Die New England Patriots haben beim Debüt von Quarterback Mac Jones denkbar knapp 16:17 gegen die Miami Dolphins verloren. Ein Umstand, der mehr über Play-Calling und Decision-Making des Teams aussagt als über die Fähigkeiten des Rookies. Ein Kommentar von SPOX-Redakteur Marcus Blumberg.
Die Patriots haben in der Offseason so viel Geld wie noch nie in den Kader gesteckt und diesen damit massiv aufgerüstet. Bei der Heimniederlage gegen Miami jedoch hätte man phasenweise den Eindruck gewinnen können, dass es immer noch 2020 ist.
Die Patriots spielten offensiv erzkonservativ und scheuten das Risiko, womit sie sich letztlich mehrfach selbst im Weg standen und die Aufgabe für Mac Jones unnötig erschwerten. Es war, als seien ihm Stützräder angelegt worden, obwohl er die eindeutig nicht braucht.
Trotz der Auftaktniederlage sprachen die Zahlen eine klare Sprache: Die Patriots waren besser - und das in nahezu allen Belangen am Sonntag. Sie schafften mehr First Downs, mehr Yards, waren effizienter bei 3rd Down und hatten rund 13 Minuten länger den Ball. Einzig bei den Punkten bestand ein entscheidendes Defizit.
Woran das lag? Nicht nur am späten und vorentscheidenden Fumble von Running Back Damien Harris im vierten Viertel in der Red Zone. Auch nicht am frühen Fumble von Rookie Rhamondre Stevenson. Vielmehr war die Effizienz in der Red Zone, die bereits im Vorjahr ein Graus war (54,17 Prozent Red Zone Scoring Percentage, Rang 24), das offensichtliche Problem. Am Sonntag waren es vier Red-Zone-Trips und nur ein Touchdown (2 Field Goals, 1 Lost Fumble)!
gettyNew England Patriots: Es fehlte an Fantasie in der Red Zone
Anders als im Vorjahr fehlten nicht ein kompetenter Quarterback oder die Playmaker, sondern vielmehr die Fantasie bei den Play-Calls und sicherlich auch ein wenig der Mut, Jones noch mehr in die Verantwortung zu nehmen.
Entweder wurde viel zu häufig in early Downs auf Laufspielzüge gesetzt, was dem Team immer wieder eine tiefe Grube grub und im Speziellen Jones in schwierige bis nahezu aussichtslose Situationen bei 3rd Down brachte. Oder die Play-Designs waren auf geringes Risiko getrimmt.
Beides galt im Übrigen nicht nur in der Red Zone, sondern auf dem gesamten Feld. Jones hatte im Spiel eine aDoT (average Depth of Target) von 6,1 Yards, was im 15. Perzentil der Liga liegt und damit am unteren Ende der Skala zu finden ist. Jones warf also in der Regel sehr kurze Pässe mit wenig Risiko. Umso bemerkenswerter, dass es dennoch gelang, 11 der 16 3rd Downs zu verwerten.
New England Patriots: Spielstatistiken gegen die Dolphins
EPA/Play | Success Rate | 1st Down Quote | Plays | |
All plays | 0.01 | 48 | 32 | 75 |
Rush | -0.20 | 42 | 26 | 31 |
Pass | 0.15 | 52 | 36 | 44 |
Early downs (1st & 2nd) | -0.14 | 41 | 21 | 58 |
Early rush | -0.29 | 33 | 15 | 27 |
Early pass | -0.01 | 48 | 26 | 31 |
Late downs (3rd & 4th) | 0.53 | 71 | 71 | 17 |
Late rush | 0.48 | 100 | 100 | 4 |
Late pass | 0.55 | 62 | 62 | 13 |
Quelle:rbsdm.com.
Dass darüber hinaus Bill Belichick bei den Field Goals tief in der Red Zone bei 4th and 5 sowie 4th and 4 viel zu konservativ war, anstatt die Versuche auszuspielen und auf Touchdowns zu gehen, kam letztlich erschwerend hinzu. Speziell beim letzten Field Goal hätte ein erfolgreich ausgespielter vierter Versuch die Siegwahrscheinlichkeit der Patriots deutlich gesteigert.
Die Defense machte unterm Strich ihren Job und hielt Miami bei lediglich 17 Punkten und nur 4 erfolgreichen 3rd Downs. Doch die Offense ließ viel zu viel liegen.
New England Patriots müssen Zurückhaltung ablegen
Mac Jones' Leistung hingegen war trotz der im Grunde vom Coaching selbst verschuldeten Widrigkeiten gut genug, um schleunigst die eigene Zurückhaltung abzulegen und den Rookie vollends übernehmen zu lassen.
Jones zeigte sehr viele gute Würfe und zwar ohne Mühe. In Erinnerung bleibt da etwa sein Touch-Pass über die Schulter von James White auf einer Wheel Route, den so nicht allzu viele QBs werfen. Darüber hinaus las er die Defense wie ein Veteran und zeigte hervorragendes Pocket-Movement. Er war in Kontrolle.
Im NFL-Podcast "Move The Sticks" wurde dem Rookie beim Debüt ein A-Grade gegeben, mit der Begründung, er habe all das richtig gemacht, was die Patriots von ihm verlangt hatten. Aber das war eben das Problem - die Patriots in Person von Offensive Coordinator Josh McDaniels hat eben auch nicht allzu viel von Jones verlangt, obwohl mehr durchaus berechtigt gewesen wäre.
Mac Jones: Statistiken beim Debüt gegen Miami
Statistik | Wert |
Completions | 29/39 |
Yards | 281 |
Touchdowns | 1 |
Interceptions | 0 |
QBR | 75,1 |
Passer Rating | 102,6 |
aDoT | 6,1 |
EPA/Play | 0,28 |
Wollen die Patriots nach der ernüchternden Vorsaison wieder in die Playoffs, geht das nur mit einem Mac Jones, dem die Stützräder abgenommen werden. Man muss für ihn das Playbook komplett öffnen, damit diese Offense letztlich vollends zur Geltung kommen kann.
Wird damit das Risiko für Fehler steigen? Sicherlich. Doch wie soll der sichtlich hoch veranlagte Rookie lernen, wenn er nicht wenigstens die Chance bekommt, Fehler zu machen?