Die erste heiße Phase der Free Agency ist abgeschlossen - ab jetzt gilt der volle Fokus dem Draft! SPOX-Redakteur Adrian Franke stimmt euch auch dieses Jahr wieder mit mehreren Mock Drafts über die kommenden Wochen ein, und eine Frage steht dieses Jahr umso mehr im Fokus: Welches Team nimmt am Ende den ersten Quarterback?
NFL Mock Draft 2022 - Version 1.0
1. JACKSONVILLE JAGUARS - AIDAN HUTCHINSON, EDGE, MICHIGAN
Lange schien sich hier einer der Offensive Tackles als Pick-Prognose zu manifestieren - dann überraschten die Jaguars zunächst mit dem erneuten Franchise Tag für Left Tackle Cam Robinson, gefolgt davon, dass man Brandon Scherff sehr viel Geld in der Free Agency gab.
Ein Tackle ist damit hier keineswegs kategorisch vom Tisch, aber es wurde doch ein gutes Stück weit unwahrscheinlicher. Und dann kommen wir mit diesem Pick an den Punkt zurück, dass es einerseits vermutlich wenig Interesse anderer Teams an einem Trade geben wird - wofür die Jaguars sehr offen wären - und dass Aidan Hutchinson auf der anderen Seite für viele Teams wahrscheinlich schlicht der beste Spieler im Draft ist.
Wir haben gerade in der Free Agency wieder gesehen, wie teuer Edge-Verteidiger sind, wenn sie dann mal auf den Markt kommen. Hutchinson mag nicht der nächste Myles Garrett oder Nick Bosa sein, aber er hat das Potenzial, ein sehr, sehr guter Edge-Verteidiger zu werden. Doug Pederson will sein Team über die Lines aufbauen und Hutchinson wird auch dabei helfen, die Team-Kultur in Jacksonville zu verändern.
2. DETROIT LIONS - TRAVON WALKER, EDGE, GEORGIA
Zwei Gedankengänge hier: Ich würde stark davon ausgehen, dass die Lions Hutchinson haben wollen, und falls Jacksonville an 1 doch etwas anderes macht - oder den Pick sogar per Trade loswird -, dann wäre das innerhalb von handgestoppten 3,5 Sekunden auch der Pick. Sollten sich die Lions in einen Quarterback schockverliebt haben, was bei der Klasse überraschend wäre, aber sicher nie auszuschließen ist, dann sollte Detroit hier auch nicht zocken, sondern seinen Wunsch-Quarterback auch nehmen.
Für den Moment gehe ich davon aus, dass Hutchinson an 2 nicht mehr da ist und dass die Lions keinen der Quarterbacks so sehr mögen, dass das ihre Wahl hier ist. Und was wissen wir sonst über das Dan-Campbell-Regime? Campbell will sein Team über die Trenches aufbauen.
Detroit hat mit D.J. Chark einen Outside-Receiver gefunden, der Amon-Ra St. Brown gut ergänzen sollte. Die O-Line wurde letztes Jahr mit Sewell verbessert und sollte eine Stärke dieses Teams sein, die Interior Defensive Line wurde ebenfalls im vergangenen Draft mehrfach verstärkt. Und Walker sehe ich als Campbell-Fit: Ein High-Motor-Spieler, der sofort gegen den Run hilft und jede Menge Upside als Pass-Rusher mitbringt, was er mit einer eindrucksvollen Combine untermauert hat.
3. HOUSTON TEXANS - IKEM EKWONU, OT, NC STATE
So richtig viel sickert zu den Texans bisher nicht durch, bei keinem anderen Team mit einem Top-10-Pick gab es so wenig Gerüchte rund um die Combine. Und Houston hat natürlich mehr als genügend Baustellen, sodass man hier eine Vielzahl an Spielern unterbringen könnte.
Tackle war hier eine Zeitlang eine gern gesehene Prognose, jetzt haben sich die Texans allerdings mit Laremy Tunsil auf eine Umstrukturierung des Vertrags geeinigt, eine Trennung ist hier nicht in Sicht. Könnte Houston hier dennoch in einen der Top-O-Liner investieren, um sich perspektivisch aufzustellen?
Ekwonu könnte gegebenenfalls auch auf Guard starten und erst später auf Tackle raus rücken. Klar ist: Mit dem endlich abgeschlossenen Trade von Deshaun Watson kann nach langer Zeit der Blick in Houston wieder wirklich nach vorne gehen.
4. NEW YORK JETS - EVAN NEAL, OT, ALABAMA
Die Jets basteln weiter an ihrer Offensive Line. Nachdem sie 2020 in der ersten Runde Mekhi Becton gedraftet haben - mal schauen, wo hier die Reise hingeht - und dann letztes Jahr Guard Alijah Vera-Tucker per Uptrade in Runde 1, folgte mit Laken Tomlinson der Nummer-2-Guard auf dem diesjährigen Free-Agent-Markt.
George Fant hat sich auf der rechten Seite deutlich mehr bewährt als erwartet, ich kann mir trotzdem vorstellen, dass Joe Douglas hier noch weiter investieren will, mindestens perspektivisch in jedem Fall. Vielleicht ja auch als Absicherung für Becton.
Und Neal hat im College auch Guard gespielt, könnte also notfalls im Falle einer Verletzung auch innen aushelfen.
5. NEW YORK GIANTS - KAYVON THIBODEAUX, EDGE, OREGON
Die Edge-Rusher der Giants Stand heute sind Quincy Roche, Azeez Ojulari und Oshane Ximines. Ja, mit Don Martindale wird eine Defense Einzug erhalten, die viel mit Blitzing und Pass-Rush-Designs arbeitet - das aber wird einen athletischen Edge-Rusher wie Thibodeaux umso gefährlicher machen, weil er mehr Eins-gegen-Eins-Gelegenheiten erhält.
Ich bin gespannt, wie der weitere Draft-Prozess für Thibodeaux aussieht. Einst als Top-Spieler dieser Klasse gehandelt, fielen seine Draft-Aktien über die vergangenen Wochen. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern hier scheint es hinter den Kulissen einige Zweifel bei den NFL-Verantwortlichen zu geben.
Vielleicht ist Thibodeaux nicht der prototypische "Football Guy", vielleicht zweifeln manche seinen Drive und seine Motivation an. Aber die Giants haben hier die Chance auf einen Pass-Rusher mit Elite-Potenzial.
6. CAROLINA PANTHERS - CHARLES CROSS, OT, MISSISSIPPI STATE
Schwer vorstellbar, dass die Panthers mit ihrem einzigen Pick in der Top-100 nicht versuchen, ihre gravierendste Baustelle zu besetzen - sofern hier in Person von Trent Brown, oder gar Terron Armstead, nicht doch noch ein klarer Starter via Free Agency geholt wird.
Gute Offensive Tackles sind via Free Agency oder Trade selten zu haben, und wenn sie zu haben sind, dann kosten sie sehr viel Geld. Cross mit seiner Athletik und ausgereifter Technik sollte schnell starten können und wäre ein enormes Upgrade auf der anderen Seite von Taylor Moton.
7. NEW YORK GIANTS (via Bears) - DEREK STINGLEY, CB, LSU
Die Gerüchteküche dieser Offseason legt nahe, dass die Giants Cornerback-Upgrades suchen. James Bradberry gilt nach wie vor als potenzieller Trade-Kandidat, Adoree' Jackson ist keine Nummer 1.
Doch der neue Defensive Coordinator in New York ist Don Martindale, und seine Defense baut darauf auf, mehrere starke (Man-)Cover Corner zu haben, um dann im Pass-Rush und im Blitzing aggressiv und kreativ werden zu können. Stingley bringt alles mit, um diese Nummer 1 in Martindales Defense zu werden.
8. ATLANTA FALCONS - KYLE HAMILTON, FS, NOTRE DAME
Das Rennen um Deshaun Watson hatte Atlanta auf der Zielgerade scheinbar schon gewonnen - bis man sich in letzter Sekunde doch noch von den Cleveland Browns ausstechen ließ. Somit ist in Atlanta alles erstmal wieder auf Anfang gestellt.
Der Umbruch wirft mehr Fragen als Antworten auf, Matt Ryan muss man jetzt obendrauf erst einmal wieder neu von sich überzeugen und aktuell wirkt dieses Team ziemlich ruderlos.
Das wiederum ist eine gute Ausgangslage, um einfach den besten verfügbaren Spieler zu nehmen. Hamilton wird ein guter Test dahingehend sein, wie die Liga Safeties aktuell wertschätzt. Denn er ist ein außergewöhnlicher Spieler, sehr groß, schnell, physisch stark, mit einer großen Reichweite, aber er kann auch ohne Probleme in der Box oder als Downhill-Robber spielen. Er ist wie gemacht für die defensiven Trends, die wir aktuell in der NFL sehen.
9. SEATTLE SEAHAWKS (via Broncos) - SAUCE GARDNER, CB, CINCINNATI
Seattle an diesem Spot ist in mehrfacher Hinsicht spannend. Die Seahawks hatten seit 2010 keinen Top-10-Pick mehr, in den letzten zehn Jahren hat Seattle häufiger gar nicht in Runde 1 gepickt (fünf Mal) als in der Top-20 (ein Mal). Hier gibt es auch noch nicht allzu viele Gerüchte, weil Seattle diesen Pick natürlich erst kürzlich bekommen hat - und als Kirsche auf der Torte ist das der erste Sweetspot für einen möglichen Quarterback.
Könnte hier jemand wie Desmond Ridder, Malik Willis oder Matt Corral seinen Namen hören? Absolut, und vielleicht bin ich bei meinem nächsten Mock Draft auch der Meinung, dass es in genau die Richtung gehen wird. Aber ich denke auch, dass Pete Carrolls Vision von seinem Team in erster Linie die einer starken Defense ist, gefolgt von einer eher effizienten als spektakulären Offense. Gardner ist was den Spielertyp und die Maße angeht der prototypische Pete-Carroll-Corner.
10. NEW YORK JETS (via Seahawks) - DRAKE LONDON, WR, USC
In die Offensive Line haben die Jets in der Free Agency sowie - in diesem Szenario hier - mit ihrem ersten Pick investiert, auch die Secondary war eine offensichtliche Priorität in der Free Agency, mit den Verpflichtungen von D.J. Reed und Jordan Whitehead.
Damit geht es jetzt ans Waffenarsenal. Hier haben die Jets im Vorjahr mit Corey Davis und Elijah Moore bereits einiges gemacht; Davis ist in meinen Augen aber am besten als Nummer-2-Outside-Receiver aufgehoben, und Moore gefällt mir am ehesten im Slot. London würde diesen Shift als prototypischer X-Receiver in die Wege leiten.
11. WASHINGTON COMMANDERS - GARRETT WILSON, WR, OHIO STATE
Washington hat mit dem Trade für Carson Wentz eine klare Weichenstellung vollzogen; jetzt gilt es, sich die bestmögliche Chance zu geben, auf diesem Pfad erfolgreich zu sein.
Wilson, ein agiler, explosiver Zirkus-Catch-Receiver, scheint in der NFL ein hohes Standing zu genießen und hat bei der Combine seine Aktien steigen lassen. Er wäre zudem ein sehr guter Komplementär-Receiver zu Terry McLaurin auf der anderen Seite.
12. MINNESOTA VIKINGS - JERMAINE JOHNSON, EDGE, FLORIDA STATE
Ganz klar einer der Spieler, die im Draft-Prozess mit am meisten geklettert sind. Hatte einen starken Senior Bowl und dann eine ähnlich gute Combine.
Es ist nicht ganz einfach zu sagen, wo Minnesota sich mit seinem Kader sieht und wie man sich den Dreijahresplan vorstellt. Johnson kann ein High-Impact-Spieler für Minnesotas Defense werden, und, sofern man ihn nicht doch noch tradet, ein exzellenter Partner für Danielle Hunter.
13. HOUSTON TEXANS (via Browns) - GEORGE KARLAFTIS, EDGE, PURDUE
Der Neustart in Houston kann endlich beginnen - und was braucht Lovie Smith für seine Defense? Er braucht einen starken 4-Men-Rush.
Die Texans haben in diesem Bereich bereits letztes Jahr leichte positive Tendenzen gezeigt, angefangen mit Jonathan Greenard, der gerade als Pass-Rusher eine überraschend gute Saison hatte. Ogbonnia Okoronkwo wurde günstig bereits als Rotations-Rusher geholt, Karlaftis könnte schnell eine tragende Säule in dieser Gruppe werden.
14. BALTIMORE RAVENS - JORDAN DAVIS, DT, GEORGIA
Sehr viel Hype um Davis nach einer komplett absurden Combine. Es wird spannend sein zu sehen, wie die Liga ihn einschätzt; diesen riesigen Defensive Tackle, der als Pass-Rusher mehr Projection als direkte Verstärkung an diesem Punkt ist, aber mit seiner Größe, Physis und Explosivität eine Defense strukturell verändern kann. Er hält Linebacker frei, er erlaubt das Verteidigen aus einer leichten Box und so hat er auch einen Impact auf die Pass-Defense, gerade bei Early Down.
Für mich klingt das genau nach der Art Spieler, den die Ravens draften. Baltimore hat zudem mehrere potenzielle Abgänge in seiner Defensive Line, und die Ravens hatten immer physisch dominante Spieler gerade im Zentrum, die zwei Gaps besetzen und Räume für Blitzer kreieren können. Davis wäre ein exzellenter Scheme-Fit.
15. PHILADELPHIA EAGLES (via Dolphins) - CHRIS OLAVE, WR, OHIO STATE
Reagor und Arcega-Whiteside waren wohl Flops - was allerdings nicht heißt, dass Philadelphia aufhören sollte, hohe Picks in die Receiver-Position zu investieren. Im Gegenteil.
Olave und DeVonta Smith wären eine hochspannende Kombination; zwei sehr gute Route Runner, die Jalen Hurts offene Passfenster präsentieren sollten. Und sofern Philadelphia in diesem Draft keinen Quarterback hoch auf dem Zettel hat, lautet die Devise weiterhin: Bestmögliche Umstände für Hurts müssen her.
Die Eagles wären damit außerdem ein heißer Anwärter auf den "Smootheste Route-Running-Duo"-Award.
+++ TRADE! Die Steelers traden mit den Eagles und kommen von 20 auf 16 hoch +++
16. PITTSBURGH STEELERS (Mock-Trade mit den Eagles) - MALIK WILLIS, QB, LIBERTY
Pittsburghs ganze Offseason schreit geradezu danach, dass ein Quarterback im Draft kommt. Ob das dann Kenny Pickett ist, oder doch Malik Willis, der seit dem Senior Bowl intensiv mit den Steelers in Verbindung gebracht wird? Mal schauen.
Aber auch die Tatsache, dass man sich für Mitch Trubisky als Übergangslösung entschieden hat, mit einem Vertrag, der erst einmal besseres Backup-QB-Geld beinhaltet, legt dringend nahe, dass Pittsburgh einen Quarterback früh im Draft auswählt, der aber vielleicht nicht direkt starten soll. Und auch in der Interpretation würde die Spur Richtung Willis führen.
17. LOS ANGELES CHARGERS - JAMESON WILLIAMS, WR, ALABAMA
Die Chargers haben die Free Agency genutzt, um aus einigen ihrer größten Schwachstellen Stärken zu machen: Khalil Mack und Sebastian Joseph-Day werden es Brandon Staley erlauben, mit einer leichten Box zu verteidigen und dahinter deutlich flexibler zu agieren - und J.C. Jackson ist der neue Anker in der Secondary, an dem sich die Coverage ausrichten kann.
Vielleicht ist hier trotzdem noch ein Verteidiger ein Thema, ein Linebacker etwa, oder einer der Defensive Tackles - oder ein Right Tackle, diese Baustelle bleibt für den Moment noch. Ich kann mir aber auch gut vorstellen, dass die Chargers weiter High-Value-Positionen attackieren und hier den besten Speed-Receiver der Klasse nehmen, welcher ein Element mitbringt, das der Chargers-Offense definitiv noch fehlt.
18. NEW ORLEANS SAINTS - BERNHARD RAIMANN, OT, CENTRAL MICHIGAN
Die implizierte Vermutung hier ist, dass die Saints Terron Armstead nicht halten können. Right Tackle Ryan Ramczyk wurde bereits teuer bezahlt, in der Interior Line werden weitere Spieler bald folgen. Einen günstigen Starting-Left-Tackle für die nächsten Jahre zu finden, um eine dominante Line aufrecht zu erhalten, wäre also nicht die schlechteste Idee.
Raimann, der aus Österreich stammt, hat erst 2020 den Wechsel vom Tight End zum Left Tackle vollzogen. Er wird insofern noch Coaching brauchen, ist aber technisch erstaunlich weit - und bringt eine spektakuläre Athletik für die Position mit.
19. PHILADELPHIA EAGLES - TRENT MCDUFFIE, CB, WASHINGTON
Haason Reddick war das Flash-Signing in der Free Agency, und zusätzlich bekamen die Eagles von Center Jason Kelce die Zusage, dass Kelce eine weitere Saison spielen wird.
Die offensichtlichen Löcher in diesem Kader sehe ich in der Secondary, auf Linebacker und auch ein weiterer starker Receiver fehlt den Eagles. Genug Munition, um diese Problemzonen anzugehen, hat Philadelphia.
20. PHILADELPHIA EAGLES (Mock-Trade mit den Steelers) - DEVIN LLOYD, LB, UTAH
Ich weiß, ich weiß, die Eagles draften keine Linebacker in der ersten Runde. Aber die Eagles haben letztes Jahr auch eine der statischsten Fronts in der NFL gespielt, und dann in der Free Agency viel Geld für Haason Reddick ausgegeben, dessen Pass-Rush-Qualitäten dann wirklich zur Entfaltung kommen, wenn mit Stunts, mit Blitzes und mit Sim-Pressures gearbeitet wird.
Will sagen: Ansätze können sich verändern, Rollenverteilungen können sich verändern, und vielleicht ist die Reddick-Verpflichtung auch ein Hinweis darauf, dass die Eagles defensiv flexibler werden wollen. Lloyd wäre ein weiterer Schritt in diese Richtung: Ein physisch starker Linebacker, der ohne Frage auch mal auf den Quarterback losgelassen werden kann.
+++ TRADE! Die Seahawks traden mit den Patriots und kommen aus Runde 2 hoch +++
21. SEATTLE SEAHAWKS (Mock-Trade mit den Patriots) - DESMOND RIDDER, QB, CINCINNATI
Nach dem Russell-Wilson-Trade haben die Seahawks zwei Picks früh in Runde 2 - die Picks 40 und 41 - und haben natürlich einen Quarterback-Need. Ich kann mir vorstellen, dass Ridder ein Quarterback nach Pete Carrolls Geschmack ist: Ein reifer Leader, der Spiele nicht weg werfen wird, der den Ball auch mal laufen kann und der eine Offense innerhalb ihrer Strukturen umsetzen wird.
Vielleicht wird es Malik Willis mit dem Nummer-9-Pick, vielleicht ignorieren die Seahawks die Quarterback-Position im diesjährigen Draft auch komplett. Mein Bauchgefühl geht aber in die Richtung, dass Ridder oder Ole-Miss-Quarterback Matt Corral per Uptrade oder zu Beginn von Runde 2 der Sweetspot für die Seahawks-Quarterback-Frage sein könnte.
22. GREEN BAY PACKERS (via Raiders) - TREYLON BURKS, WR, ARKANSAS
Davante Adams ist weg und Green Bay braucht jetzt Receiving-Optionen, um die Offense wiederzubeleben. Burks könnte ich mir dabei als sehr guten Fit für LaFleurs Offense vorstellen: Er bringt die Physis mit, um ein echter X-Receiver zu werden, aber auch den Speed, um in Green Bays Screen- und Jet-Sweep-Game eingebunden zu werden. Und eventuell ist es eben auch denkbar - so wie hier - dass die ersten drei bis vier Receiver doch schon in der oberen Hälfte der ersten Runde vom Board gehen.
23. ARIZONA CARDINALS - DEVONTE WYATT, DT, GEORGIA
Die Cardinals waren überraschend passiv bislang in der Free Agency, und legen nahe, dass man in der Kaderplanung strategisch umdenkt. Mehr Fokus auf ein nachhaltigeres Aufbauen des Kaders, weniger Stopfen einzelner Löcher in der Free Agency - und eventuell auch ein gewisser Fokus auf die Compensatory Picks.
Damit bleiben aber auch offensichtliche Baustellen. Guard, Wide Receiver - und Defensive Line. Ein Edge-Rusher wäre hier auch denkbar, genau wie ein Guard. Wyatt könnte aber endlich der Interior-Pass-Rusher sein, den Arizona nun seit einer Weile schon sucht.
24. DALLAS COWBOYS - ZION JOHNSON, OG, BOSTON COLLEGE
Connor Williams ist weg, genau wie Right Tackle La'el Collins. Dallas muss sich in der Offensive Line perspektivisch neu aufstellen. Johnson, der einen rasanten Aufstieg in den letzten Wochen hingelegt hat, wäre ein sehr guter Anfang dafür. Ein physisch eindrucksvoller Spieler, der technisch bereits weit ist und seine Power auch sehr gut aufs Feld bringt.
25. BUFFALO BILLS - KENYON GREEN, OG, TEXAS A&M
Neuzugang Rodger Saffold bietet eine sehr solide Übergangslösung - eine langfristige Option ist er aber nicht, und perspektivisch würde es mich nicht wundern, wenn sich die Bills sogar nach zwei neuen Starting-Guards umschauen würden. Mit Von Miller haben sie ihren High-End-Edge-Rusher gefunden, die Receiver-Gruppe ist auch ohne Beasley immer noch stark und könnte später im Draft weitere Role Player zur Verstärkung erhalten. Green wäre an dem Spot ein guter Value und ein weitsichtiger Pick.
26. TENNESSEE TITANS - TREVOR PENNING, OT, NORTHERN IOWA
Die beiden Guards gingen in diesem Szenario kurz davor, Center Ben Jones haben die Titans gehalten, ansonsten hätte ich hier auch über Linderbaum nachgedacht. Mit der Entlassung von Jenkins könnte auch Corner eine Option sein, allerdings hat Tennessee hier potenziell drei junge Starter mit Fulton, Farley und Molden im Slot. Farley ist dabei die große Wildcard.
Aber auch Tackle ist nach wie vor ein Thema in Tennessee, und ich kann mir wenige Spieler vorstellen, die in puncto Aggressivität und Spielstil besser zu Mike Vrabel und Tennessees Smashmouth-Offense passen würden. Penning ist noch roh, aber ein ultra-kompetitiver Spieler. Gut möglich, dass er im April sogar noch ein ordentliches Stück höher geht als hier.
27. TAMPA BAY BUCCANEERS - BOYE MAFE, EDGE, MINNESOTA
Im ersten Gerüst meines Mock Drafts war hier David Ojabo, doch nachdem der sich bei seinem Pro Day verletzt hat, habe ich ihn erst einmal aus der ersten Runde ausgeklammert. Stattdessen kommt einer der athletischen Edge-Freaks dieser Klasse nach Tampa Bay. Mafe könnte direkt in der Rotation, in welcher ohne Jason Pierre-Paul ein Platz frei wurde, einen Impact haben, in einem Kader, der nach all den Rückkehrern einmal mehr nicht allzu viele klare Baustellen aufweist.
28. GREEN BAY PACKERS - LOGAN HALL, DL, HOUSTON
Dass die Packers ihre beiden Erstrunden-Picks in Receiver investieren, vermute ich eher nicht. Je nachdem, was in der Secondary noch passiert, wäre hier auch Daxton Hill als Slot-Corner denkbar - oder vielleicht ein Offensive Tackle? Hall ist ein großer Interior Defensive Lineman, der aber bei Houston viel 3-Tech gespielt hat und der dementsprechend neben Kenny Clark auch agieren könnte. Das würde Green Bay in Kombination mit Rashan Gary eine eindrucksvolle Defensive Line geben, was wiederum das Verteidigen aus einer leichten Box für Defensive Coordinator Joe Barry erleichtert.
29. MIAMI DOLPHINS (via 49ers) - TYLER LINDERBAUM, C, IOWA
Ich weiß, dass in diesem Szenario bei so manchem Dolphins-Fan die Sektkorken knallen würden. Linderbaum ist das vielleicht "sicherste" Prospect in diesem Draft, ein fantastisches Center-Talent - aber es steht ganz klar die Frage im Raum, wie hoch die NFL die Center-Position wirklich einschätzt.
Vielleicht geht er in der Top-10 nach New York, vielleicht Mitte der ersten Runde nach Philadelphia oder Baltimore. Vielleicht aber ist er auch gegen Ende der ersten Runde zu haben, und dann sprinten die Dolphins zum Telefon.
Mit Connor Williams, Robert Hunt und Tyler Linderbaum wäre Miami endlich auf einem guten Weg was die Reparatur zumindest der Interior Line angeht. Und ein exzellenter Fit für Mike McDaniels Zone-Blocking-Scheme wäre Linderbaum ohnehin.
30. KANSAS CITY CHIEFS - KAIIR ELAM, CB, FLORIDA
Während der Rest der Division extrem aggressiv aufrüstete, hielten die Chiefs eher die Füße still. Es wird spannend sein zu sehen, wie Kansas City die weitere Offseason angeht - und welche Positionen sie im Draft angehen.
Die Chiefs haben Charvarius Ward via Free Agency an die 49ers verloren, der Need auf Corner wäre also da. Elam mit seinem physischen Spielstil kann ich mir als sehr guten Fit für Steve Spagnuolos Defense vorstellen. Und der Bedarf an guten Cornerbacks ist in der AFC West in diesem Jahr definitiv gestiegen.
31. CINCINNATI BENGALS - KYLER GORDON, CB, WASHINGTON
Bis zuletzt hatte ich hier über einen Tackle nachgedacht, aber den Pick bereits geändert bevor der La'el-Collins-Deal durch war. Mir gefällt, wie Cincinnati die Line bisher angegangen ist: Ted Karras, Alex Cappa - das sind Starter, es sind klare Upgrades, und es unterstreicht die Philosophie, wonach man eine Line zusammenbauen möchte, die durch die Bank weg solide ist.
Stattdessen kann ich mir hier ein Investment in die Defensive Line, vielleicht aber auch in die Cornerback-Gruppe vorstellen. Gordon müsste nicht direkt starten - nicht, dass ich das bei ihm ausschließen würde - und bringt extrem hohe athletische Upside mit.
32. DETROIT LIONS (via Rams) - NAKOBE DEAN, LB, GEORGIA
Auch ein Quarterback-Spot; aber gibt es in einer eher schwachen Klasse einen Quarterback, den die Lions so sehr mögen, dass sie ihn in Runde 1 mit der Fifth Year Option haben wollen, aber nicht mit dem Nummer-2-Pick? Ausschließen kann man das natürlich nie. Vielleicht ist das der Spot für Kenny Pickett?
Linebacker ist noch immer ein Thema, und ich kann mir gut vorstellen, dass Dean ein Spieler genau nach dem Geschmack von Dan Campbell ist. Zwei Verteidiger aus der historischen Georgia-Defense in Runde 1? Könnte schlechter laufen für Detroit.