Es ist endlich wieder so weit! Die Training Camps der NFL öffnen noch im Juli ihre Pforten, der Saisonstart Anfang September rückt immer näher. Doch auch jetzt noch ist längst nicht alles klar bei den Teams. SPOX nennt die größten Fragezeichen der Teams aus der AFC.
NFL - Training Camp: Die größten Fragezeichen der AFC
AFC East
Buffalo Bills: Der neue Offensive Coordinator
Glaubt man den Buchmachern, gehen die Buffalo Bills als Topfavorit auf den Super Bowl in die neue Saison. Und das aus gutem Grund.
Sie verfügen mit Josh Allen über einen der besten Quarterbacks der Liga, ihre Offense ist auf dem Papier explosiv und die Defense wurde nicht zuletzt durch die Ankunft von Von Miller nochmal ein Stück besser.
Doch wie wird diese eigentlich so explosive Offense nun aussehen, wenn Brian Daboll nicht mehr die Plays ansagt und die Spielzüge designt? Wird sich an der Grundausrichtung etwas ändern? Und wie wird sich dies auf Allen auswirken, dessen enorme Entwicklung in den vergangenen zwei bis drei Jahren größtenteils auf Daboll zurückzuführen war?
Erste Ansätze dieser Offense werden wir im Camp und dann in der Preseason sehen. Erst dann sind Prognosen möglich, ob die bislang so stark wirkende Truppe auch weiter aus allen Rohren schießt.
Miami Dolphins: Die Offensive Line
Dies mag sich wie eine kaputte Schallplatte anhören, aber die Offensive Line der Dolphins steht auch in dieser Saison wieder im Fokus.
Sicher wurde sie durch Left Tackle Terron Armstead und Connor Williams namhaft verstärkt, doch wie genau das Personal für Tua Tagovailoa - der natürlich auch ein Fragezeichen bleibt - aufgestellt sein wird, ist noch offen.
Das Minicamp suggerierte zumindest mal, dass Williams, nachdem er für die Cowboys Tackle und Guard gespielt hat, nun als Center agieren wird. Und das würde zumindest mal eine der lange offenen Baustellen dieses Kaders schließen.
Doch wohin mit den hohen Draftpicks der vergangenen paar Jahre? Die gängige Theorie ist, dass Austin Jackson, der zwischenzeitlich mal als Guard startete, nun Right Tackle spielen soll. Robert Hunt und Liam Eichenberg könnten die Guards sein. Doch hier sind auch Solomon Kindley und Robert Jones in der Verlosung. Ebenso Michael Deiter, der bis vor ein paar Wochen noch als möglicher Center galt.
Kurzum: Wollen die Dolphins wirklich oben angreifen in der kommenden Saison, dann müssen sie zunächst mal dieses Puzzle an der Front lösen.
New England Patriots: Die Offense
Sicherlich muss man auch über die Linebacker reden, doch das sicher größte und faszinierendste Fragezeichen in Foxboro dieser Tage ist die Offense als Ganzes.
Immer noch wissen wir nicht, wer der Play-Caller sein wird - Matt Patricia oder doch Joe Judge? Oder wie das Scheme letztlich aussieht.
Wie wird sich das Receiving Corps aufstellen? Wie groß wird die Rolle von Rookie Tyquan Thornton? Hat Nelson Agholor noch eine größere Rolle? Und wird mit Judge endlich häufiger auf 2-Tight-End-Sets gesetzt?
Zudem ist offen, ob man immer noch übertrieben häufig aufs Run Game setzt, nachdem man offiziell keinen Fullback mehr will. Aktuell stehen sechs Running Backs im Kader und alle haben irgendwo ihre Daseinsberechtigung.
Immerhin die Offensive Line dürfte trotz einiger Abgänge mit Trent Brown auf Left Tackle und Isaiah Wynn auf RT einigermaßen klar besetzt sein.
New York Jets: Wo spielt Mekhi Becton?
Eure Zach-Wilson-MILF-Witze holt Ihr Euch bitte von Twitter. Hier soll es um die sportlichen Fragen gehen und da kommen wir nicht an der Offensive Line vor Wilson vorbei.
Speziell die Personalie Mekhi Becton steht hier im Fokus. Jener verpasste mit einer Ausnahme alle Spiele im Vorjahr aufgrund einer schweren Knieverletzung. Nun kehrt er zurück, doch in welcher Rolle ist offen.
Becton war bislang der Left Tackle des Teams, seit ihn die Jets im Draft 2020 an elfter Stelle insgesamt gezogen hatten. Doch nun gibt es Konkurrenz für ihn in Person von George Fant, der bislang der etatmäßige Right Tackle war, aber Becton nun ablösen könnte.
Und wenn das passiert, was wird dann aus Becton? Naheliegend ist, dass er dann auf Right Tackle wechselt. Doch es gibt sogar ein Gerücht, dass einen Trade Bectons zu den Steelers suggeriert. Wahrscheinlich ist da nichts dran, doch die Jets sollen aktuell nicht begeistert von Bectons bisheriger Entwicklung sein. Ein Indikator dafür ist, dass man in Runde 4 des Drafts mit Max Mitchell einen potenziellen zukünftigen Right Tackle gezogen hat. Insofern steht Becton in jedem Fall unter besonderer Beobachtung.
AFC North
Baltimore Ravens: Verlängert Lamar Jackson?
Wie oft wollen wir dieses Thema noch ansprechen? Na ja, so oft, bis es eine Lösung in der Sache gibt. Die Quarterback-Position ist die wichtigste im Football und bei den Ravens ist sie zwar nicht vakant, doch das Fehlen langfristiger Gewissheit ist und bleibt kurios.
Es bleibt dabei: Wir haben keinen neuen Stand. Wir wissen nicht, warum Jackson weiterhin nicht bereit ist, sich für konkrete Verhandlungen mit den Ravens an einen Tisch zu setzen.
Was wir wissen: Jackson geht in sein fünftes Vertragsjahr und wird danach Free Agent, sodass ihm im kommenden Frühjahr der Franchise Tag blüht. Und wir wissen, dass Jackson nicht während der Saison über Verträge verhandeln und sich stattdessen lieber auf Football konzentrieren will.
Entsprechend läuft den Ravens die Zeit davon, eine Lösung zu finden. Sicherlich werden sie im Camp einen neuen Anlauf starten, doch bis zum Saisonstart wäre dann nicht mehr allzu viel Zeit - eine gewisse Deadline ist damit schon in Sicht. Und danach hat man Gewissheit - entweder mit einem neuen Vertrag und Ruhe oder ohne, was zu Chaos führen könnte, da Reporter dann sicherlich einige Nachfragen auch während der Saison haben dürften.
CIncinnati Bengals: Jessie Bates
Der Safety war eine der zentralen Figuren der Bengals auf dem Weg in den Super Bowl in der vergangenen Saison. Danach wurde er Free Agent und die Bengals belegten ihn mit dem Franchise Tag.
Bates war davon verständlicherweise wenig begeistert. Und der Versuch, sich mit dem Safety auf einen neuen, langfristigen Vertrag zu einigen, schlug fehl. Zur Deadline am 15. Juli kam es zu keiner Einigung, sodass Bates nun mit dem Franchise Tag spielen muss.
Doch hier ist der Haken: Solange Bates den Franchise Tender nicht unterzeichnet, ist er zwar an die Bengals gebunden, aber offiziell vertragslos. Entsprechend ist es alles andere als klar, ob er zum Training Camp erscheinen wird - selbst seine Verfügbarkeit zum Saisonstart im September ist damit nicht garantiert.
Das Problem für die Bengals ist, dass sie kein wirkliches Druckmittel haben, um Bates zum Erscheinen zu bewegen. Geldstrafen gibt es nur für Spieler mit Vertrag. Und es ist nicht so, dass der klare Ersatzmann bereit stünde, sollte Bates tatsächlich auch auf Spiele verzichten.
Cleveland Browns: Die Quarterback-Situation
Es ist weiterhin unklar, wann Sue Robinson ihr Urteil im Disziplinar-Verfahren gegen Deshaun Watson fällen wird. Entsprechend hängen auch die Planungen der Browns in Sachen Quarterback in der Schwebe.
Klar scheint nur, dass Jacoby Brissett der Starter wäre, sollte Watson tatsächlich gesperrt werden. Doch was, wenn eine solche Sperre tatsächlich über einen längeren Zeitraum andauern würde? Stand jetzt steht mit Josh Dobbs noch ein weiterer QB im Kader, jedoch scheinen die Browns ihn höchstens als Nummer 3 anzusehen, sodass sie nochmal nachlegen müssten, falls Brissett der Starter sein müsste.
Ein entsprechendes Gerücht machte kürzlich die Runde. Offen ist jedoch, wer ein solcher Backup sein könnte. Vermutlich braucht es hier aber ohnehin ein wenig Geduld. Womöglich werden die Browns in dieser Sache erst rund um die Kader-Deadline nach Ende der Preseason tätig, in der Hoffnung, einen dann anderswo obsoleten QB aufzugreifen.
Pittsburgh Steelers: Starting Quarterback
Wer startet für die Steelers im Jahr 1 nach Ben Roethlisberger? Zuletzt war die Rede von einem offenen Dreikampf, in dem Mitch Trubisky gegen Ende des Minicamps die Nase vorn habe. Doch auch Mason Rudolph und Rookie Kenny Pickett sollen Chancen haben.
Einen offenen QB-Dreikampf im Camp sieht man nicht alle Tage. Das könnte zu einer spannenden Dynamik führen. Und es ist nicht ausgeschlossen, dass sich die Entscheidung in diesem Wettbewerb über die Vorbereitung hinaus erstrecken könnte.
Selbst wenn Trubisky zu Beginn startet, muss das nicht heißen, dass nicht doch irgendwann Pickett - oder Rudolph - übernehmen könnte. Und das schon deshalb, um zu sehen, was Pittsburgh an Pickett hat.
AFC South
Houston Texans: Die Edge-Position
Der Texans-Kader weist auch 2022 große Baustellen auf, auch wenn das Talent-Level über die Offseason hinweg gesteigert wurde. Eine Position, bei der dies aber nicht unbedingt zutreffen muss, ist die Edge-Position.
Die Frage lautet: Wo genau kommt der Pass Rush her? Es gibt für beide Seiten mehrere Alternativen, doch keine klaren Favoriten.
Bis auf den 2020er Drittrundenpick Jonathan Greenard sind nahezu alle Kandidaten für diese Posten neu.
Seien es Ogbonnia Okoronkwo oder die erfahrenen Mario Addison, Jerry Hughes und Rasheem Green - sie alle haben die Chance, sich für die Startformation zu empfehlen. Die Aufgabe für Head Coach Lovie Smith lautet damit, die besten Alternativen herauszufiltern. Und das möglichst schnell.
Indianapolis Colts: Left Tackle
Die Colts haben mit Matt Ryan einen neuen Quarterback, wer ihn nun aber beschützen wird, ist noch offen.
Während die restliche Offensive Line steht, ist die Position des Left Tackles vakant. Nach einer Saison von Eric Fisher wurde erneut gesucht und ein offener Wettbewerb ausgerufen.
Die Top-Kandidaten sind Matt Pryor und Rookie Bernhard Raimann. Pryor hat vor dem Camp noch die Nase vorn, schließlich war er schon im Vorjahr da und agierte als Swing Tackle. Er ist flexibel einsetzbar und spielte bei den Philadelphia Eagles vor zwei Jahren noch Guard.
Raimann wiederum betonte schon rundum den Draft, dass er Left Tackle als Position präferiert. Die Colts werden sicherlich die komplette Preseason ausreizen, ehe sie eine Entscheidung in der Sache treffen. Den Luxus haben sie, denn im Grunde alle anderen Positionen dieser Offense scheinen schon früh geklärt zu sein.
Jacksonville Jaguars: Die Rookies
Mit Urban Meyer ist das größte Problem der Vorsaison bereits beseitigt. Nun gilt der Blick nach vorne und hier stellt sich vor allem die Frage, wie schnell die hoch gehandelten Rookies zu Leistungsträgern werden können.
Die Rede ist speziell von Edge Rusher Travon Walker. Er soll seine enormen Fähigkeiten als Edge Rusher einbringen, doch genau hier besteht das größte Fragezeichen. Ist er schon so weit? Kann er bereits seine klar vorhandenen Tools einsetzen, um zielbringend als Pass-Rusher in der NFL zu gewinnen und damit dem Team zu helfen?
Allen ist eigentlich klar, dass Walker vor allem ein großes Projekt ist. Eines, das erst noch entwickelt werden muss. Wie schnell geht das?
Tennessee Titans: Right Tackle
Wer spielt Right Tackle für die Titans? Das ist vor dem Camp wohl die größte Frage in Nashville. Der im Vorjahr häufig dort eingesetzte David Quessenberry ist weg, was die Tür öffnet für einige Kandidaten.
Der frühe Favorit scheint der letztjährige Zweitrundenpick Dillon Radunz zu sein, der bislang nur ein Spiel gestartet hat. Im diesjährigen Draft kam mit Nicholas Petit-Frere noch ein weiterer Kandidat hinzu. Zudem kam Carson Green aus Houston.
Da wir hier von den Titans reden, ist Right Tackle schon deshalb enorm wichtig, weil das Run Game im Fokus steht und irgendjemand Derrick Henry bei Runs über die rechte Seite den Weg freimachen muss. Umso schwieriger, dass hier noch alles offen scheint.
AFC West
Denver Broncos: Wer wird Russell Wilsons Go-to-Guy?
Die Zeiten, in denen wir an dieser Stelle die Quarterback-Situation beleuchten müssen, sind erstmal vorbei in der Mile High City. Dieses Jahr geht es darum, auf wen der neue Superstar-Quarterback denn werfen wird, wenn es brenzlig wird.
Der naheliegende Kandidat ist Jerry Jeudy, der eine ähnliche Rolle spielen könnte wie Tyler Lockett in Seattle - ein Slot-Receiver, den man auch auf tiefe Routes schicken kann und der mit seiner Beweglichkeit über die Mitte meist offen ist.
Eine weitere Möglichkeit ist KJ Hamler. Der schnelle Slot könnte nach zwei eher überschaubaren Jahren nun in den Vordergrund rücken mit einem guten Camp.
gettyKansas City Chiefs: Die Secondary
Über den Umbruch im Receiving Corps haben wir bereits zur Genüge berichtet. Nun stellt sich die Frage, wie die Secondary mit dem merklichen Aderlass dieser Offseason umgehen wird.
Dieser Mannschaftsteil verlor gleich mehrere Starter und muss sich entsprechend komplett neu aufstellen. Während auf Safety mit Justin Reid ein erfahrener Mann die wohl größten Fußstapfen - nämlich die von Tyrann Mathieu - wird füllen müssen, sind es auf Cornerback vor allem Youngster, die aufrücken.
Rashad Fenton geht erstmals als Starter in eine Saison und im Slot wird wohl Trent McDuffie, ein Rookie, übernehmen.
Dahinter muss man indes nach Erfahrung mit der Lupe suchen. Gerade diese Unit ist sehr jung und damit sicherlich nicht vor Fehlern gefeit.
Las Vegas Raiders: Die rechte Seite der Offensive Line
Eine der größten Kaderbaustellen seit Anbeginn der Gruden-Ära war stets die Offensive Line, an der sehr häufig getüftelt wurde, ohne ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Dieser Trend könnte erstmal so weitergehen.
Kolton Miller sollte auf Left Tackle gesetzt sein, ebenso John Simpson auf Left Guard und Andre James auf Center. Doch dann gehen die Fragezeichen los. Wird Denzelle Good nach einer verletzungsbedingt fast komplett verpassten Saison wieder verlässlich sein? Und was tun mit Alex Leatherwood, der als Rookie zwischen Guard und Tackle hin und her pendelte und immer noch keine klare Position gefunden hat?
Beide könnten starten. Doch genauso gut könnte Good etwa von Rookie Dylan Parham ersetzt werden. Letzterer ist auch als Center eine Option. Leatherwood wiederum bekommt Druck von Jermaine Eluemunor, den Head Coach Josh McDaniels bereits aus New England kennt.
Los Angeles Chargers: Right Tackle
Man mag es kaum glauben, aber auch im dritten Jahr von Justin Herbert stellen wir uns immer noch die Frage, wer denn der Right Tackle des Teams sein wird. Es bleibt die große Schwachstelle einer ansonsten gut besetzten O-Line. Einen vielversprechenden Favoriten gibt es derweil für diese Planstelle nicht.
Trey Pipkins blickt auf wenig Starter-Erfahrung zurück nach drei Jahren in der Liga, Foster Sarell wiederum verbrachte seine Rookie-Saison 2021 auf der Practice Squad.
Wer auch immer von diesen Kandidaten startet, es wird ein Wagnis bleiben, mit solch einer Besetzung in die Saison zu gehen.