Für die Baltimore Ravens wird ein offensiver Neustart auf die eine oder andere Art und Weise notwendig sein. In Jacksonville derweil müssen die Jaguars das Urban-Meyer-Desaster beenden, während die Bills zeigen, was in ihnen steckt. Außerdem: Die Anatomie des Jamal-Adams-Fehlers der Seahawks.
Aus dem Fenster gelehnt haben sich diese Woche die Dallas Cowboys. Zunächst garantierte Head Coach Mike McCarthy quasi den Sieg gegen Washington, Quarterback Dak Prescott stimmte wenig später zu. Dann flogen die Cowboys ihre eigenen Bänke inklusive Team-Logo nach Washington ein. Offensichtlich hatte es hier Kommunikationsprobleme zuletzt gegeben, weshalb Dallas in Cleveland eigens angefertigte Bänke einfliegen ließ, der Anstrich aber war natürlich eine bewusste Provokation.
Das Potenzial war da, um als absolute Lachnummer sämtlicher Sport-Talkshows in den USA in die Woche zu starten. Stattdessen ließen die Cowboys Taten folgen, das zwar denkbar knapp am Ende, der Spielverlauf aber erzählte eine andere Geschichte - zumindest was die Cowboys-Defense angeht. Und das untermauerte in meinen Augen, was dieses Team in den kommenden Wochen und dann auch mit Blick auf die Playoffs prägen könnte: Diese eindrucksvolle Front Seven.
Die Cowboys dominierten das Spiel zumindest in diesem Bereich komplett. Washington beendete die erste Hälfte mit -7 Passing-Yards, 0/6 bei Third Down, 0/1 bei Fourth Down und insgesamt offensiv 1,1 Yards pro Play. Es war eine absolute Machtdemonstration gegen eine durchaus solide Offensive Line - aber das war für mich generell die spannende Storyline rund um die Cowboys diese Woche: Endlich würden wir diese Front mit Lawrence, Parsons und Gregory zusammen auf dem Feld erleben; das erste Ergebnis war spektakulär.
Dallas hat, nachdem man hier die ganze Saison über Lösungen finden und Ausfälle kompensieren musste - Parsons auf Edge-Rusher war eine der glücklichen Entwicklungen daraus für die Cowboys - jetzt die PS, um wirklich für Alarm zu sorgen. Und Parsons müssen wir zumindest in die Konversation um den "Defensive Player of the Year"-Award bringen. Den für den Defensive Rookie of the Year sollte er sicher haben.
Wenn ich das so herum formuliere, könnte der eine oder andere im Umkehrschluss fragen: Wenn die Defensive Front dieses Team jetzt prägt - was ist dann mit der Offense? Diese Offense mit ihrer Elite-Line, einem Elite-Receiver-Trio, einem tiefen Backfield und einem guten Quarterback?
Ich denke, dass Dallas hier letztlich immer noch sehr gefährlich sein kann. Dafür sollte der Floor mit dieser Line, den Waffen, dem Quarterback und dem Play-Caller eigentlich zu hoch sein. Aber ich denke es ist auch fair, zu sagen, dass die Offense seit Wochen inkonstant spielt, auf eine Art und Weise, die ein wenige Sorgen macht. Inklusive Prescott.
Das war auch gegen Washington früh im Spiel zu beobachten. Prescott hatte in der ersten Hälfte mehrfach Interception-Glück und warf zudem einen unschönen Pick- und dann diesen Horror-Pick-Six kurz vor Schluss, bei dem er den Underneath-Verteidiger komplett übersah. Ähnlich wie gegen New Orleans in der Woche davor waren es zudem eher einzelne Big Plays, weniger ein konstanter Rhythmus, der bei der Cowboys-Offense herausstach.
Der große Vorteil? Wenn die Defense Spiele dominieren kann, hat die Offense so viel mehr Spielraum für Fehler.
Los geht's aber mit einem Team, das aktuell nicht die Truppen für den Playoff-Run sammelt. Sondern ganz im Gegenteil.
1. Die Ravens brauchen einen offensiven Neustart
Es ist merkwürdig, die Ravens abzuschreiben - so gut ist diese Franchise seit Jahren gecoacht und geführt. Selbst in das Spiel gegen Cleveland kam Baltimore noch zurück, was uns aber vermutlich auch viel über die Browns und deren realistischen Outlook für den Rest der Saison aussagt.
Es ist noch merkwürdiger, die Ravens mit bereits acht Siegen auf dem Konto abzuschreiben. Aber ein Playoff-Team ist das nicht, und das nicht erst seit dieser Woche. Sicher, die Verletzung von Lamar Jackson in der ersten Halbzeit gegen Cleveland könnte jetzt eine solche Prognose einfach machen oder zumindest mal weniger absurd klingen lassen. Aber die Realität der Situation in Baltimore geht tiefer.
Verletzungen generell sind die prägende Storyline dieser Ravens-Saison, Baltimore hat so viel Qualität verloren, dass dieses Team irgendwann nicht mehr funktionieren kann. Zumindest nicht auf dem gewohnten Level und mit der gewohnten Identität.
Und ich denke, das geht auch direkt über in die Analyse: Denn was auffällig fehlt, sind die Anpassungen an die Personalsituation. Baltimore spielt immer noch seine aggressive Man Coverage, obwohl die Ravens mittlerweile drei Viertel ihrer Starting-Secondary verloren und schlicht nicht die Qualität haben, in Man Coverage mitzuhalten. Das wurde auch gegen Cleveland früh im Spiel mehrfach deutlich.
Offensiv derweil befinden sich die Ravens auch so spät in der Saison noch auf der Suche nach irgendeiner Identität. Auch das war gegen die Browns schnell sichtbar: Die Offense sieht viel zu häufig nach Chaos aus, das bestenfalls von Lamar Jackson entwirrt werden kann - aber diese Momente wurden über die vergangenen Wochen seltener, und mit Tyler Huntley dann im Spiel dürften nicht nur die 3rd-Down-Play-Calls Ravens-Fans geärgert haben.
Als die Ravens nach der Pause schließlich den Ball bewegten, war es ein Fumble von Huntley beim Versuch, etwas zu kreieren, welcher auch diesen Hoffnungsschimmer beendete. Und irgendwo war das sinnbildlich für diese Offense: Rettet der Quarterback die Offense nicht, gibt es wenig Hoffnung.
NFL: Inkonstanz prägt diese Saison
Wenn wir im Februar auf diese Saison zurückblicken, wird eines der zentralen Themen mit Sicherheit die Inkonstanz und die Unberechenbarkeit dieser Saison sein. Dieses noch präsentere Gefühl, dass jeder jeden schlagen kann, dass es vielleicht gar kein wirklich dominantes Team gibt, stattdessen diese breite Mittelklasse, in der mal zahlreiche, mal keines der Teams wie Playoff-Kandidaten aussehen.
Über die Gründe dafür kann man hervorragend diskutieren, ohne je eine klare Lösung zu finden. Defenses, die im ständigen Katz-und-Maus-Spiel zwischen schematischen Trends auf beiden Seiten des Balls gerade einen besseren Zugriff bekommen, spielen eine Rolle. Gute Quarterbacks wie Philip Rivers und Deshaun Watson fehlen im Vergleich zum Vorjahr. Und eine Prise Zufall ist auch immer mit dabei.
Was mir bei den Ravens ganz besonders auffällt, ist die krasse Abhängigkeit von Lamar Jackson, oder sagen wir im Moment: Dem Quarterback und davon, dass der Plays macht, generell.
Sicher, Verletzungen spielen hier eine Rolle, insbesondere Stanley und das Backfield wären dabei hervorzuheben. Doch gehen die Probleme darüber hinaus: Baltimore fehlt der schematische Floor und, anschließend daran, jegliche Weiterentwicklung im Passspiel.
Baltimore noch abhängiger von Jackson
Es ist längst nicht das erste Mal, dass das auffällt. Zwei Punkte hier: In den vergangenen beiden Jahren bot ein dominantes Option Run Game die Baseline für die Offense, und das auf einem Level was Value und Effizienz angeht, von dem einige Teams nicht einmal im Passspiel träumen konnten.
Das ist dieses Jahr nicht der Fall, die Ravens befinden sich im Prinzip seit Woche 1 auf der Suche nach einer klaren offensiven Identität. Der andere Punkt: Baltimore lebte in den vergangenen Jahren viel zu sehr davon, dass Lamar Jackson nicht nur am Boden, sondern auch im Passspiel die Offense trägt. 5-Men-Protections und Jackson gewissermaßen in der "eingebauten Verantwortung", einen Rusher aussteigen zu lassen und dann tief zu gehen, waren mehr Teil der Gesamtbetrachtung als einem mittel- und langfristig betrachtet lieb sein kann.
Dieses Jahr ist die Rechnung dafür fällig. Zwar haben die Ravens in ihr Wide-Receiver-Corps investiert, aber die Ideen fehlen. Auch im Management seiner Spieler teilweise, wenn man sich fragen muss, warum Rashod Bateman nicht längst eine prominentere Rolle einnimmt. Und weil das Base Run Game nicht auf gewohntem Level klappt, ist Baltimore extrem von Jackson abhängig. Das ging Anfang des Jahres noch gut, ausdrücklich auch im Passspiel. Aber ich denke man lehnt sich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn man sagt, dass Jackson den Designs und seiner Line aktuell nicht vertraut, und sich das auf sein Spiel auswirkt.
Das kann man ihm kaum verdenken. Die Protection hinter einer verletzungsbedingt mehrfach umgebauten Line ist wacklig - und die offensiven Play-Designs sind mindestens mal fragwürdig. Es ist wenig Rhythmus in der Offense, die Play-Designs greifen nicht ineinander, zu häufig hat man nicht das Gefühl, dass der Raum vernünftig gespielt wird. Das war auch am Sonntag auffällig, als Tyler Huntley zumindest einen sichereren Eindruck im Passspiel machte. In erster Linie wurde er den Ball schneller los, und hier läge die Interpretation nahe, dass er weniger das Gefühl hatte, das Team selbst tragen zu müssen.
Will sagen: Die Ravens sind im Moment weder sonderlich gut darin, das gesamte Feld zu bespielen, noch arbeiten die Routes konstant effektiv zusammen, um Verteidiger in Konflikt zu bringen oder präzise bestimmte Bereiche des Feldes zu isolieren. Dann wirkt schnell alles improvisiert und ohne jegliche Grundidee - abgesehen von: "Quarterback, mach mal!"
Und Teams blitzen Baltimore aktuell auffallend erfolgreich - um nicht zu sagen desaströs, aus Sicht der Offense -, ohne dass der Offense schematisch oder individuell Antworten einfallen. 5-Men-Protections mit Jackson als "Antwort" gegen den Blitz, das ist keine Basis. Gleichzeitig muss Jackson selbst aber mit dem Blitz auch sicherer umgehen und seinen Checkdown schneller finden.
Die Ravens brauchen einen neuen Offensive Coordinator
Vielleicht liegen Teile des Problems daran, dass Baltimores Offense auch ein gewisses Maß an Freiheit eingebaut hatte (und hat?), um Jackson und seinen Receivern Möglichkeiten zu geben, Plays spät im Down zu machen. Verletzungen in der Offense spielen mit Sicherheit eine Rolle.
Aber selbst wenn wir mit Wohlwollen an die Situation herangehen, ist die Realität in meinen Augen auch, dass Offensive Coordinator Greg Roman bisher keinerlei Nachweis geliefert hat, dass er die Offense weiterentwickeln kann. Dass er eben nicht nur ein gut designtes Option Run Game mit einem vertikalen Passspiel kombinieren, sondern auch ein in sich schlüssiges Passing Game als 2.0-Update für diese Art Offense entwerfen kann.
Umso besorgniserregender ist das, weil Roman in San Francisco mit Colin Kaepernick bereits in einer ähnlichen Situation war. Damals war seine Antwort als die Offense einen Konter suchte, sich wieder stärker auf die Basics zu fokussieren. Sollte das auch Romans Ansatz sein, wenn er nach der Saison mit John Harbaugh seine Gedanken teilt, sollte Harbaugh sehr konkret nach einem neuen Coordinator Ausschau halten.
Ich denke, dass Baltimore, um als Team den nächsten Schritt zu machen - nicht auf dieses Jahr bezogen und auch unter Berücksichtigung der Verletzungen - sein Passspiel weiter entwickeln muss. Mit den Investitionen in ein vielseitiges Wide Receiver Corps hat man den Willen, in diese Richtung zu gehen, schon angedeutet. Ich habe aber ernsthafte Zweifel daran, dass Roman der richtige Coordinator ist, um diesen Schritt dann auch aus schematischer Perspektive zu machen.
2. Das Urban-Meyer-Debakel muss enden
Trevor Lawrence wirkt nicht wie die Art Spieler, der nach außen deutliche Worte wählt um aufzurütteln, oder der selbst wenn er unzufrieden oder sportlich gesehen frustriert ist, das medial spürbar kommuniziert.
Es war also ein Moment, der mich aufhorchen ließ, als Lawrence unter der Woche auf Running Back James Robinson angesprochen wurde. Robinson war im Spiel gegen Atlanta vor zwei Wochen infolge eines Fumbles für 16 Plays in Folge rausgenommen worden, gegen die Rams waren es nach einem weiteren Fumble gar 20 Plays in Folge.
"Ich sehe alle Teile in Bewegung, ich sehe das gesamte Bild", stellte Lawrence unter der Woche klar. "Unter dem Strich ist James einer unserer besten Spieler und er muss auf dem Feld sein. Wir haben das thematisiert und ich denke, wir sind da an einem guten Punkt. Ich weiß nicht, was alles in die Entscheidung geflossen ist, da mische ich mich nicht ein. Aber ich kenne meine Meinung und habe die auch zum Ausdruck gebracht: James ist einer unserer besten Spieler und er muss auf dem Feld stehen. Ich denke, da sind wir alle auf einer Wellenlänge, da gibt es keine Verwirrung."
Ich bin ganz ehrlich, wenn Lawrence kein Rookie wäre, wäre das der Moment, an dem ich sagen würde, dass der Head Coach das Team und sein Standing an den Quarterback verloren hat. Und vielleicht wäre das hier trotzdem angebracht.
Wir sprechen nicht allzu häufig über die Jaguars, aus dem einfachen Grund, dass sie sportlich ab Mitte der Saison oftmals nicht mehr allzu interessant sind. Das ist auch dieses Jahr so, was ernsthaft schade ist, wenn man bedenkt, was für ein Quarterback-Talent im vergangenen Draft nach Jacksonville gekommen ist.
Der Diskurs in der vergangenen Woche rund um Robinson sowie das Thema In-Game-Management und in erster Linie das Thema Verantwortung und Verantwortungsbewusstsein hat die Jaguars bei mir aber einmal mehr auf den Radar gespült. Sehr gut möglich, dass das hier das letzte Mal ist, dass ich bis Saisonende über die Jaguars schreibe - weil ich nicht denke, dass sich mein Standpunkt hier noch verändert.
Urban Meyer ist in seiner aktuellen Rolle überfordert, und Urban Meyer sollte kein zweites Jahr als Head Coach der Jacksonville Jaguars bekommen.
Urban Meyer und Mike Tomlin - ein drastischer Vergleich
Es geht hier gar nicht darum, dass Robinson kurzzeitig aufgrund eines Fumbles gebenched wurde. Das haben wir auch bei anderen Teams bereits gesehen, auch wenn ich aus Jaguars-Sicht einen jungen, talentierten Spieler hier eher direkt wieder reinwerfen würde, damit er den Fehler abhaken und der Offense schnellstmöglich wieder helfen kann.
Es geht darum, dass einerseits eine bemerkenswerte Inkonstanz dabei festzustellen ist - Backup Carlos Hyde nämlich fumbelte ebenfalls im Spiel gegen die Rams, er war beim nächsten Drive zurück auf dem Feld. Und vor allem geht es darum, dass Meyer offensichtlich keinerlei Interesse hat, solche Entscheidungen zu treffen und sein Team anzuführen.
Auf die Frage, warum Robinson gebenched und dann so lange rausgehalten wurde, antwortete Meyer: "Da müssen Sie Bev (Offensive Coordinator Darrell Bevell, d.Red.) und Bernie (Running Backs Coach Bernie Parmalee, d.Red.) fragen. Ich micromanage das nicht."
Zum Vergleich: das war die Aussage von Steelers-Coach Mike Tomlin nach dem Spiel gegen Minnesota, als Receiver Chase Claypool früh im Spiel eine komplett unnötige Personal-Foul-Strafe kassiert hatte. Claypool war anschließend für mehrere Plays nicht auf dem Feld, Tomlin wurde gefragt, ob er den Receiver gebenched hatte: "Ja, das habe ich." - "Wegen der Strafe?" - "Ja."
Steelers-Quarterback Ben Roethlisberger wurde ebenfalls auf Claypools Aussetzer in dem Spiel angesprochen - sein Kommentar? "Das ist nicht wirklich mein Job. Das ist Coach Tomlins Aufgabe. Das ist sein Job als Head Coach."
Exakt.
Jaguars: Deja-Vu mit James Robinson
Als ob das nicht reichen würde, war Jacksonville in dieser Saison bereits in genau der gleichen Situation - und auch da hatte Meyer keine Antwort!
Anfang Oktober im Spiel gegen die Titans hatten die Jags vier Plays in Folge kurz vor der gegnerischen Endzone. Robinson blieb dabei auf der Bank, Jacksonville kam nicht in die Endzone. Als Meyer anschließend darauf angesprochen wurde, sagte er: "Ich micromanage nicht, wer im Spiel ist. Ich hätte es hier machen sollen."
Was?!
In der NFL geht es nicht darum, bestmöglich Spieler zu rekrutieren und dann einen qualitativ in den meisten Spielen klar überlegenen Kader zu managen. Seinen besten Running Back zu benchen sollte absolut die Entscheidung des Head Coaches sein, und wenn er sie schon nicht selbst trifft, sollte er zumindest mit Überzeugung dahinterstehen. Und nicht darauf verweisen, dass das nicht sein Verantwortungsbereich ist.
Irgendwo überrascht es da fast auch gar nicht, dass Tom Pelisserro vom NFL Network am Samstag berichtet hat, dass es zwischen Meyer und Spielern sowie auch Assistenten mehrfach gekracht hat. Nicht zuletzt eben auch deshalb, weil Meyer nach außen hin die Verantwortung von sich weg schiebt.
Intern soll es nicht besser sein, Pelisseros Quellen zufolge hat Meyer seine Assistenten hinter verschlossenen Türen aufgefordert, aufzuzeigen, wo sie eigentlich Erfolg hatten - er selbst sei ja schließlich ein "Gewinner". Meyer bestätigte gegenüber Jay Glazer anschließend, dass er mit seinen Coaches nicht zimperlich umgeht, was im Kontext der Situation zumindest teilweise wie ein Eingeständnis klingt. Falls dem so ist - wie soll irgendwer innerhalb dieser Organisation einem solchen Head Coach folgen? Das ist kein Führungsstil, das ist ein verzweifelter Versuch, sich selbst und dem Team einzureden, dass er sich diesen Job verdient hat.
All diese Dinge unterstreichen, dass Meyer in der NFL überfordert ist. Die Jaguars sind an einem Punkt angekommen, an dem sie die Aussicht haben, um ein großartiges Quarterback-Talent herum eine neue Ära einzuleiten. Alles was Meyer und sein Trainerstab mir bisher dieses Jahr gezeigt haben, legt nahe, dass sie nicht die richtige Besetzung dafür sind.
Wo genau liegt Meyers Kompetenz für dieses Team?
Folgender Austausch, das vielleicht als abschließende Beobachtung, fand während der Jaguars-Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch statt.
Auf die Nachfrage eines Reporters, warum Meyer nicht mehr die Detailaufgaben übernehmen und micromanagen würde, gab Meyer ziemlich eindeutig zu verstehen, dass es die Version des Head Coaches Urban Meyer, welche College-Titel gewonnen und sich die entsprechende Reputation aufgebaut hat, welche maßgeblich dafür verantwortlich war, dass er den Jaguars-Job bekommen hat, eigentlich gar nicht mehr gibt.
"Ich habe mich selbst evaluiert, als meine Karriere voranschritt", antwortete Meyer auf die Frage des Reporters. "Ich war nicht so produktiv in den Dingen, in denen ich produktiv sein muss, wenn ich mir darüber Gedanken mache, mit welchem Fuß der 3-Tech sich nach vorne bewegen soll. Ich habe mich selbst neu evaluiert. In der zweiten Hälfte meiner Zeit bei Ohio State habe ich alles gemacht. Denn es ist auch schwierig, in der Nacht zu schlafen, wenn man das nicht macht. Aber du hast auch deine Coaches, und das ist ihre Verantwortung, nicht meine."
Im Umkehrschluss wirft Meyers Antwort natürlich die Frage auf: Was für einen Head Coach genau haben die Jaguars denn bekommen? Wo liegt Meyers Kompetenz, wo drückt er dem Team einen Stempel auf, wo entwickelt er die Spieler oder das Team weiter? Oder anders gefragt: Was genau macht Meyer in der täglichen Arbeit, um die Franchise voran zu bringen? Denn auch die Außendarstellung - und damit meine ich nicht einmal nur den verheerenden Vorfall nach dem Bengals-Spiel - ist nicht sein Spezialgebiet.
Ob er es bereue, dass er sich nicht mehr involviert sei, lautete die nächste Nachfrage. "Ich bereue viele Dinge, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür", antwortete Meyer. "Jetzt geht es darum, die nächsten fünf Spiele bestmöglich zu bestreiten und dann alles neu zu evaluieren."
Aus Jaguars-Sicht kann man nur hoffen, dass diese Selbstevaluierung mit maximaler Ehrlichkeit ausfällt. Was Meyers Verhalten innerhalb des Teams genau wie sein Auftreten nach außen hin angeht. Was die Entwicklung - oder eher Nicht-Entwicklung - von Lawrence angeht.
Wenn dem so sein sollte, kann ich mir nicht vorstellen, dass Teambesitzer Shad Khan Urban Meyer noch für ein weiteres Jahr vertraut. Und ich denke auch nicht, dass er das sollte.
3. Bradys Maschine - Veränderungen bei den Bills?
Woran ich bei den Buccaneers an diesem Punkt der Saison zunehmend denken muss, ist die Immunität gegen alles, was Defenses ihnen entgegenwerfen können.
Eine aggressive Defense mit viel Man Coverage? Viel Spaß mit diesem Receiving Corps. Eine Defense, die von einer Elite-Front lebt? Tampa hat eine exzellente Offensive Line, und Brady macht jede Line noch besser. Eine starke Zone-Defense mit einer soliden Front davor? Die Bucs haben das Quick Passing Game und mit Gronk in den Seams eine brandgefährliche Waffe, um das zu attackieren - und sie können - und wollen - mit Physis den Ball laufen.
Und dann reden wir noch nicht einmal davon, auf was für einem Level Brady teilweise spielt. Gegen die Bills, die ihrerseits eine beeindruckende zweite Hälfte in Tampa aufs Parkett legten, war aber auch sichtbar, wie es für die Bucs schiefgehen kann. Insbesondere nämlich bei eigener Führung präsentierte sich der Titelverteidiger einmal mehr sloppy. Brady verfehlte ein paar Würfe, Drive auf Drive wurde verschwendet - und die Bills kamen langsam aber sicher zurück in dieses Spiel.
Denn essenziell, um gegen Tampa Bay zu gewinnen, ist, dass man selbst offensiv mitgehen kann - was möglich ist, denn Tampas Pass-Defense ist absolut nicht unschlagbar. Das war auch im Laufe der zweiten Hälfte gegen Buffalo klar zu sehen.
In ihrer offensiven Vielseitigkeit, wie sie potenziell jeden Bereich oder jede Stärke einer Defense angreifen können, sind die Bucs ziemlich einzigartig; in einer Liga, in welcher fast alle Playoff-Anwärter dringend nach Konstanz suchen. Wenn ich heute ein Team wählen müsste - in beiden Confrences - welches das jeweilige Championship Game erreicht, dann wäre Tampa Bay meine Wahl. Gleichzeitig war das Bills-Spiel auch eine Erinnerung daran, dass die Bucs keineswegs immun dagegen sind, sich selbst zwischenzeitlich aus einem Spiel raus zu nehmen.
Wie geht es weiter mit den Bills?
Und die Bills? Ich sehe bei Buffalo immer noch verschiedene Ansätze, um die Probleme, die Defenses ihnen präsentieren, zu lösen. Mit mehr engen Formationen inklusive Play Action daraus, kurzen Pässen, jetzt gegen Tampa war auch Allen mal etwas mehr ins designte Run Game eingebunden. Das war durchaus positiv gegen die Bucs und das würde ich mir aus Bills-Sicht noch mehr wünschen, alles mit dem ultimativen Ziel, wieder mehr Eins-gegen-Eins-Situationen für die Receiver zu kreieren und das Feld auch vertikal wieder mehr zu öffnen.
Aber der Spielraum für Fehler ist aktuell einfach kleiner. Und wenn dann die Offensive Line unterlegen ist, wie am Sonntag weitestgehend gegen Tampa Bay, dann wird dieser Spielraum noch kleiner. Dann braucht es ein Big-Boy-Spiel vom Franchise-Quarterback, und das bekamen die Bills am Sonntag: Josh Allen war genau das, was man in diesem Spot von seinem Quarterback haben will: Tough durch jede Menge Hits, er hielt sein Team mit Big Plays durch die Luft und am Boden im Spiel und als die Bucs schwächelten, war Buffalos Offense zur Stelle.
Was die Defense angeht, wer mich schon länger liest oder hört, der weiß, dass ich eher skeptisch bin, wenn es darum geht, eine Defense was ihre konstante Rolle angeht zu hoch zu hängen. Dafür sind Defenses zu Matchup-abhängig, und bei den Bills haben wir jetzt mehrfach gesehen, dass sie von Teams physisch dominiert werden können.
Das ist nichts, was dieses Team per se versenkt, weil sie mit ihrer Offense gegnerische Offenses aus dem Run Game rausbringen können - in der Theorie. Dafür müssen sie eben offensiv wieder mehr Stabilität finden. Aber sollte das nicht passieren, reicht ein Blick auf das potenzielle AFC-Playoff-Feld mit den Patriots, womöglich den Colts, Tennessee, dann vermutlich wieder mit Henry, um sich auszumalen, dass sich dieses Problem durchaus in die Postseason übertragen könnte.
Coaching Staff der Bills: Was für ein Team will Buffalo sein?
Perspektivisch frage ich mich, wo die Reise philosophisch gesehen hingeht. Die Bills gegen Tampa waren das erste Team seit 30 Jahren, welches eine gesamte erste Hälfte ohne Handoff beendete. Buffalo hatte keinerlei Interesse daran, sich die Zähne an der starken Bucs-Run-Defense auszubeißen. Die einzigen vier Runs kamen von Josh Allen selbst - und das ein paar Tage nachdem Head Coach Sean McDermott infolge der Niederlage gegen die Patriots betont hatte, dass er ein physischeres Team haben will, und dass er diese Botschaft seit dem Training Camp predigt.
Das Problem damit ist, dass Buffalos Kader so nicht konstruiert ist. Die Ressourcen stecken in der Receiver-Gruppe und im Quarterback, Brian Daboll hat letztes Jahr eine der High-Power-Passing-Offenses dirigiert - welche Allen auch den teuren Vertrag einbrachte und die Bills ins AFC Championship Game katapultierte.
Die spannende Frage ist jetzt: War das, was wir letztes Jahr gesehen haben, ein Ausreißer nach oben - und wünscht sich McDermott eigentlich eine andere Offense? Dann sehe ich Probleme auf die Bills zukommen. Wie gesagt, sie haben einige Ansätze und den Willen gezeigt, alternative Lösungen zu finden und Allen selbst gibt ihnen eine gewisse Toughness. Doch das ist eigentlich nicht die Identität dieses Teams. Hier könnte es noch zu Konflikten kommen.
4. Quick Hits: Bengals, Chargers, Panthers
Die Bengals und die 49ers - ein Sinnbild einer Saison: Das Bengals-Niners-Spiel war ein fantastisches Beispiel dafür, dass man mit Narrativen sehr vorsichtig agieren sollte. Den im Endeffekt sind diese fast immer rein oder zumindest maßgeblich von den Resultaten geprägt - und nicht vom Weg dahin. Jimmy Garoppolo hatte in den Schlusssekunden gegen die Bengals eigentlich das Spiel schon weg geworfen; sein Wurf hätte von Safety Jessie Bates abgefangen und potenziell weit zurückgetragen werden müssen. Stattdessen hatte er Glück, und kurz danach bereitete Kittle mit einem spektakulären Catch den vermeintlichen Game Winner vor.
Doch der Kick von Robbie Gould segelte daneben, sodass Garoppolo in Overtime tatsächlich einen guten Game-Winning-Drive dirigieren konnte. Und irgendwie passte dieses Spiel sehr gut zu beiden Teams: Die 49ers sind so dermaßen im Mittelmaß gefangen, aus dem sie in einzelnen Spielen oder Momenten ausbrechen können; aber es ist alles so schwierig, insbesondere wenn sie darauf angewesen sind, ein Spiel mal an sich zu reißen.
Cincinnati derweil spielt eine wilde Achterbahn von einer Saison, wenn auch ganz anders gestaltet als bei den 49ers. Man sieht das enorme Potenzial in diesem Team immer wieder aufblitzen, und manchmal führt das dann auch zu einzelnen dominanten Spielen. Man hat den Franchise-Quarterback, mit dem man in genau so ein Spiel zurückkommen kann - etwas, das San Francisco auf der anderen Seite fehlt. Aber es ist eben noch keine Konstanz zu erkennen, und das betrifft alle Teile des Teams.
Es betrifft die Qualität, wenn wir etwa von Offensive Line sprechen. Es betrifft die Stars wie Ja'Marr Chase, der in der zweiten Saisonhälfte signifikante Probleme mit Drops hat, auch gegen die 49ers wieder, nur um dann auch mit spektakulären Plays zu glänzen. Es betrifft Fehler, die zu Turnovern führen, ob von Burrow oder auch etwa beim Punt-Return. Und es betrifft Head Coach Zac Taylor, der gegen die Niners in einem engen Spiel mehrfach bei kurzen Fourth Downs lieber den Punt oder den Kick wählte.
Die AFC ist komplett offen, und die Bengals könnten am Ende sehr gut ein Playoff-Ticket in den Händen halten. Aber sie wirken auf mich noch nicht wie ein Team, das "bereit" ist.
Die Chargers und das Downfield Passing Game: Wenn es aktuell einen Quarterback mit mehr Power im Arm gibt als Justin Herbert, dann soll mir jemand diesen zeigen. Herbert hatte gegen die Giants mehrere komplett absurde Würfe, und was vor allem auffiel: Die Chargers gingen erneut vertikal.
Das war bereits die Geschichte des Spiels in der Vorwoche, als Herbert sieben Bälle mit einer Target-Tiefe von mindestens 20 Yards warf, fünf davon kamen für 188 Yards an. Das waren mehr Completions und Yards als er im vertikalen Passspiel in den vier (!) Partien zuvor zusammengerechnet hatte.
Gegen die Giants war es eben auch wieder auffällig, was Chargers-Fans Hoffnung dahingehend machen darf, dass L.A. Richtung Playoff-Run mit einer unberechenbaren und potenziell der explosivsten Offense in der AFC Teams vor ernsthafte Probleme stellen kann.
Die Quarterback-Spielchen der Panthers: Der erste Drive der Panthers sah noch ziemlich gut aus - danach aber stagnierte die Offense. Newton warf einen unschönen Pick Six zum Underneath-Verteidiger, als die Falcons einen Blitz andeuteten und Newton nie registrierte, welcher Verteidiger sich in Coverage fallen lässt und wer als Blitzer kommt. Später im Spiel machte dann Head Coach Matt Rhule auch seine Ankündigung wahr, eine Art Quarterback-Rotation einführen zu wollen: Backup P.J. Walker kam zum Ende der ersten Hälfte und dann auch etwa Mitte des Schlussviertels rein.
Nicht, dass das die Offense irgendwie besser machte oder ihr mehr Optionen gab. Ich habe dann auch überlegt, etwas zur Sinnfrage hinter diesen Entscheidungen zu schreiben - aber ehrlicherweise weiß ich nicht, inwieweit ich etwas erklären kann, von dem die Verantwortlichen allen Anschein erwecken, dass sie selbst nicht wissen, was genau sie eigentlich machen.
Die Panthers wirken auf mich als wären sie absolut an dem Punkt angekommen, an dem sie auf der Quarterback-Position im kompletten Verzweiflungsmodus agieren. Mich würde dabei wirklich interessieren, wie das ideale Team in Matt Rhules Kopf aussieht; meine Vermutung aber ist, dass diese Version der Panthers Carolina nicht den (schnellen) Erfolg einbringen wird, den Teambesitzer David Tepper vielleicht jetzt erwartet.
5. Seahawks: Der Adams-Trade - Anatomie eines Fehlgriffs
Nur ein paar Stunden lagen in der vergangenen Woche zwischen der Nachricht, dass Seahawks-Safety Jamal Adams in dieser Saison nicht mehr spielen wird - und dem jüngsten neu aufgetauchten Gerücht dahingehend, für welche Teams Quarterback Russell Wilson seine No-Trade-Klausel aufheben würde.
Die Giants, Broncos und Saints sind laut NFL-Insider Jordan Schultz die glücklichen Kandidaten, aber das soll hier gar nicht im Vordergrund stehen. Zumal Wilson entsprechende Berichte später dementierte, wenngleich Rapoport dann am Sonntag wiederum berichtete, dass ein möglicher Wilson-Trade in der Offseason abermals ein Thema sein wird.
Doch es war eher einerseits die Ironie der Tatsache, dass nach dem ersten guten Spiel der Seahawks-Offense seit Wochen plötzlich wieder derartige Gerüchte auftauchen - und andererseits die Art und Weise, wie diese beiden Meldungen den Zustand der Seahawks und die Wahrnehmung des Teams zusammenfassen.
Die Seahawks stehen vor einem größeren Umbruch, und der zweite Erstrunden-Pick, der für Adams zu den Jets wandert, wird höchstwahrscheinlich ein Top-10-Pick sein. Es wird die Möglichkeiten, den mit Blick auf diesen Kader dringend nötigen Rebuild voranzutreiben, empfindlich einschränken. Und es dient gleichzeitig als warnendes Beispiel, dafür, wie dieser All-In-Ansatz schiefgehen kann, wenn man sich selbst falsch einschätzt.
Identitätssuche statt -Findung mit Jamal Adams
Der Adams-Trade wirkte immer wie ein verzweifelter Versuch, einer Defense alten Glanz zu verleihen, nachdem die goldenen Jahre der Legion of Boom längst vorbei waren und Pete Carroll sich auf der Suche nach der Identität für sein Team befand. Adams aber war nicht das erhoffte fehlende Puzzleteil - ein einzelner Verteidiger ist das grundsätzlich selten - und er war auch nicht der identitätsstiftende Spieler für diese Defense.
Vielmehr trug er dazu bei, dass Seattle länger auf der Suche nach einem defensiven Scheme war, welches für Carroll funktioniert - und nun auch nach einem, in dem Adams bestmöglich zur Geltung kommt.
Seattle hat im Laufe dieser Saison eine bessere Rolle für Adams gefunden, auch weil sie ihr Defense-Scheme umstellten. Aus der einst strikten Single-High-Defense wurde zunehmend eine Mischform, mit mehr 2-High-Shells eingebaut. Adams kann so mehr Run Gaps aus der Tiefe füllen, während er gleichzeitig in Coverage mehr antizipieren kann als dass er blitzartig lesen und reagieren muss.
Das war bereits letztes Jahr auffällig, als Seattle Adams auffallend mehr in den Slot stellte als das die Jets zuvor getan hatten, weil die Seahawks ihn generell mehr in der Box und rund um die Line of Scrimmage einsetzen wollten. Dort machte er zwar als Blitzer den auffälligsten Unterschied für die Defense, aber häufig agierte er darin wie ein Fremdkörper.
Er wirkte sicherer, wenn er von hinten nach vorne arbeiten konnte - also aus einer etwas tieferen Rolle heraus - als wenn er aus dem Slot oder spezifisch aus der Box heraus covern musste.
Adams' Impact angesichts des Preises ist inakzeptabel
Natürlich entbehrt auch das nicht einer gewissen Ironie. Die Seahawks hatten Adams teuer geholt, weil sie in ihm den Superstar sahen, der die Defense auf ein neues Level heben und so das Titelfenster mit Wilson nochmals öffnen kann.
Doch nicht nur war es von vornherein eine schwierige Rechnung, von einem Safety einen solchen Impact zu erwarten - die Rolle, in der Adams aktuell am ehesten eine Rolle innerhalb der Seahawks-Defense gefunden hat, ist die eines Hybrid-Safeties, der aus 2-High-Shells aggressiv nach vorne verteidigen kann.
Mit Sicherheit keine unwichtige Rolle, aber Adams' Entwicklung innerhalb der Defense ist auf bestem Wege, zwar konstanter, aber auch in gewisser Weise austauschbarer zu werden. Was, angesichts des bezahlten Preises via Draft-Kapital und Cap Space, inakzeptabel ist.
Wie geht es weiter in Seattle?
Vielleicht ändert sich das zumindest ein wenig, wenn Adams fit ist und er diese Rolle in höherer Qualität ausfüllen kann. Klar ist, dass Adams ein fester Bestandteil dieses Teams für die nächsten Jahre sein wird. Doch wer wird sich ihm dabei anschließen? Welches sind die Säulen, um die man dieses Team für die nächsten drei bis fünf Jahre aufbaut?
Adams, DK Metcalf, Quandre Diggs - eher drei als fünf Jahre bei ihm -, vielleicht einer der jungen Verteidiger wie Jordyn Brooks oder Darrell Taylor - aber da endet die Liste auch. Tyler Lockett wird nächstes Jahr 30 und lebt auch von seiner Explosivität, ich weiß nicht, inwieweit ich ihn in so einer Liste noch aufführen würde. Und ich denke nicht, dass Wilson noch lange in Seattle sein wird, ansonsten wäre er natürlich eine weitere logische Antwort.
Die Seahawks haben bei der Zusammenstellung dieses Kaders eine bemerkenswerte Hilflosigkeit an den Tag gelegt; und als sie dann All-In gingen, indem sie Premium-Kapital in einen Superstar investierten, geschah das augenscheinlich ohne dass man eine echte Rolle für ihn im Kopf hatte; der Unterschied zwischen der Art, wie Seattle ihn letztes Jahr einsetzte und wie die Seahawks ihn dieses Jahr einsetzen, unterstreicht das. Oder eben alternativ, es geschah, weil man Adams' potenziellen Impact drastisch überschätzte. Vielleicht auch von beidem ein bisschen.
Natürlich ist das nur eine Personalie, natürlich wird ganz Seattle nach der Saison nicht darüber sprechen, ob Adams nach erneuter Operation an der gleichen Schulter wie in der vergangenen Offseason wieder komplett zu alter Stärke findet, und was das für die Defense bedeutet. Russell Wilson wird das zentrale Thema sein.
Doch der Adams Trade als ein versuchtes letztes Hurra, welches mit Ansage so schiefgegangen ist, steht irgendwo sinnbildlich dafür, dass in Seattle über die letzten Jahre zu viele Fehler gemacht wurden. Ein Kader kommt nicht über Nacht und nicht aufgrund einer einzelnen Entscheidung in diesen Zustand scheinbarer Richtungslosigkeit.
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