NFL

Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 3 in der NFL

SPOX-Redakteur blickt in seiner Kolumne zurück auf Woche 3 in der NFL.
© getty

Justin Fields erlebt ein historisches Horror-Debüt - trägt aber nur einen kleinen Teil der Schuld. Die Rams entpuppen sich derweil als gefährlichstes Team in der NFL, einige Teams müssen sich mit dem Rebuild anfreunden - und müssen wir uns um die Chiefs Sorgen machen? SPOX-Redakteur Adrian Franke mit seinen wichtigsten Takeaways zum NFL-Sonntag.

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Sehr viel fragwürdiger - und bisweilen komplett wahnsinniger - Football wurde im frühen Slot am Sonntag gespielt.

Allein in Jacksonville gab es in der ersten Hälfte den Ref, dessen Flagge den Ball beim Punt traf, was dafür sorgte, dass Rondale Moore den Punt nicht sichern konnte, sowie Arizonas Versuch, ein 68-Yard-Field-Goal zu kicken, und statt einen neuen NFL-Rekord gab es den 109-Yard-Return-Touchdown durch Agnew.

In Detroit ließ Hollywood Brown mehrere Touchdowns fallen, die Chiefs eröffneten ihr Division-Duell mit den Chargers mit drei (!) eigenen Turnovern in Folge, in Buffalo sicherte Washingtons Kicker seinen Kickoff - keinen Onside-Kick - weil der Wind mithalf und in New England warf Jameis Touchdowns, die er nicht werfen sollte. Aber manchmal geht es eben gut.

"Manchmal geht es eben gut", das war auch das Motto des spektakulären 66-Yard-Rekord-Game-Winners von Justin Tucker gegen die Lions. In einem Spiel, in dem man Detroit, wie schon am Montag gegen Green Bay, Lob dafür aussprechen muss, dass sie offensiv einen klaren Plan haben und damit Teams wehtun können. Gegen Green Bay war es in der ersten Hälfte, gegen die Ravens Durchgang Nummer zwei.

Und die Art und Weise, wie die Lions sich in Spiele zurück kämpfen, oder Teams zumindest ärgern können, macht auch klar, dass Detroit nicht der Favorit auf den Nummer-1-Pick ist. Das sind die Jets, bei denen Zach Wilson aktuell komplett verloren wirkt, und wo man nicht so wirklich weiß, wo der Turnaround während der Saison herkommen soll.

"Turnaround" ist auch das Stichwort für die Run-Defense der Packers. Ein um Welten verbesserter Auftritt gegen die 49ers, den ich so nicht erwartet hätte. San Francisco konnte, wie schon letzte Woche, den Ball nicht sonderlich gut laufen, und ich weiß, dass ich mich hier wiederhole, wenn ich über die Quarterback-Situation bei den Niners spreche. Aber ähnlich wie gegen die Eagles drängte sich mir im Packers-Spiel diese zusammengefasste Erkenntnis auf: Garoppolo kann Shanahans Offense gut verwalten und den Ball innerhalb der Struktur verteilen. Aber das reicht nicht, um dieses Jahr etwas zu gewinnen. Da sprechen wir noch nicht einmal davon, welche Würfe Garoppolo verfehlt, die ultra-konservativen Entscheidungen, die er teilweise trifft, und über die Fehler, die ja auch er macht. Oder darüber, dass Lance das Run Game ganz anders öffnen würde.

An dem Punkt frage ich mich weiterhin, warum Shanahan Lance nicht wenigstens intensiver in die Offense einbaut, um ihn ran zu führen und einer wackligen Offense zu helfen. Der übergreifende QB-Plan in San Francisco bleibt schwer nachvollziehbar für mich, weil Garoppolo bestenfalls "solide" spielt, und ehrlicherweise häufig noch darunter dieses Jahr. Dass Lance kaum überhaupt aufs Feld kommt, ist für mich nicht zu rechtfertigen.

Wir bleiben zum Start in der NFC West - los geht's mit dem aktuell vermutlich gefährlichsten Team in der NFL.

Die Breite an der Spitze ist dichter geworden

Die Rams sind aktuell das Nummer-1-Team in der NFL!

Zugegeben, nicht die originellste Schlussfolgerung vom Sonntag. Die Buccaneers sahen nach zwei Wochen wie das beste Team der Liga aus, flogen dann nach Los Angeles - und wurden von den Rams phasenweise dominiert, und unter dem Strich deutlich geschlagen.

Bevor wir noch zu den Rams kommen, bietet sich an diesem Punkt erst generell der Blick auf die Ligaspitze an, denn hier lässt sich nach den ersten drei Spieltagen, frei nach Berti Vogts, festhalten: Die Breite an der Spitze ist dichter geworden!

Will sagen, die Saison ist noch jung, und ein komplett dominantes Team, das man Stand heute ohne groß drüber nachzudenken an die Spitze setzen würde, gibt es nicht.

Die Chiefs machen noch zu viele Fehler, die Rams haben selbst letzte Woche in Indianapolis gewackelt, die Bucs haben gerade deutlich verloren, Baltimore ist angeschlagen und offensiv noch unrund, die Browns sind vergleichsweise konstant aber sind teilweise auch noch in der Findungsphase, die Bills sind offensiv noch zu inkonstant und von den 3-0-Teams aus Denver, Las Vegas, Carolina und Arizona will ich noch deutlich mehr gegen Top-Gegner sehen, bevor ich wirklich an sie glaube.

Das liegt irgendwo auch in der Natur der Sache, wenn erst drei Spiele absolviert sind. Gleichzeitig würde ich argumentieren, dass wir nach dem extrem souveränen Auftaktsieg gegen Houston, dem Erfolg bei den Chargers und einem dominanten Sieg in Baltimore nach Woche 3 des Vorjahres anders über die Chiefs gesprochen haben. Oder auch über die Packers, nach offensiven Explosionen gegen Minnesota, Detroit und in New Orleans.

Die Spitzengruppe 2021 ist noch in der Findungsphase. Hier werden sich einige Teams, die aktuell rechnerisch oben mitmischen, verabschieden, und auch innerhalb der Spitzengruppe wird sich der Elite-Kreis klarer herauskristallisieren.

Die Rams sind aktuell das gefährlichste Team der Liga

Dennoch würde ich auf die Aussage zu Beginn hier nochmal zurückkommen. Noch ist alles im Fluss, der Sieg der Rams gegen Tampa hat für mich aber unterstrichen, dass Los Angeles aktuell das gefährlichste Team der Liga ist - und das obwohl, und in Teilen auch weil, Matt Stafford noch gar nicht so gut spielt, wie seine Total Stats es teilweise nahelegen.

Gegen die Colts war das bereits teilweise auffällig, nachdem gegen die Bears die Big Plays weitestgehend weit offene Targets infolge von Coverage Busts waren. Und Stafford fing auch gegen die Bucs nicht sonderlich gut an: Ein Wurf bei Third Down in den Rücken seines Receivers, dann ein Ball leicht zu hoch für Kupp, der in einer Interception hätte enden müssen, zwei Underthrows zu DeSean Jackson, wenn auch einer gegen Druck war - es war ein holpriger Beginn der Rams-Offense, die dann aber explodierte.

Vier Touchdown-Drives in Folge brachten L.A. deutlich auf die Siegerstraße, und auch Stafford steigerte sich in der zweiten Hälfte.

Für mich der zentrale Takeaway dieses Spiels waren aber nicht die vier Passing-Touchdowns von Stafford, oder die Erkenntnis, dass DeSean Jackson noch immer hinter jede Defense kommen kann; es war die Rams-Defense, die in diesem Spiel gezeigt hat, dass sie noch immer eine Top-5-Unit sein kann.

Das war eine große Frage rund um die Rams, nachdem L.A. letztes Jahr die Top-Defense gestellt hatte, dann aber mehrere kritische Abgänge in der Offseason verkraften musste. Doch auch unter dem neuen Defensive Coordinator Raheem Morris präsentiert sich die Defense exzellent, machte gegen eine starke Bucs-Line viel Druck auf Brady, auch mit vielseitigen Pass-Rush-Paketen, und ließ am Boden absolut überhaupt nichts zu.

Gleichzeitig limitierten sie auch die Shot Plays: Brady musste konstant defensive Umstellungen auch in der Front lesen und die Bucs spielten dann sehr viel kurz, womit sie sich selbst dazu zwangen, lange, kontinuierliche Drives hinzulegen. Und das ist gegen diese Defense sehr schwer.

Die Offense der Rams war rein statistisch sehr produktiv bislang, und die Stafford-McVay-Connection ist eine der Storylines der ersten Wochen; ich sehe hier sogar noch Potenzial für mehr, eben auch bei Stafford. Aber dass die Defense dieses hohe Vorjahres-Level weiter bestätigen kann, gibt den Rams eine höhere Baseline als ich vor Saisonstart erwartet hatte.