Auch in diesem Jahr kann der Draft mit einer spannenden Receiver-Klasse aufwarten - wenngleich die Spitze nicht mit den letzten beiden Drafts mithält. Das muss für sich betrachtet aber nichts heißen; doch welche Receiver könnten früh vom Board gehen? Und welche sollten es vielleicht?
In keinem Fall sollte mit Blick auf diese Receiver-Klasse der Eindruck entstehen, dass es eine schwache Klasse ist, denn das ist sie nicht. Aber es dauert etwas, bis man mit ihr warm wird und bis man die hohe Qualität für spezifische Receiver-Rollen in dieser Klasse erkennt.
Denn: Diese Klasse hat nicht die dominante Spitze wie vergangene Jahre. Letztes Jahr gab es Ja'Marr Chase, DeVonta Smith und Jaylen Waddle. 2020 waren es - Pre-Draft gesprochen - Jerry Jeudy und CeeDee Lamb.
Für mich gibt es dieses Jahr ein Top-Tier bestehend aus sechs Receivern, die alle Erstrunden-Grades bekommen haben und die - je nachdem, welche Rolle man genau sucht - auch nahezu alle an Platz 1 setzen könnte, ohne dass ich großartig diskutieren würde.
Das ist Jahr für Jahr der Charme mit den Wide Receivern. In diesem Jahr ragt dieser Teil der Gesamtgleichung umso mehr heraus, weil es kein übergreifendes Elite-Prospect gibt.
Aber eben sehr viele sehr gute.
Watson, Tolbert, Bell: Wer fehlt in der Top-12?
23 Wide Receiver habe ich bis dato für die diesjährige Draft-Klasse analysiert, und bevor wir in die weiteren Rankings einsteigen, ist ein Hinweis gerade bei dieser Position erwähnenswert: Wide Receiver insbesondere sind in einem Ranking schwer abzubilden. Zu spezifisch sind die Rollen, die einzelne Receiver ausfüllen. Hunter Renfrow und DK Metcalf spielen technisch beide Receiver, sind innerhalb ihrer Offenses aber in sehr unterschiedlichen Rollen eingesetzt.
Verschiedene Offenses haben bisweilen drastisch unterschiedliche Anforderungen an ihre Receiver, was es gerade bei dieser Position schwer macht, ein Ranking im Vakuum zu erstellen. Nichtsdestotrotz kann es als Guideline dienen, um einen allgemeinen Überblick über die Klasse zu bekommen. Wie viele gute X-Receiver gibt es? Welche Role-Player lohnen sich früh im Draft? Wo ist viel Potenzial?
"Potenzial" ist in jedem Fall der direkte Übergang zu einem der in meinen Augen kontroversesten Receiver in dieser Klasse: North Dakotas Christian Watson. Nach einer absolut spektakulären Combine sind seine Draft-Aktien in die Höhe geschossen - ich habe ihn auch etwas nach oben korrigiert. Für mich bedeutete das allerdings Richtung Runde 3; zahlreich Draft-Experten und Mock-Drafts sehen Watson inzwischen in Runde 1.
Und natürlich sehe ich das Potenzial in Watson, man müsste schon ganz feste Scheuklappen aufsetzen, um das bei dieser Größe und diesem Speed nicht zu bemerken. Aber ich habe ernsthafte Fragezeichen dahingehend, wie viel Physis und Power er in seinem Frame und in seinem Spiel hat. Er verliert häufig am Catch Point, er verliert häufig physisch in der Route und auch nach dem Catch durch Kontakt.
Da sehe ich zumindest vorerst erhebliche Probleme in der NFL auf ihn zukommen, und in dem Fall bräuchte er eine spezifische Rolle, um den Sprung von North Dakota State in die NFL zu schaffen. Er hat die Agilität, um auch Inside und bei Jet Sweeps zum Einsatz zu kommen, das spricht für ihn.
Ähnliche Fragezeichen bringt Jalen Tolbert mit. Ein Downfield-Speedster, der bei South Alabama regelmäßig für Big Plays gesorgt hat; 16 Deep Catches verzeichnete er letztes Jahr. Aber auch Tolbert, der 23 in seiner Rookie-Saison sein wird, kann physisch aus der Route gebracht und am Catch Point geschlagen werden. Receiver mit diesen Problemen haben es in meiner Erfahrung schlicht sehr schwer, in der NFL wirklich als guter bis sehr guter Starting-Receiver Fuß zu fassen, deshalb bin ich bei Tolbert und Watson niedriger als der Konsens, die auf vergleichsweise niedrigem Level hier bereits Schwierigkeiten hatten.
Purdues David Bell hatte ich nie sonderlich hoch in meinen Rankings, und wer ihn höher hatte, dürfte nach einem in puncto Testing desolaten Pre-Draft-Prozess noch nach unten korrigieren. Bell hat eine gute Physis und Balance, er schirmt den Ball am Catch Point gut ab und gewinnt da auch viel. Aber er ist athletisch so limitiert, dass er nicht viel mehr als ein Kurzpass-Possession-Receiver auf dem nächsten Level sein kann. Und seine Dominanz am Catch Point wird sich nicht ansatzweise 1:1 auf die NFL übertragen.
Wie analysiert und bewertet man Wide Receiver?
Wide Receiver zu analysieren erfordert neben den technischen und physischen Details auch eine Berücksichtigung der Offense: Was war die Rolle des Receivers? Welche der gezeigten Eigenschaften übertragen sich auf die NFL? Und wie, beziehungsweise in welcher Rolle?
Noch schwieriger: Was konnte der Receiver vielleicht nicht zeigen, obwohl er dazu in der Lage ist? Justin Jefferson war vor zwei Jahren das Paradebeispiel: Spielte bei LSU quasi nur im Slot, wie viel mehr er kann, hat er seitdem bei den Vikings gezeigt.
Um einen generellen Eindruck für die gröbsten Unterscheidungen der Position (Slot-, Z-, X-Receiver) zu bekommen, wäre der Artikel, den ich vor drei Jahren zu genau dieser Frage geschrieben habe, zu empfehlen.
Einige Kernkompetenzen für Wide-Receiver-Play - auch hier gibt es im verlinkten Artikel noch mehr Details zu den jeweiligen Punkten - sind:
- Route-Running
- Explosivität
- Speed
- Agilität
- Release
- Hände
- Yards nach dem Catch
- Contested Catches
- Physis und Blocking
NFL Draft 2022: Das Wide Receiver Ranking
12. John Metchie III, Alabama
Receiver-Typ: Slot Receiver/Nummer 3
Stärken:
- Sehr smooth in seinen Bewegungen. Kleine, effektive Körpertäuschungen in der Route, spielt hier auch mit seinem Tempo.
- Metchie hat einen klaren Plan als Route-Runner. Richtungswechsel erfolgen auf hohem Tempo, er arbeitet, um offen zu sein und findet konstant Lücken, wodurch er dem Quarterback Anspielfenster bietet.
- Technisch insgesamt einfach sehr weit. Sehr verlässliches Target Underneath, kreiert hier Separation und findet Räume. Ein Techniker mit offensichtlichem Spielverständnis.
Schwächen:
- Das Ceiling ist schlicht limitiert. Metchie ist bereits so weit, dass ich seinen Floor in einem guten Allrounder als Nummer-3-Receiver sehe - sein Ceiling allerdings in einem guten Allrounder als High-End-Nummer-3. Metchie kann - sofern er fit ist - in einer Offense sofort starten, aber er ist niemand, der für Spektaktel in einer Offense sorgt.
- Metchie hat keine dominanten physischen Traits. Er ist nicht übermäßig explosiv, schnell, oder physisch stark. Vertikal beispielsweise muss er auch mit dem Release gewinnen, ansonsten hat er echte Probleme, hinter die Defense zu kommen.
- Catch-Radius ist limitiert und ich könnte mir vorstellen, dass er in der NFL Outside Probleme mit physischen Cornerbacks mit langen Armen bekommen wird. Vermutlich eher im Slot auf dem nächsten Level zuhause.
- Was die Fitness angeht: Er hat sich im College-Playoff-Halbfinale das Kreuzband gerissen. Reha-Zeit sowie den entsprechenden Impact auf seine Rookie-Saison muss man also mit einkalkulieren
SPOX-Empfehlung: 3. Runde
11. Justyn Ross, Clemson
Receiver-Typ: Big Slot/Possession Receiver
Stärken:
- Sehr groß und hat den entsprechenden Catch-Radius. Ross könnte auch als Big Slot auf dem nächsten Level glänzen, generell als Possession Receiver kann ich ihn mir sehr gut vorstellen.
- Bewegt sich für seine Größe wirklich gut. Hat eine gewisse Quickness in seinen Bewegungen in der Route, zeigt kleine Körpertäuschungen und überraschend flotte Richtungswechsel. Kreiert so auch im Kurzpassspiel Separation, weshalb ich ihn mir gut Inside vorstellen kann. Er ist groß, er bewegt sich gut und er kommt gut vom Snap weg.
- Hat auch nach dem Catch Schaden angerichtet. Clemson setzte ihn auch bei Jet Sweeps und dergleichen ein.
- Agilität und Körperkontrolle in Kombination mit gutem Ball-Tracking führen zu einigen Zirkus-Catches auf seinem Tape
- Hatte bereits 2018 1.000 Yards und neun Touchdowns, 2019 dann nochmal über 850 Yards und acht Touchdowns.
Schwächen:
- Ross ist kein Speedster, immer wieder fiel bei ihm auf, dass der Corner bei vertikalen Outside-Routes an ihm dran klebt.
- Athletisch insgesamt überschaubar, hat hier keine Trumpfkarte, abgesehen von seinem Catch-Radius. Hier haben die Pre-Draft-Tests den Eindruck auf Tape leider bestätigt, und mehr.
- Spielt am Catch Point mit weniger Physis als erhofft. Wenn er den Ball gut abschirmen kann, funktioniert es für ihn, aber er könnte den Ball noch deutlich aggressiver attackieren und Verteidiger verdrängen.
- Die Medizinchecks werden ein Faktor bei ihm sein. Ross brauchte einen Eingriff an der Wirbelsäule, was ihn die gesamte 2020er Saison gekostet und zwischenzeitlich sogar seine Karriere bedroht hat.
SPOX-Empfehlung: 2.-3. Runde
10. Skyy Moore, Western Michigan
Receiver-Typ: Slot-Receiver/Gadget-Spieler
Stärken:
- Die Beschleunigung vom Snap weg hat mir sehr gut gefallen. Hat häufig mit den ersten Schritten gewonnen, mit dem Release und den Beschleunigungen auf den ersten Schritten in der Route. Sollte auch Press-Coverage in der NFL schlagen können, schwer zu greifen an der Line of Scrimmage.
- Ein absolutes Monster mit dem Ball in der Hand bei Western Michigan. PFF listet ihn bei 26 erzwungenen Missed Tackles, Platz 1 im College Football letztes Jahr. Agilität ist dabei sein Trumpf.
- Sollte in der Folge zumindest schnell eine Gadget-Rolle einnehmen können. Screens, Jet Sweeps, schnelle In-Breaker - Moore den Ball im Raum in die Hand zu geben ist eine einfache Formel für frühen Profit.
Schwächen:
- Was man sich bei Moore klarmachen muss, ist, dass er vielleicht zum Start auch mehr über die Gadget-Rolle den Sprung von Western Michigan Richtung NFL schaffen muss. Denn gerade als Route-Runner hat er noch klare Defizite.
- Moore hat bei Western Michigan viel mit seiner Agilität und Athletik gewonnen, das wird sich so nicht auf die NFL übertragen. Ein ähnliches Problem ließ sich letztes Jahr im Pre-Draft-Prozess auch bei Kadarius Toney feststellen, nur dass Toney nochmal ein ganz anderes Level gerade in puncto Explosivität hatte.
- Er ist in der Route zwar wahnsinnig aktiv, aber kreiert damit noch viel zu selten Separation. Zu viele verschwendete Bewegungen, zu wenig ausgereifter Plan als Route-Runner.
- Er ist eher klein, und das wird sich in der NFL noch mehr bemerkbar machen. Catch-Radius wird limitiert sein, der vertikale Route-Tree, den er im College gelaufen ist, war sehr überschaubar.
SPOX-Empfehlung: 2.-3. Runde
9. Calvin Austin III, Memphis
Receiver-Typ: vertikaler Slot Receiver/Gadget-Spieler
Stärken:
- Die Beschleunigung ist außergewöhnlich. Ein absoluter High-Speed-Spieler, und in Kombination mit seiner Agilität ist er damit kaum zu greifen. Austin fing in der vergangenen Saison genau so viele Deep Balls wie Christian Watson bei North Dakota.
- Das unterscheidet Austin in meinen Augen auch von Kentuckys Wan'Dale Robinson oder auch von Skyy Moore: Austin hat tatsächlichen High-End-Speed und kommt aus dem Slot konstant hinter die Defense. Er sollte die vertikale Slot-Rolle einnehmen können, die wir in der NFL mittlerweile als festen Bestandteil mehrerer Offenses sehen.
- Austin hat einen guten Release und nimmt dann schnell Tempo auf. Damit kann er Cornerbacks erhebliche Probleme bereiten. Und das ist auch kritisch für sein Spiel: Als kleinerer Receiver muss er klarer Separation kreieren und früh im Play gewinnen, um ein Wurffenster zu kreieren. Austin kann das.
- Route-Running ist weiter als bei Moore. Arbeitet mit Stutter Steps, variiert sein Tempo, bringt Cornerbacks mit Körpertäuschungen aus dem Gleichgewicht.
- Hat auch gezeigt, dass er es mit künftiger NFL-Competition aufnehmen kann: 2020 gelangen Austin sieben Catches für 121 Yards gegen die starke Cincinnati-Secondary. Ließ dabei auch Ahmad Gardner in Press-Man-Coverage aussteigen.
Schwächen:
- Er ist sehr klein; in etwa Rondale-Moore-Maße in der Höhe, Moore allerdings war gute zehn Pfund schwerer bei der Combine als Austin. Das geht mit logischen Limitierungen einher: Er hat einen kleinen Catch-Radius, er wird am Catch Point häufiger auch verlieren, er kann auch mal aus der Route geschoben werden.
- Erster Kontakt kann ihn auch mit dem Ball in der Hand mal zu Boden bringen. Er ist darauf angewiesen, dass er konstant Separation kreiert.
- Er wird dementsprechend ein Stück weit limitiert sein was seine Rolle in der NFL angeht und braucht einen Play-Caller, der ihn mit dem Ball in der Hand in den Raum bringt. Aber mit der Explosivität und mit dem Speed, mit dem er vertikal gewinnen kann, traue ich ihm trotzdem eine Impact-Rolle zu.
SPOX-Empfehlung: 2. Runde
8. Alec Pierce, Cincinnati
Receiver-Typ: Nummer 2 Outside Receiver
Stärken:
- Überraschend schnell, trotz guter Größe und Physis. Hat regelmäßig vertikal gewonnen und da auch Plays gemacht.
- Mir hat die Explosivität in seinen Routes gefallen, insbesondere wenn er stoppt und/oder zum Ball zurückkommt. Dazu gute Hände, er fängt den Ball auch weg vom Körper oder trotz bevorstehendem Hit.
- Gute Physis in seinem Spiel, williger Blocker, physisch am Catch Point, gewinnt Jump Balls, richtet sich in der Luft zum Ball neu aus und attackiert den Ball. Mit dem Ball in der Hand spielt er trotz seiner Größe relativ kompakt.
- Hat bei Cincinnati im Slot und Outside gespielt. Konnte Press Coverage schlagen, ist gut von der Line of Scrimmage weg gekommen. Schnelle Füße, gute Quickness auf den ersten Schritten. Behauptet sich gegen Man Coverage.
- Gute Athletik, einfach ein sehr guter Allrounder, in dem ich in der NFL was die Projection angeht eine High-End-Nummer-2 sehe.
Schwächen:
- Pierce macht viele Sachen gut, aber wenige auf Elite-Level. Das war einer meiner zentralen Takeaways bei seiner Analyse. Er hat nicht die Elite-Upside, die andere mitbringen, auch in dieser Klasse, die in der höchsten Spitze nicht ganz so stark ist wie beispielsweise die Klasse im Vorjahr.
- Er ist auch nicht der spektakulärste Route-Runner, teilweise hätte ich mir da noch mehr Konstanz gewünscht. Bleibt da schon auch immer wieder mal hängen.
- Eher kein YAC-Receiver. Da sieht man die mangelnde High-End-Athletik teilweise.
SPOX-Empfehlung: 2. Runde
7. Jahan Dotson, Penn State
Receiver-Typ: Slot Receiver
Stärken:
- Der beste "echte" Slot-Receiver in diesem Draft. Dotson erinnert mich an Jarvis Landry, ein super verlässliches Target im Kurzpassspiel. Bewegt sich Underneath wahnsinnig gut, findet Lücken und Räume. Ein sehr aufmerksamer, smarter Receiver.
- Aber er kreiert auch Separation als Route-Runner. Mir gefallen die kleinen Körpertäuschungen, die subtilen Bewegungen. Das ist ein klarer Gegensatz beispielsweise zu Skyy Moore - Dotson ist als Route-Runner schon deutlich reifer.
- Verfügt zudem über eine sehr gute Körperkontrolle, bewegt sich sehr smooth und hat dabei gute Cuts.
- Hat einiges an spektakulären Catches, auch weg vom Körper, gezeigt. Hände sehen sehr gut aus.
Schwächen:
- So gut Dotson technisch in vielen Bereichen bereits ist - athletisch gibt es, wenn wir vom höchsten Level - also First-Round-Receiver - sprechen, einige Limitierungen.
- Er ist nicht herausragend explosiv oder schnell, er ist auch nicht der physisch stärkste Receiver. Sein Spiel ist nicht übermäßig dynamisch; so gewinnt er nicht. Dotson lebt von seiner Technik, seiner Vision und seinem Spielverständnis.
- Mit den Limitierungen sehe ich ihn primär im Slot. Im College hat er auch Outside gespielt.
SPOX-Empfehlung: Frühe 2. Runde
6. Treylon Burks, Arkansas
Receiver-Typ: Big Slot/perspektivisch X-Receiver
Stärken:
- Die Kombination aus Größe, Physis und Beschleunigung ist selten. Burks ist ein unheimlich physischer Receiver am Catch Point, toughe Catches über die Mitte sind kein Problem. Attackiert den Ball in der Luft aggressiv. Körperkontrolle am Catch Point ist exzellent.
- Auch nach dem Catch kommen seine Physis und seine Beschleunigung voll zur Geltung. Da war er ein echtes Problem für Defenses, kann mit dem Ball in der Hand Winkel für einen Verteidiger zerstören.
- Spielt wie ein Bully, auch als Blocker. Sollte direkt eine ausgeprägte Rolle bei Jet Sweeps, Screens, kurzen Swing Routes und dergleichen übernehmen können. Aber wenn er auf den ersten Schritten gewinnt, war er häufig auch blitzartig hinter der Defense.
- Burks ist die Art Receiver, auf den ich Ende der ersten Runde zocken würde. Wenn es seinen NFL-Coaches gelingt, ihn im Route-Running vielseitiger und effizienter zu machen, schlummert hier das Potenzial eines echten Nummer-1-Receivers.
Schwächen:
- Je länger ich mich mit Burks beschäftigt habe, desto schwieriger fiel mir seine Projection Richtung NFL. Bei Arkansas hat er 77 Prozent seiner Snaps im Slot gespielt, diese X-Receiver-Rolle, in die er teilweise prognostiziert wird, hat er kaum gespielt - PFF listet ihn bei gerade einmal 39 Snaps gegen Press Coverage in der gesamten vergangenen Saison.
- Und man sieht hier auch klare Defizite als Route-Runner. Da hat er immer wieder mal gute Ansätze, aber viel zu häufig wirkt es ziemlich planlos, wenn er nicht mit dem Release plus seiner Beschleunigung gewinnen kann. Dann läuft er in den Gegenspieler fast rein, will eher durch ihn durchwalzen als dass er Separation kreieren würde. Er setzt da voll auf seine Physis, und das wird in der NFL vermutlich schwieriger.
- Ich hatte dann gehofft, dass er in eine Art Deebo-Samuel-Rolle gehen kann; ein Power-Slot, der auch mal aus dem Backfield und im erweiterten Jet-Sweep-Game arbeitet. Dafür aber waren seine athletischen Tests dann doch etwas ernüchternd. Gerade in puncto Explosivität war er längst nicht auf dem erhofften Level, und das hat die Deebo-Samuel-Vergleiche für mich doch deutlich runter gekühlt. Hatte auch nicht die erhoffte Power in den Tests.
- All das heißt nicht, dass er sich in einzelnen Bereichen nicht noch deutlich weiterentwickeln kann. Wenn er ein besserer Route-Runner Outside und gegen Press wird, dann kann er ohne Frage in drei Jahren der beste Receiver dieser Klasse sein. Für den Moment aber sehe ich ihn eher als Big Slot und Gadget-Receiver.
SPOX-Empfehlung: 1. Runde
5. Garrett Wilson, Ohio State
Receiver-Typ: Z-Receiver
Stärken:
- Ein Akrobat am Catch-Point. Wilson verfügt über Elite-Körperkontrolle, er hat eine ganze Reihe an spektakulären Catches weg vom Körper, wo er ungenaue Pässe noch korrigiert.
- Arbeitet mit kleinen Körpertäuschungen in der Route, agiert auf einem sehr hohen Grund-Tempo. Schnelle Füße, legt sich Cornerbacks zurecht. Scheint ein gutes Gefühl für Routes und für Verteidiger zu haben, und weil er dann auf einem sehr hohen Tempo arbeitet, ist er brandgefährlich.
- Sehr agil nach dem Catch. Ein "Glider" mit dem Ball in der Hand. Wahnsinnig shifty, hatte laut PFF 19 Forced Missed Tackles in der vergangenen Saison. Kam auch bei Jet Sweeps und dergleichen zum Einsatz, gute Beschleunigung.
- Seine Agilität und Beschleunigung ist auch beim Release sichtbar. Kann schnell Separation kreieren
- Wilson ist ein exzellenter Allrounder, für mich eine Bilderbuch High-End-Nummer-2. Mir würde Wilson am besten neben einem echten X-Receiver gefallen, sodass man ihn herumschieben, Underneath arbeiten und flexibel einsetzen kann.
Schwächen:
- Manchmal fehlt ein wenig das "Feuer" in seinem Spiel. Und ja, das ist sehr vage formuliert, es fiel mir auch schwer, das wirklich gut in Worte zu fassen. Etwas konkreter: Teilweise ist er zu aufrecht und verliert dadurch an Kompaktheit, Explosivität und auch an Schärfe in den Cuts.
- Ich hatte auch den Eindruck, dass er Probleme hat, sich in der Route zu lösen, wenn er mal - warum auch immer - nicht gerade auf Highspeed agieren kann.
- Spielt mit wenig Physis. DeVonta Smith ist nochmal eine ganze Ecke leichter, bei ihm aber hat man das im College Tape kaum gemerkt. Bei Wilson schon, ob in der Route, bei Jump Balls, oder eben auch als Blocker.
- Teilweise macht er sich das Leben auch zu schwer und wählt den "spektakulären" statt den geradlinigen Weg.
SPOX-Empfehlung: 1. Runde
4. George Pickens, Georgia
Receiver-Typ: X-Receiver
Stärken:
- Pickens hat ohne Frage ein Talent für Big Plays und auch für Highlight-Catches. Er verfügt über eine exzellente Körperkontrolle, und das gepaart mit seinem Catch-Radius sorgt für den einen oder anderen Zirkus-Catch.
- Zeigt in diesen Situationen auch gute Hände, vor allem aber bewegt er sich sehr smooth, gerade für seine Größe. Dreht sich nach dem Catch schnell um die eigene Achse und holt so auch Yards nach dem Catch raus.
- In der Route kreiert er mehr Separation als ich erwartet hatte. Insbesondere vertikale Routes und tiefere In-Breaker habe ich mir häufig positiv notiert.
- Pickens mag kein Speedster sein, aber er hat diese langen Schritte, mit denen er sehr schnell raum überbrücken und hinter die Defense kommen kann. Bei der Combine war er sogar tendenziell schneller als gedacht.
- Und dann ist er sehr subtil mit ein wenig Kontakt in der Route, kleinen Körpertäuschungen, und löst sich damit auch mal noch später im Play.
- Pickens kann auch mal blocken.
Schwächen:
- Pickens hatte im Frühjahr 2021 einen Kreuzbandriss erlitten und dann nur 35 Pass-Plays in der vergangenen Saison gespielt.
- Medizinisch werden Teams bei ihm also genau draufschauen, aber auch was seine sportliche Entwicklung angeht, sind einige Zweifel berechtigt. Pickens stürmte 2019 auf die Bühne - und konnte daran nur noch bedingt anschließen. Manche Teams werden ihn vielleicht bereits schon nahe am Maximum seiner Entwicklung sehen.
- Pickens ist kein Speedster und nicht der explosivste Outside-Receiver.
- Der gelegentliche Concentration Drop fiel auf seinem Tape auf.
- Teilweise hätte ich mir angesichts seiner Statur und seiner Rolle sogar noch mehr Physis am Catch Point gewünscht.
SPOX-Empfehlung: 1. Runde
3. Jameson Williams, Alabama
Receiver-Typ: Outside-Speedster
Stärken:
- Der Speed-Receiver in diesem Draft, und bei Williams ist es nicht einfach nur der Long-Speed. Er beschleunigt exzellent und punktet mit Explosivität, bewegt sich sehr smooth und setzt scharfe Cuts in der Route.
- Zwölf Deep Catches in der vergangenen Saison, für über 600 Yards und acht Touchdowns - allein bei Pässen 20 Yards Downfield. Die Beschleunigung ist dabei der eindrucksvollste Part. Williams nimmt Tempo raus, schaltet dann wie auf Knopfdruck wieder drei Gänge hoch. Er variiert sein Tempo auf eine Art und Weise, dass Cornerbacks schlicht nicht mehr mithalten können.
- Und das ist ein wichtiger Part bei ihm: Williams ist nicht einfach nur schnell, sondern er kann sein Tempo so variieren, dass es ihn auch bereits zu einem gefährlichen Route-Runner macht. Ist zudem für einen Speedster ein ungewöhnlich großer Receiver, sodass er auch einen gewissen Catch-Radius mitbringt.
- Variiert auch seinen Release, hat schnelle Füße und kann mit den ersten Schritten gewinnen. Beschleunigung kommt auch bei Screens und im Kurzpassspiel durch.
- High-School-Star in der Leichtathletik. Hat Ezekiel Elliotts State-Rekord über 300 Meter Hürden gebrochen.
Schwächen:
- Williams ist ein leichter Receiver, und teilweise fällt das auf. Kann auch mal aus der Route gepusht werden. Als Blocker fast gar nicht zu gebrauchen.
- Die Größe ist als Route-Runner hin und wieder auch ein Nachteil. Williams hat nicht die gleiche Short Area Quickness wie Jaylen Waddle beispielsweise, dafür agiert er nicht kompakt genug. Sein Route-Running insgesamt könnte noch nuancierter sein. Williams' Spiel ist nicht nur Straight-Line-Speed, aber es ist in erster Linie Straight-Line-Speed.
- Williams hat sich im National Championship Game das Kreuzband gerissen. Durchaus möglich also, dass er erst im Laufe seiner Rookie-Saison irgendwann wirklich eine Rolle spielen kann.
SPOX-Empfehlung: Top 20
2. Chris Olave, Ohio State
Receiver-Typ: Z-Receiver/High-End Nummer 2
Stärken:
- Mr. Smooth! Kein Receiver dieser Klasse hat mir mehr Spaß gemacht. Ein fantastischer Route-Runner, nicht spektakulär, aber unheimlich effizient in seinen Bewegungen. Subtile Körpertäuschungen, legt sich seine Gegenspieler zurecht, bringt Cornerbacks regelmäßig aus dem Gleichgewicht.
- Kombiniert das Route-Running mit einem guten Release, und: Olave hat Speed, den man nicht unterschätzen sollte! Er gewinnt vertikal und wurde von Ohio State so auch eingesetzt. Seine durchschnittliche Target-Tiefe von fast 16 Yards unterstreicht das.
- Olave hat ein exzellentes Gefühl für den Raum und eine sehr gute Körperkontrolle. Außerdem ist er der vielleicht beste Ball-Tracker dieser Klasse. Sehr gut darin, den Ball auch spät Downfield zu "finden" und sich dann neu zum Ball auszurichten, was zu spektakulären Catches führt - die bei Olave aber häufig einfach aussehen.
- Kann Outside und im Slot spielen, hat bei Ohio State beides gemacht. Konstanter Receiver über die Mitte des Feldes.
- Ich musste bei Olave in der Art und Weise, wie er das Route-Running angeht und wie gut er Räume lesen kann an Justin Jefferson denken.
- Sehr konstante Touchdown-Production bei Ohio State. Zwölf Touchdowns 2019 (13 Spiele), sieben 2020 (7 Spiele) und dann 13 in der vergangenen Saison (11 Spiele).
Schwächen:
- In gewisser Weise war Olave sinnbildlich für diese Klasse, denn auch bei ihm habe ich etwas länger gebraucht, um mit ihm warm zu werden. Denn: Er hat keine Traits, die einen direkt anspringen. Er ist kein High-End-Speedster, kein Contested-Catch-Monster, der primäre Trumpf in seinem Spiel liegt nicht so auf der Hand wie bei anderen Receivern dieser Klasse.
- Nicht der physischste Spieler. Teilweise merkt man das auch, wenn er mit dem Ball in der Hand Plays machen will.
- Er ist nicht unbedingt der dynamischste Receiver in dieser Klasse, er hat nicht die High-End-Explosivität, die andere Receiver haben.
SPOX-Empfehlung: Top 20
1. Drake London, USC
Receiver-Typ: X-Receiver/Big Slot
Stärken:
- Zwei Dinge springen einen bei London direkt an: Die Größe - und wie gut er sich trotz der Größe bewegt. Ist agil auch nach dem Catch, lässt Gegenspieler aussteigen, Richtungswechsel sind fließend und schnell. 22 Forced Missed Tackles laut PFF in der vergangenen Saison, und das in nur acht Spielen.
- Die Körperkontrolle ist außergewöhnlich für seine Größe. London ist dominant am Catch Point, ja, aber man würde ihm nicht gerecht werden, wenn man ihn als reinen Contested-Catch-Receiver abstempeln würde. Er kann das, und hatte auch jede Menge Targets bei Backshoulder-Pässen: Mit 19 (!) Contested Catches führte er den College Football in der vergangenen Saison an, und das obwohl er nur acht Spiele gemacht hat.
- Großer Frame, starke Hände am Catch Point. Setzt seinen Körper gut ein, schirmt den Ball gut ab. Wirkt clever am Catch Point, mit späten Bewegungen, ein wenig gut getimtem Körperkontakt. Wird direkt eine Waffe in der Red Zone sein.
- Er spielt mit Physis, was sein Verhalten als Contested-Catch-Receiver angeht, hat er mich ein wenig an Mike Evans erinnert. Auch als Blocker überall physisch.
- Aber London kann mehr als das: Route-Running insgesamt war besser als erwartet, und während er kein Sprinter sein mag, kommt er mit langen Schritten schnell hinter die Defense. War das klare Nummer-1-Target in der Offense und gewann trotzdem Woche für Woche. Über 1.000 Yards und sieben Touchdowns in acht Spielen.
Schwächen:
- Explosivität und generell Speed sind nicht seine Trumpfkarte. Insbesondere sein Speed ist einfach überschaubar. London kreiert mehr Separation als ihm teilweise zugutegehalten wird, aber er wird dennoch auf dem nächsten Level einen Quarterback brauchen, der ihm auch in engen Fenstern vertraut. Gerade Downfield.
- Mangel an Speed fällt teilweise auch bei In-Breaking-Routes auf. Da würde ich mir auch wünschen, dass er seinen Körper noch besser einsetzt.
- Hatte den gelegentlichen Drop in seinem Spiel, das ist mir einige Male aufgefallen.
- Ein Knöchelbruch beendete die vergangene Saison für ihn vorzeitig. Das sollte seine Rookie-Saison nicht beeinträchtigen, aber es wird bei Teams zumindest kurz angebracht werden.
SPOX-Empfehlung: Top 15
Das Draft-Receiver-Ranking 2022 im Überblick
Platzierung | Spieler | College | Rundenempfehlung |
1. | Drake London | USC | Top 15 |
2. | Chris Olave | Ohio State | Top 20 |
3. | Jameson Williams | Alabama | Top 20 |
4. | George Pickens | Georgia | 1. Runde |
5. | Garrett Wilson | Ohio State | 1. Runde |
6. | Treylon Burks | Arkansas | 1. Runde |
7. | Jahan Dotson | Penn State | Frühe 2. Runde |
8. | Alec Pierce | Cincinnati | 2. Runde |
9. | Calvin Austin III | Memphis | 2. Runde |
10. | Skyy Moore | Western Michigan | 2.-3. Runde |
11. | Justyn Ross | Clemson | 2.-3. Runde |
12. | John Metchie III | Alabama | 3. Runde |