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NFL: Früherer Vice President der Green Bay Packers Andrew Brandt im Interview: Aaron Rodgers’ Vertrag? "So was habe ich noch nie gesehen"

Aaron Rodgers' Vertrag bei den Packers verblüfft selbst einen alten Hasen im NFL-Finanz-Geschäft.
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Welche Konsequenzen wird dieser Vertrag für den Rest der Liga haben?

Brandt: Das echte Problem mit Watson ist, wie die anderen Teams damit umgehen. Denn Teameigner und Teams werden sagen, dass dies eine einzigartige Situation war, ein Ausreißer, eine Anomalie. Aber als Agent eines Quarterbacks musst du nun argumentieren, dass dein Klient wie Watson bezahlt werden sollte oder sogar besser, denn Watson hat eben diese Charakter-Probleme. Seither hatten wir gerade erst einen Vertrag für einen Top-Quarterback - Derek Carr (Las Vegas Raiders, Anm. d. Red.) - und sein Vertrag reflektiert nichts von Watsons Vertrag. Die Raiders haben es also geschafft, zu argumentieren, dass Watson nicht als Präzedenzfall taugt. Wir müssen sehen, ob sich dieser Trend fortsetzt.

Was erwarten Sie nun also für einen Vertrag für einen Quarterback wie Lamar Jackson, der 2023 Free Agent wird?

Brandt: Ich erwarte, dass Lamar Jackson auch einen solchen Vertrag bekommt. Ich weiß nicht, warum er einen solchen nicht bekommen würde. Ich bin mir sicher, dass die Ravens versuchen werden zu sagen, dass die Watson-Situation eine andere ist. Aber Lamar Jackson hatte bislang eine bessere Karriere, er ist näher dran an der Free Agency, als Watson es gewesen war, und hat keinerlei charakterlichen Probleme. Ich wäre also geschockt, wenn er keinen ähnlichen Vertrag kriegen würde. Aber wir werden sehen.

Lamar Jackson wird nach der Saison 2022 Free Agent.
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Lamar Jackson wird nach der Saison 2022 Free Agent.

Kyler Murray wäre ein weiteres Beispiel ... Aber lassen Sie uns nochmal auf den Draft zurückkommen. Mich würde interessieren, inwieweit Teams Trades am Draft Day im Voraus planen für den Fall, dass eine bestimmte Situation eintritt, in der man dann nur noch den Finger am Abzug haben muss.

Brandt: Das ist schwer zu sagen. Manchmal machen Teams einen Deal miteinander und sagen: "Wenn unser Wunschspieler an eurem Spot verfügbar ist, machen wir einen Trade mit euch", und haben das dann alles fertig ausgehandelt für den Fall, dass die Situation eintrifft im Draft. Aber manchmal hat man auch die Situation, dass man im Eifer des Gefechts ist und die Möglichkeit sieht, einen Spieler zu bekommen. Das macht es dann sehr leicht, einen Trade in dem Moment einzufädeln. Es kommt wirklich auf die jeweilige Situation an. Manchmal passiert es spontan und manchmal ist ein Trade auch Wochen zuvor schon geplant.

Was sind denn für Sie die wichtigsten Kriterien beim Draften des nächsten Franchise-Quarterbacks?

Brandt: Da der Quarterback so wichtig ist, wird ein QB manchmal auch deutlich früher gezogen, als er vielleicht gezogen werden sollte, weil Teams auch verstanden haben, dass ein QB schwer zu kriegen ist. Grundsätzlich will man jemanden, der einen guten Charakter hat, jemanden, der ein Leader sein kann. Dann schaut man auf physische Fähigkeiten wie Armstärke und seine Mobilität, die immer wichtiger wird im Football. Aber ganz wichtig ist auch, dass du dir vorstellen kannst, dass der QB deine Offense spielen kann. Wenn er also im College erfolgreich war, aber in einer komplett anderen Offense gespielt hat, dann wird ein Team einen solchen Spieler nicht nehmen. Ein Quarterback muss Erfahrung haben in einer bestimmten Art von System, das das Team spielt.

Andrew Brandt: "In Green Bay haben wir einen QB immer gedraftet, bevor wir ihn brauchten"

Und wann ist die beste Zeit, einen Quarterback zu draften?

Brandt: Nun, ich komme von den Packers, wo wir eigentlich immer einen Quarterback gedraftet haben, bevor wir einen gebraucht haben. Denn die schlechteste Zeit, einen Quarterback zu finden, ist, wenn du einen brauchst, denn dann versuchst du, es zu erzwingen. Dann wiederum machst du nicht, was du machen solltest, nämlich den jeweils besten verfügbaren Spieler zu draften. Aber man weiß es eben nie genau, wann die rechte Zeit ist. Wenn du aber früh im Draft an der Reihe bist und es gibt begehrte Spieler wie Joe Burrow oder Justin Herbert, dann ist die richtige Zeit gekommen. Aber du kannst so etwas nicht erzwingen. Du musst deinem Instinkt vertrauen, denn wenn das nicht der richtige Spieler zu der Zeit für dich ist, würde ich ihn nicht nehmen.

Sprechen wir mal über Ihre aktuellen Projekte. Was genau machen Sie derzeit alles?

Brandt: Mein Leben teilt sich gerade im Grunde zu 50 Prozent auf Medien und 50 Prozent auf die akademische Welt auf. Ich habe einen wöchentlichen Podcast namens "The Business of Sports", ich schreibe alle zwei Wochen eine Kolumne für Sports Illustrated über das Football-Business, ich schreibe jede Woche einen Newsletter namens "Sunday Seven Newsletter", in dem ich versuche, den Lesern besondere Einblicke in bestimmte Sport-Business-Themen zu geben und auf meine anderen Projekte aufmerksam zu machen. Zudem habe ich einen speziellen Teil davon, "Sports Business League", den Leute abonnieren können und gegen einen kleinen Preis täglich meine Videos bekommen. Und dann bin ich häufiger in Podcasts von anderen und habe TV-Auftritte.

Und wie sieht die akademische Seite aus?

Brandt: Auf der akademischen Seite habe ich ein Programm an der Villanova University gestartet, das von einem Wohltäter namens Jeffrey Moorad unterstützt wird. Das ist im Grunde ein Sport-Business- und Sport-Recht-Programm mit Fokus auf Vertragsverhandlungen. Ich habe Studenten, die ich betreue. Ich habe Symposiums, Events, oder bin Gastredner. Es ist ein ziemlich umfangreiches Programm, das ich jetzt seit sechs Jahren mache.

War das immer der Plan nach Ihrer NFL-Zeit?

Brandt: Ja. Als ich die Packers verlassen hatte, wollte ich immer Leuten Einblicke in die Sport-Business-Welt geben von einer gut fundierten Perspektive, die sonst keiner hat. Ich versuche da einzigartig zu sein. Es ist wirklich das, was ich tun wollte. Ich wollte nicht länger weiter für ein Team arbeiten. Und ich wollte auch kein Agent mehr sein. Das jetzt ist sicher der lohnenswerteste Teil meiner Karriere. Und ich betrachte es auch als eine Chance, etwas zurückzugeben - an Studenten, an meine Leser und an Zuschauer, sodass sie mehr wissen können.

Andrew Brandt: "Ich schätze die Weisheit von Mark Cuban"

Gerade auf Twitter erwähnen Sie häufiger Ihre "Sports Business Hall of Fame". Wer wäre dann auf Ihrem persönlichen "Sports Business Mount Rushmore" anzutreffen?

Brandt: Gute Frage! Ich schaue da immer auf Leute, die ich bewundere. Leute, bei denen ich immer denke, dass es sehr viel Sinn ergibt, wenn sie etwas sagen. Eine solche Person wäre sicherlich Mark Cuban, der Besitzer der Dallas Mavericks. Er sagt häufig Dinge, die für mich Sinn ergeben. Ich schätze diese Weisheit. Was Spieler angeht, bewundere ich solche, die in ihre Arbeiterschaftsverhandlungen involviert sind oder eine Seite von sich zeigen, die man sonst nicht sieht. Solche, die generell interessant sind. Chris Paul aus der NBA würde ich in diese Kategorie stellen. Er versteht das Geschäft, er versteht vor allem auch, was Spieler wollen sollten. Und aus Mediensicht würde ich Darren Rovell nennen, der gewissermaßen dem Sport-Business einen Namen gegeben hat, als niemand darüber gesprochen hat. Und nun haben wir sehr viel Glaubwürdigkeit. Wir reden alle darüber und Leute folgen uns. Und ich hoffe, dass ich auch auf diesen Mount Rushmore komme.

Davon bin ich überzeugt! Und da Sie die NBA ansprechen, Sie haben schon des Öfteren Giannis Antetokounmpo gelobt. Was genau gefällt Ihnen an ihm?

Brandt: Ich denke, jedes Mal wenn er spricht, spürt man seine Güte. Er spricht über die Dinge, über die man nicht viele Sportler reden hört. Sachen wie Ego, in den Tag hinein zu leben, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen. Ich versuche mein Leben ebenfalls so zu leben - also die Verbindung von Körper und Geist, in den Tag hinein leben und sich nicht zu sehr über die Zukunft zu sorgen. Und er ist einer dieser Sportler, der wenn er redet, es wirklich vom Herzen kommt. Und ich bewundere das und tue es auf Social Media kund.

Abschließend möchte ich gerne Ihre Meinung zu einer grundlegenden Frage hören: Warum ist Football aus Ihrer Sicht ein so großes Phänomen? Warum steht dieser Sport gerade in den USA über allem anderen?

Brandt: Ich habe eine Weile in Europa gelebt, habe für die Barcelona Dragons (NFL Europa, Anm. d. Red.) gearbeitet und wir haben nie wirklich Fuß gefasst. Die Leute haben uns einfach nicht verstanden. Fußball war immer die Nummer 1. Und so ist es in diesem Land mit Football. Es ist fast eine Religion. Es ist einfach eine so populäre Sache geworden, die Generationen überspannt. Väter geben es an ihre Söhne weiter. Es ist eine Sonntags-Tradition und es passt perfekt ins Fernsehen mit den glänzenden Uniformen. Es ist einfach etwas tief Amerikanisches. Ich weiß nicht, ob es jemals so groß in Übersee werden wird, aber ich weiß, dass London eine starke Basis hat. Aber es ist ein einzigartig amerikanischer Sport, der die Romantik dieses Landes einfängt.

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