SPOX-Redakteur Marcus Blumberg beantwortet die wichtigsten Fragen zum Hill-Deal und wagt einen Blick in die Zukunft.
1. Was bedeutet der Trade für Tyreek Hill?
Tyreek Hill und sein (Super-)Agent Drew Rosenhaus machten gegenüber den Chiefs keinen Hehl daraus, was sie von einem neuen Vertrag erwartet hatten: Hill sollte der höchstbezahlte Wide Receiver der NFL werden.
Die Chiefs wiederum waren gewillt, Hill zu einem der bestbezahlten Wide Receiver der Liga zu machen. Und offenbar führte das laut mehreren Medienberichten zu Unstimmigkeiten in den Verhandlungen, die schon eine ganze Weile andauerten.
Als dann auch noch Davante Adams, der objektiv betrachtet vermutlich der komplettere Receiver der beiden ist, für einen Riesenpreis zu den Las Vegas Raiders getradet wurde und dann auch noch einen neuen Rekordvertrag unterschrieb, stand für Hill fest: Dieser Deal muss überboten werden.
Die Chiefs waren dazu nicht bereit, also erlaubten sie es Hill aus Dankbarkeit ob seiner starken Leistungen in sechs Jahren KC, sich ein neues Team zu suchen. Und wie The Athletic in Erfahrung gebracht hat, gaben sie ihm sogar die Wahl, welches sein nächstes Team sein sollte. Am Ende waren die New York Jets und die Miami Dolphins in der Verlosung und Hill wählte die Dolphins, was den Chiefs auch zugute kam, denn offenbar war das Angebot der Dolphins deutlich besser als das der Jets.
Anschließen kam dann das, was Hill vor allem wollte: Ein neuer Rekordvertrag, der auch Adams' Amtszeit als höchstbezahlter NFL-Wide-Receiver nach knapp einer Woche schon wieder beendete.
Tyreek Hill: Bestbezahlter Wide Receiver der NFL
Hill bekam somit seinen Willen und schaffte das, was eigentlich jeder NFL-Spieler in seiner Prime versuchen sollte - seinen Marktwert zu maximieren. Mit seinen 28 Jahren ist er noch auf der richtigen Seite von 30 und dies war sicherlich die beste Chance für ihn, nochmal einen Mega-Vertrag zu erhalten.
Zudem war der Zeitpunkt einfach günstig: Adams hatte gerade die Messlatte ein wenig höher gelegt für Receiver und mit den 2023 startenden neuen massiven Fernsehverträgen und den dadurch steil ansteigenden Salary Caps der kommenden Jahre ist es einfach gutes Business, Premiumpositionen auch mit Premiumpreisen zu bezahlen.
Rein sportlich betrachtet ist dieser Wechsel für Hill allerdings ein Rückschritt. Er geht von einem Team, dass viermal nacheinander Gastgeber des AFC Championship Games war und zweimal in Serie sogar den Super Bowl erreichte - und einmal gewann - zu den Dolphins. Jenen Dolphins, die nun seit 2016 nicht mehr in den Playoffs standen und seit 2008 nur zweimal wenigstens 10 Siege in einer Saison eingefahren haben.
Was bei Hill aber nicht unerwähnt bleiben darf, ist, dass gegen ihn 2019 wegen Kindesmissbrauchs ermittelt wurde. Er und die Mutter seines Kindes, seine damalige Verlobte Crystal Espinal, standen beide unter Verdacht, den damals dreijährigen gemeinsamen Sohn gewalttätig verletzt zu haben.
Tyreek Hill entgeht Sperre durch NFL
In Ermangelung an Beweisen wurde damals durch die Staatsanwaltschaft jedoch von einer Klage gegen die Eltern des Kindes abgesehen. Später tauchte dann noch eine Audioaufnahme auf, in der zu hören ist, wie Hill Espinal bedrohte, jedoch nicht zugab, das Kind verletzt zu haben. Die NFL hörte das Tape, ermittelte selbst und hielt auch längere Meetings mit Hill ab. Letztlich gab es aber auch von der Liga keinerlei Strafen gegen Hill.
Anschließend unterschrieb er einen neuen Vertrag bei den Chiefs.
Man muss ihm zugute halten, dass er seither nicht mehr außerhalb des Platzes auffällig wurde. Doch ist auch der damalige Deal für Hill seitens der Chiefs und der nun unterzeichnete Pakt mit den Dolphins ein weiteres Indiz dafür, dass es in der NFL in erster Linie ums Geschäft geht. Und solange ein Spieler so gut ist, dass er im Grunde unverzichtbar ist oder einen großen sportlichen Wert mitbringt, rückt alles andere in den Hintergrund. Ein Fakt, der uns erst vor kurzem auch durch Deshaun Watsons neuen Vertrag vor Augen geführt wurde.