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Draft-Preview: Die Defense im Überblick - ist Hutchinson oder Thibodeaux besser?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt auf die Top-Prospects in der Defense-Klasse.
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2. Die Linebacker: Willkommen im Raum

Schaut man auf die Linebacker im diesjährigen Draft, dann ist es deutlich leichter, ein einheitliches Thema zu finden: Es sind die Linebacker, die hervorragend im Raum funktionieren, diese Freiheiten aber auch für ihr Spiel brauchen, um zu funktionieren, die diese Klasse prägen.

Utahs Devin Lloyd ist der Konsens-Top-Linebacker. Lloyd bringt eine sehr gute Größe und eine enorme Reichweite mit, seine Richtungswechsel sind effizient, er kann sich wahnsinnig sicher im Raum bewegen und in Coverage agieren. "Reichweite" ist das Stichwort, das am ehesten hängen bleibt, wenn man sich Lloyd anschaut.

Diese Art Linebacker passt dazu, wie Defenses sich in der NFL entwickeln. Der Trend geht mehr und mehr dazu, variable Interior Defensive Linemen zu finden; also Defensive Tackles, die mehr als eine Gap gegen den Run verteidigen können, die ohne aggressives Blitzing die Line of Scrimmage zumindest kontrollieren können - und die so dann die Linebacker dahinter freihalten.

Gleichzeitig wird auch vermehrt aus einer leichten Box verteidigt, was wiederum für Linebacker bedeutet, dass sie viel Raum abdecken müssen. Das, was Spieler wie Lloyd oder auch in der jüngeren Vergangenheit Linebacker wie Patrick Queen, Willie Gay, Isaiah Simmons oder Jeremiah Owusu-Koramoah ausgezeichnet hat, das sind mehr und mehr die zentralen Kernkompetenzen für Linebacker in der NFL.

Ist Nakobe Dean besser als Devin Lloyd?

Das bedeutet nicht, dass es nicht auch noch Platz für andere Spielertypen gibt - auch in diesem Draft. Wisconsins Leon Chenal etwa erinnert an eine Art Dont'a Hightower, ein unheimlich physischer Downhill-Verteidiger, der aber eher nicht primär im Raum agieren sollte. Chad Muma von Wyoming bringt ein sehr komplettes Skillset mit, niemand würde die Art und Weise, wie er sich im Raum bewegt, aber mit Devin Lloyd verwechseln.

Auf der anderen Seite hat auch Lloyd seine klar benennbaren Schwächen, und in seinem Fall lässt sich sagen: Das Plus an Mobilität kommt auf kosten von Power und Physis. Lloyd hat nicht die Power, um durch Blocker zu explodieren, selbst als Blitzer mit Anlauf prallte er bisweilen ab. Trotz der defensiven Trends in der NFL wird nicht jede Defense gewillt sein, diesen Trade-Off zu akzeptieren.

Es ist auch einer der Gründe, warum ich Nakobe Dean ein wenig höher ranke als Devin Lloyd. Dean hat nicht die ideale Größe, die Lloyd mitbringt, und das wiederum wird für andere Defenses zu einem Downgrade führen. Gegen Tight Ends in Man Coverage wird Dean gelegentlich Probleme bekommen.

Aber niemand wird Deans Explosivität und Physis anzweifeln, ob als Run-Stopper, Tackler oder Blitzer, während er sich gleichzeitig was die Coverage und die Reichweite im Raum angeht keineswegs hinter Lloyd verstecken muss.

Doch es kommt vermutlich bereits durch: Das Superstar-Prospect gibt es in meinen Augen auf der Linebacker-Position nicht, und auch beim Spitzenduo muss man jeweils bestimmte Defizite in Kauf nehmen. Deshalb wäre ich auch sehr vorsichtig damit, einen der beiden potenziell Top 20 zu draften. Diesen Positional Value und dieses Spielerprofil bringen in meinen Augen beide nicht mit.

Das zweite Tier bestätigt den Trend

Während ich Dean spät in der ersten und Lloyd idealerweise Anfang Runde zwei in Erwägung ziehen würde, ist der Blick über dieses Top-Tier hinaus sehr viel schwieriger zu ranken.

Neben Muma und Chenal gibt es hier Spieler wie Oklahomas Brian Asamoah, der bei mir am Ende auf Platz 3 gelandet ist - in manchen Rankings aber nicht einmal in der Top 10 auftaucht. Auch das wiederum legt nahe, dass verschiedene Analysten - genau wie verschiedene Scouts und Teams - die Klasse sehr unterschiedlich einsortieren werden, je nachdem, welche Qualitäten man bevorzugt.

Asamoah ist die extremste Version des angesprochenen Trends. Ein extrem explosiver Linebacker mit enormer Reichweite, der blitzen kann, der in Coverage besticht und sich teilweise wie ein Slot-Corner bewegt - aber der in der NFL nur sehr bedingt zwischen den Tackles spielen kann. Und der davon abhängig sein wird, dass die Defensive Line ihn freihält. Asamoah ist so etwas wie die extremere Version von Jeremiah Owusu-Koramoah letztes Jahr.

Auch Christian Harris fällt in den Trend "Linebacker werden leichter und sicherer im Raum", was ihn gleichzeitig zu einem sehr untypischen Alabama-Linebacker macht. Athletisch und dahingehend, wie viel Raum er abdecken kann, macht Harris einen sehr guten Eindruck; doch seine Reads und seine Instinkte sind noch nicht auf dem Level, das man von Bama-Linebackern kennt.

Upside-Pick? Quay Walker ist die Nummer 1

Channing Tindall, Lloyds Teamkollege bei Georgia, und Troy Andersen wären die ausgeprägte "Projekt"-Kategorie, Andersen nochmal deutlich mehr. Tindall dürfte der schnellste Linebacker sein, den ich in den letzten Jahren Pre-Draft analysiert habe, und damit passt er natürlich auch sehr gut in das neue Anforderungsprofil des explosiven Linebackers mit Reichweite, der sich im Raum hinter der D-Line bewegen soll.

Tindall ist noch roh und unerfahren, aber die Tools sind spektakulär. Dieser Satz lässt sich multipliziert um ein Vielfaches auch über Andersen sagen, ein ehemaliger Receiver, Safety und Quarterback, der bei Montana State bis 2019 auch noch als Running Back eingesetzt wurde. 2021 war seine erste volle Saison auf Linebacker.

Andersen ist er ein athletischer Freak, kein Off-Ball-Linebacker hat bei der Combine in diesem Jahr besser getestet. Aber er wird Zeit brauchen, bis er in der NFL all den Traffic in der Nähe der Line of Scrimmage schnell genug lesen kann. Doch ist diese Athletik das, wo sich die Liga hin entwickelt.

Wenn ich auf einen Upside-Spieler in dieser Linebacker-Klasse setzen müsste, dann wäre es Quay Walker, der dritte Georgia-Linebacker in diesem Draft. Walker hat die Größe, den Speed, die Explosivität. Als ehemaliger Pass-Rusher kann er auch diese Rolle vereinzelt ausfüllen. Bei Walker war, gerade im Vergleich zu seinen Georgia-Kollegen inklusive Tindall, häufiger auffällig, dass seine Instinkte noch sehr roh und inkonstant sind.

Aber er kann eben - in der Theorie - alles. Walker kann zwischen den Tackles spielen, er hat die Größe, die Athletik, er kann sich in Coverage fallen lassen und gelegentlich Jagd auf den Quarterback machen. Wird Quay Walker richtig entwickelt - und das ist natürlich leichter gesagt als getan -, würde ich darauf tippen, dass er in zwei Jahren der beste Linebacker dieser Klasse wird.

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