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Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 2 in der NFL

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt zurück auf Woche 2 in der NFL
© getty
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Wie gut ist die Cardinals-Offense wirklich?

Wenn man nach zwei Spielen ein "Entertainment"-Ranking machen würde, dann wäre Arizona vermutlich bei den meisten sehr weit oben, und Kyler Murray dürfte die meisten Rankings anführen. Arizonas Offense ist hochgradig unterhaltsam, und ihr Quarterback ist der maßgebliche Grund dafür.

Murray hat über die ersten beiden Partien bereits ein Highlight-Tape zusammengestellt, das für manche Quarterbacks für die halbe Saison reichen würde. Er hatte auch in beiden Spielen je einen (Tennessee) beziehungsweise zwei (Minnesota) kritische Fehler drin, welche zu Interceptions führten, aber kaum jemand würde wohl widersprechen, wenn man sagt, dass Murray der Schlüssel zu einer der explosivsten Offenses in der NFL ist. Weil er eben so viel kreieren kann, weil er so viel außerhalb der Struktur machen kann.

Aber damit steht die Frage auch schon im Raum: Wie gut ist die Offense? Und wie viel davon ist Murray? Und kann dieser schmale Grat zwischen Big Play und Risiko über eine volle Saison gutgehen?

Arizonas Offense: Ein permanenter Drahtseilakt

Damit ist man bereits mittendrin in der Diskussion. Denn Murrays spektakuläre Plays außerhalb der Pocket kommen auf der anderen Seite auch zu einem Preis - der Preis ist, dass er dazu tendieren kann, die Pocket vorschnell zu verlassen, was wiederum so ziemlich jede Passing-Design-Struktur torpediert. Ein solches Play kann dann wie der 77-Yard-Touchdown zu Rondale Moore enden, auch der erste Touchdown zu Hopkins gegen Tennessee kam spät im Down und außerhalb der Pocket.

Kingsbury, zumindest vertritt er diesen Standpunkt glaubhaft nach außen, hat kein Problem damit, Murray außerhalb der Struktur arbeiten zu lassen - und ich stimme zu. Wenn man einen solchen Playmaker auf der Quarterback-Position hat, sollte man ihn nicht in einen Käfig sperren. Gleichzeitig sind wir auch hier wieder beim sprichwörtlichen Drahtseilakt; denn natürlich soll die Offense in erster Linie innerhalb der Struktur funktionieren, mit den einzelnen improvisierten Plays als Spitze des Eisbergs - und nicht umgekehrt.

Gleichzeitig ist Kingsbury gut darin, Murrays Qualitäten als Runner in die Offense einzubauen. Mal subtiler, mal offensichtlich. Das gibt der Cardinals-Offense eine immens wichtige Dimension. Und Kingsbury traut seinem Quarterback zu, extrem schwierige Würfe in kritischen Situationen anzubringen. Bisher belohnt Murray dieses Vertrauen.

Die Cardinals haben eine höhere Baseline

Was aber auffällt, ist, wie viel höher die Baseline der Offense rein individuell betrachtet ist. Arizona nutzt Motion etwas besser, sie spielen mehr mit ihren Receiver-Formationen, der Ball wird besser verteilt und das ganze Feld angespielt. Vor allem aber ist die Baseline der Offense höher, weil das Talent größer ist. Das fängt mit Rodney Hudson an, dessen Erfahrung bereits mehrere Big Plays mitverantwortet hat, weil er Murray dabei hilft, Blitzer und Pressure-Sets vor dem Snap zu erkennen.

Es geht weiter mit Rondale Moore, der vor allem dazu beiträgt, dass Arizonas Screen Game so viel effektiver daherkommt. Screens sind ein wesentliches Mittel in Kingsburys Offense, dass diese Target jetzt zu Moore und nicht mehr zu Fitzgerald gehen, macht sie deutlich gefährlicher. A.J. Green mag keine Monster-Stat-Line am Ende der Saison haben, aber er gibt Arizona eine zweite große Outside-Receiver-Präsenz - was es Christian Kirk erlaubt, in den Slot zu rücken, wo er deutlich gefährlicher ist als Outside.

Komplett traue ich der Offense nicht. Aber sie ist explosiv, sie macht Spaß, und Murray gehört trotz der drei klaren Fehler nach zwei Spielen in die MVP-Konversation. Und man hat den Eindruck, dass Big Plays vertikal viel eher im Arsenal sind als letztes Jahr.

Die andere ermutigende Nachricht für die Cardinals ist: Wie schon in der zweiten Saisonhälfte letztes Jahr ist die eigene Defense gut genug, um zu helfen. Dass Woche 1 gegen die Titans in vielerlei Hinsicht ein Ausreißer war, dürfte das Spiel gegen Minnesota auch dem größten Optimisten klargemacht haben. Aber selbst gegen die Vikings stabilisierte sich die Defense nach einem üblen Start, und war über weite Teile der zweiten Hälfte deutlich verbessert.

Auch das ist ein maßgeblicher Unterschied zu den Anfängen der Kingsbury-/Murray-Ära: Die Offense muss nicht jedes Spiel alleine gewinnen. Arizona trifft kommende Woche auswärts auf die Jaguars, ein prototypisches Trap Game, ehe die beiden Division-Duelle gegen die Rams und die 49ers anstehen. Gehen die Cardinals mit zwei Siegen aus den nächsten drei Partien, ist die erste Phase der Saison absolut als Erfolg zu verbuchen. In der stärksten Division der Liga wird es allerdings mehr brauchen.