Die Colts suchen wohl schon wieder einen neuen Quarterback, während die Texans eine einzige Großbaustelle sind. Bei den Titans wiederum gilt es, den nächsten Schritt zum absoluten Topteam zu machen. Die Offseason-Baustellen der AFC South.
Anmerkung: Bei der Cap-Space-Berechnung gehen wir von einem Salary Cap von 208,2 Millionen Dollar aus.
Houston Texans
- Vorjahresbilanz: 4-13
- Größte Needs: Quarterback, Offensive Line, Running Back, Defensive Line, Linebacker, Secondary
- Wichtigste Free Agents: QB Tyrod Taylor, WR Danny Amendola, DT Maliek Collins, LB Christian Kirksey, Cornerback Desmond King
- Cap Space: 17,9 Millionen Dollar
Die Texans haben ihren Kader 2021 mit Absicht so gestaltet, dass 2022 ein erneuter Reset stattfinden kann. Zahlreiche Neuzugänge erhielten nur kurzfristige Verträge, die entweder ohnehin nur ein Jahr gingen oder leicht nach einem Jahr loszuwerden sind. Entsprechend wird General Manager Nick Caserio auch in dieser Offseason wieder versuchen, den Kader großflächig umzukrempeln.
Der Vorteil im Vergleich zum Vorjahr ist, dass die Texans dieses Mal ihre eigenen Picks in den ersten drei Runden und sogar vier Picks an den ersten zwei Tagen im Draft haben. Cap Space dagegen bleibt ein Problem, da man immer noch die Wunden leckt, die Head Coach/GM Bill O'Brien hinterlassen hat. Schon vor irgendwelchen Cuts oder Trades steht das Team bei mehr als 35 Millionen Dollar an Dead Money.
Zu allem Überfluss wurde auch noch David Culley nach einem Jahr als Head Coach wieder entlassen, was merkwürdig ist, da er mit den vier Siegen die niedrigen Erwartungen des Vorjahres sicherlich klar übertroffen hatte. Sein Nachfolger ist Lovie Smith, der zuvor als Defensive Coordinator in Houston tätig war.
Caserios Problem ist vor allem, dass die Texans eigentlich in keinem Bereich wirklich überzeugt haben. Im Grunde ist der ganze Kader eine Großbaustelle. Angefangen beim Quarterback. Davis Mills spielte eine respektable Rookie-Saison, doch sollte er in dieser Liga nicht mehr als ein Backup sein. Die Offensive Line war traditionell schlecht und der Pass Rush zeigte kaum Durchschlagskraft. Speziell in diesem Bereich könnte im Draft Verstärkung in Form eines der Top-Pass-Rusher kommen. Mit dem dritten Pick könnte einer aus dem Duo Aidan Hutchinson und Kayvon Thibaudeaux zu haben sein.
Houston Texans: Die ungelöste Watson-Frage
Ansonsten werden alle Starter aus der Linebacker-Gruppe Free Agents sowie beide Running Backs (David Johnson, Royce Freeman). Immerhin scheint der letztjährige Rookie-Wide-Receiver Nico Collins ein guter Griff in der dritten Draft-Runde gewesen zu sein. Immerhin ein Lichtblick in einer ansonsten tristen Saison.
Was immer noch nicht gelöst ist, ist die Situation um Quarterback Deshaun Watson. Er will weiterhin nicht mehr für die Texans spielen, doch ein Trade bleibt kompliziert, solange seine rechtliche Lage nicht geklärt ist.
Es ist nicht anzunehmen, dass die Texans 2022 schon den Turnaround schaffen. Doch es ist durchaus möglich, die Franchise wieder auf den richtigen Kurs zu bringen.
Indianapolis Colts
- Vorjahresbilanz: 9-8
- Größte Needs: Quarterback, Wide Receiver, Offensive Tackle, Defensive Line
- Wichtigste Free Agents: OT Eric Fisher, WR TY Hilton, OG Mark Glowinski, CB Xavier Rhodes
- Cap Space: 37,38 Millionen Dollar
Allem Anschein nach werden die Colts auch im fünften (!) Jahr in Folge einen neuen Starting Quarterback beschäftigen. Medienberichten zufolge werden sich die Colts schon vor dem Start des neuen Liga-Jahres vom fehlgeschlagenen Experiment Carson Wentz wieder trennen und den nächsten QB suchen.
Auf diese Weise würden sie mindestens 13 Millionen an Cap Space einsparen - sollte sich sogar ein Tradepartner finden, wären es in dem Szenario die vollen 28 Millionen Dollar, die er 2022 gegen den Salary Cap zählt.
Wer dann der Nachfolger werden würde, ist jedoch völlig offen. Doch abgesehen davon braucht es womöglich auch zum zweiten Mal nacheinander einen neuen Left Tackle, denn Eric Fisher (31) wird Free Agent. Gleiches gilt auch für Wide Receiver TY Hilton, um den sich darüber hinaus Rücktrittsgerüchte ranken. Mit Michael Pittman stünde hier immerhin der legitime Nachfolger schon bereit.
Verbesserungswürdig erscheint derweil die Edge-Position in der Defensive Line. Gegenüber von Kwity Paye braucht es mehr Durchschlagskraft und gleich drei Rotationsspieler an der Front sowie Starter Al-Quadin Muhammad werden Free Agents.
gettyIndianapolis Colts: Quarterback-Problematik hält das Team zurück
Was die Secondary betrifft, braucht es unter Umständen einen Nachfolger für Xavier Rhodes. der die letzten zwei Jahre in Indy wieder aufgeblüht ist, nun aber auch schon auf die 32 Jahre zugeht.
Unterm Strich steht das Gerüst in Indy weiter stabil, doch gerade die QB-Problematik hält dieses Team zurück, zumal es nicht ideal ist, als potenzielles Topteam jedes Jahr einen neuen Starter auf der wichtigsten Position zu präsentieren. Dass es dennoch stets zu Winning Seasons gereicht hat, unterstreicht jedoch die gute Arbeit von Head Coach Frank Reich und die gute Kaderzusammenstellung von GM Chris Ballard.
Jacksonville Jaguars
- Vorjahresbilanz: 3-14
- Größte Needs: Offensive Line, Wide Receiver, Defensive Line, Cornerback, Safety
- Wichtigste Free Agents: OT Cam Robinson, OG Andrew Norwell, LB Damien Wilson, WR DJ Chark
- Cap Space: 59,25 Millionen Dollar
Die Jaguars haben 2021 nicht wahnsinnig viel richtig gemacht und vor allem nicht viel von irgendeinem Konzept erkennen lassen. Das lag größtenteils mit dem Coaching Staff angefangen bei Head Coach Urban Meyer zusammen, der ja bekanntlich schon im Laufe der Saison aufgrund seines generell grenzwertigen Verhaltens entlassen wurde.
Sein Nachfolger Doug Pederson sollte hier nun wieder Struktur reinbringen, was besonders Quarterback Trevor Lawrence helfen wird. Ebenso natürlich die Ernennung von Press Taylor zum Offensive Coordinator. Taylor ist nicht nur der Bruder von Bengals-Head-Coach Zac Taylor, er arbeitete bereits unter Pederson im Offensivbereich in Philadelphia und zuletzt unter Frank Reich bei den Indianapolis Colts.
Abgesehen von Lawrence jedoch gibt es diverse Baustellen bei den Jaguars. Die Offensive Line muss dringend verbessert werden, was spätestens im Draft ganz oben auf der Agenda stehen wird. Mit dem ersten Pick insgesamt könnte man zum Beispiel mit Evan Neal (Alabama) einen dringend nötigen neuen Left Tackle ziehen. Darüber hinaus steht genügend Cap Space zur Verfügung, um ins Receiving Corps zu investieren. Lawrence braucht bessere Waffen neben Marvin Jones, Laviska Shenault und D.J. Chark, der Free Agent wird. Ein starker Receiving Tight End könnte darüber hinaus auch nicht schaden.
Gut besetzt sind die Jaguars hingegen im Backfield, wo James Robinson und der letztjährige Erstrundenpick Travis Etienne von ihren Verletzungen zurückkommen werden.
Jacksonville Jaguars: Auf dem Papier gut gerüstet
Größere Upgrades braucht es derweil auch in der Defense, wo gerade auf den Edge-Positionen bis auf phasenweise Josh Allen niemand so recht überzeugte - generell sollte die Defensive Line im Fokus stehen, da sowohl der Pass Rush als auch das Run Stopping keine Stärken dieses Teams waren. Darüber hinaus braucht es in der Secondary einen neuen Cornerback gegenüber von Shaquill Griffin. Auch auf Safety dürfte es zudem bessere Alternativen als das vorhandene Personal geben.
Generell sind die Jaguars gut gerüstet für diese Offseason: Sie haben bereits ihren Quarterback der Zukunft, dazu einen Coach, der einen guten Ruf mitbringt. Dazu kommen zwölf Draftpicks - vier in den Top-70 - und nach den Dolphins der zweitmeiste Cap Space. Der nächste Schritt in Jacksonville ist also möglich, wenn jetzt die richtigen Entscheidungen in der Kaderplanung getroffen werden.
Tennessee Titans
- Vorjahresbilanz: 12-5
- Größte Needs: Tight End, Interior Offensive Line, Edge Rusher
- Wichtigste Free Agents: C Ben Jones, OT David Quessenberry, TE Geoff Swaim, TE Anthony Firkser, LB Rashaan Evans, EDGE Harold Landry
- Cap Space: -7,24 Millionen Dollar
Trotz Top-Seed war für die Titans nach nur einem Spiel in den Playoffs wieder Schluss. Playoffs, die sie trotz einer halben Saison ohne Derrick Henry erreicht hatten. Ein weiteres lang anhaltendes Problem war, dass mit Julio Jones und A.J. Brown die zwei Top-Receiver jeweils eine Zeitlang verletzungsbedingt außer Gefecht waren. Und dennoch reichte es für einen souveränen Gewinn der eigenen Division.
Darauf lässt sich zweifelsohne aufbauen. Jedoch müssen zunächst mal mögliche Lücken in der Offensive Line geschlossen werden. Center Ben Jones und Right Tackle David Quessenberry werden Free Agents. Und darüber hinaus werden alle zuletzt eingesetzten Tight Ends Free Agents, obgleich jene nicht unbedingt zur Elite gehörten. Sprich: Es sollte nicht allzu schwer fallen, hier bessere Optionen in der Free Agency oder im Draft zu finden. Und da jene Position ein wichtiger Faktor im Passspiel für QB Ryan Tannehill über die Mitte ist, sollte hier auch erhöhte Priorität herrschen.
Ansonsten bleibt die Defensive Front der Titans ein Thema. Gegen den Run war die Unit sehr gut, im Pass Rush hingegen herrscht Nachholbedarf (39 Prozent Pass Rush Win Rate - Rang 22). Spielraum für Upgrades sollte es dabei genügend geben, zumal die Secondary dahinter gut aufgestellt ist und eine gewisse Basis bietet.
Tennessee Titans: Gelingen die richtigen nächsten Schritte?
Sollte dann noch Cap Space - oder Draftkapital - vorhanden sein, würde ein Upgrade auf Slot-Receiver sicherlich nicht schaden. Hier war Chester Rogers (FA) solide, hatte seine Stärken aber eher als Return Man.
Die Titans sind aktuell eines der besseren Teams in der AFC, nun geht es darum, mit gezielten Ergänzungen den nächsten Schritt zu unternehmen. Der beste Weg dafür ist es, die Situation für Tannehill weiter zu verbessern.