5. Was bedeutet der Watson-Trade für die Mitbewerber?
In erster Linie: Jede Menge verbrannte Erde.
Matt Ryan ist noch immer ein solider Quarterback, aber niemand, um den man langfristig noch etwas aufbaut. Ryan verhielt sich hier äußerst professionell, stimmte sogar zu, dass sein Kaderbonus um einige Tage nach hinten geschoben wird, damit Atlanta ihn gegebenenfalls traden könnte.
Die Falcons schienen kurz davor zu sein, den Watson-Trade in trockene Tücher zu bringen und ihn zu ihrem Franchise-Quarterback zu machen. Das gilt es jetzt in jeder Hinsicht aufzuarbeiten; in erster Linie direkt im Gespräch mit Ryan.
Dem 36-Jährigen ist es zuzutrauen, dass er auch hier professionell genug ist und erwachsen genug, um sich durch diese Situation zu navigieren. Vielleicht aber wäre es auch schlicht für beide Seiten die beste Entscheidung, sich jetzt zu trennen.
Ryan könnte so bei einem Team wie den Colts beispielsweise noch eine echte Chance haben, spät in seiner Karriere Playoffs zu spielen. Und die Falcons waren eigentlich schon im Vorjahr mit ihrem Kader an dem Punkt, an dem ein drastischer Rebuild ratsam gewesen wäre.
Panthers: Versagen auf ganzer Linie
Die Panthers sind in einer nochmals schwierigeren Situation. Der Kader hat ebenfalls mehrere größere Baustellen, und die Quarterback-Position wurde über die letzten 14 Monate vielleicht bei keiner Franchise schlechter gemanagt.
Die Panthers wollten Stafford, verloren hier aber das Rennen gegen die Rams. Dann wurde per Trade in Sam Darnold als Alternative investiert, und vor allem zusätzlich dessen Fifth Year Option gezogen. Auf diesen knapp 20 Millionen Dollar sitzen sie jetzt für 2022, nachdem sich Darnold als Flop erwiesen hat. Auch Rückkehrer Cam Newton, der ebenfalls mehrere Spiele letztes Jahr startete, ist offensichtlich nicht die Antwort.
An Watson waren die Panthers bereits dran, seitdem der seinen Trade-Wunsch im Januar 2021 in Houston eingereicht hatte. Die schweren Vorwürfe der sexuellen Belästigung und sexueller Übergriffe machten einen Trade zunächst nicht möglich, doch kein Team war so lange und so beständig im Rennen um Deshaun Watson bis jetzt zum Zeitpunkt seines Trades. Man war bereit, sich auf all das einzulassen, um einen sportlichen Hoffnungsträger zu finden.
Doch auch hier zog Carolina den Kürzeren. Head Coach Matt Rhule sitzt zum Start der kommenden Saison auf einem sehr wackligen Stuhl, allzu viel Hoffnung gibt es für ihn jetzt nicht mehr. Vielleicht ist hier jemand wie Marcus Mariota eine QB-Option.
Saints: Plan B immer in der Hinterhand
In New Orleans fand Plan B schnell statt, nachdem klar war, dass Watson nach Cleveland geht: Jameis Winston wird Berichten zufolge bei den Saints bleiben und einen neuen Vertrag unterschreiben. Winston hatte einen guten Start in die vergangene Saison, ehe er sich verletzte. Es bleibt abzuwarten, ob er auch ohne Sean Payton daran anknüpfen kann.
Insgesamt aber wirken die Saints aus dem Trio wie das Team, das am wenigsten betroffen sein wird. New Orleans war in den vergangenen Tagen wie jedes Jahr ohnehin damit beschäftigt, diverse Verträge umzustrukturieren, um unter den Cap zu kommen - und Winston war immer die günstige Alternative, die man in New Orleans in der Hinterhand wähnte.
Am ehesten wird man die Auswirkungen bei Spielern merken, die jetzt nicht mehr nach New Orleans kommen. Angefangen mit Terron Armstead, der langjährige Saints-Left-Tackle ist Free Agent und nach wie vor auf dem Markt; hier wurde zuletzt berichtet, dass Armstead mit seiner Entscheidung abwarten wolle, ob New Orleans das Rennen um Watson macht.
Er ist jetzt der dickste Fisch im Free-Agent-Markt, und es ist davon auszugehen, dass die Saints Armstead jetzt nicht mehr von einem Verbleib überzeugen können.