Andrew Booth Jr. - Clemson
Football-Coaches lieben wohl wenig mehr in einem Spieler als Intensität. Insofern könnten sie an Andrew Booth gefallen finden, denn er spielt dieses Spiel mit genau dieser - sowie mit großer Aggression.
Booth geht sehr motiviert ins Tackling, gerade auch gegen den Run. Allerdings ist er teilweise zu aggressiv und unsauber in seiner Technik in genau diesem Bereich. Er verlässt häufig den Boden beim Tackle und riskiert damit, den Tackle zu verpassen und viel Raum für einen Runner zu lassen.
Jedoch ist das auch nicht seine Kerndisziplin. Vielmehr reden wir hier über einen sehr guten Cornerback, der im Grunde auf kein System festgelegt ist. Er spielte zuletzt überwiegend Zone, doch war er auch häufig in Press-Man und Man-Coverage zu finden, eben weil Brent Venables' Defense in Clemson beides kombinierte. Damit ist er ein sehr guter All-Rounder, den man variabel einsetzen kann. Jedenfalls dann, wenn es um eine der Outside-Positionen geht, denn im Slot spielte Booth nur sporadisch.
Zu seinen besten Fähigkeiten zählen seine Füße, die ihn sehr beweglich machen und es ihm erlauben, an seinen Gegnern auch bei Richtungswechseln zu kleben. Allerdings übertreibt er es teilweise mit seinen Schritten, gerade wenn er in Coverage zu schnell auf Finten seiner Gegner reagiert und dann erstmal wieder in Position kommen muss.
Er bringt mit 1,83 Meter eine ordentliche Größe für einen NFL-Cornerback mit und ist damit auch in der Lage, höhere Bälle zu attackieren.
Andrew Booth: Reicht es für die erste Runde?
Er ist sehr agil in der Route und kann zur rechten Zeit beschleunigen, um etwaige Lücken kurz vor dem Catch zu schließen. Zudem hat er ein gutes Auge und schätzt die Flugbahn des Balls auf hohem Niveau ein, wodurch seine Antizipation ebenfalls sehr gut ist.
Woran er jedoch arbeiten muss, ist besagtes Tackling. Und er muss zurückhaltender werden, was die Reaktion auf das angeht, was er etwa vom Quarterback sieht. Zu oft fiel er auf dem College auf Pump Fakes und dergleichen rein. Manchmal scheint er auch generell zu viel nachzudenken, wenn der Ball noch nicht mal in der Luft ist. Darüber hinaus sollte er nicht allzu oft in Sprint-Duelle auf tiefen Routes verwickelt werden, denn dazu mag ihm der End-Speed ein wenig fehlen.
Was NFL-Teams zusätzlich Sorgen bereiten sollte, ist die Tatsache, dass er nicht allzu viel Erfahrung auf dem Feld mitbringt. Er wurde erst im Laufe der Saison 2020 zum Starter und war entsprechend nur 2021 als Vollzeit-Starter aktiv. Das heißt aber auch, dass er mit mehr Spielpraxis zeitnah noch besser werden sollte.
Durch seine Allrounder-Qualitäten kann Booth in nahezu jedem System spielen, agierte bei Clemson aber häufig in Shell-Konzepten, die auch in der NFL immer häufiger zum Einsatz kommen. Dadurch, dass er nicht auf spezielle System limitiert ist, ist es jedoch auch schwer, das perfekte Team für ihn zu finden.
Er könnte in Runde 1 von Board gehen, speziell wenn eines der besseren Teams am Ende der Runde schon am ersten Tag auf Cornerback gehen wollen. Doch ansonsten sehe ich seinen Spot früh am zweiten Tag, wenn die Teams, die früh in Runde 1 eher auf O-Line oder Pass Rush gegangen sind, dann die Secondary angehen wollen.
Kaiir Elam - Florida
Kaiir Elam sieht auf den ersten Blick schon wie ein Top-Cornerback aus. Er ist groß (1,88m), bringt rund 89 Kilogramm auf die Waage und ist für seine Statur auch recht schnell (40-Zeit: 4,39 Sekunden).
Damit ist er eigentlich wie gemacht für Press-Coverage, spielte aber auch sehr viel Zone für Florida. Wenn er Press spielte, gelang es ihm meist, den Receiver schon beim Release zu stören und damit früh zu gewinnen.
Er ist recht beweglich in den Hüften und verfügt über einen flüssigen Bewegungsablauf, der ihm auch bei schnellen Richtungswechseln hilft. Zudem bringt er gute Instinkte mit und ließ die Augen des Quarterbacks. Elam fällt er nur selten auf Double Moves der Receiver rein und hat keine Probleme, sich an der Seitenlinie in Laufduellen durchzusetzen. Darüber hinaus nutzt er seine Größe und Sprungkraft gut aus, um sich bei Jump Balls durchzusetzen.
Generell nutzt er seinen wuchtigen Körper, um sich gegen seine Gegner durchzusetzen. Ebenfalls sei erwähnt, dass Elam auf der High School als Wide Receiver aktiv war und durchaus überzeugte. Für ihn stehen 1490 Receiving Yards und 15 Touchdowns zu Buche.
Diese guten Ball Skills jedoch stellte er am College nicht unbedingt häufig unter Beweis. Ihm gelangen in den vergangenen zwei Jahren nur 3 Interceptions, während der zudem 5 Touchdowns abgab.
Allerdings übertreibt er es teilweise mit seinen Händen und kassierte dafür einige Strafen. In der abgelaufenen Saison waren es 7 in 10 Spielen. In der NFL dürften es mit besonderem Augenmerk auf Illegal Contact noch deutlich mehr werden, wenn er diese Tendenzen nicht abstellt.
Kaiir Elam: Fehlender End-Speed als Problem
Ebenfalls ist er zu schlagen, wenn es darum geht, abrupt abzustoppen und dann schnell wieder Speed aufzunehmen, wenn das Play vor ihm stattfindet und ein Receiver mit schnellen Bewegungen an ihm vorbei zieht. Das passiert vor allem dann, wenn er zu weit zurückgezogen agiert, dem Receiver also zu Beginn der Route zu viel Platz gibt.
Und auch wenn er eine anfängliche Quickness mitbringt, mangelt es ihm ein wenig an hohem End-Speed. Soll heißen: Speedster können an ihm vorbeiziehen und ihm die Rücklichter zeigen.
Auch muss er konsequenter sein in Sachen Tackling. Gerade wenn er im Run Game mithilft, fehlt ihm vielleicht noch etwas die Intensität und vor allem eine bessere Technik - es reicht nicht, mit seiner Physis in den Mann zu gehen, er muss auch konsequent die Arme nutzen, um den Gegner zu Boden zu bringen.
Darüber hinaus zeigte er Schwächen, wenn er Route-Kombinationen erkennen und entsprechend darauf reagieren musste.
Kaiir Elam: Findet er zur Topform zurück?
Die größte Red Flag bei ihm dürfte aber die Tatsache sein, dass Elam nicht unbedingt seine stärkste Saison im Jahr 2021 hingelegt hat. Nach einer Knieverletzung verpasste er drei Spiele und war danach merklich nicht mehr der Alte. Die große Frage für Teams also ist, ob er sich davon mittlerweile wieder erholt hat oder sich seine zuletzt gezeigten Leistungen fortsetzen werden.
Alles in allem darf man gespannt sein, ob es bei ihm für Runde 1 reicht. Wahrscheinlicher ist Runde 2, wenn die Top-Cornerbacks vom Board sind und Teams dennoch auf der Suche nach Leuten mit hoher Upside sind.
Wo könnte Elam also landen? Einen großen Cornerback, der vor allem Outside spielt, kann eigentlich jeder gebrauchen. Seine beste Rolle ist wohl Press-Zone, weil man dadurch seine Press-Qualitäten an der Line nutzen, ihn aber gleichzeitig nicht durch extrem schnelle Gegner entblößen würde. Ein Team, das sicher interessant wäre, sind die Arizona Cardinals, die auf Cornerback recht dünn besetzt sind und auch in Sachen Größe noch nachlegen könnten. Ebenso sollten die Chiefs interessiert sein, schließlich haben sie mit mit Charvarius Ward einen Starter verloren und ihn bislang nicht extern ersetzt.