Am Ende war es Rams-Superstar Aaron Donald, der den letzten Hoffnungen der San Francisco 49ers den Stecker zog. Mit heftigem Pressure durch die Mitte zwang er Quarterback Jimmy Garoppolo (16/30, 232 YDS, 2 TD, INT) dazu, einen Not-Pass im Fallen Richtung Running Back JaMycal Hasty zu werfen. Der Ball geriet zu hoch, wurde abgefälscht und landete schließlich bei Travin Howard für die Interception zum Sieg. Anschließend musste Rams-QB Matthew Stafford (31/45, 337 YDS, 2 TD, INT) nur noch abknien, ehe das Heimspiel in Super Bowl LVI in Los Angeles feststand.
Die Story der ersten Hälfte aus Sicht der Rams waren vergebene Chancen. Nach Punts auf beiden Seiten rückten die Hausherren, deren Fans im SoFi Stadium offenkundig in der Unterzahl waren, in die Red Zone vor. Dort allerdings warf Matthew Stafford eine Interception in die Endzone in Richtung Cooper Kupp. Cornerback K'Waun Williams fälschte den Ball nach guter Coverage ab und Safety Jimmie Ward schnappte sich den Pick.
Die Rams machten es danach jedoch besser: Nach einem Punt der Niners, der bis an die 3-Yard-Linie ging, legten die Rams ihren längsten Drive des Jahres hin. Insgesamt ging er über 97 Yards, 18 Plays und 9:33 Minuten und endete mit einem 16-Yard-Touchdown-Catch von Kupp, der sich gegen eine 2-Deep-Shell davon schlich und dann nicht zu stoppen war.
Die 49ers antworteten prompt durch ihren besten Playmaker Deebo Samuel, der nach einem Screen dank ein paar guter Blocks allen für einen 44-Yard-Touchdown-Catch-and-Run davon lief.
Danach gingen die Probleme der Rams weiter. Stafford warf zwei sehr gute tiefe Pässe, einen zu Kupp, der nur noch grün vor sich hatte, und kurz darauf einen zu Ben Skowronek in die Endzone - beide Receiver ließen die Bälle jedoch unbedrängt fallen. Zu allem Überfluss vergab Kicker Matt Gay daraufhin auch noch einen Field-Goal-Versuch aus 54 Yards. Die Niners schafften in der Folge noch ein 38-Yard-Field-Goal durch Robbie Gould bis zur Pause. 10:7 San Francisco.
Rams: Merkwürdiges In-Game-Management von McVay bleibt folgenlos
Zum Start der zweiten Halbzeit gelang den Rams direkt ein Stopp, doch ihr folgender Drive endete bereits an der 43 der Niners durch einen Stopp bei 4th and 1. Ein Sneak von Stafford wurde vor dem Marker gestoppt. Damit nicht genug, denn obwohl die TV-Bilder die Entscheidung auf dem Feld bestätigten, warf Rams-Coach Sean McVay dennoch die rote Challenge Flag und damit eine Timeout leichtfertig weg.
In der Folge bauten die 49ers ihre Führung sogar aus. Am Ende eines Drives über zehn Plays fand Garoppolo Tight End George Kittle auf einer Corner Route weit offen in der Endzone für einen 16-Yard-Touchdown-Pass zum 17:7 für die Gäste.
Die Rams steckten danach nicht auf und schlugen direkt zurück. Nach Chunk Plays durch Kupp und Tight End Kendall Blanton fand Stafford schließlich Kupp für einen 11-Yard-Touchdown. Danach gelang den Rams ein weiterer Stopp nahe der Mittellinie, wobei McVay direkt noch seine zweite Challenge und damit letzte Timeout wegwarf. Er wollte einen Fumble von Kyle Juszczyk gesehen haben, doch der der Fullback war down by Contact. Zehn Minuten waren da noch zu spielen.
Danach allerdings verteilten auch die 49ers Geschenke. Zunächst ließ Safety Jaquiski Tartt freistehend einen völlig deplatzierten Deep Ball von Stafford fallen. Anschließend kassierte Ward eine 15-Yard-Roughness-Strafe für einen Helm-Hit gegen Odell Beckham Jr., der nach einem Catch bereits zu Boden gegangen war. In der Folge gelang den Hausherren der Ausgleich durch ein 40-Yard-Field-Goal.
Und nach einem schnellen Stopp der Rams bekamen jene den Ball zurück, spielten die Uhr bis zur 2-Minute Warning herunter und gingen danach durch Gays Field Goal aus 30 Yards in Führung. Und das sollte auch der Endstand sein, der die Rams erstmals seit 2018 wieder in dien Super Bowl schickte. Dort geht es in zwei Wochen gegen die Cincinnati Bengals, die sich überraschend gegen die Kansas City Chiefs durchgesetzt hatten.
Die Rams sind durch diesen Erfolg das zweite Team nach den Tampa Bay Buccaneers im Vorjahr, das einen Super Bowl vor heimischer Kulisse bestreiten wird.
Der deutsche NFL-Profi Mark Nzeocha kam bei den 49ers nicht zum Einsatz.
NFC Championship Game: Los Angeles Rams vs. San Francisco 49ers
Ergebnis: 20:17 (0:0, 7:10, 0:7, 13:0) BOXSCORE
Rams vs. 49ers - die wichtigsten Statistiken
- Cooper Kupp ist der erste Receiver, der in einer Saison in Regular Season und Playoffs insgesamt mehr als 2000 Receiving Yards gesammelt hat. Zudem war sein zweiter Touchdown-Catch im Spiel der 20. in dieser Saison insgesamt. Damit sind Stafford und Kupp erst das zweite QB-Receiver-Duo in der Geschichte der NFL mit mindestens 20 TD-Connections in ihrer ersten gemeinsamen Saison nach Tom Brady und Randy Randy Moss (24) 2007.
- Kupp legte zudem sein 13. Spiel mit mindestens 100 Receiving Yards hin. Das sind die meisten in der Geschichte der NFL in einer einzigen Saison samt Playoffs. Zuvor teilte er sich den Rekord mit Michael Irvin.
- Kupp und Odell Beckham Jr. (113 YDS) kamen beide auf über 100 Receiving Yards. Zwei Spieler mit wenigstens 100 Receiving Yards hatten die Rams in den Playoffs zuletzt im Wildcard Game 2004 mit Torry Holt und Kevin Curtis.
Der Star des Spiels: Cooper Kupp (Wide Receiver, Rams)
Kupp war mal wieder der überragende Mann bei den Rams. Er führte sein Team mit 11 Receptions für 142 Yards und 2 Touchdowns an und sorgte selbst für 6 First Downs, die zahlreiche Drives am Leben hielten und dem Team am Ende das wichtige 1st Down vor der 2-Minute Warning gab. Kupp ist der Motor dieses Teams, auch wenn er selbst mit einem Drop in der ersten Hälfte die Chance auf einen weiteren Touchdown vergeben hatte.
Der Flop des Spiels: Jaquiski Tartt (Safety, 49ers)
Tartt steht hier stellvertretend für die Chancen, die die 49ers-Secondary liegengelassen hat. Tartt ließ eine sicherer Interception im Schlussviertel fallen, war zudem der nächste Verteidiger beim ersten Rams-Touchdown. Und auch sonst war er nicht so wirkungsvoll wie sonst.
Analyse: Rams vs. 49ers - die Taktiktafel
Die Rams spielten defensiv hauptsächlich mit zwei tiefen Safetys, wobei Eric Weddle gelegentlich auch in die Box vorrückte, wenn es zu offensichtlichen Run-Plays kam. Die Rams spielten darüber hinaus meist Soft Zones. Wenn es doch mal zu Man Coverage kam, suchte Garoppolo konsequent Matchup-Vorteile wie etwa Aiyuk gegen Williams.
Die Niners reagierten darauf mit - ein paar zu vielen - Läufen in early Downs, sowie zahlreichen Screens und kurzen Crossing Routes.
Die Niners waren stets bemüht, den Ball in die Hände von Samuel zu legen. Entsprechend sah er Snaps im Backfield für Run Plays sowie einige schnelle Screens - einer davon führte zu seinem spektakulären Touchdown in der ersten Hälfte.
Die Niners setzten ihrerseits defensiv meist auf Single-High-Konzepte und versuchten Cooper Kupp mit Safety-Hilfe zu verteidigen, was nicht immer funktionierte - siehe sein Touchdown in der ersten Hälfte. Allerdings verzichteten die Niners auch auf übermäßig viele Blitzes und erzeugten Druck hauptsächlich über ihren bärenstarken 4-Men-Rush.