Big Board: Das sind die 80 besten Spieler im Draft 2022

Von Adrian Franke
20. April 202209:00
SPOX-Redakteur Adrian Franke fasst die 2022er Draft-Klasse zusammen - im Top-75-Big-Board!getty
Werbung
Werbung

Die monatelange Vorbereitung ist abgeschlossen - der Draft steht vor der Tür! Und dann wird es endlich Antworten geben: Wer nimmt denn nun den ersten Quarterback? Ist Hutchinson der Top-Pick? Wie sieht die NFL die Receiver-Klasse? SPOX-Redakteur Adrian Franke hat die Top 80 der Klasse herausgefiltert - Euer Guide für die ersten beiden Draft-Tage!

Über 130 Spieler habe ich über die letzten drei Monate analysiert, dieses Big Board ist das Resultat. Dabei spielt der Wert der Positionen eine Rolle, grundsätzlich aber ist immer wichtig zu betonen: Das Board ist im Vakuum entstanden, nicht auf einzelne Needs oder Maßstäbe von bestimmten Teams ausgerichtet.

Das macht ein Ranking innerhalb der Positionsgruppen und erst recht mit allen Positionen nebeneinander umso schwieriger, und so ist das Big Board in erster Linie als generelle Übersicht zu verstehen. Eine Art Guideline dafür, wo der Draft stark besetzt ist, und welche Spieler vermutlich an den ersten beiden Draft-Tagen ihren Namen hören werden.

So ist es beispielsweise eine in der oberen Breite sehr starke Edge-Klasse - mit aber auch einem klar definierbaren Drop-Off. Ich vermute, dass wir zwischen zehn und 15 Edge-Verteidigern in den ersten drei Runden haben werden - potenziell sechs bis acht davon an Tag 1 -, und dann aber auch die Grades der Teams schnell runtergehen.

Die Offensive Tackles könnten den ersten Draft-Tag mit prägen, bis zu fünf - und womöglich sogar sechs - Tackles in der ersten Runde wären keineswegs eine Überraschung. Die Receiver-Klasse hat eine enorme Breite in der Spitzengruppe, ohne glasklare Nummer 1, was die Klasse umso mehr zur subjektiven Geschichte macht. Sechs oder sieben Receiver an Tag 1 halte ich für denkbar.

Vergleichsweise schwach ist - neben der ausgiebig diskutierten Quarterback-Klasse - die Running-Back-Gruppe. Mit Kenneth Walker und Breece Hall gibt es ein kleines Top-Tier, und anschließend dann vor allem Role Player, Spezialisten, Komplementär-Backs.

Und damit Vorhang auf: Das SPOX Big Board zum NFL Draft 2022!

NFL Draft 2022 Big Board

NFL Draft Big Board: Die Plätze 80 bis 61

Disclaimer: Aus platztechnischen Gründen sind die Plätze 80 bis 61 des Big Boards ausgelagert.

Wer ebenfalls für Runde 2 und 3 in Frage kommt, sowie die Profile zu diesen Spielern im gesammelten Ranking der Plätze 80 bis 61 findet ihr hier.

NFL Draft Big Board: Die Plätze 60 bis 50

60. Justyn Ross, WR, Clemson (WR #11)

Tolle erste Saison 2018, 2019 etwas schwächer und hat die 2020er Saison infolge eines Eingriffs an der Wirbelsäule verpasst. Ross ist riesig, bewegt sich gut für seine Größe, hat eine gewisse Quickness in der Route, arbeitet mit kleinen Körpertäuschungen auch während er Tempo aufnimmt und hat eine exzellente Körperkontrolle am Catch Point, was in Kombination mit gutem Ball-Tracking zu Zirkus-Catches führt.

Ross kann Outside gewinnen, mir hat er aber fast besser als Big Slot gefallen. Innen kann er seine Größe noch besser ausspielen kann und sich definitiv gut genug bewegen, um hier schnell Separation zu kreieren und ein echter Faktor im Quick Game zu werden. High-End-Athletik und vor allem Explosivität sind überschaubar, ich hätte mir noch mehr Physis und Aggressivität am Catch Point gewünscht. Da hat er Verteidiger nochmal ins Play kommen lassen, was angesichts seines Frames nicht passieren sollte.

Grade: 2.-3. Runde

59. Jaquan Brisker, S, Penn State (S #5)

Gute Größe, gute Physis, solider Speed und Agilität - Brisker ist nicht nur athletisch ein sehr guter Allrounder. Gut, wenn er Downhill arbeitet, relativ sicher in Coverage, ein flexibler Safety für eine Split-Safety-Defense und damit wie gemacht für die moderne NFL. Brisker ist nicht der explosivste Spieler im Raum in Coverage, keiner, der die Single-High-Rolle ausfüllt und eher in Box-Nähe zuhause. Aber da wird er nicht nur eine Run-Defense merklich verbessern.

Grade: 2.-3. Runde

58. Christian Harris, LB, Alabama (LB #5)

Nicht der typische Alabama-Linebacker. Dafür war er mit seinen Reads gegen den Run noch zu häufig daneben und seine Power ist zumindest mal inkonstant. Umso besser hat er mir dafür athletisch gefallen: Gute Reichweite in Coverage, dreht die Hüften schnell, hatte einiges an Impact-Plays in Coverage, die dann Mitspielern zu Interceptions verholfen haben. Harris hat eine gute Beschleunigung, er ist ein guter Blitzer und mit der Mischung aus Explosivität und Agilität kam er auch häufiger zum Quarterback. Aber seine Instinkte müssen besser werden.

Grade: 2.-3. Runde

57. Marcus Jones, SCB, Houston (CB #7)

Jones ist sehr, sehr (!) klein, und manche Teams werden ihn damit schlicht nicht als Corner sehen, auch nicht im Slot. Er ist extrem agil, athletisch bringt er alles für diese Rolle mit und seine Sprungkraft gibt ihm etwas Spielraum am Catch Point. Hatte laut PFF 16 Forced Incompletions letztes Jahr, insgesamt 18 abgewehrte Pässe und fünf Picks. Physisch stärker auch gegen den Run als man denken würde.

Vor allem aber ist Jones einer der besten College-Returner aller Zeiten: Seine neun Return-Touchdowns (sechs bei Kick-Offs, drei bei Punts) haben den NCAA-Rekord eingestellt, Jones verzeichnete letztes Jahr im Schnitt 14,4 Yards pro Punt- und 34,2 Yards pro Kick-Return. Ein unheimlich smarter Returner mit herausragender Vision und einem sehr guten Gefühl für Blocks.

Grade: 2.-3. Runde

56. Kenneth Walker, RB, Michigan State (RB #1)

Der beste Runner im Draft. Kommt nach scharfen Cuts extrem schnell wieder auf Top-Speed, hatte 2021 laut PFF die meisten Forced Missed Tackles (89), die meisten Yards nach Kontakt (1.168) und die meisten Runs über mindestens 15 Yards (30). Enormes Big-Play-Potenzial durch die Beschleunigung aus den Cuts raus.

Das große Fragezeichen ist seine Rolle im Passspiel: Als Receiver wurde er kaum eingesetzt (13 Catches 2021, 19 Catches in seiner gesamten College-Karriere), ich hatte allerdings den Eindruck, dass er den Ball aus dem Backfield gut fängt, wenn er mal die Gelegenheit bekam. Vor allem aber Pass-Protection ist ein ernsthaftes Minus. Hier wirkte er mitunter komplett verloren und wurde regelmäßig geschlagen.

Grade: 2.-3. Runde

55. Cameron Thomas, Edge, San Diego State (Edge #11)

Vermutlich am besten als 3-4-End aufgehoben, weil er weiter innen wesentlich mehr gewinnt als außen. Doch um in der NFL wirklich innen zu bestehen, wird er mehr Power brauchen. Thomas gewinnt mit einer für seine Größe ungewöhnlichen Quickness, mit seinem Swim-Move kommt er wahnsinnig schnell nach innen durch und er ist extrem aktiv mit seinen Händen. Kann mühelos die Gap wechseln und seitlich arbeiten. Hat mit seiner Quickness nicht nur als Pass-Rusher, sondern auch gegen den Run wahnsinnig konstant gewonnen; 20,5 Tackles for Loss sowie weit über 60 Quarterback-Pressures letztes Jahr.

Wenn es Thomas gelingt, mehr Power und mehr Explosivität zu entwickeln und dabei seine Quickness zu behalten, dann kann er ein wirklich guter Pass-Rusher werden.

Grade: 2.-3. Runde

54. Quay Walker, LB, Georgia (LB #5)

Size/Speed-Monster. Walker hat die Größe und die generelle Statur, und lief bei über 240 Pfund die 40 Yards in 4,52 Sekunden - spektakuläre Werte. Und das prägt auch sein Spiel: Er ist explosiv, er ist agil, er hat lange Arme und er bewegt sich gut in Coverage. Walker hat in der High School Outside Linebacker und Defensive End gespielt, und wurde auch bei Georgia vereinzelt noch als Edge-Rusher eingesetzt. Da sieht man auch seine Körperkontrolle, die ihm insbesondere in Coverage sichtbar hilft. Seine Instinkte sind nach nur einem Jahr als Starter noch roh, seine Reads inkonstant, und das sorgt teilweise dafür, dass er trotz seiner Athletik zu langsam spielt, weil sein Trigger schlicht zu spät kommt. Kann er das entwickeln, ist er ein 3-Down-Linebacker.

Grade: 2.-3. Runde

53. Tyler Smith, OT, Tulsa (OT #6)

Einer von mehreren sehr guten Run-Blocking-Tackles im Draft - aber bei Smith ist der Weg in puncto Pass-Protection im Vergleich noch weiter. Da ist er extrem roh, um nicht zu sagen wild, er setzt seine Hände extrem inkonstant ein und in der Folge kassiert er auch jede Menge Flaggen. Smith ist gerade erst 21 Jahre alt geworden und wenn man ihn früh draftet, dann in dem Glauben, dass man ihn noch signifikant entwickeln kann. Für den Moment ist er noch roh, bei aller Dominanz im Run Game habe ich Zweifel daran, dass er in der kommenden Saison starten sollte.

Grade: 2.-3. Runde

52. Travis Jones, NT, Connecticut (DT #4)

Guter Anker gegen Double Teams in der Mitte, hält seinen Spot und bringt die Power mit, die man von einem Nose Tackle sehen will. Guter Get-Off, mit dem er Interior Offensive Linemen echte Probleme bereiten kann. Hatte einige sehr gute Drills beim Senior Bowl in der Hinsicht und hat auch als Pass-Rusher bei Connecticut mit mehr Quickness als gedacht gewonnen. Hat da etwas mehr Upside als Jordan Davis. Ansonsten in erster Linie ein Space Eater gegen den Run, der Double Teams auf sich zieht.

Grade: 2. Runde

51. Brian Asamoah, LB, Oklahoma (LB #3)

Super explosiver Linebacker mit enormer Reichweite, der im College auch im Slot gecovert hat und sich problemlos im Raum bewegen kann - aber der auch sehr leicht ist, und der Probleme bekommen wird, wenn er in der NFL viel "ungeschützt" zwischen den Tackles arbeiten muss. Da sieht man den Mangel an Physis - und manchmal schießt er sich mit seiner Explosivität auch selbst aus dem Play, wenn er zu vorschnell mit seinen Reads ist, oder Plays einfach überspielt. Aber die Reichweite, die Coverage-Qualitäten - Asamoah hatte 20 Coverage-Stops letztes Jahr, Platz 7 unter allen College-Linebackern laut PFF -, die Explosivität auch als Blitzer; das sind Eigenschaften, die trotz der Power-Defizite in der modernen NFL funktionieren.

Grade: 2. Runde

50. Logan Hall, DL, Houston (DT #3)

Kein Spieler, den man weit nach außen ziehen kann, eher dafür gemacht, rund um den Guards zu agieren und mit seiner Reichweite und Power zu punkten. Leverage ist manchmal ein Problem für ihn, weil Hall so groß ist, und weil er nicht die physische Flexibilität hat. Bewegt sich etwas hölzern, gerade wenn er im Raum agiert. Kein Edge-Bender, generell keiner, der regelmäßig außen um den Tackle herumkommen wird. Aber mit den langen Armen kann er Gegenspieler kontrollieren, für den ersten Kontakt sorgen und dann den Guard zur Seite schieben. So hat er mitunter sehr schnell gewonnen. Als End in einer Odd Front, mit echter Pass-Rusher-Upside und Länge, sowie Reichweite gegen den Run ist er auf jeden Fall interessant.

Grade: 2. Runde

NFL Draft Big Board: Die Plätze 49 bis 40

49. Skyy Moore, WR, Western Michigan (WR #10)

Moore sehe ich in der NFL klar im Slot. Hatte bei Western Michigan noch zu viele verschwendete Bewegungen in der Route. Am besten gefiel er mir bei schnellen In-Breaking-Routes, wo er einen schnellen, gefährlichen Release - das ist seine größte Qualität! - und Toughness über die Mitte zeigt, sowie nach dem Catch: PFF listet ihn mit 26 Forced Missed Tackles, Platz 1 in dieser Draft-Klasse. Ein Slot-Receiver mit noch Upside, der schnell eine Rolle finden sollte.

Grade: 2. Runde

48. Matt Corral, QB, Ole Miss (QB #6)

Ein guter First-Read-Quarterback mit einem schnellen Release, Zip im Arm und einer "twitchy" Athletik - und bei allem darüber hinaus ist ein gewisses Maß an Vorstellungskraft notwendig. Denn die Offense von Ole Miss war nah dran an einer Gimmick-Offense, mit einer riesigen Menge an RPOs, One Read Plays und Option Runs für den Quarterback. Und einige der Fragezeichen, die damit einhergehen, waren auch in seinen Spielen zu sehen.

Ich mochte seine Second-Reaction-Plays oft nicht, er traf viele fragwürdige Entscheidungen, wenn der erste Read nicht da war, das Gefühl für die Pocket muss besser werden, und er wird in der NFL mit seiner Athletik an mehr Grenzen stoßen als im College. Corral hat einige Tools, aber die Fragezeichen überwiegen noch.

Grade: 2. Runde

47. Kenny Pickett, QB, Pitt (QB #5)

Pickett hat einen großen Sprung in seiner letzten College-Saison gemacht. 2020 und 2019 hatte er je 13 Touchdown-Pässe und neun Interceptions, in der vergangenen Saison dann 42 Touchdowns bei sieben Picks - eine Stat-Line, mit welcher er Dan Marinos Pitt-Rekord für Touchdown-Pässe (37) pulverisierte und auch Deshaun Watsons ACC-Rekord aus der 2016er Saison (41) brach.

Pickett wird bereits 24 Jahre alt sein in seiner Rookie-Saison, er hat historisch kleine Hände für einen NFL-Starter und hatte Fumble-Probleme. Und selbst für eine Game-Manager-Rolle muss er konstanter spielen, gerade was sein Pocket-Verhalten angeht, da wirkt er trotz seiner Erfahrung häufig noch sehr überhastet. Pickett nimmt das Underneath Game, er verteilt den Ball schnell, er hat eine gute Wurfbewegung und auch eine gewisse Athletik, er kann außerhalb der Pocket arbeiten. Aber auch seine Accuracy war inkonstant.

Grade: 2. Runde

46. Calvin Austin, WR, Memphis (WR #9)

Kleiner Receiver mit dem Top-Speed für eine vertikale Slot-Rolle. Als Route-Runner und in der Art und Weise, wie er gewinnt und wie er Separation kreiert, hat er mir besser gefallen als Skyy Moore. Austin hat einen tollen Release und löst sich blitzartig auch von Press Coverage. Beschleunigung und auch der Top-Speed sind außergewöhnlich. Seine Eins-gegen-Eins-Duelle beim Senior Bowl waren herausragend. Er hat bei Memphis sogar primär Outside gespielt, und ein NFL-Team könnte versuchen, ihn - ähnlich wie einen Marquise Brown etwa - auch Outside spielen zu lassen, trotz der Größe.

Grade: 2. Runde

45. Drake Jackson, Edge, USC (Edge #10)

Jackson ist ist gerade erst 21 Jahre alt geworden und durch die Corona-bedingt stark verkürzte 2020er Saison in der Pac-12 sowie eine Verletzung 2021 hat er in den letzten zwei Jahren nur 16 Spiele bestritten. Mit den langen Armen und wie er eng mit echten Bender-Qualitäten um die Edge kommt, das hat mich stilistisch an Chandler Jones erinnert. Jones ist noch etwas größer mit etwas längeren Armen, Jackson bringt dafür ein wenig mehr Explosivität mit.

Das Potenzial als Pass-Rusher flasht immer wieder mal auf, er gewinnt aber noch längst nicht konstant genug. Power ist teilweise noch ein Problem, auch gegen den Run, wo er noch sehr durchwachsen und häufig auch schwach spielt. Er muss konstanter und effizienter in seinem Spiel werden, an seiner Speed-to-Power-Transition arbeiten, seine langen Arme noch besser einsetzen um nicht so häufig hängen zu bleiben.

Grade: 2. Runde

44. Lewis Cine, S, Georgia (S #3)

Spektakulärer Downhill-Verteidiger. Cine hat einen Turbo und kann sehr schnell Richtung Line of Scrimmage kommen - und dann bringt er den Hit. Die langen Arme und der Top-Speed - Cine ist die 40 Yards in 4,37 Sekunden gelaufen und war nah an der 100. Perzentile in den 10- und 20-Yard-Splits - geben ihm gute Reichweite. Cine ist größer und hat explosiver getestet, aber was seine Spielweise angeht, erinnert er mich ein wenig an Budda Baker: Wahnsinnig gut darin, aus der Tiefe des Raums Richtung Line of Scrimmage zu arbeiten. Cine ist in Man Coverage anfällig, auch weil er nicht der agilste Spieler ist. Manchmal ist er zu aggressiv und überspielt Plays.

Grade: 2. Runde

43. Devin Lloyd, LB, Utah (LB #2)

Lloyd ist explosiv, bewegt sich sehr gut in Coverage und im Raum. Richtungswechsel sind effizient, enorme Reichweite. Was mir schlicht fehlt, ist die Physis in seinem Spiel: Wo Parsons mit harten Hits und einem heftigen Impact auch als Rusher punktet, ist Lloyd ein inkonstanter Tackler und physisch überschaubar als Pass-Rusher, das fiel häufiger auf. Er ist keiner, der durch Blocker durch explodiert und er spielt irgendwo "leicht". Ist auch als Blitzer häufiger hängen geblieben. Lloyd ist nicht dieser rundum komplette Top-Linebacker und er wird gegen den Run mehr D-Line-Hilfe brauchen als ich erwartet hatte.

Grade: 2. Runde

42. Trey McBride, TE, Colorado State (TE #1)

Der komplette Tight End in dieser Klasse. Ein physischer und vor allem auch williger In-Line-Blocker, und das fällt auch konstant auf. McBride hat 675 Snaps In-Line gespielt, er baut Power als Blocker auf, er ist verlässlich in der Hinsicht und er wird hier auch in der NFL spielen können. Gleichzeitig aber auch ein - für die Position - explosiver Receiver: McBride kommt gut vom Snap weg, ist schnell hinter dem Linebacker-Level und arbeitet im Kurzpassspiel gut zwischen den Coverage-Zones. Zeigt gute Körperkontrolle am Catch Point.

Wurde in der Offense von Colorado State ähnlich wie Travis Kelce bei den Chiefs eingesetzt: In-Line, im Slot, aber auch als isolierter X-Receiver und ist dementsprechend auch eine Vielzahl an verschiedenen Routes gelaufen. McBride hat aber nicht die Quickness in der Route, die Kelce zeigt. Er ist athletisch nur solide, manchmal sind seine Routes etwas holprig, war zudem mit knapp 6'4" und gerade mal 246 Pfund bei der Combine auf der kleineren und vor allem leichteren Seite.

Grade: 2. Runde

41. Alec Pierce, WR, Cincinnati (WR #8)

Ein Nummer-2-Receiver mit Big-Play-Potenzial für die NFL. Bringt eine gute Größe und Physis mit, kann damit am Catch Point sowie bei Jump Balls gewinnen. Richtet sich zum Ball gut aus und attackiert den Ball auch weg vom Körper. Hat bei Cincinnati im Slot und Outside gespielt, und hat überraschenden Speed - Pierce kam regelmäßig hinter die Defense, auch etwa im Spiel gegen Notre Dame. Gute Quickness, gerade für seine Größe, beim Release. Pierce ist kein Elite-Route-Runner, aber er hat ein gutes Gefühl für Raum und kreiert Separation. Ein sehr guter Allrounder.

Grade: 2. Runde

40. Arnold Ebiketie, Edge, Penn State (Edge #9)

Ebiketie hat athletisch besser getestet als ich erwartet hatte; zumindest in puncto Größe und Power aber werden Defizite deutlich. Gerade der Get-Off ist häufig zu langsam, zu träge. Ebiketie gewinnt als Pass-Rusher einmal mit blitzartigen Bewegungen nach innen, vor allem aber mit einem klaren Plan: Die Hände sind extrem aktiv, er ist da technisch auch vielseitig und hat mehrere gute Moves in seinem Arsenal.

Löst sich von seinen Blockern, und mit seinen Moves kommt er auch überraschend häufig relativ eng außen um den Tackle herum. Der vergleichsweise Mangel an Tempo und Dynamik in seinem Spiel war teilweise gegen den Run sichtbar, wenn seine Moves ihm gegen ein mobiles Ziel weniger helfen. Aber Motor, Handeinsatz und der Plan als Pass-Rusher lassen ihn häufig gewinnen und das wird sich auf die NFL übertragen. Eine High-End-Nummer-2.

Grade: 2. Runde

NFL Draft Big Board: Die Plätze 39 bis 30

39. Kyler Gordon, CB, Washington (CB #6)

Einer der athletischsten Cornerbacks in dieser Draft-Klasse. Hat bei Washington im Slot und Outside - und auch Special Teams - gespielt, toller Closing-Speed und Reichweite am Catch Point. Hatte beispielsweise eine spektakuläre Interception an der Sideline gegen Cal. Gordon kann aus dem Raum heraus nach vorne explodieren, ohne dabei die Kontrolle zu verlieren. Neun abgewehrte Pässe und zwei Picks in der vergangenen Saison.

Gleichzeitig jedoch sind seine Reads noch inkonstant, was dazu führt, dass die Elite-Athletik sich nicht immer auch auf konkrete Resultate überträgt. Washington hat Gordon auch immer wieder mal in den Slot gezogen, und die Agilität und Explosivität, um hier ein richtig guter Slot-Corner zu werden, hat er auf jeden Fall. Hier wäre er auch nicht so abhängig davon, sehr schnell sicherer im Thema Play-Recognition zu werden. Vielleicht seine Rolle für den Start.

Grade: 2. Runde

38. Jahan Dotson, WR, Penn State (WR #7)

Dotson ist eine relativ klare Slot-Receiver-Projection für das nächste Level, mit den Route-Running-Fähigkeiten, um gelegentlich auch als Z-Receiver zu spielen. Er ist kein Yards-after-Contact-Monster, nicht außergewöhnlich explosiv, kein High-Upside-Receiver - aber ein sehr verlässlicher Underneath-Receiver mit exzellentem Gefühl für den Raum. Ist unheimlich gut darin, seinem Quarterback Passoptionen zwischen den Coverage-Zones zu geben. In der Hinsicht hat er mich an Chris Godwin erinnert.

Er kreiert auch als Route-Runner Separation, mit guter Körperkontrolle, guten Cuts und dabei trotzdem fließenden Bewegungen. Kann mit seinem Speed auch vertikal gewinnen. Hatte einige spektakuläre Catches weg vom Körper, welche die Qualität seiner Hände - vielleicht die besten Hände im Draft - unterstreichen. Spielt "größer", was ihm unerwartet schwierige Catches ermöglicht.

Grade: 2. Runde

37. Desmond Ridder, QB, Cincinnati (QB #4)

Ridder könnte das werden, was Alex Smith bei den Chiefs war, oder was auch Ryan Tannehill bei den Titans ist: Ein guter Game Manager, mit einer gewissen Athletik. Ridders Mechanics sind gut, er spielt ruhig aus der Pocket, macht wenige gravierende Fehler, er geht durch seine Reads und er bedient die Mitte des Feldes. Hier mochte ich auch die Armstärke, da hat er im Kurzpassspiel enge Fenster mit Zip getroffen und in der Mid-Range mit Antizipation Receiver bedient.

Worauf ich mir bei Ridder keinen Reim machen kann, ist die Accuracy. Trotz guter Mechanics, trotz teilweise fantastischem Ball Placement hatte er in so ziemlich jedem Spiel dann doch auch klare Fehlwürfe. Er war als Passer insgesamt inkonstanter als ich es mir erhofft hatte, und das Elite-Ceiling sehe ich auch eher nicht. Aber Ridder kann aus dieser Klasse am schnellsten starten.

Grade: 1.-2. Runde

36. Sam Howell, QB, North Carolina (QB #3)

Sein Footwork, die Base beim Wurf, das Armtalent, wie er den Ball über die Mitte feuert, wie aggressiv er als Passer ist, nicht nur was das vertikale Passspiel angeht - all diese Dinge sind sehr positiv bei Howell. Er hatte in der vergangenen Saison desolate Umstände bei North Carolina, nachdem er nahezu alle seine Playmaker an die NFL verloren hatte und zusätzlich hinter einer üblen Line spielen musste.

Howell ist ein tougher Quarterback, der Plays machen will und dessen Arm auch bestimmte Würfe selbst aus unsauberer Pocket ermöglicht. Auf der anderen Seite ist sein Spiel teilweise wild, weil er eben auch Plays machen will. Hält den Ball teilweise zu lange, attackiert minimalste Fenster, und seine Athletik, die ihn im College häufig retten konnte - und um welche die Offense 2021 aufgebaut war -, wird in der NFL ein deutlich kleinerer Faktor sein.

Grade: 1.-2. Runde

35. Kenyon Green, OG, Texas A&M (OG #2)

Sehr explosiv, baut sehr schnell vom Snap weg Power auf. Physisch auch als Blocker in der Bewegung. Bewegt sich gut im Raum, sehr guter Zone-Blocker - hier kommt er wahnsinnig gut von der Line weg - und hat die Agilität, um auch mit Blitzern in Pass-Protection fertig zu werden. Rundum solide, ohne sich dabei in puncto Technik oder Konstanz auf Zion Johnsons Level zu bewegen. Kam gelegentlich aus der Balance und dann verliert er auch mal. Green hat 2019 Right Guard und 2020 Left Guard gespielt, letztes Jahr dann primär Left Guard, aber auch Right Guard und beide Tackle-Spots mal bekleidet. Diese Vielseitigkeit hat Value.

Grade: 1.-2. Runde

34. Carson Strong, QB, Nevada (QB #2)

Strong bringt kaum Athletik mit, nicht nur als Runner oder Scrambler, sondern auch was Plays außerhalb der Pocket angeht. Aber er kompensiert diese Defizite einerseits mit dem zweitbesten Arm der Klasse, der nicht nur das ganze Feld öffnet, sondern auch Fenster etwa über die Mitte ermöglicht, die für manche Quarterbacks einfach nicht drin sind - andererseits aber auch mit seinem Kopf.

Strong hatte viel Verantwortung Pre-Snap in der Offense, und das merkt man - auch dahingehend, dass er Verteidiger nach dem Snap mit seinen Augen aus dem Spiel nimmt oder Wurffenster mit kleinen Körpertäuschungen öffnet. Positiv fand ich auch den Release, für seine Größe ist da wenig verschwendete Bewegung mit dabei. Das sollte ihm helfen, genau wie die kleinen Bewegungen in der Pocket. Diese vier Qualitäten - Armtalent, Spielverständnis, schneller Release und subtiles Pocket-Movement - können die mangelnde Athletik ausgleichen. Strong hat eine Vorgeschichte mit einer schweren Knieverletzung und mehreren OPs, die Medizinchecks werden kritisch sein.

Grade: 1.-2. Runde

33. Nakobe Dean, LB, Georgia (LB #1)

Dean ist klein, aber er spielt mit einer fantastischen Intensität. Super explosiver Spieler. Ich hatte mir bei Dean noch etwas mehr Konstanz im Open Field gewünscht, da hat er mir zu viele Tacklings verpasst, oder einen schnellen Richtungswechsel nicht mehr hinbekommen. Aber er hat eine Physis, die ich bei Devin Lloyd teilweise vermisst habe, ob gegen den Run oder auch als Blitzer.

Dean arbeitet gut auch in der Mitte des Feldes gegen den Run und zeigt gute Instinkte und generell ein gutes Verhalten in Coverage. Mit seiner Größe und damit einhergehend dem Mangel an Länge wird Dean nicht für jede Defense ein Fit sein und gegen Tight Ends in Coverage an Grenzen stoßen.

Grade: 1.-2. Runde

32. Nik Bonitto, Edge, Oklahoma (Edge #8)

Es ist schwer, Bonittos Tape anzuschauen und dabei nicht an Haason Reddick zu denken. Bonitto ist ein wenig größer und schwerer, Reddick hatte dafür etwas längere Arme, aber was die Rolle für das nächste Level angeht, sind beide gut vergleichbar. Auch Bonitto ist mit Abstand am besten, wenn er aus dem Raum arbeiten kann. Dann kann er seine starke Explosivität und Quickness ausspielen, dann bekommen Tackles häufig keine Hand an ihn. Mir gefällt er auch als Blitzer und Coverage-Dropper über die Mitte, er hat die Agilität und die Athletik, um sich mühelos fallen zu lassen.

Stunts, Cuts nach innen, das ist sein Spiel, und ähnlich wie bei Reddick sehe ich auch bei Bonitto entsprechend den Scheme-Fit längst nicht in jeder Defense. Er braucht eine aggressive, flexible Defense. Denn: Er baut wenig Power auf, wenn er in der Nähe der Line of Scrimmage startet, die kurzen Arme helfen dabei auch wenig. Gegen den Run zudem zu häufig kein Faktor.

Grade: 1.-2. Runde

31. David Ojabo, Edge, Michigan (Edge #7)

Ojabo gewinnt mit Explosivität und Quickness. Ob per Spin-Move - nach innen oder außen -, als Bender eng um den Tackle herum, oder weil er einfach zu schnell Richtung Backfield explodiert, sodass der Tackle ihn nicht greifen kann. Aber: Ojabo braucht den Raum für sein Spiel, er muss aus einer weiten Position nach vorne kommen. Er gewinnt nur mit Quickness, Agilität und Explosivität - und er ist noch eine echte Schwachstelle gegen den Run, bis hin zu dem Punkt, dass in mehreren Spielen auffiel, dass Michigan ihn bei Run-Downs vom Feld nahm.

Lässt sich da sehr leicht aus dem Play halten - auch gerne mal vom Tight End, Jeremy Ruckert hat das im Ohio-State-Spiel regelmäßig geschafft. Für den Moment ist er ein reiner Pass-Rusher. Und das ist auch erwartbar, Ojabo kam erst im Alter von 17 Jahren in die USA und spielt erst seit rund fünf Jahren Football. Entsprechend muss man die Erwartungen dämpfen - auch spezifisch mit Blick auf seine Rookie-Saison: Ojabo hat sich bei seinem Pro Day Mitte März die Achillessehne gerissen.

Grade: 1.-2. Runde

30. Bernhard Raimann, OT, Central Michigan (OT #5)

Raimann wird Mitte September bereits 25 Jahre alt - was jedoch Hand in Hand geht mit seinem kuriosen Weg zum potenziellen Erstrunden-Pick. Der gebürtige Wiener begann mit dem Football erst im Alter von 14 Jahren, mit 17 spielte er erstmals in den USA und zu Central Michigan kam er als Tight End. Sein Wechsel auf die Tackle-Position erfolgte 2020 während der Pandemie. Raimanns Entwicklung über die letzten zwei Jahre ist angesichts dieser Umstände absolut bemerkenswert, denn der Österreicher ist keineswegs ein reines athletisches Projekt: PFF listet ihn mit keinem einzigen (!) zugelassenen Pressure während den letzten sechs Saisonspiele.

Raimann bewegt sich extrem gut. Sehr leichtfüßig, sehr sicher im Raum, sehr gute Balance. In der Hinsicht sehe ich nur Cross auf Augenhöhe mit ihm, Raimann läuft teilweise den kompletten Pass-Rush-Arc mühelos mit dem Verteidiger und spiegelt jede seiner Bewegungen. Elite-Athlet auf Tackle. Überraschend ist, wie konstant er mit seinen Händen arbeitet. Versucht, auf diese Art zu gewinnen und sich nicht nur auf seine Athletik zu stützen. Nimmt Pass-Rusher gut auf und kontrolliert sie, setzt auch seinen Anker neu. Raimann ist immer noch relativ leicht, er hat kurze Arme, und der gelegentliche Fehltritt ist nach wie vor sichtbar. Verliert auch immer wieder mal im Run Game.

Grade: 1.-2. Runde

NFL Draft Big Board: Die Plätze 29 bis 20

29. Kaiir Elam, CB, Florida (CB #5)

Sehr gute Größe und gute Reichweite. Bringt viel Erfahrung in Press-Coverage mit. Zeigt auch gute Ball-Skills, Elam hatte einige spektakuläre Plays am Ball. Mein Hauptproblem, und warum ich Elam nicht als glasklaren First-Rounder habe, ist die Inkonstanz in seinem Spiel: Mal covert er wahnsinnig sicher aus seiner Press-Technique heraus, dann wieder wird er viel zu grabby und sucht fast den Kontakt in der Route. Seine Beschleunigung nach einem Richtungswechsel ist durchwachsen, sprich: gröbere Fehler kann er sich nicht leisten.

Im Endeffekt geht es für Elam in erster Linie darum, noch konstanter kontrollierter zu spielen, ob es um sein Verhalten in der Route, seine Press-Technique oder seine Bewegungen geht. Dann hat er sogar das Potenzial zum Nummer-1-Corner.

Grade: 1.-2. Runde

28. Andrew Booth, CB, Clemson (CB #4)

Schneller Corner mit wahnsinnig agilen Füßen. Booth bewegt sich in der Hinsicht herausragend gut, egal, ob im Backpedal, seitlich, oder im Vollspeed Richtung Line of Scrimmage. Hat einen guten Trigger und attackiert dann nach vorne, hat auch einige Screens zerstört und Plays gegen den Run gemacht. Sehr physischer Spielstil, Booth ist auch ein gefährlicher Slot-Blitzer. Hat Press- und Off-Man-Coverage gespielt. Mitunter spektakulär am Catch Point, zeigt da tolle Sprungkraft und hatte einige absolut verrückte Plays am Ball. Seine schnellen Füße geben ihm auch Mirror-Qualitäten in der Route - zumindest Outside.

Das ist auch, wo ich ihn in der NFL sehe, auch wenn er bei Clemson immer wieder mal innen war: Booth hat fantastische Füße, die Hüften aber sind mitunter etwas steif. Das führt auch dazu, dass er nach einem falschen Schritt Probleme damit hat, ins Play zurück zu kommen. Und dieser falsche Schritt kommt durchaus immer wieder mal vor. Booth, für den die vergangene Saison das erste Jahr als Vollzeit-Starter war, spielt mitunter noch wild. Das wird insbesondere als Tackler deutlich, wo er teilweise mehr in den Gegenspieler reinspringt, aber eben manchmal auch in Coverage. Am besten außen als Man-Corner aufgehoben.

Grade: 1.-2. Runde

27. Jalen Pitre, S/SCB, Baylor (S #3)

Die Antizipation in Coverage springt einen bei Pitre förmlich an. Wenige Spieler in diesem Draft sind so gut darin, Routes und Entscheidungen des Quarterbacks zu antizipieren und dann im exakt richtigen Moment auf diese Route zu breaken. Pitre ist agil und hat eine sehr gute Beschleunigung, was ihm auch einige Male dabei geholfen hat, zum Quarterback durchzubrechen oder als Backside-Defender zum Runner zu kommen. Macht irre viele Plays am Ball in Coverage.

Pitre hat einige Tackles verpasst, Power und Physis sind nicht seine Stärke - bleibt hin und wieder komplett an einem Blocker hängen, selbst wenn er mit Anlauf kommt -, und manchmal schießt er sich selbst aus dem Play, da muss er noch disziplinierter werden. Aber die Instinkte und das Gefühl dafür, wie er sich in und rund um die Box bewegen muss und wo der Ball hingehen könnte, sind außergewöhnlich. Pitre hat bei Baylor in erster Linie Slot-Corner gespielt, gut möglich, dass das auch seine Rolle in der NFL sein wird. Rund um die Box wird sein Platz in jedem Fall sein, er kann hier im Slot arbeiten, blitzen und den Run verteidigen.

Grade: 1.-2. Runde

26. Trevor Penning, OT, Northern Iowa (OT #4)

Physischer Mauler mit Elite-Athletik und sehr guten Maßen. Bewegt sich gut, hat sehr lange Arme und jede Menge Power. Penning ist der Inbegriff eines O-Liners mit der Überschrift "nasty", was sich auch auf den Senior Bowl übertragen hat, als er beinahe seinen eigenen Quarterback verletzt hätte. Führt manchmal auch dazu, dass er übersteuert und sich aus der Balance bringt, was nicht selten in Flaggen endet - aber es führt auch dazu, dass wenige Tackles in den letzten Jahren als dominantere Power-Run-Blocker in die NFL kamen. In Pass-Protection sicher noch mit einigen Defiziten gerade in puncto Agilität, aber ein perfekter Fit für eine Run-heavy Offense.

Grade: 1. Runde

25. Dax Hill, S, Michigan (S #2)

Herausragender Speed und herausragende Beschleunigung, das gibt ihm große Reichweite. Hill hat regelmäßig einen Impact auf das Play, 20 abgewehrte Pässe und vier Picks verzeichnete er in der vergangenen Saison. Hill bewegt sich dabei sehr gut, er hat schnelle Füße, ist agil, ist explosiv, und kommt dabei nicht außer Kontrolle. Hill zeigt sehr gute Richtungswechsel bei fließenden Bewegungen, dreht die Hüften in Coverage schnell in Man Coverage.

Gute Instinkte, und das in Kombination mit seiner Beschleunigung gibt ihm eine enorme Reichweite. Hill hat für Michigan primär im Slot gespielt, ich kann mir aber vorstellen, dass er in der NFL mehr noch primär als tiefer Safety eingesetzt wird. Der Mangel an Physis und Short-Area-Power kommt gegen den Run in der Box häufiger durch, und das ist etwas, worauf NFL-Defenses mehr und mehr Value legen. Wenn Hill aus dem Raum kommt, bringt er, auch als Blitzer, mit seiner Explosivität Power mit, ohne die Kontrolle zu verlieren.

Grade: 1. Runde

24. Boye Mafe, Edge, Minnesota (Edge #6)

Einer der großen Gewinner in den Trainingseinheiten beim Senior Bowl und legte dann eine der besten Combines unter allen Edge-Rushern hin. Dementsprechend schlummert hier auch noch athletisches Potenzial - aber Mafe ist keinesfalls eine reine athletische Projection: Unheimlich explosiv, und das überträgt sich auf sein Spiel. Ein toller Get-Off, gepaart mit exzellenten Bender-Qualitäten. Setzt Tackles schnell unter Druck, kann sie mit seinen Bewegungen aus der Balance bringen.

Kann quick nach innen oder eng außen herum gewinnen, bewegt sich sehr kontrolliert und dabei aber trotzdem explosiv als Pass-Rusher. Nachholbedarf hat er einerseits was die Physis in seinem Spiel angeht, aber generell auch gegen den Run offenbart Mafe noch klare Defizite. Wird da teilweise sehr einfach aus dem Play rausgehalten, verliert komplett den Überblick, teilweise agiert er auch fast zögerlich und scheint seinen Augen noch nicht ganz zu vertrauen.

Grade: 1. Runde

23. Treylon Burks, WR, Arkansas (WR #6)

Die Kombination aus Physis und Speed, die Burks auf Tape zeigt, ist selten. Wahnsinnig physisch am Catch Point, tolle Beschleunigung mit dem Ball in der Hand, generell eine absolute Waffe nach dem Catch. Vereinzelt hat er Outside auch mit schneller Fußarbeit vom Release weg gewonnen, und konnte dann den Turbo zünden. Aber um in der NFL tatsächlich als X-Receiver zu gewinnen, wird er sich als Route-Runner deutlich weiterentwickeln müssen. Da läuft er sich zu häufig fest oder will eher durch den Gegenspieler durch.

Bei Arkansas wurde er trotz seiner Größe primär im Slot eingesetzt, und war mehr Gadget- als X-Receiver. Die athletischen Tests waren etwas schwächer als erhofft, was die Deebo-Samuel-Vergleiche runtergekühlt hat. Dennoch gilt: Was Burks mit dem Ball in der Hand kann, können nicht viele andere Receiver dieser Klasse. Die Frage im Endeffekt lautet: Kann er eine Art A.J. Brown mit einer ausgeprägten Gadget-Rolle werden? Oder ist er eher eine physisch talentiertere Version von Laviska Shenault? Zum Start in jedem Fall muss Burks in eine Offense, die ihm Targets via Scheme kreiert.

Grade: 1. Runde

22. Zion Johnson, OG, Boston College (OG #1)

Johnson spielt noch gar nicht so lange Football, erst 2015 fing er in der High School an. Bei Boston College hat er Left Guard und Left Tackle gespielt, und vielleicht könnte es sich sogar lohnen, ihn auf Tackle in der NFL auszuprobieren; zumindest die Länge hat er, die Größe vielleicht nicht. Guard ist seine Paraderolle, hier dominiert er mit seiner Länge und Explosivität auf engem Raum. Hat sehr selten verloren. Die Physis, die Übersicht in seinem Spiel, die Power, die Konstanz - Johnson ist ein Guard-Prospect ohne größere Schwachstellen, nur manchmal hat er gewackelt, wenn er sich schnell neu ausrichten musste. Ein Day-1-Upgrade für die allermeisten Lines in der NFL.

Grade: 1. Runde

21. Travon Walker, Edge, Georgia (Edge #5)

Wenn man Walker in der ersten Hälfte der ersten Runde draftet, dann für die Upside - weil das ist er im Moment, ein Upside-Pick. Das physische Potenzial ist immens, Walkers Combine-Test-Zahlen waren schlichtweg absurd und es wird NFL-Teams geben, die darauf bauen, dass man aus dieser Athletik mit mehr technischer Arbeit einen High-End-Pass-Rusher formen kann, der aufgrund seiner Rolle bei Georgia weniger durch kam. Vielleicht liegt eines davon auch richtig, aber ich würde zumindest ein wenig auf die Hype-Bremse treten.

Dafür fand ich Walker als Pass-Rusher häufig zu planlos, insgesamt zu ineffizient und selbst seine Athletik - die er nachweislich hat - hat sich nur bedingt auf die Pass-Rush-Snaps übertragen. Wenn er seine langen Arme platzieren kann, wenn er Power aufbauen kann, dann ist er ein unheimlich physischer und gefährlicher Bull-Rusher, und auch sein Anker gegen den Run ist stark. Dass er sich mit seinem Gewicht komfortabel in Coverage zurückfallen lassen kann, ist eindrucksvoll. Aber von einem Spieler, der in erster Linie als athletische Projection vermutlich relativ hoch im Draft gehen wird, hätte ich erhofft, dass die Athletik einen auf Tape noch etwas mehr anspringt.

Grade: 1. Runde

20. Jermaine Johnson, Edge, Florida State (Edge #4)

Einer der besten Run-Verteidiger dieser Edge-Klasse und ein wirklich gutes Gesamtpaket. Toller Anker gegen den Run, mit seiner Power aber auch regelmäßig im Backfield. Hatte 17,5 Tackles for Loss in der vergangenen Saison. Die Power ist als Pass-Rusher vor allem dann sichtbar, wenn er bei Stunts nach innen arbeiten kann; da war er teilweise eine Naturgewalt.

Hatte in jedem Spiel der vergangenen Saison mehrere Pressures und er kommt außen enger um den Tackle herum, als man bei einem Spieler seiner Größe und seines Gewichts denken würde. Sehr physischer Spieler. Die Power in seinem Frame überträgt sich konstanter und besser aufs Feld als bei Walker. Als Pass-Rusher muss er aber effizienter agieren; da ist er teilweise zu stürmisch, überspielt die Pocket und wirkt manchmal planlos. Johnson hatte einen herausragenden Senior Bowl, gleichzeitig hat sein Breakout auf sich warten lassen: Nach zwei Jahren Community College und zwei Jahren als Backup bei Georgia war 2021 das erste und einzige Jahr, in dem er als Starter produktiv war.

Grade: 1. Runde

NFL Draft Big Board: Die Plätze 19 bis 11

19. George Karlaftis, Edge, Purdue (Edge #3)

Der beste Power-Rusher in diesem Draft. Karlaftis hat einen starken Get-Off und baut immense Power aus seinen Beinen auf. Er kommt aus Griechenland und hat in seiner frühen Jugend für das Nachwuchs-Nationalteam im Wasserpolo gespielt, vielleicht hat das noch positive Effekte hier. Hat in der High School auch im Kugelstoßen State-Titel gewonnen - Power ist sein Spiel. Mich hat positiv überrascht, dass er trotzdem teilweise auch eng außen um den Tackle herum kam, dass er eine gewisse Quickness in seinem Spiel hat.

Als Run-Defender permanent nervig für die Offense; löst sich, macht Plays, sehr disruptive und ein High-Motor-Spieler. Karlaftis hat weder die Länge, noch die Agilität, die wir von High-End-Pass-Rushern in der NFL kennen, und technisch ist er auch noch roh. Teilweise wirkt es fast so, als wüsste er noch nicht wirklich, wie es jetzt weitergeht, wenn er mit dem ersten Impact oder den ersten Schritten nicht gewinnt. Pass-Rush-Moves verpuffen häufiger auch wirkungslos. Damit ist er für den Moment noch sehr abhängig von seiner Power und dem starken Get-Off, welche sein Spiel immer prägen werden.

Grade: 1. Runde

18. Garrett Wilson, WR, Ohio State (WR #5)

Wilson ist ein super Allrounder. Hat spektakuläre Catches weg vom Körper, arbeitet mit kleinen Körpertäuschungen in der Route, legt sich DBs zurecht, und schafft es immer wieder, dass sie sich einmal komplett um die eigene Achse drehen. Wilson hat schnelle Füße und generell eine super Körperkontrolle, der Release hat mir gut gefallen und er war regelmäßig offen. Die Agilität überträgt sich auch auf sein Spiel nach dem Catch.

Er macht viele Dinge gut, aber komplett ist der Funken bei mir nicht übergesprungen: Ich hatte auf seinem Tape teilweise das Gefühl, dass er noch aggressiver spielen könnte, dass er sich manchmal zu aufrecht bewegt in seinen Routes und dadurch an Explosivität und Schärfe verliert. Er arbeitet super mit kleinen Körpertäuschungen auf hohem Speed, aber er hatte dann auch die Tendenz, dass er nicht loskommt, wenn er nicht auf Highspeed agieren kann. Zu viele verschwendete Bewegungen Der Mangel an Physis - der bei Wilson mehr auffällt als bei DeVonta Smith etwa im Vorjahr -, war manchmal problematisch.

Grade: 1. Runde

17. Trent McDuffie, CB, Washington (CB #3)

Unheimlich explosiv, und kombiniert das mit sehr guten Reads und guter Antizipation. McDuffie bewegt sich auf einem sehr hohen Grund-Speed, und ist dabei permanent kontrolliert, er kann jederzeit die Richtung wechseln und reagieren. Das ist das Kernargument für ihn, und das fällt in vielerlei Hinsicht auf: Wenn er durch Traffic über die Mitte navigiert, wenn er ein Play antizipiert und dann Richtung Target explodiert. Aber: McDuffie wird nicht in jede Defense passen - mit dem Mangel an Größe, mit dem Mangel an Länge.

In manchen Defenses wird er eher als Slot-Corner gesehen werden. Manche Receiver in der NFL werden ihn physisch am Catch Point schlicht vor Probleme stellen und gegen den Run fällt häufiger auf, dass er "leichter" aus dem Play gehalten werden kann. McDuffies Agilität überträgt sich (noch?) nicht auf die konstant hautenge Coverage, die Stingley beispielsweise zeigt. Press-Man-Coverage ist bei ihm dadurch ein größeres Fragezeichen und wird in der NFL erst noch weiterentwickelt werden müssen. Vielleicht ein Argument, um seine NFL-Karriere im Slot zumindest zu beginnen.

Grade: 1. Runde

16. Devonte Wyatt, DT, Georgia (DT #2)

Wyatts großer Trumpf ist nicht schwer zu identifizieren: Er hat eine enorme Quickness und generelle Agilität in seinem Spiel, für einen Interior Defensive Lineman. Elite-Get-Off, gewinnt häufig mit den ersten Schritten und ganz schnellen Händen. Die Combine hat das auch bestätigt, und hier kommt sein Pass-Rush-Value auch hier. Wyatt ist häufig schlicht zu schnell für Interior Offensive Lineman, und hat zusätzlich die Agilität, um seitlich zu arbeiten, die Gap zu wechseln, oder sogar mal als Looper ganz außen um die Line herum zu kommen.

Diese Beweglichkeit in Kombination mit dem Motor erlaubt es ihm auch, spät im Play noch einen Impact zu haben. Regelmäßig zu quick, um bei Zone-Runs geblockt zu werden. Zwei Dinge machen mir ein wenig Sorgen: Er hat keine High-End-Power und ist sehr auf Quickness und Speed angewiesen, und er hat relativ kurze Arme. Das hat häufiger dafür gesorgt, dass Linemen mit langen Armen ihn kontrollieren konnten. Wird auch im Run Game dann häufiger bei Down Blocks weg geblockt und ist auf der älteren Seite. Die Pass-Rush-Upside, die er teilweise schematisch bei Georgia gar nicht voll umsetzen konnte, ist aber unbestreitbar.

Grade: 1. Runde

15. Malik Willis, QB, Liberty (QB #1)

Das Low-Floor-High-Ceiling-Prospect dieser Quarterback-Klasse. Der beste Quarterback im Draft in puncto Athletik und Armtalent. Enorme Qualität im Arm, öffnet das ganze Feld, auch aus unsauberer Plattform, sehr smooth als Passer aus der Bewegung. Trifft die Out-Route von der anderen Seite, der Release ist schnell und er kreiert Plays gegen Druck, wovon es hinter dieser Liberty-Line einiges gab. Dynamischer Runner mit einer interessanten Mischung aus Physis und Agilität.

Aber er ist noch zu häufig mehr Playmaker als Quarterback: Willis hält den Ball viel zu häufig viel zu lange, muss disziplinierter innerhalb der Pocket und damit des Play Designs spielen und die Pocket-Awareness generell muss besser werden. Die Offense war sehr simpel gehalten, Willis wird, neben dem Pocket-Verhalten, in der NFL erst einmal lernen müssen, die Mitte des Feldes zu bespielen. Auch technische Dinge wie sein Dropback sind teilweise noch unsauber. Kein Day-1-Starter, aber der einzige Quarterback dieser Klasse, in dem ich Top-10-QB-Potenzial sehe.

Grade:1. Runde

14. Tyler Linderbaum, C, Iowa (C #1)

Ein Freak-Athlet mit Wrestling-Hintergrund - und beides sieht man auf Tape. Wahnsinnig agil und explosiv, Linderbaum ist der Traum eines jeden Coordinators, der seinen Center im Zone-Blocking sowie bei Screens kreativ einsetzen will. Kann auch schwierige Reach-Blocks setzen, hat drei Jahre lang bei Iowa gestartet, nachdem er 2018 den Wechsel von der Defensive in die Offensive Line vollzogen hatte.

Athleten wie Linderbaum mit gleichzeitig derartiger Power in seinen Bewegungen sind selten - auch wenn er nicht die idealen Maße mitbringt und gerade in puncto Länge einige Defizite hat, die man manchmal auch sieht. Er ist ein idealer Fit für eine Zone-Blocking-Offense, aber keinesfalls nur darauf limitiert.

Grade: 1. Runde

13. George Pickens, WR, Georgia (WR #4)

Pickens hatte eine dominante 2019er Saison, eine eher solide 2020er Saison und riss sich dann im Frühjahr 2021 das Kreuzband, sodass er nahezu die komplette vergangene Saison verpasste. Das Tape ist aber gut: Pickens hat ein Talent für Big Plays und für Zirkus-Catches, er hat eine unheimlich gute Körperkontrolle und bewegt sich sehr smooth für seine Größe. Mehr Quickness als gedacht. Das gibt ihm in der Summe einen sehr großen Catch-Radius, mit dem er auch ungenaue Pässe korrigieren konnte.

Pickens kommt mit seinen langen Schritten hinter die Defense, er setzt kleine Körpertäuschungen ein und nutzt Kontakt in der Route clever, um etwas Separation zu kreieren, auch im Kurzpassspiel. Teilweise ist er hier auch überraschend quick und ist rein als Route-Runner dann sogar auch gefährlich. Die Körperkontrolle nutzt er auch nach dem Catch und zeigt da überraschend schnelle Richtungswechsel. Ein X-Receiver, der Big Plays liefern und auch blocken kann.

Grade: 1. Runde

12. Jordan Davis, DT, Georgia (DT #1)

Es gibt nicht viele Spieler wie Jordan Davis. Ein - und man kann es kaum genug betonen - gigantischer Nose Tackle mit immenser Power, der zudem durch die Bank weg auf einem komplett absurden athletischen Level getestet hat. Davis ist kein High-End-Pass-Rusher, dafür hat er nicht die Quickness, und er ist ein Spieler, dessen Workload ein Thema sein wird; man hat im College gesehen, wie die Power und die Explosivität im Laufe des Spiels nachgelassen haben.

Aber er wird einen Impact auf eine Defense haben, der über den eines Run-Stoppers hinausgeht. Davis ist die Art Spieler, der eine Defense schematisch und strukturell verändern kann, indem er es ihr erlaubt, aus einer leichten Box heraus gerade auch bei Early Down zu verteidigen - was so gesehen dann auch ein Impact auf die Pass-Defense ist, auch wenn er selbst nicht unbedingt den Quarterback sackt. Von Guards Eins-gegen-Eins kaum zu kontrollieren, zieht regelmäßig Double Teams und ein Game-Changer für eine Run-Defense.

Grade: 1. Runde

11. Ikem Ekwonu, OT, NC State (OT #3)

Ein Mauler, der sich bewegen kann. Ekwonu ist auf der etwas kleineren und leichteren Seite für die Tackle-Position, münzt das aber in beachtliche Explosivität, Power und Athletik um. Ein dominanter Run-Blocker. Lange Arme mit Power dahinter, hat regelmäßig Verteidiger mehrere Yards nach hinten geschoben und auf den Hosenboden gesetzt. Falls es für Ekwonu auf Tackle nicht klappt, könnte er ein sehr guter Guard werden; eine Position, die er 2020 bereits in einer Teilzeit-Rolle ausgefüllt hat.

Sollte es dazu kommen, dann, weil Ekwonu seine Pass-Blocking-Technik nicht stabilisieren kann. Da ist er in mehrfacher Hinsicht noch roh, in seinen Bewegungen, aber er hat auch nicht die Beweglichkeit in seinen Pass-Sets wie etwa Cross. Bringt sich teilweise selbst komplett in eine unvorteilhafte Position, was dazu führt, dass er in Protection schnell geschlagen werden und manchmal dann auch Strafen sammeln kann. Seine dominanten Snaps in Protection sind häufig Plays, bei denen er einen Gegenspieler aus dem richtigen Winkel erwischt ihn dann mit seiner Power zerlegt.

Grade: Top 20

NFL Draft Big Board: Die Top 10

10. Jameson Williams, WR, Alabama (WR #3)

Der gefährlichste Big-Play-Receiver in dieser Klasse. Williams ist ein Speed-Monster, und er spielt hervorragend damit: Kann langsam Tempo hochschalten, dann wieder Speed rausnehmen - und plötzlich beschleunigt er blitzartig und ist weg. Hatte 12 Deep Catches (20+ Yards Downfield), 631 Yards und 8 Touchdowns im vertikalen Passspiel 2021. Gute Hände auch bei Contested Catches, bei denen ihm seine für einen Speedster ungewöhnliche Größe hilft. Variiert seinen Release bereits, kann auch Special Teams spielen.

Negativ stehen zwei Punkte ganz oben: Williams ist sehr leicht, und während man das nicht unbedingt am Catch Point merkt, so fällt es in der Route doch ab und zu auf. Passend dazu Punkt 2: Williams ist groß und läuft relativ aufrecht, was ihn noch anfälliger für Kontakt in der Route macht. Auch ist er dadurch nicht ganz so kompakt und hat nicht ganz so viel Spannung in seiner Route, was hier und da zu weniger Short Area Quickness und Schärfe in der Route und den Cuts führt. Williams ist etwas eindimensional in seinen Routes, von der Rolle her eher Will Fuller als Tyreek Hill.

Ansonsten hatte er einige Drops, 2021 war, nachdem er sich bei Ohio State nicht durchsetzen konnte, seine einzige Elite-Saison. Hat sich im Januar im National Championship Game das Kreuzband gerissen.

Grade: Top 20

9. Chris Olave, WR, Ohio State (WR #2)

Die außergewöhnlichen Fähigkeiten als Route-Runner, wo er sich Cornerbacks regelmäßig "zurechtlegt" und sehr viele Nuancen schon in seinem Spiel hat, der Speed, um Defenses vertikal zu bedrohen, die Körperkontrolle an der Seitenlinie, das Ball-Tracking auch aus schwierigem Winkel - Olave gewinnt mit einem sehr ästhetischen Stil. All das macht ihn zu einem unheimlich smoothen Receiver.

Olave ist unheimlich weit in seiner Entwicklung, technisch vermutlich der beste Receiver dieser Klasse, sehr subtil, sehr effizient in seinen Bewegungen. Kreiert Separation und hat ein sehr gutes Gespür für Gegenspieler und den Raum.

Ich hätte mir mehr Production nach dem Catch gewünscht, das ist ein negativer Aspekt in seinem Spiel, und teilweise hatte ich Probleme damit, das "Besondere" zu identifizieren, seine dominante Trumpfkarte. Aber mit Olave bekommt man einen Receiver, dessen Floor ich in der Prognose Richtung NFL als High-End-Nummer-2 sehe.

Grade: Top 20

8. Drake London, WR, USC (WR #1)

London bringt einen enormen Frame und Catch-Radius mit. Überraschend sind seine Agilität und Beweglichkeit, welche er trotz seiner Größe zeigt. London wurde immer wieder auch bei Screens oder Jet Sweeps eingesetzt, PFF listet ihn mit herausragenden 22 Forced Missed Tackles in der vergangenen Saison. Zum "Elite-Status" fehlt ihm in erster Linie der Speed, das fällt auch auf: London hat keinen Long-Speed, er ist mehr ein flexibler X-Receiver, der mit seiner Agilität auch als Big Slot fungieren könnte.

London wird einen Quarterback brauchen, der ihm Downfield den Ball auch in enge Fenster serviert, weil er spezifisch hier vermutlich selten Separation kreieren wird. Grundsätzlich aber ist er kein Receiver, der überhaupt keine Separation kreiert. Mit der Größe, dem Catch-Radius, der Agilität und der Art, wie er zum Ball zurück arbeitet, wie er bei Comeback-Routes und Contested Catches gewinnt, wie er in der Red Zone dominieren kann, sollte er schnell eine Rolle finden.

Grade: Top 15

7. Kyle Hamilton, S, Notre Dame (S #1)

Es wäre nicht überraschend, wenn die Mischung aus Positional Value und etwas durchwachsenen athletischen Tests Hamilton am Ende aus der Top 10 im Draft befördern würde. Und es gäbe auch ein tatsächlich sportliches Argument, um zu Kritik anzusetzen: Hamilton hat mehr Reichweite, als die Tests nahelegen - aber als Deep Safety sehe ich ihn nicht auf dem Elite-Level, das man vielleicht erwarten würde, wenn ein Safety so hoch gepickt wird. Mir hat Hamilton näher an der Box besser gefallen.

Da kam seine enorme Spielintelligenz - und das ist vielleicht seine beste Qualität - regelmäßig durch, Hamilton ist herausragend darin, aus etwa zehn, zwölf Yards Tiefe Runs und Screens zu identifizieren und entsprechende Gaps dann zu stopfen, genau wie auch aus diesem Bereich sich nach hinten in Coverage fallen zu lassen und Tight Ends zu übernehmen. Hamilton hat einen gigantischen Frame, einen schnellen Trigger, und hat letztes Jahr spektakuläre Ball-Skills gezeigt. Ich denke, dass er sehr gut in das Anforderungsprofil eines modernen Safeties in der heutigen NFL passt, und dass er sofort einen Impact haben wird, weil seine Elite-Antizipation ihm dabei helfen wird, schnell auch in der NFL Fuß zu fassen.

Grade: Top 15

6. Ahmad "Sauce" Gardner, CB, Cincinnati (CB #2)

Tolle Größe mit einer spektakulären Wingspan. Das ist auch in erster Linie sein Spiel: Das Kontrollieren gegnerischer Routes, weil es so schwer ist, an Gardner mit seiner Länge und seiner Athletik vorbei zu kommen. Ein idealer Bump-and-Run-Corner, der bei Go-Routes kaum einmal geschlagen werden sollte. Gardner bewegt sich trotz seiner Größe keineswegs hölzern, im Gegenteil, er dreht seine Hüften sehr schnell und ist auch in seinem Backpadel sehr fließend.

Gelegentlich ist er nicht kompakt in seinen Bewegungen ist, dann verliert er kritische Sekundenbruchteile. Gardner dürfte am besten in einer Defense aufgehoben sein, die es ihm erlaubt, viel zu pressen und die Hände an den Gegner zu bekommen, um dann außen Routes und Receiver zu dominieren. Das heißt nicht, dass er ausschließlich auf diese Rolle limitiert ist, aber Gardner hat im Raum einige Defizite.

Grade: Top 15

5. Evan Neal, OT, Alabama (OT #2)

Der vielseitigste Spieler unter den Top-Lineman dieser Klasse: Neal hat 2019 auf Left Guard gestartet, 2020 auf Right Tackle und in der vergangenen Saison dann auf Left Tackle. Bringt Gardemaß in puncto Größe und Gewicht mit, und das sieht man auf dem Platz. Neal kann eine enorme Power aufbauen, und Pass-Rusher am Kontakt auseinandernehmen. Hat gegen Georgia selbst gegen Jordan Davis mehrfach einen starken Anker gesetzt.

Bewegt sich exzellent trotz seines Gewichts, Neal bringt eine beachtliche Explosivität mit. Wo sich Neal definitiv noch steigern muss, ist seine Balance: Hat die Tendenz, unkontrolliert zu werden und sich aus der Balance zu bringen, und seine Größe macht es ihm dann häufig unmöglich, nochmal zu recovern. Das ist ihm auch im Run Game einige Male passiert. Wenn Neal noch sicherer in seiner Balance wird, hat er die Power und die Physis, um ein in allen Facetten dominanter Tackle zu werden.
Grade: Top 10

4. Charles Cross, OT, Mississippi State (OT #1)

Cross bewegt sich wahnsinnig gut im Raum. Leichtfüßig, kann Pass-Rusher leicht spiegeln und kommt in Pass-Protection kaum einmal aus der Balance. Extrem smooth in seinem Drop. PFF listet ihn mit 16 (!) zugelassenen Pressures in der vergangenen Saison, bei 719 Pass-Blocking-Snaps in Mike Leachs traditioneller Air Raid Offense. Extrem präzise in allem, was er in Protection macht, von seiner Positionierung bis hin zu den Händen. Richtet sich permanent neu aus, hält Blocks so auch lange.

Cross hat in puncto Run-Blocking eine gute Figur in der Air Raid gemacht, die sehr simpel in ihren Run-Designs ist. Für eine vielseitigere NFL-Rushing-Offense wird er mehr Power brauchen - womöglich auch um manchen Bull-Rusher zu neutralisieren. Hat manchmal noch inkonstante Beinarbeit, sodass er ausladende Schritte macht und teilweise auch zu grabby wird; sieben Holding-Strafen hat er letztes Jahr kassiert. Wird aber mit seiner Explosivität und der Agilität selbst auf dem zweiten Level direkt als Zone-Blocker und bei Screens im Raum funktionieren.

Grade: Top 10

3. Derek Stingley, CB, LSU (CB #1)

Einer der besten Man-Cover-Corner der letzten Jahre. Bewegt sich unfassbar gut, schnelle Füße, blitzartige Richtungswechsel, und nimmt dann sofort wieder Tempo auf. Spektakulärer Closing-Speed. Stingley klebt meist an seinem Gegenspieler und hat so immer eine Chance, einen Impact zu haben - mal, indem er die Arme noch reinbringt, mal, indem er ein absolut absurdes Play zur Interception macht. Das 2019er SEC Championship Game gegen Georgia hatte mehrere solcher Szenen.

Seine True-Freshman-Saison 2019 war auch seine mit Abstand dominanteste Saison; danach prägten Verletzungen - Stingley verpasste unter anderem die letzten neun Spiele der vergangenen Saison nach einer Fuß-OP -, inkonstante Umstände und dann auch schwächere Spiele von ihm selbst das Bild. Stingley ist nicht der physischste Spieler, das fällt manchmal auf, gegen den Run zeigt er auch nicht immer die letzte Bereitschaft. Gelegentlich kam er bei scharfen Cuts aus der Balance. Wurde so auch einige Male bei Comebacks und schnellen In-Breakern geschlagen; insbesondere DeVonta Smith hat ihm 2019 große Probleme bereitet.

Grade: Top 10

2. Aidan Hutchinson, Edge, Michigan (Edge #2)

Hutchinson ist nicht der Freak, der Myles Garrett war, und er ist nicht der ultra-dominante Edge-Bender wie ein Von Miller beispielsweise. Er ist nicht der prototypische Top-Pick-Edge-Rusher; aber was er mitbringt, ist ein extrem hoher Floor. Hutchinson hat einen tollen Get-Off und er ist wahnsinnig quick. Er spielt mit Übersicht, er bewegt sich gut in Raum, und so kann er auch spät im Play noch zum Ball kommen. Motor in der Hinsicht war auch sehr gut.

Kann Tackles mit seiner Quickness extrem schnell nach innen schlagen, und er kann auch aus dem schnellen Get-Off eine beachtliche Power aufbauen, die den Tackle schon mal auf den Hosenboden setzt. Teilweise wirkte er noch etwas roh als Pass-Rusher, und weil er nicht die Top-Länge hat, bleibt er dann schon mal an einem Tackle hängen. Was die Bender-Qualitäten angeht hat er besser getestet als gedacht, gewonnen hat er damit aber selten im College. Das wird in der NFL besser werden müssen, ansonsten läuft er Gefahr, dass er zu eindimensional wird. Wird sich vermutlich generell noch mehr in die Richtung "Elite-Techniker" entwickeln müssen.

Grade: Top 10

1. Kayvon Thibodeaux, Edge, Oregon (Edge #1)

Hutchinson ist an diesem Punkt sicher der komplettere Edge-Verteidiger, aber Thibodeaux ist nah genug dran, dass ich seine ganz klar höhere Upside im Endeffekt über Hutchinson einstufe. Denn wenn man die besten Momente aller Edge-Rusher in diesem Draft nebeneinander legt, würde es mir schwerfallen, Thibodeaux nicht klar an die 1 zu setzen.

Der Get-Off ist fantastisch, die Explosivität, und die Power, die er daraus ausbauen kann, ebenfalls. Und im Gegensatz zu Hutchinson hat Thibodeaux echte Bender-Qualitäten. Er kommt auch außen eng um den Tackle, kann Tackles aus der Balance bringen und dann zur Power übergehen. Thibodeaux bewegt sich insgesamt gut, auch im Raum, kann die Richtung gut ändern und lässt sich auch sehr mühelos in Coverage fallen. Da wirkt er ebenfalls agiler und explosiver als Hutchinson.

Für Thibodeaux wird es in erster Linie darum gehen, seinem Spiel mehr Konstanz zu verleihen, und das in mehrfacher Hinsicht. Er braucht teilweise einen besseren Pass-Rush-Plan, manchmal wirkt sein Spiel etwas planlos und überhastet. Play-Recognition muss noch besser werden, gerade gegen den Run nimmt er sich noch zu häufig selbst aus dem Spiel. In diesen Bereichen ist wiederum Hutchinson klar weiter.

Grade: Top 10