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32. HOUSTON TEXANS
Der Trade von Shaq Lawson unterstreicht als Mini-Kosmos, was für eine Art Saison den Texans bevorsteht. Lawson war in der Offseason per Spieler-Trade im Gegenzug für Benardrick McKinney aus Miami gekommen. Houston wandelte dann einen Teil von Lawsons Gehalt in einen Bonus um, und konnte ihn so mit minimalem Cap Hit für das aufnehmende Team jetzt nach New York weiter traden. In gewisser Weise haben sich die Texans so einen Draftpick gekauft, und diese Ausrichtung des Kaders auf einen radikalen Umbruch ist genauso logisch wie unvermeidbar.
Auch die Vorgehensweise in der Free Agency unterstrich das, in welcher Houston über 30 (!) Spieler verpflichtete, von denen nur eine Handvoll länger als ein Jahr und nur einer - Punter Cameron Johnston - länger als zwei Jahre unter Vertrag steht. Tyrod Taylor wird starten, ich vermute, wir sehen im Laufe der Saison auch Rookie Davis Mills.
Zumindest die Offensive Line ist solide, und mit Brandin Cooks, Anthony Miller und Rookie Nico Collins hat man einige spannende Receiving-Optionen. Aber der Coaching Staff ist ein gigantisches Fragezeichen, und die im Vorjahr bereits desolate Defense wurde in der Offseason tendenziell nochmals schlechter.
31. DETROIT LIONS
Die Lions haben nicht nur mit Blick auf die kommende Saison die klar schwächste Wide-Receiver-Gruppe in der NFL; selbst wenn man in der Geschichte einige Jahre zurückblickt, wird man eine Weile Suchen müssen, ehe man eine vergleichbare Gruppe findet. Nach der Entlassung von Breshad Perriman dürfte Tyrell Williams der Nummer-1-Receiver sein, assistiert von Quintez Cephus, Speedster Kalif Raymond und Big-Slot-Receiver Amon-Ra St. Brown. Und Jared Goff ist nicht gerade dafür bekannt, die Offense und die Spieler um ihn herum besser zu machen.
Immerhin die Offensive Line sollte gut sein, auch wenn Top-Pick Penei Sewell nach dem Wechsel von der linken auf die rechte Seite eine ziemlich wacklige Preseason hatte, und mit T.J. Hockenson hat man einen der besseren Tight Ends im Ligavergleich. Defensiv gibt es zumindest mal deutlich mehr Potenzial als in Houston, die Defensive Line sollte eine Stärke sein.
Wackliger wird es dahinter, mit einigen Fragezeichen auf Linebacker und Safety - sowie einer Cornerback-Gruppe, in der man letztlich darauf angewiesen ist, dass junge Spieler wie Jeff Okudah oder Amani Oruwariye einen großen Sprung machen. Detroit steht nicht vor einem derart radikalen Umbruch wie die Texans, aber auch für die Lions ist 2021 ein Übergangsjahr.
30. NEW YORK JETS
Die Jets als Team sind auf dem Weg in die richtige Richtung. Dass man offensiv direkt um Rookie-Quarterback Zach Wilson etwas aufbaut, dass die Defense mit den Verpflichtungen direkt die Handschrift von Robert Saleh trägt, die Art der Offense, die Mike LaFleur von Shanahan mitbringt, wie sicher Wilson in der Preseason bereits auftrat - all das kann und soll Mut geben. Aber die Jets waren nicht durch Zufall 2-14 in der vergangenen Saison, das war zu Beginn der Offseason einer der schwächsten Kader in der NFL, und dementsprechend wird es auch Zeit brauchen, bis man wirklich auf der anderen Seite des Turnarounds ist.
Nirgendwo wird das deutlicher als mit Blick auf die Cornerback-Gruppe, welche ligaweit den letzten Platz belegen dürfte. Hier haben die Jets zudem mit Brian Poole ihren besten Spieler verloren. Die Defense unter Saleh soll primär über die Front funktionieren, hier aber haben die Jets Top-Free-Agency-Verpflichtung Carl Lawson verletzungsbedingt für die gesamte Saison verloren. Umso stärker wird die Offense im Mittelpunkt stehen: Wie weit ist hier die Offensive Line? Reicht Corey Davis für die Outside-Receiver-Gruppe? Und wie schnell akklimatisiert sich Wilson, wenn es gegen Defenses in der Regular Season geht? Der Weg, den die Jets eingeschlagen haben, ist richtig. Aber er ist auch noch lang.
29. PHILADELPHIA EAGLES
Jede Unterhaltung über die Philadelphia Eagles beginnt unweigerlich mit einer Personalie: Wie entwickelt sich Jalen Hurts? Nutzt er die Chance, indem er sich als Passer dramatisch steigert und den Eagles tatsächlich eine langfristige Option bietet? Oder bleibt der Testlauf ein solcher, und Philly ist in der nächsten Offseason ein aggressiver Player auf dem Quarterback-Markt? Die Antwort auf diese Frage wird natürlich auch maßgeblich bestimmen, wo die Saison in Philly hingeht; aber der Kader für sich betrachtet ist nicht so schlecht.
Die Offensive Line ist besser als Carson Wentz sie im Vorjahr aussehen ließ, und erhält Spieler von Verletzungen zurück. DeVonta Smith rutscht in die Rolle des Nummer-1-Receivers, etwas, das Philly letztes Jahr deutlich gefehlt hat.
In der Defense haben die Eagles nochmal kräftig in die D-Line-Rotation investiert mit Ryan Kerrigan, Milton Williams und Marlon Tuipulotu. Und Steven Nelson ist eine Under-the-Radar-Verpflichtung, die Philadelphias Coverage deutlich stabilisieren sollte. Doch bei allem Talent ist die Wide-Receiver-Gruppe eine ziemliche Wildcard, genau wie der neue Head Coach und eben der Quarterback.
28. JACKSONVILLE JAGUARS
Die alles entscheidende Frage in Jacksonville - für diese Saison, aber letztlich auch für das neue Regime - ist in meinen Augen diese: Wie effektiv können Urban Meyer, Darrell Bevell und Co. Nummer-1-Pick Trevor Lawrence bei dessen Entwicklung helfen? Die Preseason unterstrich diesen Aspekt, in den ersten beiden Spielen wirkte Lawrence teilweise verloren - bekam aber auch kaum Hilfe vom Scheme.
Gegen die Backups der Cowboys im dritten Preseason-Spiel funktionierte das deutlich besser, doch wie viel davon lässt sich auf die Regular Season übertragen? Wenn es gegen Starter und komplexere Defenses geht? Wie viel hat Meyer dann zu bieten, um seinem jungen Quarterback unter die Arme zu greifen? Immerhin die Waffen sind da, mit D.J. Chark, Marvin Jones, Laviska Shenault und James Robinson müssen sich die Jags nicht verstecken. Die Offensive Line dagegen ist schon wackliger und die Defense ist voller Fragezeichen.
Einzig Josh Allen und Myles Jack sind hier so etwas wie Fixpunkte, der Rest sind junge Spieler, durchschnittliche Starter, oder High-Upside-High-Risiko-Kandidaten wie K'Lavon Chaisson, Tyson Campbell und C.J. Henderson. Dieses Team hat unbestreitbar Upside, aber ob das auch schon in dieser Saison in Zählbares umgewandelt wird, ist eine komplette Wildcard.
27. CHICAGO BEARS
Die Zukunft in Chicago könnte rosig sein. Vielleicht ist Justin Fields der Quarterback der Zukunft, vielleicht wird Darnell Mooney der nächste Top-Receiver, vielleicht kann Teven Jenkins auf Jahre den Left-Tackle-Spot besetzen, und vielleicht wird Jaylon Johnson der nächste Top-Corner.
All das ist nicht auszuschließen, allerdings sprechen wir bei Chicago mehr von der Perspektive als vom Ist-Zustand. Fields wird zunächst gar nicht spielen, Andy Dalton startet - und mit Blick auf die Offensive Line ist das vielleicht eine gar nicht so schlechte Entscheidung, eine Line, in welcher Jenkins in dieser Saison vermutlich verletzungsbedingt nicht zum Einsatz kommen wird. Und vom langjährigen Starting Left Tackle Charles Leno haben sich die Bears in der Offseason getrennt. Auch die Interior Line hat mehrere Fragezeichen, die Bears könnten eine der zwei, drei schlechtesten Lines in der NFL haben.
Und die Defense ist immer noch gut, aber ist sie noch gut genug, um eine mutmaßlich inkonstante Offense mit zu tragen? Der Verlust von Nummer-1-Corner Kyle Fuller sowie zuletzt durchwachsene Saisons von Eddie Jackson und Robert Quinn machen die Prognose nicht gerade positiver. Selbst mit der positiven Zukunft am Horizont vermute ich eher eine schwierige Saison in Chicago.
26. CINCINNATI BENGALS
Eigentlich könnte man bei den Bengals auch optimistischer sein. Mit Joe Burrow im zweiten Jahr, einer jungen, explosiven Receiver-Gruppe um Tee Higgins, Tyler Boyd und Ja'Marr Chase, einer - zumindest leicht - verbesserten Offensive Line. Aber die Bengals sind bei mir dieses Jahr tendenziell eher tiefer auf der Liste: Ich traue Zac Taylor als Head Coach nicht und vermute, dass er in sein letztes Jahr bei den Bengals geht. Chase hatte in der Preseason bislang besorgniserregende Probleme, und die Defense mit den Abgängen von Carl Lawson und William Jackson sehe ich eher wackliger, Trey Hendrickson und Chidobe Awuzie halte ich für Downgrades.
Generell kommt die Cornerback-Gruppe mit einigen Fragezeichen daher, die Linebacker sind noch immer ein Problem und während Riley Reiff und Jonah Williams ein solides Tackle-Duo sein sollten, gibt es in der Interior Line noch immer Fragezeichen. Die Bengals haben einige junge Spieler mit Talent, auch auf wichtigen Positionen, aber den Kader im Gesamt-Konstrukt sehe ich noch eher zwei Schritte als einen davon entfernt, oben anzugreifen.
25. NEW YORK GIANTS
2021 ist das Make-or-Break-Jahr für Daniel Jones - zumindest sollte es das sein. Er hat leichte, aber eben keine signifikanten Fortschritte im zweiten Jahr gezeigt, jetzt haben die Giants das Waffenarsenal mit Kenny Golladay und Kadarius Toney deutlich verbessert, Saquon Barkley kommt zurück nach der langen Verletzung und es ist Jahr 3 - danach ist eine Weichenstellung fällig.
Ich traue Jones schon zu, dass er nochmal einen Sprung machen kann; gleichzeitig halte ich die Möglichkeiten mit der Offensive Line vor ihm für sehr limitiert. Die Interior Line ist ein riesiges Fragezeichen, nicht erst nach dem Abgang von Kevin Zeitler. Und auf beiden Tackle-Spots hofft man letztlich darauf, dass die Vorjahres-Rookies den nächsten Schritt machen. Kurzum: Hier könnte man, wie schon im Vorjahr, abermals ziemlich große Probleme haben, und Jason Garretts Offense ist nicht gerade gut darin, diese Probleme schematisch zu kompensieren.
Zumindest die Defense aber sollte gut sein, das hat die vergangene Saison mehr als nur angedeutet - und auch hier gab es mit Adoree' Jackson und Azeez Ojulari einige Upgrades auf kritischen Positionen. Die Giants gefielen auf der Seite des Balls bereits letztes Jahr mit Aggressivität und Flexibilität, und mit den weiteren individuellen Verbesserungen erwarte ich hier den Schritt in die Top 10.