isaiahh Loudermilk (5. Runde), Edge Quincy Roche (6. Runde), Safety Tre Norwood (7. Runde), Punter Pressley Harvin III (7. Runde).
Die Analyse: Das war für mich einer der schlechtesten Drafts, sowohl von den Spielern, die ausgewählt wurden, als auch aus Value-, Process- und Need-Sicht.
Die Steelers hatten relativ klare Baustellen vor diesem Draft: Tackle, Center, Linebacker, Corner, Running Back. Und es ist natürlich komplett in Ordnung, nicht für Needs zu reachen oder Baustellen unterschiedlich zu priorisieren - aber das erklärt nicht das, was die Steelers in diesem Draft gemacht haben.
Sowohl von der Idee her, dass ein schwaches Run Game mit einem hohen Investment in einen Running Back zu reparieren ist, als auch was den Positional Value in Runde 1 angeht und was das Self-Scouting des eigenen Kaders angeht, war der Harris-Pick ein gewaltiges Minus in der Bewertung.
Die Steelers sind nicht kurz davor, nochmal um den Titel zu spielen, der Harris-Pick als Prio 1 würde das aber nahelegen. Unabhängig davon, dass ich Harris Pre-Draft etwas überschätzt fand, weil er eben gerade als Runner nicht allzu viel selbst kreiert. Freiermuth, ein "echter" In-Line-Tight-End, war vom Value her in Ordnung, aber auch eine kuriose Priorisierung angesichts der Baustellen. Green war vermutlich mein Lieblingspick, ein sehr mobiler Guard, der vielleicht auch Center spielen kann.
Ansonsten aber war es einfach auch nach Harris wenig Value, Needs blieben unerfüllt, Pittsburgh opferte einen 2022er Viertrunden-Pick, um Loudermilk in Runde 5 zu bekommen und der Harris-Pick selbst zieht die Bewertung für mich drastisch runter.
Die Note: 4
Draft Grades: AFC South
Houston Texans
Die Picks: Quarterback Davis Mills (3. Runde), Wide Receiver Nico Collins (3. Runde), Tight End Brevin Jordan (5. Runde), Linebacker Garret Wallow (5. Runde), Defensive Tackle Roy Lopez (6. Runde).
Die Analyse: Das ist neben New Orleans der merkwürdigste Draft überhaupt. Und damit meine ich gar nicht so sehr die Spieler: Gerade Nico Collins - ein physischer Outside-Receiver, der mit Größe, Speed und Physis Downfield gewinnt - und Brevin Jordan, der für mich drittbeste Tight End dieser Klasse, wenngleich er ein reiner Receiving Tight End auf dem nächsten Level sein dürfte, mochte ich sogar. Aber der Process hier ist sehr, sehr merkwürdig.
Schon den Quarterback-Pick verstehe ich überhaupt nicht. Ich fand Mills physisch zu limitiert und viel zu inkonstant, ich sehe ihn maximal als Backup. Aber fernab davon: Ja, die Situation um Deshaun Watson ist schwierig und vielleicht wird er nie wieder für die Texans spielen. Aber Davis Mills hilft dann auch nicht, Houston ist ohne Watson der klare Favorit auf den Nummer-1-Pick, mit dem man sich dann vermutlich nächstes Jahr den neuen Quarterback holen würde. Also auch in dieser Theorie ergibt der Mills-Pick für mich wenig Sinn.
Und dann die Art und Weise, wie Houston durch den Draft manövriert ist. Für Nico Collins haben sie 109, 158 und einen Viertrunden-Pick 2022 abgegeben, um an 89 zu kommen. Und dann sind sie gleich doppelt hoch gegangen, um sich ultimativ Linebacker Garret Wallow sichern zu können. Das ist ein komplett absurder Einsatz von Ressourcen, wenn man bedenkt, wie viele Baustellen die Texans haben. Houston ist diesen Draft aus Process-Perspektive angegangen, als hätte man den Kader der Buccaneers.
Sie hatten kaum Kapital, und Collins und Jordan sollten ihr Passspiel schnell vergessen. Das war's aber auch mit meinen positiven Notizen zu diesem Draft.
Die Note: 4
Indianapolis Colts
Die Picks: Edge Kwity Paye (1. Runde), Edge Dayo Odeyingbo (2. Runde), Tight End Kyler Granson (4. Runde), Quarterback Sam Ehlinger (6. Runde), Wide Receiver Michael Strachan (7. Runde), Guard Will Fries (7. Runde).
Die Analyse: Stark begonnen, stark nachgelassen - so würde ich den Colts-Draft zusammenfassen. Kwity Paye an 21 war ein exzellenter Pick, hier hatten die Colts einen Need und hier haben sie den potenziell besten Edge-Rusher dieser Klasse abgeräumt, der zudem ein guter Scheme-Fit sein sollte. Ein Monster-Athlet, der mit Power, aber auch mit Bend und Explosivität gewinnen kann.
Odeyingbo passt fraglos in das athletische Edge-Profil der Colts, aber den fand ich in Runde 2 nicht nur zu hoch - auch dass man direkt doppelt auf Edge ging war nicht meine bevorzugte Strategie. Nicht mit Receivern wie Terrace Marshall, Josh Palmer und Dyami Brown oder auf Tackle Jalen Mayfield und Brady Christensen noch auf dem Board. Die hätte ich hier aus Value-, aber auch aus Need-Sicht deutlich besser gefunden. Indy wird jetzt gezwungen sein, nochmal bei den Free Agents aktiv zu werden, denn jedem dürfte klar sein, dass Carson Wentz gute Umstände braucht.
Generell priorisiere ich die Picks nach Tag 2 in der Bewertung nicht mehr allzu hoch im Vergleich. Kyler Granson ist ein interessanter Receiving Tight End, den man da schon nehmen kann. Ehlinger fand ich absurd, auch hier mit noch echtem Talent auf dem Board. Das ist - in meinen Augen - ein reiner Backup-Quarterback, bestenfalls. Hier habe ich die Priorisierung in einem Jahr, in dem man alles auf Carson Wentz ausrichten müsste, nicht verstanden.
Die Note: 3
Jacksonville Jaguars
Die Picks: Quarterback Trevor Lawrence (1. Runde), Running Back Travis Etienne (1. Runde), Cornerback Tyson Campbell (2. Runde), Tackle Walker Little (2. Runde), Safety Andre Cisco (3. Runde), Defensive Tackle Jay Tufele (4. Runde), Edge Jordan Smith (4. Runde), Tight End Luke Farrell (5. Runde), Wide Receiver Jalen Camp (6. Runde).
Die Analyse: Hier wird es sicher viele Analysten geben, die per se eine 1 verteilen, weil Trevor Lawrence der neue Jaguars-Franchise-Quarterback ist. Und natürlich ist das der alles definierende Pick und der Spieler, der diese Franchise in komplett andere Gefilde katapultieren kann. Aber sind wir ehrlich: Ich, genau wie jeder, der diesen Artikel gerade liest, hätte diesen Pick machen können und vermutlich auch gemacht, dafür sehe ich eben in den Draft Grades wie ich sie aufziehe wenig Credit.
Und den Rest fand ich ehrlicherweise ziemlich überschaubar. Dass Jacksonville mit James Robinson und Carlos Hyde im Kader Travis Etienne in der ersten Runde draftet, ist für mich absurd. Etienne war für mich der klare Nummer-1-Back in dieser Klasse, aber die Jaguars sind noch ein gutes Stück davon entfernt, sich derartige Luxus-Picks in Runde 1 leisten zu können. Urban Meyer gab anschließend zu, dass sie an dem Punkt eigentlich Kadarius Toney haben wollten, der ihnen vor der Nase weggeschnappt wurde. Diese "Panik" spiegelt sich ein wenig im Pick wider.
Tackle Walker Little ist eine komplette Wildcard, nachdem er über zwei Jahre fast gar nicht gespielt hat, Andre Cisco hat tolle Highlights als tiefer Safety mit immensem Speed, aber ist noch super inkonstant. Bei ihm ist alles ein Ritt auf der Rasierklinge, PFF listet ihn mit sechs zugelassenen Touchdowns in neun Spielen 2019. Tufele, der inkonstant ist, aber in Flashes Explosivität, vor allem aber einen nie stoppenden Motor zeigt, und den Speed-Length-Pass-Rusher Jordan Smith fand ich in Ordnung, aber wenn man bedenkt, was für enormes Draft-Kapital die Jags hatten, fehlen mir nach dem ersten Pick die klaren Impact-Spieler.
Lawrence war der beste Quarterback der Klasse, er war aber auch der No-Brainer-Pick. Den Rest der Jags-Klasse war, teilweise von der Priorisierung, teilweise von der Spielerauswahl her, sehr durchwachsen.
Die Note: 3
Tennessee Titans
Die Picks: Cornerback Caleb Farley (1. Runde), Tackle Dillon Radunz (2. Runde), Linebacker Monty Rice (3. Runde), Slot-Corner Elijah Molden (3. Runde), Wide Receiver Dez Fitzpatrick (4. Runde), Edge Rashad Weaver (4. Runde), Wide Receiver Racey McMath (6. Runde), Safety Brady Breeze (6. Runde).
Die Analyse: Die Klasse hat mir unter dem Strich sehr gut gefallen. Klar, Farley mit der Rücken-OP ist irgendwo ein Risiko, aber an 22 für einen Cornerback mit dieser enormen Upside war der Spot absolut in Ordnung. Radunz könnte einer der besten Pass-Blocker dieser Klasse werden, Elijah Molden war für mich einer der besten Slot-Cornerbacks im Draft. Ein toller Playmaker, der größer spielt als er ist.
Weaver an Tag 3 war auf meinem Board auch nochmal sehr guter Value. Das wird nie ein Top-Pass-Rusher werden, dafür hat er nicht die Explosivität oder Agilität. Aber das ist ab Day 1 ein Starting-Run-Defender in der NFL, der mit seinen langen Armen Tackles kontrollieren kann und mit konstant guter Übersicht spielt. Falls Farley fit bleibt, sehe ich unter dem Strich grob drei, vielleicht sogar vier Starter in dieser Klasse.
Der mit weitem Abstand merkwürdigste Move war der Uptrade in Runde 4: Die Titans investieren unter dem Strich die Picks 126, 166 und 232 in Wide Receiver Dez Fitzpatrick, der ohne Frage Größe und Speed mitbringt; das ist schon ein Spieler, der in Tennessees Muster passt. Aber gerade in diesem Bereich des Drafts war noch so viel Receiver-Qualität (St. Brown, Darden, Wallace, Smith-Marsette, u.a.) auf dem Board, dass es schlicht kein guter Process ist, so viele Ressourcen in einen Receiver zu investieren, den vermutlich ohnehin nicht allzu viele Teams in dieser Range auf dem Board hatten.
Die Note: 2+
Draft Grades: AFC West
Denver Broncos
Die Picks: Cornerback Patrick Surtain (1. Runde), Running Back Javonte Williams (2. Runde), Center Quinn Meinerz (3. Runde), Linebacker Baron Browning (3. Runde), Safety Caden Sterns (5. Runde), Safety Jamar Johnson (5. Runde), Wide Receiver Seth Williams (6. Runde), Cornerback Kary Vincent (7. Runde), Edge Jonathon Cooper (7. Runde), Edge Marquiss Spencer (7. Runde).
Die Analyse: Hier sind wir mittendrin in der "Process"-Diskussion. Wenn die Broncos der Meinung sind, dass Justin Fields (und Mac Jones) kein Franchise-Quarterback-Potenzial hat, dann ist das so. Doch Broncos-Reporter unisono - zudem auch Mike Silver vom NFL Network, der im Draft Room der Broncos war, berichteten anschließend, dass sie Fields sehr mochten - Surtain nur eben noch etwas mehr.
Das wäre ein horrend schlechter Process. Surtain ist ein guter Spieler, aber natürlich ist der Quarterback viel wichtiger - und Denver hat nach diesem Draft den vielleicht schlechtesten QB-Room in der NFL. "Drew (Lock) arbeitet hart, Teddy (Bridgewater) bringt Erfahrung und Leadership mit. Wir schauen immer auf jede Position, auch auf die Quarterbacks, aber wir mögen die beiden, die wir haben", erklärte GM George Paton anschließend. Ich könnte nicht weniger mit der Herangehensweise zustimmen, umso mehr, da Fields und Jones ihnen in den Schoß gefallen sind. Sie hätten nicht hochtraden müssen.
Das haben sie dafür dann in Runde 2 gemacht - für einen Running Back. Williams ist ein toller Contact-Bulldozer, aber nicht nur weil Melvin Gordon eine solide Option ist, war auch das schlicht kein guter Process der Broncos.
Später wurde der Value besser. Meinerz in Runde 3 könnte ein Steal sein, Browning ist ein athletischer Freak und könnte als Edge-Rusher eingeplant werden. Sterns hat Reichweite als Deep Safety, Jamar Johnson war für mich einer der größten Steals an Tag 3. Absolut kein Box-Safety, aber ein toller Playmaker aus der Deep-Safety-Position. Williams als Big-Body-Receiver könnte noch ein Courtland-Sutton-ähnliches Element in die Offense bringen. Da gefallen die Spieler - auch Surtain ist natürlich ein guter Cornerback -, doch die Herangehensweise an Tag 1 und 2 war einfach absolut nicht gut.
Die Note: 3+
Kansas City Chiefs
Die Picks: Linebacker Nick Bolton (2. Runde), Center Creed Humphrey (2. Runde), Edge Joshua Kaindoh (4. Runde), Tight End Noah Gray (5. Runde), Wide Receiver Cornell Powell (5. Runde), Guard Trey Smith (6. Runde).
Die Analyse: Die Chiefs hatten nach dem Orlando-Brown-Trade keinen Erst- und keinen Drittrunden-Pick und Nick Bolton war mir in Coverage einfach zu limitiert, als dass ich ihn so früh genommen hätte. Der Rest des Drafts war aber ein ziemlicher Homerun: Die Chiefs brauchten noch ein Center-Upgrade - Humphrey ist nicht nur genau das, er ist auch ein perfekter Scheme-Fit in der Pass- und Screen-lastigen Chiefs-Offense. Einer meiner absoluten Lieblingspicks an Tag 2.
Dazu gab es jede Menge Value an Tag 3, mit Powell, der Kansas City eine Physis in das Wide Receiver Corps bringt, die dort noch gefehlt hat - für mich war er sogar ein Top-10-Receiver in dieser Klasse - und, Stichwort Power, mit Trey Smith: Ein absoluter Mauler von einem Guard, der vermutlich fiel, weil er in seiner Karriere mit Blutgerinnseln in der Lunge zu kämpfen hatte. Bleibt er fit, ist das ein klarer Steal mit Pick 226.
Die Note: 2
Las Vegas Raiders
Die Picks: Tackle Alex Leatherwood (1. Runde), Safety Trevon Moehrig (2. Runde), Edge Malcolm Koonce (3. Runde), Safety Divine Deablo (3. Runde), Safety Tyree Gillespie (4. Runde), Cornerback Nate Hobbs (5. Runde), Center Jimmy Morissey (7. Runde).
Die Analyse: Was ist es nur mit den Raiders und ihrem Draft-Board? Jahr für Jahr ist es nicht so, als würde Las Vegas schlechte Spieler picken - sie schöpfen nur nicht ansatzweise ihren Value aus, weil sie konstant Spieler nehmen, die dem Vernehmen nach niemand sonst so hoch hatte. Dieses Jahr war Leatherwood dieser Spieler, den die Raiders Berichten zufolge als ihren Nummer-1-Tackle auf dem Board hatten. Wie bei Clelin Ferrell, wie bei Johnathan Abram, wie bei Damon Arnette: Die Raiders picken keine schlechten Spieler, sie picken sie nur zu früh und lassen deshalb Value liegen.
Leatherwood wird direkt auf Right Tackle starten, aber er ist athletisch limitiert, ist mehr der Power-Mauler mit langen Armen und verliert an Agilität durch eine weite Base. Moehrig in Runde 2 war guter Value, vermutlich fiel er aufgrund von Bedenken wegen einer im Training jüngst erlittenen Rückenverletzung. Koonce fällt dann auch in die Leatherwood-Richtung, er hat Upside als Pass-Rusher, das ist kein schlechter Spieler - aber wie viele Teams hatten ihn Top 80 auf ihrem Board? Deablo, der vermutlich Linebacker spielen wird, ist ein Big Hitter, Gillespie hat seine Stärken ebenfalls eher gegen den Run.
Die Note: 3-
Los Angeles Chargers
Die Picks: Tackle Rashawn Slater (1. Runde), Cornerback Asante Samuel (2. Runde), Wide Receiver Josh Palmer (3. Runde), Tight End Tre' McKitty (3. Runde), Edge Chris Rumph (4. Runde), Tackle Brenden Jaimes (5. Runde), Linebacker Nick Niemann (6. Runde), Running Back Larry Rountree (6. Runde), Cornerback Mark Webb (7. Runde).
Die Analyse: Sehr viel sehr Gutes in diesem Draft. Dass Slater den Chargers an 13 in den Schoß fiel, war ein absolutes Geschenk; das ist der Day-1-Left-Tackle in L.A., und der massive Umbau der Offensive Line nimmt immer konkretere Formen an. Das Spiel wiederholte sich - nach meinem Board - in Runde 2: Asante Samuel war bei mir ein Top-5-Corner in diesem Draft, ein toller Playmaker, selbst wenn er angesichts seiner Größe eher im Slot starten wird. Ich könnte mir eine ähnliche Rolle wie Chris Harris vorstellen, der ja zufälligerweise auch für die Chargers spielt. Zwei Value-Picks auf wertvollen Positionen.
Bei Palmer kann man diskutieren, das ist ein Outside-Receiver, der beim Senior Bowl überzeugte und der vertikal gewinnt. Kein guter Route-Runner, keiner der Separation kreiert. Ich hatte ihn nicht ganz so hoch, aber stilistisch eine gute Ergänzung und vielleicht der perspektivische Mike-Williams-Ersatz. McKitty hat mir am wenigsten gefallen, das ist ein kompletter Projekt-Tight-End. Rumph ist ein technisch schon weit entwickelter Pass-Rusher, Niemann hat athletisch herausragend getestet.
Bei Rountree sind wir dann schon in Runde 6, da hält sich jede Kritik in Grenzen. Ein produktiver College-Back, aber komplett ohne athletische Upside. Das gibt mir relativ wenig, selbst für einen Day-3-Running-Back-Pick.
Die Note: 2+
Draft Grades: NFC East
Dallas Cowboys
Die Picks: Linebacker Micah Parsons (1. Runde), Cornerback Kelvin Joseph (2. Runde), Defensive Tackle Osa Odighizuwa (3. Runde), Edge Chauncey Golston (3. Runde), Cornerback Nahshon Wright (3. Runde), Linebacker Jabril Cox (4. Runde), Tackle Josh Ball (4. Runde), Wide Receiver Simi Fehoko (5. Runde), Defensive Tackle Quinton Bohanna (6. Runde), Cornerback Israel Mukuamu (6. Runde), Guard Matt Farniok (7. Runde).
Die Analyse: Zunächst einmal: Viele Risiken in diesem Draft abseits des Platzes. Micah Parsons soll intensiv in einen Bully-Skandal bei Penn State verwickelt gewesen sein, Josh Ball wurde bei Florida State einst suspendiert, weil er gegenüber einer Frau in mehreren Fällen im Rahmen einer 18-monatigen Beziehung gewalttätig gewesen sein soll. Kelvin Joseph wurde bei LSU suspendiert, ehe er einen Transfer wählte. Die Teams sind hier natürlich deutlich besser im Bilde als wir, aber das war bei Dallas schon auffällig. Die Note beeinflusst hat es hier nicht.
In Runde 1 war offensichtlich, dass die Cowboys einen der beiden Top-Corner haben wollten - und dann zu Plan B übergehen mussten, als beide vor ihnen gingen. Der kleine Downtrade brachte ihn einen Drittrunden-Pick, das war ein guter Move. Parsons ist ein Freak-Prospect, ein enormer Athlet, der auch als Pass-Rusher in der NFL punkten könnte. Ich sehe einige Fragezeichen bezüglich seiner Agilität in Coverage - und ich hatte Dallas mit Leighton Vander Esch, Jaylon Smith und Keanu Neal, der Linebacker spielen soll, so gar nicht für Parsons auf dem Schirm. Entsprechend überraschend fand ich es, dass sie mit Cover-Linebacker Jabril Cox in Runde 4 nochmal nachlegten.
Joseph ist noch roh, aber ein solider Zweitrunden-Pick, Odighizuwa hat echte Pass-Rusher-Upside. Die anderen beiden Drittrunden-Picks wirkten doch wie deutliche Reaches. Fehoko ist der spannendste Spieler nach Tag 2: Ein sehr großer und dafür unheimlich schneller Spieler, ein absoluter Upside-Pick. Aber wie häufig sieht er neben Lamb, Gallup und Cooper das Feld?
Dallas hatte unter dem Strich viel Kapital in diesem Draft, mit fünf Picks in den ersten drei Runden und dann noch zwei Viertrunden-Picks. In der Gesamtbetrachtung fand ich es mit Blick auf den eigenen Kader eher ernüchternd, was sie daraus gemacht haben.
Die Note: 3+
Philadelphia Eagles
Die Picks: Wide Receiver DeVonta Smith (1. Runde), Center Landon Dickerson (2. Runde), Defensive Tackle Milton Williams (3. Runde), Cornerback Zech McPhearson (4. Runde), Running Back Kenneth Gainwell (5. Runde), Defensive Tackle Marlon Tuipulotu (6. Runde), Edge Tarron Jackson (6. Runde), Safety JaCoby Stevens (6. Runde), Edge Patrick Johnson (7. Runde).
Die Analyse: Wenn ich nur die Spieler bewerten würde, die Eagles wären meine klare Nummer 1. Von DeVonta Smith über Landon Dickerson und Milton Williams bis hin zu Kenneth Gainwell und Patrick Johnson: Die Eagles haben eine ganze Reihe an Spielern gedraftet, die ich Pre-Draft sehr mochte und die zum Teil ein gutes Stück später gingen, als ich sie gezogen hätte.
Aber auch hier soll das reine Abgleichen mit dem eigenen Big Board nicht im Fokus stehen, und genau wie bei den Lions, den Panthers und den Broncos muss man den Prozess dahingehend stark hinterfragen, dass die Eagles Justin Fields an 10 hätten haben können. Bei Fields selbst mögen die Bewertungen auseinander gehen, aber Jalen Hurts war ein Zweitrunden-Pick, der athletische Upside mitbringt - Fields hat ein komplett anderes Ceiling insbesondere als Passer. Insofern sehe ich den Prozess, hier auf den Quarterback zu verzichten, kritisch; die Position ist schlicht zu wertvoll und zu wichtig.
Auf der anderen Seite war es positiv, dass die Eagles sich nicht davon abschrecken ließen, dass sie im Vorjahr bereits einen Erstrunden-Pick in Jalen Reagor gesteckt haben, und mit DeVonta Smith einen der besten Receiver im Draft abgriffen. Dickerson hat mit der ausgeprägten Verletzungsgeschichte natürlich Fragezeichen, rein sportlich ist das ein fantastisches Center-Prospect. Könnte zunächst auf Guard starten und dann für Kelce übernehmen, auch da ergibt der Pick Sinn.
Gainwell war der beste Receiving-Back im Draft, und mit Blick auf Philadelphias Backfield sehen sie ihn wohl eher in einer Gadget-Rolle - was ich nicht unspannend finde. Williams hat enorme Pass-Rusher-Upside und Johnson ist ein explosiver Speed-Rusher. Tuipulotu als Run-Stuffer rundet die D-Line-Klasse, die in Philly immer eine etwas höhere Priorität genießt, ab. Ein Sechstrunden-Trade mit Washington bescherte den Eagles zudem einen Fünftrunden-Pick 2022.
Die Note: 2+
New York Giants
Die Picks: Wide Receiver Kadarius Toney (1. Runde), Edge Azeez Ojulari (2. Runde), Cornerback Aaron Robinson (3. Runde), Edge Elderson Smith (4. Runde), Running Back Gary Brightwell (6. Runde), Cornerback Rodarius Williams (6. Runde).
Die Analyse: Von wegen Dave Gattleman tradet nicht nach unten! Diese Storyline können wir endgültig zu den Akten legen: Der Downtrade mit Chicago bescherte den Giants im Tausch für Pick 11 die Picks 20, 164 sowie Erst- und Viertrunden-Picks nächstes Jahr. Der Downtrade mit Miami für Nummer 42 brachte ihnen die 50 und einen Drittrunden-Pick 2022. In Runde 3 machte New York auch einen kleinen Sprung nach vorne, aber unter dem Strich hat Gettleman enormes Draft-Kapital 2022 mit eingesammelt. Das könnte umso spannender werden, falls die Giants nach der Saison einen neuen Quarterback haben wollen.
Das war aus Prozess-Sicht schon einmal sehr positiv erwähnenswert, dazu gingen die Giants auf Value-Positionen: Receiver, Edge, Corner, Edge war die Auswahl über die ersten vier Runden. Insbesondere Ojulari - für mich der beste Speed-Rusher der Klasse, der vermutlich aufgrund von Knie-Bedenken bei einigen Teams fiel - war ein Steal, Robinson ist ein sehr großer, sehr physischer Slot-Corner.
Toney hatte ich nicht ganz so hoch, aber es ist unbestreitbar, was für Playmaker-Qualitäten er mitbringt. Gleichzeitig muss man davon ausgehen, dass die Art Touches, die er im Passspiel bekommen dürfte, Saquon Barkleys Rolle als Receiver noch weiter limitieren wird. Tag 3 war bei den G-Men dann ziemlich unspektakulär.
Die Note: 2+
Washington Football Team
Die Picks: Linebacker Jamin Davis (1. Runde), Tackle Samuel Cosmi (2. Runde), Cornerback Benjamin St. Juste (3. Runde), Wide Receiver Dyami Brown (3. Runde), Tight End John Bates (4. Runde), Safety Darrick Forrest (5. Runde), Long Snapper Camaron Cheeseman (6. Runde), Edge William Bradley-King (7. Runde), Edge Shaka Toney (7. Runde), Wide Receiver Dax Milne (7. Runde).
Die Analyse: Davis hatte ich etwas später erwartet, aber ich verstehe, warum man ihn für das Upside in Runde 1 zieht. Bewegt sich exzellent und mit überraschender Agilität für seine Größe, große Reichweite, lange Arme. Die Tools sind da, er ist eben noch roh und wird noch Zeit brauchen. Bei dem Pick kann man hier in meinen Augen am ehesten streiten, danach aber hat Washington nicht nur seine Needs bedient, sondern auch mehrfach exzellenten Value mitgenommen.
Das beginnt mit Samuel Cosmi, der durchaus auch Ende der ersten Runde hätte gehen können. Ein sehr großer, aber sehr athletischer Pass-Protector, der vielleicht in Woche 1 auf Left Tackle startet. St. Juste ist extrem groß mit enormer Reichweite, das sollte ein sehr guter Fit in der Defense sein. Dyami Brown an Tag 3 passt ideal vom Value her, ein Outside-Receiver, der vertikal gewinnt und Terry McLaurin sowie Curtis Samuel sehr gut ergänzen sollte.
Dax Milne ist ein Siebtrunden-Pick, der eine reelle Chance auf einen Kaderplatz hat. Athletisch limitiert, aber sehr weit was sein Route-Running angeht. Könnte ein Nummer-3-Receiver in einer NFL-Offense werden. Ein Long Snapper in Runde 6 ist ... naja.
Die Note: 2
Draft Grades: NFC North
Chicago Bears
Die Picks: Quarterback Justin Fields (1. Runde), Tackle Teven Jenkins (2. Runde), Tackle Larry Borom (5. Runde), Running Back Khalil Herbert (6. Runde), Wide Receiver Dazz Newsome (6. Runde), Cornerback Thomas Graham (6. Runde).
Die Analyse: Selbstverständlich steht und fällt diese Klasse mit Justin Fields, und so kritisch man sich mit den Entscheidungen in Detroit, Denver und Carolina auseinandersetzen muss, so sehr muss man die Bears loben. Sie haben die Chance gesehen, an Position 11 per Trade hoch zu kommen und auch wenn sie das neben den Picks 20 und 164 die Erst- und Viertrunden-Picks 2022 kostete: So viel berechtigten Optimismus dürfte es in Bears-Fankreisen seit sehr langer Zeit nicht mehr gegeben haben.
Fields' Ceiling ist ein Top-10-Quarterback in der NFL, das ist genau die Art Quarterback, an den man als Franchise die eigenen Hoffnungen knüpfen will. Allein dafür, wie die erste Runde aus Bears-Sicht abgelaufen ist, fällt es schwer, Chicago aus dem "1er"-Notenbereich raus zu schieben.
Ryan Pace wäre natürlich nicht Ryan Pace, hätte er nicht noch einen Uptrade eingefädelt: Für die Picks 52, 83 und 204 erhielt Chicago 39 und 151, adressierte aber zumindest eine der kritischsten Baustellen im Kader: Teven Jenkins, ein nasty Blocker und absoluter Mauler im Run Game, sollte vom ersten Spiel an auf Right Tackle starten. Dazz Newsome ist noch eine gute Gadget-Waffe, Herbert als Runner ein exzellenter Scheme Fit.
Die Note: 1-
Detroit Lions
Die Picks: Offensive Tackle Penei Sewell (1. Runde), Defensive Tackle Levi Onwuzurike (2. Runde), Defensive Tackle Alim McNeill (3. Runde), Cornerback Ifeatu Melifonwu (3. Runde), Wide Receiver Amon-Ra St. Brown (4. Runde), Linebacker Derrick Barnes (4. Runde), Running Back Jermar Jefferson (7. Runde).
Die Analyse: Die Lions waren eines von drei Teams - vier, wenn man Atlanta mit rein zieht - bei dem man sehr ernsthaft die Frage stellen muss: Warum kein Quarterback? Wir wissen mittlerweile, was Jared Goff in der NFL ist, Goff sollte Detroit nach dem Abgang von Matt Stafford absolut nicht daran hindern, permanent nach einer neuen langfristigen Lösung zu suchen. Und die war auf dem Silbertablett zu haben. Vielleicht mochten die Lions Jones und Fields nicht, es wirkt zumindest von außen betrachtet wahrscheinlicher, dass sie Jared Goff eine echte Chance geben wollen.
Das wäre dann vom Gedankengang her definitiv kritisch zu betrachten, davon abgesehen aber war das ein sehr solider Draft. Der beste Offensive Tackle des Drafts fiel ihnen in den Schoß, und wenig überraschend priorisierte das neue Dan-Campbell-Regime auch weiterhin die Trenches: Onwuzurike hat echtes Interior-Pass-Rusher-Upside, McNeill ist ein physischer Nose Tackle, der in erster Linie den Run stoppt.
Auch St. Brown, ein guter Allround-Receiver, kann mit Physis punkten und Melifonwu sollte das zumindest können: Das ist ein Cornerback mit enormen Maßen, der aber (noch?) nicht so physisch spielt, wie er aussieht. Das ist eine rundum solide Klasse mit einem echten Blue-Chip-Player an der Spitze, dazu kamen als UDFAs zwei der besten Contested-Catch-Receiver im Draft, mit Sage Surratt und Jonathan Adams. Aber die Quarterback-Frage schwebt über diesem Draft, umso mehr, da Fields in der Division gelandet ist.
Die Note: 2
Green Bay Packers
Die Picks: Cornerback Eric Stokes (1. Runde), Center Josh Myers (2. Runde), Wide Receiver Amari Rodgers (3. Runde), Tackle Royce Newman (4. Runde), Defensive Tackle Tedarrell Slaton (5. Runde), Cornerback Shemar Jean-Charles (5. Runde), Tackle Cole Van Lanen (6. Runde), Linebacker Isaiah McDuffie (6. Runde), Running Back Kylin Hill (7. Runde).
Die Analyse: Die Packers sind ein gutes Beispiel dafür, wie ich versuche, Pre-Draft-Grades, Needs und Prozess zu unterscheiden. Denn rein von den Picks her wäre das für mich, würde ich stur nach eigenem Big Board gehen, ein desolater Draft: Stokes war für mich eineinhalb Runden zu früh, Amari Rodgers war für mich zwei bis drei Runden zu früh und Myers wäre erst an Tag 3 bei mir auf dem Board gewesen.
Dass Creed Humphrey beim Myers-Pick noch da war und einen Spot später nach Kansas City ging, macht die Bewertung in der Hinsicht nochmal schlechter und auch wenn ich an Tag 3 nur sehr vorsichtig mit dem Wort "Reach" bin: Newman ist ein ziemliches Projekt, Slaton als Run-Stuffing-Nose-Tackle ist in Ordnung. Jean-Charles, der früh im Slot starten könnte, und Kylin Hill, für mich einer der Upside-Backs an Tag 3 des Drafts, waren dann bessere Picks in dem Bereich.
Die Spielerauswahl also ist weit weg von meinem Board, aber das ist ja in Ordnung - doch wie sieht der Prozess aus? Es ist einer der größten Needs-Drafts in diesem Jahr. Stokes mit seinem Speed passt nach Green Bay, Myers gibt ihnen Physis im Zentrum der Line, Rodgers kann die Slot-Back-Hybrid-Rolle ausfüllen, die es in LaFleurs Offense gibt.
Die Packers haben unter dem Strich Needs bedient und die Spieler sollten zumindest Scheme-Fits sein. Der ganze Draft-Ansatz aber war - wie schon im Vorjahr - für meinen Geschmack zu sehr darauf ausgelegt, Runde für Runde einen Haken hinter bestimmte Positionen zu setzen, unabhängig davon, welche Qualität anderweitig noch zu haben gewesen wäre. Und das führt in der Regel dazu, dass man mittel- und langfristig signifikantere Upgrades und bessere Spieler liegen lässt.
Die Note: 3
Minnesota Vikings
Die Picks: Tackle Christian Darrisaw (1. Runde), Quarterback Kellen Mond (3. Runde), Linebacker Chazz Surratt (3. Runde), Guard Wyatt Davis (3. Runde), Edge Patrick Jones (3. Runde), Running Back Kene Nwangwu (4. Runde), Cornerback Camryn Bynum (4. Runde), Edge Janarius Robinson (4. Runde), Wide Receiver Ihmir Smith-Marsette (5. Runde), Tight End Zach Davidson (5. Runde), Edge Jaylen Twyman (6. Runde).
Die Analyse: Was für eine Achterbahnfahrt von einem Draft. Es fing extrem gut an für die Vikings: Per Downtrade mit den Chets sammelten sie enormen Value ein - und dann fiel Darrisaw dennoch bis zu ihnen. Ein No-Brainer-Pick. Minnesota hatte noch vom Yannick-Ngakoue-Trade keinen Second Rounder, umso kurioser fand ich es, dass dann ihr erster Pick in Runde 3 Quarterback Kellen Mond war. Nicht nur, weil ich ihn weniger hoch hatte als einige andere Analysten, sondern auch, weil der Vikings-Kader andere Baustellen hat.
Zumindest bei der Grundidee, Picks in Quarterbacks zu investieren, wenn man keinen Elite-QB hat, gehe ich mit. Surratt ist eine Investition in die Zukunft, mit der ich mich auch anfreunden kann: Ein sehr agiler, explosiver Linebacker, der noch relativ jung auf der Position ist - Surratt kam als Quarterback nach North Carolina - aber schon gewaltige Fortschritte gemacht hat. Hier ist definitiv noch Potenzial, das könnte der perspektivische Nachfolger für Anthony Barr sein.
Davis war dann endlich der erwartete Interior-Line-Pick, das sollte ein Day-1-Starter sein, eine absolute Baustelle in Minnesota. Jones punktet eher mit Physis als mit irgendetwas sonst.
Zwei Tag-3-Picks, die ich hervorheben würde. Ihmir Smith-Marsette ist ein exzellenter Deep Threat, ein Receiver, der mit einem sehr hohen Grundspeed spielt und eine gute Ergänzung zu Jefferson und Thielen darstellt. Noch davor kam Kene Nwangwu: Einer meiner absoluten Pre-Draft-Darlings, den ich dennoch nie so hoch erwartet hätte. Ein Back mit fantastischem Speed und dabei toller Physis, sollte mindestens sofort als Returner übernehmen.
Die Note: 2
Draft Grades: NFC South
Atlanta Falcons
Die Picks: Tight End Kyle Pitts (1. Runde), Safety Richie Grant (2. Runde), Tackle Jalen Mayfield (3. Runde), Cornerback Darren Hall (4. Runde), Center Drew Dalman (4. Runde), Defensive Tackle Ta'Quon Graham (5. Runde), Edge Adetokunbo Ogundeji (5. Runde), Cornerback Avery Williams (5. Runde), Wide Receiver Frank Darby (6. Runde).
Die Analyse: Hätten die Falcons hier einen Quarterback nehmen müssen? Atlanta hat mit Matt Ryan ein stärkeres Gegenargument als die Lions, Broncos oder Panthers, aber auch Ryan wird nicht jünger - und wer weiß, wann die Falcons das nächste Mal so hoch picken?
Mit Pitts haben sie stattdessen ein Generational Prospect gedraftet, das sollte ein Monster in der Play-Action-Offense der Falcons werden. Grant ist ein rundum solider Safety und erfüllt einen klaren Need in Atlanta, auch Dalman ist ein exzellenter Scheme-Fit und könnte perspektivisch zum Starter aufgebaut werden. Mayfield draftet man für die Upside, gut möglich, dass er in Atlanta zunächst auf Guard beginnt. Da startet er vielleicht auch eher früher als später.
Darby war dann noch ein spannender Receiver für die mittelfristige Perspektive. Spielt mit hoher Explosivität, gerade beim Release, hat schnelle Füße. Aber gerade als Route-Runner noch extrem roh und hatte Drops-Probleme im College. Pitts und Grant sind eine absolute Bank in dieser Klasse, danach mehrere Upside-Picks.
Die Note: 2
Carolina Panthers
Die Picks: Cornerback Jaycee Horn (1. Runde), Wide Receiver Terrace Marshall (2. Runde), Tackle Brady Christensen (3. Runde), Tight End Tommy Tremble (3. Runde), Running Back Chuba Hubbard (4. Runde), Defensive Tackle Daviyon Nixon (5. Runde), Cornerback Keith Taylor (5. Runde), Guard Deonte Brown (6. Runde), Wide Receiver Shi Smith (6. Runde), Long Snapper Thomas Fletcher (6. Runde), Defensive Tackle Phil Hoskins (7. Runde).
Die Analyse: Die Einstiegsfrage lautet genauso wie bei den Falcons - nur mit mehr Nachdruck. Sam Darnold hat bislang in der NFL nichts gezeigt, was eine Franchise daran hindern sollte, ein Quarterback-Prospect wie Justin Fields zu draften; umso mehr, wenn es einem in die Hände fällt. Aber offensichtlich waren die Panthers entweder von Fields nicht überzeugt, oder sie waren nach dem Darnold-Trade der Meinung, diese Schiene jetzt strikt fahren zu wollen; Letzteres wäre der bedenklichere Gedankengang.
Rein vom Value der Position her und aus der Sichtweise, dass man bei Darnold schlicht absolut nicht sicher sein kann, dass er noch ein High-Level-Starter wird, sehe ich die Entscheidung in jedem Fall sehr kritisch. Fields hier zu draften und dann zu schauen, welcher der beiden Quarterbacks über den Sommer mehr überzeugt, wäre mein Weg gewesen.
Abzug gibt es bei mir außerdem für den Hubbard-Pick in Runde 4, nicht, weil ich Hubbard tiefer hatte, sondern weil ein Running-Back-Pick in Runde 4, um eine Alternative hinter McCaffrey zu haben, die Definition von einem Luxuspick ist. Und an dem Punkt ist dieser Kader noch nicht angekommen. Auch der Long-Snapper-Pick war mindestens mal kurios, so fantastisch der Anruf auch war.
Ansonsten: Sehr viel Positives. Horn ist ein fantastischer Press-Corner, das legt nahe, dass die Panthers defensiv etwas anders agieren wollen. Bei Marshall gab es wohl Verletzungsbedenken, davon abgesehen ein sehr spannender, großer Receiver und eine gute Ergänzung zum Receiving Corps. Auch Sechstrunden-Pick Shi Smith ist ein absoluter Scheme-Fit, ein tougher Underneath-Receiver, der nach dem Catch Schaden anrichtet. Christensen ist ein solider Pick, Tremble hat große athletische Upside. Auch der agile Daviyon Nixon war ein guter Pick an dem Spot, zusätzlich hat Carolina mit mehreren Downtrades einiges an Value mitgenommen.
Die Note: 2
New Orleans Saints
Die Picks: Edge Payton Turner (1. Runde), Linebacker Pete Werner (2. Runde), Cornerback Paulson Adebo (3. Runde), Quarterback Ian Book (4. Runde), Tackle Landon Young (6. Runde), Wide Receiver Kawaan Baker (7. Runde).
Die Analyse: Turner und Werner waren beide ziemliche Überraschungen am jeweiligen Spot. Turner hatte eine Breakout-Saison im Vorjahr, aber mit sehr kleiner Sample Size. Hier ist Potenzial, aber Turner wird vermutlich noch Zeit brauchen. Werner ist ganz klar athletisch limitiert. Es dauerte dann bis in die dritte Runde, ehe die Saints einen ihrer größten Needs angingen - mit einer kuriosen Wahl, Adebo hatte man Pre-Draft nicht unbedingt für eine aggressive (Man-)Defense wie die der Saints auf dem Zettel.
Die Wide-Receiver-Baustelle derweil ignorierte New Orleans bis zur siebten Runde komplett, dafür sicherte man sich seinen neuen Backup-Quarterback Ian Book in Runde 4. Und es wäre kein Saints-Draft, ohne ein paar Uptrades: Für Adebo (Pick 76) schickte man die 98 und 105 nach Denver, für Young (206) die 218 und 229 nach Indianapolis. Es gab wenige Klassen, mit denen ich so wenig warm geworden bin.
Die Note: 4+
Tampa Bay Buccaneers
Die Picks: Edge Joe Tryon (1. Runde), Quarterback Kyle Trask (2. Runde), Tackle Robert Hainsey (3. Runde), Wide Receiver Jaelon Darden (4. Runde), Linebacker K.J. Britt (5. Runde), Cornerback Chris Wilcox (7. Runde), Linebacker Grant Stuard (7. Runde).
Die Analyse: Von der Grundidee kein schlechter Ansatz, in Runde 2 einen Pfeil auf die Quarterback-Dartscheibe zu werfen und zu hoffen, dass sich Trask entwickeln kann. Brady ist stilistisch ein ähnlicher Quarterback, auch Trask wird viel über Spielintelligenz, Pocket-Verhalten und Antizipation gewinnen müssen. Die Bucs sind fraglos im Win-Now-Modus, das war an dem Spot dennoch in Ordnung.
Tryon ist ein Power-Rusher und ich weiß nicht, ob er je mehr sein wird. Den fand ich in Runde 1 sehr früh, grundsätzlich aber ist die Idee, sich langfristig nach einem JPP-Nachfolger umzuschauen, richtig. Jaelon Darden war einer meiner Lieblingspicks in Runde 4, ein Slot-Speedster, brandgefährlich nach dem Catch.
Das ist insgesamt eine Klasse, die irgendwo in Ordnung war, gerade vom generellen Ansatz her, mich aber individuell auch nicht vom Hocker haut.
Die Note: 3+
Draft Grades: NFC West
Arizona Cardinals
Die Picks: Linebacker Zaven Collins (1. Runde), Wide Receiver Rondale Moore (2. Runde), Cornerback Marco Wilson (4. Runde), Edge Victor Dimukeje (6. Runde), Cornerback Tay Gowan (6. Runde), Safety James Wiggins (7. Runde), Center Michal Menet (7. Runde).
Die Analyse: Das ist eine extrem High-Risk-High-Reward-Klasse. Die Cardinals hatten keine Picks in Runde 3 und 4 - in die vierte Runde kamen sie per Uptrade hoch und opferten unter anderem dann den Fünftrunden-Pick - und dementsprechend musste man gerade an Tag 3 auch Risiken eingehen. Und da finde ich den Process auch genau richtig: Upside-Spieler, athletische High-End-Prospects, die Value-Positionen spielen. Genau das sind Marco Wilson, der athletische Freak-Corner aus Florida, und Tay Gowan, ein Cornerback mit enormer Größe und Länge, der sich für seine Größe sehr gut bewegt und enormes Upside hat.
Beide diese Spieler sind noch roh und sollten idealerweise vorerst nicht starten müssen - aber auf diese Spieler würde ich an Tag 3 zocken, unabhängig davon, dass ich gerade Gowan mit einer Viertrunden-Grade hatte. Das Problem mit dieser Klasse liegt dann darin, dass die "sicheren" Spieler im Gegenzug fehlen. Zaven Collins ist ein sehr spannender Linebacker, auch er hat enorme Upside. Riesiger Frame, bewegt sich aber exzellent und war der beste Underneath-Zone-Cover-Linebacker, den ich Pre-Draft gesehen habe.
Aber man muss eben eine spezifische Rolle für ihn finden, und in dem Prozess sind die Cardinals auch schon mit Isaiah Simmons. Collins soll Middle Linebacker spielen, das haben die Cardinals im Anschluss klar gemacht, hier scheint also zumindest ein konkreter Plan zu bestehen - und in der Rolle ist Collins auch spannend. Aber es ist eben wieder ein Hybrid-Linebacker in Runde 1. Rondale Moore an Tag 2 ist ebenfalls ein High-Upside-Spieler und gibt Arizona mit seiner enormen Explosivität eine echte Screen- und Jet-Sweep-Waffe. Aber er ist klein und er hat eine größere Krankenakte, auch hier ist also ein größeres Risiko mit dabei.
Im Vakuum betrachtet sind die beiden Erst- und Zweitrunden-Picks solide bis gut, im Gesamtpaket aber hat man eine Klasse, die doch einige Fragezeichen mitbringt. Das könnte in zwei Jahren ein kompletter Homerun, selbst Siebtrunden-Safety James Wiggins hat eine Chance auf diesen Kader, sein - es könnte aber auch das Gegenteil werden. Der Floor fehlt mir hier ein wenig.
Die Note: 2-
Los Angeles Rams
Die Picks: Wide Receiver Tutu Atwell (2. Runde), Linebacker Ernest Jones (3. Runde), Defensive Tackle Bobby Brown (4. Runde), Cornerback Robert Rochell (4. Runde), Wide Receiver Jacob Harris (4. Runde), Edge Earnest Brown (5. Runde), Running Back Jake Funk (7. Runde), Wide Receiver Bennett Skowronek (7. Runde), Edge Chris Garrett (7. Runde).
Die Analyse: Die Rams wollten einen Speedster für all die Jet Sweeps und Gadget-Plays, den haben sie sich auch direkt geschnappt - aber Tutu Atwell ist physisch so limitiert, und ehrlicherweise trotz seiner wahnsinnig schmalen Statur gar nicht so schnell, wie man denken würde. Jones und Brown sprechen dafür, dass L.A. physischer werden will, beide aber haben ihre Qualitäten gegen den Run.
Rein von den Spielern her gefällt mir die Klasse mit am wenigsten, selbst wenn ich davon etwas weg gehe, hat L.A. für meinen Geschmack sehr spezifische Rollen sehr früh adressiert und in der Folge Value liegengelassen. Positiv: Die Rams haben gleich drei Mal per Downtrade wiederum Value eingesammelt.
Die Note: 3
San Francisco 49ers
Die Picks: Quarterback Trey Lance (1. Runde), Guard Aaron Banks (2. Runde), Running Back Trey Sermon (3. Runde), Cornerback Ambry Thomas (3. Runde), Tackle Jaylon Moore (5. Runde), Cornerback Deommodore Lenoir (5. Runde), Safety Talanoa Hufanga (5. Runde), Running Back Elijah Mitchell (6. Runde).
Die Analyse: Der Lance-Pick wird diese Klasse natürlich komplett definieren, und auch wenn der Move insgesamt natürlich riskant ist, werde ich rein vom Process her ein Team nicht dafür kritisieren, für einen Quarterback mit Top-5-Potenzial aggressiv hoch zu traden. Das rettet auch die Gesamtbetrachtung hier für mich, denn ab Tag 2 hatten die Niners in meinen Augen einen der schwächsten Drafts.
Da war der Uptrade für Running Back Trey Sermon, der zwar schematisch gut passt, aber hier hat San Francisco keinen Need, zumal man in Runde 6 noch Mitchell dazu holte. Banks wirkte wie ein massiver Reach in Runde 2, zumindest haben die Niners zwei Mal in Cornerbacks investiert; Lenoir ist vermutlich eher ein Slot-Kandidat in der NFL. Hufanga ist ein reiner Box-Safety, aber ein guter Day-3-Pick. Nach Lance hat mir das Vorgehen hier gerade in puncto Value einfach nicht gefallen.
Die Note: 2-
Seattle Seahawks
Die Picks: Wide Receiver D'Wayne Eskridge (2. Runde), Cornerback Tre Brown (4. Runde), Tackle Stone Forsythe (6. Runde).
Die Analyse: Für die minimale Pick-Munition, die Seattle hatte, ist eine ziemlich solide Gruppe rausgesprungen. Eskridge bringt jede Menge Speed mit, ist direkt der Nummer-3-Receiver hinter Lockett und Metcalf und bietet noch mehr Optionen für die Jet-Sweep-/Screen-Rolle, die in der neuen Offense ausgeprägter sein dürfte.
Brown ist insofern eine kuriose Wahl, als dass er so gar nicht in Pete Carrolls Beuteschema passt. Er ist kein langer, großer Corner, sondern auf der ganz anderen Seite des Spektrums. Aber spielt mit Physis, und könnte direkt im Slot starten. Forsythe fiel überraschend tief, ein Riese von einem Tackle mit entsprechend limitierter Agilität.
Natürlich hätte man gerne gesehen, dass die Seahawks einen Center finden, vielleicht noch einen Linebacker und etwas für die Defensive Line. Aber Seattles Mittel waren einfach limitiert, und daraus haben sie noch eine solide Klasse gemacht. Slot-Receiver Cade Johnson und Deep Threat Tamorrion Terry als UDFAs bieten weitere Optionen für das Waffenarsenal.
Die Note: 2-
Die Draft Grades 2021 im Überblick
Disclaimer: Innerhalb der gleichen Noten-Gruppen gibt es kein Ranking, die Teams mit gleicher Grade sind in zufälliger Reihenfolge gelistet. Tier-Abgrenzungen sind gefettet.
Team | Grade |
Cleveland Browns | 1+ |
Baltimore Ravens | 1- |
Chicago Bears | 1- |
Philadelphia Eagles | 2+ |
New York Jets | 2+ |
Los Angeles Chargers | 2+ |
Tennessee Titans | 2+ |
New England Patriots | 2+ |
New York Giants | 2+ |
Cincinnati Bengals | 2 |
Miami Dolphins | 2 |
Kansas City Chiefs | 2 |
Atlanta Falcons | 2 |
Washington Football Team | 2 |
Carolina Panthers | 2 |
Detroit Lions | 2 |
Minnesota Vikings | 2 |
Buffalo Bills | 2- |
Seattle Seahawks | 2- |
San Francisco 49ers | 2- |
Arizona Cardinals | 2- |
Tampa Bay Buccaneers | 3+ |
Denver Broncos | 3+ |
Dallas Cowboys | 3+ |
Los Angeles Rams | 3 |
Green Bay Packers | 3 |
Jacksonville Jaguars | 3 |
Indianapolis Colts | 3 |
Las Vegas Raiders | 3- |
New Orleans Saints | 4+ |
Houston Texans | 4 |
Pittsburgh Steelers | 4 |