Die Rams bekamen zuerst den Ball und versuchten sogleich, Neuzugang Odell Beckham Jr. ins Spiel einzubeziehen. Das allerdings ging nach hinten los, denn ein Deep Shot wurde zur Interception von Safety Jimmie Ward, nachdem es offenbar ein Missverständnis über die zu laufende Route zwischen Matthew Stafford und OBJ gegeben hatte.
Die 49ers reagierten darauf mit einem 18-Play-Drive, der über 11 Minuten dauerte. An dessen Ende stand ein 8-Yard-Touchdown-Pass von Jimmy Garoppolo zu Tight End George Kittle. Kurz darauf warf Stafford sogar einen Pick-Six zu Ward, der den Ball über 27 Yards zum Touchdown trug. Tight End Tyler Higbee rutschte der Ball durch die Finger und Ward sagte Danke.
Higbee machte seinen Fehler jedoch im zweiten Viertel wieder gut und verkürzte den Rückstand nach dem bis dahin besten Drive der Gäste mit einem 10-Yard-Touchdown-Catch. Die Niners legten danach einen weiteren langen Drive hin und erzielten ihren dritten Touchdown des Spiels - Deebo Samuel lief über 8 Yards aus dem eigenen Backfield in die Endzone.
Die Rams gelangten vor der Pause nochmal in Scoring-Reichweite, doch anstatt es mit einem Field Goal zu versuchen, setzten die Gäste auf einen Fake, bei dem Holder Johnny Hekker zum Pass ansetzte. Der Ball wurde zwar gefangen, doch die Niners hatten den Braten gerochen und das neue First Down verhindert. Pausenstand: 21:7 49ers.
Los Angeles Rams nach der Pause abgemeldet
Nach der Pause waren die 49ers vor allem auf Ballkontrolle aus und erhöhten den Vorsprung schließlich durch ein 50-Yard-Field-Goal von Robbie Gould. Den Deckel machten sie schließlich durch einen 40-Yard-Touchdown-Pass von Garoppolo auf Samuel bei 4th and 5 zu Beginn des vierten Viertels drauf. Die Rams versuchten danach nochmal zu verkürzen, wurden jedoch in der Red Zone gestoppt.
Die Niners halten damit ihre dünnen Playoff-Hoffnungen am Leben, während die Rams eine zweite deutliche Niederlage in Serie eingesteckt und die Chance vertan haben, mit den Arizona Cardinals in der NFC West gleichzuziehen.
San Francisco 49ers (4-5) - Los Angeles Rams (7-3)
Ergebnis: 31:10 (14:7, 7:0, 3:0, 7:3) BOXSCORE
49ers vs. Rams - die wichtigsten Statistiken
Der erste Drive der 49ers ging über 18 Spielzüge und dauerte 11:03 Minuten. Das bedeutete den zeitlich längsten Drive in dieser NFL-Saison.
Stafford hat durch seinen Pick-Six nun zwei Interceptions zum Touchdown in zwei Spielen nacheinander geworfen. Das war ihm zuletzt in seiner Rookie-Saison in den Wochen 12 und 13 passiert.
- Die Niners sind das erste Team seit den Colts in Woche 17 2018, das ein Spiel mit zwei 90-Yard-Touchdown-Drives begonnen hat. Damit haben die Niners in diesem Jahr nun fünf solcher Drives insgesamt - die meisten in der NFL vor den Rams.
- Die 49ers hielten den Ball über 39 Minuten und verwerteten 8 ihrer 14 3rd Downs, dazu auch eins ihrer zwei ausgespieltes 4th Downs (das zweite um am Ende so viel Zeit wie möglich von der Uhr zu nehmen). Viel effizienter und dominanter kann man nicht auftreten.
Der Star des Spiels: Deebo Samuel (Wide Receiver, 49ers)
Samuel (133 Scrimmage Yards, 2 TD) bekamen die Rams nie in den Griff. Sowohl durch die Luft nach dem Catch als auch als herkömmlicher Runner aus dem Backfield zeigte er große Übersicht und Explosivität und erzielte zwei wichtige Touchdowns. Ebenfalls wegweisend waren die zwei Interceptions von Jimmie Ward früh im ersten Viertel, die beide letztlich zu Touchdowns geführt haben.
Der Flop des Spiels: Matthew Stafford (Quarterback, Rams)
Stafford (26/41, 243 YDS, TD, 2 INT) buddelte den Rams zum zweiten Mal in Folge schon früh ein tiefes Loch mit Interceptions, auch wenn beide dieses Mal nicht komplett auf seine Kappe gingen. Es gelang ihm aber auch sehr selten, längere Drives zu orchestrieren und er war oft ungenau. Mindestens eine weitere Interception in der zweiten Hälfte wäre zudem drin gewesen. Erwähnen muss man allerdings auch, dass die Abstimmung sowohl mit OBJ als auch mit Siebtrundenpick Ben Skowronek als Vertreter für Robert Woods nie richtig gepasst hat.
Analyse: 49ers vs. Rams - die Taktiktafel
Bei den 49ers stach die Kreativität in den Personnel-Packages heraus. Sie boten 11-Personnel auf, 12-Personnel, teilweise auch 21-Personnel. Doch kam es hier vor allem auf die Anordnung der Spieler an. 11 hieß nicht selten, dass zum Beispiel Running Back Jeff Wilson als H-Back aufgestellt wurde, während Wide Receiver Deebo Samuel als klassischer Tailback im Backfield stand und dann auch Hand-Offs nahm, so auch bei seinem Rushing Touchdown im zweiten Viertel.
Ebenfalls ein wichtiges Element dieses Angriffs waren Wide Receiver, die im Run Game als Blocker aushalfen sowie Tight Ends, die als Motion-Man agierten und daraus dann Double-Teams im Run Blocking kreierten, um Lücken für den Ballträger zu reißen.
Die Niners liefen jedoch auch deshalb in so hoher Frequenz, weil die Rams zumeist mit 2-High-Looks agierten und damit viel Platz in der Mitte des Feldes war. Ging es doch mal durch die Luft, setzte Garoppolo zumeist auf kurze, schnelle Pässe, häufig auf Slants.
Defensiv sahen wir bei den Rams die ersten Ansätze, wie der neue Edge Rusher Von Miller eingesetzt wird. Er gab den klassischen Outside Linebacker im 3-4-System, wurde jedoch in offensichtlichen Passing Downs gerne auch auf die gleiche Seite wie Donald gestellt, um jene Seite zu überladen. Als Reaktion auf das betonte Run Game der Niners setzte Defensive Coordinator Raheem Morris mit fortlaufender Spieldauer häufiger auf vier Down-Linemen und damit eine 6-Men-Front, um die Mitte zu stabilisieren und die Edges zu etablieren gegen Outside-Run-Plays.
Eine größere Frage vor dem Spiel war, wie Beckham ins System der Rams passen würde. Nach nur wenigen Tagen Training war noch nicht viel zu erwarten. Und das bestätigte sich - OBJ fing ein paar Pässe auf Curl- oder Comeback-Routes. Zudem hatte er ein Missverständnis mit Stafford auf einer Go-Route, die er vorzeitig abbrach und damit die Teilschuld an Staffords erster Interception hatte. Darüber hinaus wurde er häufig als Decoy oder Blocker im Run Game eingesetzt.