NFL: Training Camp Battles - Diese Rookies könnten sofort starten

Marcus Blumberg
25. Juli 202210:16
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Die Training Camps starten und manch ein Rookie darf sich Hoffnungen auf einen Job als Starter machen. Doch wer hat neben den offensichtlichen Kandidaten die Chance, sich schnell festzuspielen?

NFL: Rookie Training Camp Battles

Die meisten Erstrundenpicks werden schon früh Starter-Rollen in ihren Teams übernehmen. Doch einige Rookies in den späteren Runden müssen um ihre Plätze kämpfen, haben aber durchaus Chancen. Wir blicken auf die spannendsten Camp Battles der kommenden Wochen.

Kenny Pickett vs. Mitch Trubisky - Pittsburgh Steelers

Es bleibt die wohl spannendste Personalie in dieser Off- und Preseason: Wer spielt Quarterback für die Pittsburgh Steelers? Wer tritt damit die Nachfolge von Ben Roethlisberger an? Jener hatte dieses Amt im Laufe seiner Rookie-Saison 2005 übernommen und dann bis 2021 nicht mehr hergegeben.

In Pittsburgh ist die Rede von einem offenen Dreikampf zwischen Mitch Trubisky, Kenny Pickett und Mason Rudolph. Nach den Eindrücken des Minicamps dürfte Trubisky die Nase vorn haben und Rudolph vor Pickett liegen. Doch das sind lediglich sehr frühe Eindrücke.

Es wäre eine Bilderbuch-Story, würde Pickett direkt als Starter übernehmen, schließlich gilt er in der Steel City als Local Hero - er spielte bekanntlich schon für die Pitt Panthers im Heinz Field ... also dem "Acrisure Stadium", wie es jetzt heißt, und wäre die Identifikationsfigur schlechthin in schwarz und gold.

Trubisky wurde aus Buffalo geholt, wo er in Kurzeinsätzen zeigte, dass er im richtigen Scheme durchaus überzeugen kann, nachdem seine Zeit in Chicago zuvor eher überschaubare Resultate geliefert hatte. Jedoch reden wir bezüglich seiner Bills-Zeit über eine sehr kleine Sample Size, weshalb man sich davon nicht blenden lassen sollte.

Pickett gilt als einer der wenigen Quarterbacks der diesjährigen Draftklasse, die wohl schon früh bereit sind für die NFL. Seinen kleinen Händen zum Trotz zeigte er schon eine gewisse Reife, muss aber noch an seiner Pocket-Präsenz arbeiten. Sein Armtalent ist aber da, auch wenn es rückblickend vielleicht übertrieben war, ihn in Runde eins zu ziehen. Das wird die Zukunft erst zeigen.

Eine Chance, sich gegen Trubisky durchzusetzen, sollte er aber direkt haben, auch weil beide neu sind im Scheme von Offensive Coordinator Matt Canada. Diesen Wissensvorsprung hat nur Rudolph, der aber sicherlich keine ernsthafte Option ist.

Kenny Pickett könnte in die Fußstapfen von Ben Roethlisberger treten.imago images

Bernhard Raimann vs. Matt Pryor - Indianapolis Colts

Die restliche Offensive Line der Indianapolis Colts steht. Vakant ist lediglich die Position des Left Tackles und es gibt zwei Kandidaten für diesen so wichtigen Job vor Quarterback Matt Ryan: Rookie Bernhard Raimann und Matt Pryor, der seit drei Jahren in der NFL und seit 2021 bei den Colts spielt.

Raimann war schon vor dem Draft ein interessanter Name und wurde teilweise sogar als Erstrundenpick gehandelt. Letztlich fiel er bis in die dritte Runde, dafür aber zu dem Team, das er sich nach ausführlichen Pre-Draft-Meetings auch gewünscht hatte.

Raimann ist erst seit dem Jahr 2020 als Offensive Tackle unterwegs, war zuvor in der Jugend Wide Receiver und später Tight End. Dass er gewissermaßen auf sich allein gestellt war bei der Umschulung zum Tackle aufgrund der Pandemie, macht seinen steilen Aufstieg umso bemerkenswerter. Dennoch dürfte die Tatsache, dass er noch über recht wenig Erfahrung auf seiner Position verfügt, ein Grund für den Fall bis Runde drei gewesen sein. Zudem fanden ein paar Teams ein paar medizinische Probleme, die aber wohl keinen unmittelbaren Einfluss auf seine Karriere haben werden.

Und so tritt der Österreicher zum offenen Wettbewerb mit Pryor an, der speziell 2020 in Diensten der Eagles bereits Starter-Erfahrung gesammelt hat und auf zehn Starts kam - in Indy kamen nochmal fünf dazu, als er vorwiegend Eric Fisher vertreten hat.

Generell ist Pryor, der nun schon 44 Spiele in der NFL absolviert hat, flexibel einsetzbar und kann auch Guard spielen. Raimann wiederum ist eigentlich ein idealer Left Tackle, deutete jedoch an, auch auf anderen Positionen verfügbar zu sein, sein Fokus jedoch ist die Tackle-Position, die er schon bei Central Michigan bekleidet hat.

Bemerkenswert: Sollte Raimann dieses Duell für sich entscheiden, dann würden die Colts eine komplette Offensive Line aus eigenen Draftpicks stellen.

Kenneth Walker III vs. das Feld - Seattle Seahawks

Die Seahawks sind bekannt für ihre Präferenz zum Run Game. Und dies dürfte sich angesichts der aktuell vorhandenen Quarterback-Optionen Drew Lock und Geno Smith auch nicht ändern. Das heißt: Das Run Game wird auch 2022 wieder ein großer Faktor sein.

Entsprechend ließen sich die Seahawks nicht lumpen und investierten einen Zweitrundenpick in Kenneth Walker von Michigan State. Er war der zweite Running Back, der in diesem Draft gezogen wurde (Breece Hall, Jets) und gesellt sich zu einem ohnehin prall gefüllten Backfield mit Rashaad Penny, Chris Carson, DeeJay Dallas und Travis Homer, um nur die bekanntesten Namen zu nennen.

Penny und Carson werden wohl zunächst die Nase vorn haben, aber bei beiden laufen die Verträge am Saisonende aus. Sprich: Wenn Walker schon im Camp überzeugt, könnte der Übergang zu ihm als Starter schneller passieren, als sich manch einer das denkt.

Hinzu kommt, dass gerade Penny häufig verletzt war in seinen ersten vier Jahren in der NFL - er machte seit 2019 nie mehr als zehn Spiele in der Liga und blühte auch erst im Schlussspurt der Vorsaison auf, nachdem ihn die Seahawks 2018 sogar als Erstrundenpick gezogen hatten.

Carson wiederum verpasste weite Teile der Vorsaison verletzt und kämpft nun darum, wieder in Schwung zu kommen.

Walker sollte also realistische Chancen haben, zumal er eigentlich immer verfügbar ist und als bereits 2021 das Workhorse gab im Backfield der Spartans. Er lief für 1636 Yards und 18 Touchdowns in zwölf Spielen und scheint prädestiniert, bei den Seahawks an diese Leistungen anzuknüpfen.

Kenneth Walker könnte das Backfield der Seahawks aufmischen.getty

Boye Mafe vs. Uchenna Nwosu, Darrell Taylor und Alton Robinson - Seattle Seahawks

Wir bleiben in Seattle und widmen uns einer der größten Baustellen der Seahawks - dem Pass Rush. Dieser ist seit Jahren ein Problem und könnte nun durch Rookie Boye Mafe verbessert werden.

Jener kam in Runde zwei zu den Seahawks und dürfte von Beginn an gute Chancen haben, wenn es um Einsatzzeit auf der Edge-Position geht.

Mafes größter Vorteil dürfte sein, dass Erfahrung in Seattle in diesem Mannschaftfsteil kein allzu großer Faktor ist. Nwosu, der zuvor vier Jahre für die Chargers gespielt hat und 2021 seine beste Saison (30 Pressures) hatte, ist noch der erfahrenste Mann hier. Taylor geht in sein zweites Jahr, Robinson in sein drittes.

Gehen wir nun davon aus, dass Nwosu aufgrund der Vorjahresleistungen und der Tatsache, dass er als Free Agent kam, gesetzt ist, wird sich Mafe mit Taylor und Robinson messen müssen.

Die Coaches jedenfalls scheinen bereits angetan von Mafe. Head Coach Pete Carroll verglich ihn mit Cliff Avril, der seinerzeit mithalf, die Seahawks zweimal in den Super Bowl zu führen zu Beginn des vergangenen Jahrzehnts.

Was für ihn spricht: Er ist ein sehr solider Run-Verteidiger und dank seiner sehr guten Athletik, Explosivität und Technik schon gut ausgebildet im Pass-Rush-Bereich.

Mafe könnte genau der Playmaker sein, der diesem Team seit ein paar Jahren schon abgegangen ist.

Luke Goedeke vs. Robert Hainsey und Aaron Stinnie - Tampa Bay Buccaneers

Die Aufgabe ist klar: Der GOAT muss in seiner womöglich letzten NFL-Saison gut beschützt werden. Bei den Buccaneers stellte sich jedoch das Problem, dass der innere Part der Offensive Line in dieser Offseason gehörig durcheinander gewürfelt wurde - lediglich Center Ryan Jensen wurde nach ein wenig Überzeugungsarbeit zum Weitermachen bewegt.

Die Guards Ali Marpet (Rücktritt) und Alex Cappa (Cincinnati) sind weg, neue Leute mussten also her. Right Guard wird nun Shaq Mason spielen, der per Trade aus New England kam, Left Guard jedoch ist erstmal offen.

Die Kandidaten: Aaron Stinnie, Robert Hainsey und Rookie Luke Goedeke. Stinnie spielt seit 2018 sporadisch in der NFL, zuerst für die Tennessee Titans und seit 2019 für die Bucs, bei denen er aber nie mehr als sechs Spiele in einem Jahr absolvierte.

Hainsey war der letztjährige Drittrundenpick des Teams und kam neunmal zum Zug. Wie Goedeke auch ist er gelernter Tackle, soll aber eher innen spielen. Bei Hainsey kommt hinzu, dass er womöglich den Backup von Jensen geben wird.

Goedeke war der Zweitrundenpick der Bucs in diesem Jahr und dürfte damit schon einen gewissen Anfangsbonus haben. Er gilt als physisch starker Spieler, der vor allem über seine "kontrollierte Wut" kommt, wie er es selbst formulierte.

Bringt er die auf den Platz, könnte er schon früh das Vertrauen des Teams gewinnen.

Phidarian Mathis vs, Daron Payne - Washington Commanders

Spannend wird es auch im Inneren der Defensive Line der Washington Commanders. Hier ist seit der Ankunft von Chase Young im Jahr 2020 eigentlich für klare Verhältnisse gesorgt - eigentlich. Denn die Wahrheit ist auch, dass eine Line, die ausschließlich aus Erstrundenpicks besteht, auf Sicht teuer wird.

Die Commanders haben Defensive Tackle Jonathan Allen bereits fürstlich entlohnt und bei den Edge Rushern Montez Sweat und Young stehen Verlängerungen in naher Zukunft ebenfalls an.

Das heißt dann auch, dass bald eine Entscheidung bei Daron Payne ansteht. Der geht in sein fünftes und letztes Vertragsjahr und wird dann Free Agent. Bislang machte man noch keine Anstalten, mit ihm zu verlängern. Diese Planstelle könnte also bald frei werden.

Oder ist die Entscheidung sogar schon gefallen? Mathis in der zweiten Runde zu ziehen jedenfalls kann schon als Indiz gewertet werden, dass man davon ausgeht, sich bald von Payne zu trennen. Und wenn dem wirklich so ist und Mathis der wahrscheinliche Nachfolger wird, dann liegt es nahe, ihn bereits früh zu fordern - und sei es nur, um herauszufinden, ob man in ihm den Richtigen gefunden hat.

Für Mathis spricht, dass er sehr vielseitig ist. Er ist sowohl ein versierter Run-Stopper als auch ein fähiger Inside-Pass-Rusher, was der Washington-D-Line noch mehr Möglichkeiten einräumt.

Trey McBride vs. Zach Ertz - Arizona Cardinals

Zach Ertz gab den Cardinals nach langer Zeit mal wieder eine formidable Anspielstation auf Tight End. Er fand sich nach seinem Trade aus Philadelphia schnell ein und war fortan ein wichtiger Teil des Passspiels über die Mitte. Anschließend erhielt er einen neuen Vertrag bis 2024.

Umso überraschender war daher die Entscheidung der Cardinals, Trey McBride in der zweiten Runde zu ziehen.

Überraschend daher, weil McBride ähnliche Fähigkeiten aufweist wie Ertz - er ist vor allem ein beweglicher Receiver mit guten Händen. Im Blocking, dem Kerngeschäft für Tight Ends, hingegen hat er noch viel Luft nach oben.

Schon deshalb dürfte es der Rookie schwer haben, an seinem möglichen Mentor früh vorbeizukommen. Denkbar ist, dass die Cardinals während der Abwesenheit von DeAndre Hopkins vermehrt auf 2-Tight-End-Sets setzen, aber ansonsten scheint Ertz zunächst mal die Nase vorn zu haben.

Dylan Parham vs. Andre James, John Simpson und Denzelle Good - Las Vegas Raiders

"Here we go again" dürfte der erste Gedanke der Raiders-Fans beim Drittrundenpick von Dylan Parham gewesen sein. Schon wieder ein recht hoher Draftpick für die Offensive Line, in die zuletzt immer wieder viele Ressourcen geflossen sind.

Doch Parham könnte zur Abwechslung mal ein O-Line-Pick sein, der einschlägt. Parham ist flexibel einsetzbar und kann sowohl Center als auch Guard spielen. Damit greift er gleich drei Planstellen in dieser Preseason an.

Während der Sommer-Trainings war Parham immer wieder als Center anzutreffen, was ein Indiz dafür ist, dass sich der neue Coaching Staff durchaus Gedanken macht, ob der letztjährige Starter Andre James der Richtige ist für diesen Job. Im Vorjahr bot er schwankende Leistungen und überzeugte nur bedingt.

Denzelle Good zog sich bereits in Woche 1 einen Kreuzbandriss zu und fiel den Rest der Saison aus. Und John Simpson, der 2021 erstmals eine komplette Saison als Starter absolviert hat, spielte eine ziemlich durchwachsene Saison.

Gerade durch das neue Regime dürfte sich kaum jemand im Kader wirklich sicher fühlen, doch gerade die Vorgeschichten von Good und Simpson dürften Parham eine Tür öffnen, durch die er in den kommenden Wochen durchgehen könnte.

Darian Kinnard vs. Lucas Niang und Andrew Wylie - Kansas City Chiefs

Der seit dem Vorjahr laufende Umbau der Offensive Line der Chiefs könnte in dieser Preseason noch ein wenig weitergehen. Fünftrundenpick Darian Kinnard nämlich könnte die eine noch offene Planstelle dieser Line - Right Tackle - attackieren.

Möglich machen dies zum einen seine eigenen Stärken. Kinnard überzeugte in Diensten von Kentucky in der SEC und war dort vor allem als imposanter Run-Blocker bekannt. Ein Element, auf das die Chiefs der kommenden Saison durchaus häufiger setzen könnten.

Der zweite Grund für eine frühe große Rolle Kinnards sind die Alternativen zu ihm auf Right Tackle. Da wäre zum einen Andrew Wylie, der im Vorjahr sieben Starts machte und zuvor hauptsächlich Guard gespielt hat. Zum anderen ist hier Lucas Niang anzutreffen, der in zwölf Starts im Vorjahr nur bedingt überzeugte.

Kinnard mag nur ein Fünftrundenpick sein, doch angesichts der internen Konkurrenz könnte sich ihm die Möglichkeit ergeben, früher als gedacht auf ernsthafte Einsatzzeit zu kommen.

Tyquan Thornton könnte sich mit seinem Speed bereits früh in den Vordergrund spielen in New England.getty

Tyquan Thornton vs. Nelson Agholor und DeVante Parker - New England Patriots

Die Patriots hatten generell einen kuriosen Draft. Ihr Erstrundenpick Guard Cole Strange war ein ziemlicher Reach und gleiches gilt sicher auch für Wide Receiver Tyquan Thornton, der an Position 50 gezogen wurde.

Während Strange seinen Platz im Team aber sicher haben dürfte, ist die Situation bei Thornton eine ganz andere. Er muss sich erst noch beweisen.

Warum ihn die Patriots so früh gezogen haben, dürfte vor allem mit seiner Haupteigenschaft zu tun haben: Er ist verdammt schnell! Und Speed war etwas, was den Patriots in den vergangenen Jahren zumeist abging. Thornton dürfte hier ein klares Defizit beheben.

Die Frage zu Beginn ist jedoch, wie ihn die Patriots einsetzen werden. Auf dem College war er meist als X-Receiver unterwegs. Die Patriots hatten zuletzt niemanden mehr, der ideal in diese Rolle gepasst hätte. Sie holten jedoch DeVante Parker aus Miami, der mit seiner Statur hierfür geeignet wäre. Er ist jedoch häufiger verletzt.

Zudem liegen Vergleiche zu Deep Threat Nelson Agholor nahe, schließlich kommt auch jener hauptsächlich über seine Geschwindigkeit, wenn auch eher aus dem Slot heraus.

Für Thonrton spricht auch, dass der offensive Coaching Staff komplett durchgewirbelt wurde und weiterhin offen ist, wer nun wofür zuständig sein wird. Entsprechend erscheint es nicht abwegig, dass der Rookie schon früh seine Chance bekommt.