NFL

Draft-Preview: Die Defense im Überblick - ist Hutchinson oder Thibodeaux besser?

SPOX-Redakteur Adrian Franke blickt auf die Top-Prospects in der Defense-Klasse.
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3. Defensive Backs: Die Safety-Rolle wird präsenter

Ich hatte in meinen Takeaways zur Free Agency bereits ein wenig darüber geschrieben, dass Teams womöglich auf der Cornerback-Position etwas umdenken. Nicht dahingehend, dass Cornerbacks weniger Value haben, sondern eher dahingehend, dass abgesehen von einer kleinen Elite-Gruppe die Qualität auf der Position sehr schnell in die Breite geht, und es für Teams attraktiver sein kann, mehrere gute Optionen zu haben, als einen Top-10-Corner außerhalb der Elite-Gruppe sowie daneben potenzielle Wackelkandidaten.

Eine gewisse Breite sowie eine gewisse Flexibilität in der Cornerback-Gruppe ist also essenziell; und mein Eindruck mit Blick darauf, wie sich die Liga entwickelt, ist, dass wir bei der Safety-Position auf diesem Level bereits angekommen sind - und dass Teams bereit sind, hier zu investieren.

Es war spannend zu sehen, wie viele Teams in der Free Agency dieses Jahr früh Geld in die Position gesteckt haben: Die Ravens mit Marcus Williams, die Chiefs mit Justin Reid, die Saints mit Marcus Maye, die Jets mit Jordan Whitehead. Quandre Diggs erhielt einen neuen Vertrag in Seattle, ehe er auf den Markt kam, Jessie Bates bekam von den Bengals den Franchise Tag.

Kurzum: Abgesehen von Tyrann Mathieu war der Top-Safety-Markt schnell abgegrast; und Mathieu dürfte an diesem Punkt der Offseason schlicht keine Eile in seiner Entscheidung haben, was vielleicht erklärt, warum er auch in der zweiten Welle der Free Agency nirgends unterschrieben hat.

Und das Profil hat sich dabei verändert: Die Zeit, in der jeder den nächsten Earl Thomas - also einen Elite-Single-High-Safety - suchte, ist vorbei. Das hat auch die klare Trennung aufgeweicht, den "klaren Box-Safety" und den "klaren Deep-Safety" suchen die meisten Teams nicht mehr. Stattdessen müssen Safeties in der Lage sein, beide Rollen auszufüllen, damit die Defense die volle Flexibilität bewahrt und in ihren Safety-Rotationen nicht eingeschränkt ist.

Draft: Wie gut ist Kyle Hamilton wirklich?

Kein Safety in dieser Draft-Klasse verkörpert das besser als Kyle Hamilton. Die athletischen Tests gerade in puncto Speed waren nicht ganz auf dem erhofften Level, aber das sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hamilton eine enorme Reichweite hat. Die Antizipation und das Spielverständnis sind bei ihm essenzieller als einige Sekundenbruchteile in der Explosivität, und mit seiner enormen Größe und Länge kann er ohnehin am Catch Point leichter einen Impact haben als andere Safeties.

Hamilton kann tief spielen, aber - und das wäre für mich das wahre Argument dafür, ihn nicht ganz oben im Draft auszuwählen - am besten hat er mir in der Nähe der Box gefallen. Mit seinem riesigen Frame kann er problemlos Tight Ends in Coverage übernehmen, hier wirkte er deutlich sicherer, wenn er sich aus der Box in Coverage fallen lässt als wenn er aus dem tieferen Raum kommt.

Seine Reichweite auch gegen den Run kam in Box-Nähe ebenfalls sehr gut zur Geltung. Und hier hilft die Weiterentwicklung von NFL-Defenses Hamilton: Vor fünf Jahren wäre er mit diesem Profil vermutlich für einige Teams als "Box-Safety" abgestempelt worden, was direkt den Value empfindlich dämpft.

In der heutigen NFL aber passt er ideal in das Anforderungsprofil des flexiblen Safeties, der in beide Richtungen rotieren kann und der mit guter Explosivität, vor allem aber exzellenter Play-Recognition über eine enorme Reichweite verfügt. Ich kann mir bei Hamilton eine vergleichbare Rolle und auch einen vergleichbaren Impact wie von Justin Simmons auf die Broncos-Defense vorstellen.

Safety Kyle Hamilton könnte im Draft in der Top 10 vom Board gehen.
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Safety Kyle Hamilton könnte im Draft in der Top 10 vom Board gehen.

Safety-Klasse: Welche Spielertypen gibt es?

Wenn man auf die weitere Safety-Klasse schaut, ist Flexibilität ebenfalls Trumpf. Es ist generell eine Klasse, die mir gut gefällt, mit zwei weiteren Kandidaten, die ich spät in Runde eins picken würde: Michigans Daxton Hill sowie Jalen Pitre von Baylor.

Und bei Pitre fängt die nächste Diskussion gleich an: Sieht man ihn als Slot-Corner oder als Safety? Rein von der Rolle her würde ich ihn in erster Linie als Slot-Corner mit Potenzial für eine flexible-Box-Rolle einstufen. Pitres Agilität und Beschleunigung, die Antizipation in Coverage und gleichzeitig die Physis, um auch im Slot zumindest gegen den Run nicht chancenlos zu sein. Pitre hat bei Baylor sogar auch Linebacker gespielt, bevor er die Position gewechselt hat.

"Slot-Safety" beschreibt einen Spieler wie Pitre wohl am besten, und diese Rolle wird, während mehr und mehr Defenses aus einer leichten Box heraus verteidigen wollen, immer wichtiger. Der "klassische" Slot-Corner ist hier mitunter zu leicht. Pitre hat nicht die Elite-Agilität eines klassischen Slot-Corners, was ihn in Slot-Man-Coverage je nach Matchup ein wenig limitieren wird.

Auch Daxton Hill hat bei Michigan in erster Linie im Slot verteidigt, ihn dagegen sehe ich eher noch potenziell in einer tieferen Rolle in der NFL - weil er eben nicht die Short-Area-Physis mitbringt, wie sie Pitre zumindest rudimentär hat. Hill ist etwas größer, aber leichter als Pitre und kommt auch noch mehr über den Speed und die Agilität.

Hill kann tatsächlich im Slot problemlos in Man Coverage standhalten, und ist entsprechend flexibel einsetzbar. Mit seinen Richtungswechseln, mit seinem Speed hat Hill auch tiefer eine enorme Reichweite. Ich kann ihn mir gut als Safety-Allzweckwaffe vorstellen.

Investieren Teams erneut früh in die Safety-Position?

Das gilt auch für Georgias Lewis Cine. Cine bringt eine sehr gute Größe mit und dabei den Speed und die Explosivität, die mancher Scout bei Kyle Hamilton vermutlich gerne gesehen hätte. Das gibt ihm eine große Reichweite, sein Speed, die langen Arme, das Tackling: Cine ist sehr gut darin, aus etwas tieferer Position Richtung Line of Scrimmage zu arbeiten, was die Spielweise angeht musste ich ein wenig an Budda Baker denken.

Cine ist sicher kein Safety, den man in den Slot stellen würde, oder der primär in der Box agiert. Aber seine Reichweite und Explosivität aus dem Raum wäre in einer rotationsfreudigen Defense ein echter Value.

Die Safety-Klasse steht gerade in der Spitze sinnbildlich für mehrere Defense-Trends in der NFL. Penn States Jaquan Brisker ist ebenfalls ein idealer 2-High-Safety mit allem, was dazugehört, danach geht es langsam aber sicher Richtung Ende Runde 3 und dann auch in den dritten Tag. Marylands Nick Cross passt ebenfalls gut in das flexible Profil; wer den klassischen Single-High-Safety sucht, könnte bei Kerby Joseph von Illinois fündig werden.

Dennoch: Im Gegensatz zur Corner-Klasse, die wir bereits separat behandelt haben, würde ich die Safety-Position im diesjährigen Draft als nicht übermäßig tief beschreiben. Gut möglich also, dass Teams nach der Free Agency abermals früher als gewohnt in diese Position investieren werden.