NFL: Tight Ends spielen sich bei Ravens und Chiefs in den Vordergrund
Sehen wir eine Trendwende in dieser Saison, was den Einsatz von 2-Tight-End-Sets angeht? Im Schnitt setzten alle NFL-Teams im Jahr 2021 in 21 Prozent aller Offensiv-Snaps auf das sogenannte 12-Personnel - also Sets mit einem Running Back und zwei Tight Ends, sowie zwei Wide Receivern.
Deutlich über diesem Schnitt lagen nur die Miami Dolphins, die sogar in 61 Prozent der Snaps 12-Personnel verwendeten. Gerade sie dürften jedoch diese Zahl mit Head Coach Mike McDaniel und der Shanahan-Offense drastisch senken - die Niners spielten ganze 10 Prozent ihrer Snaps im Vorjahr in 12-Personnel.
Ein weiteres Indiz für diese Annahme ist, dass Mike Gesicki, den die Dolphins sogar per Franchise Tag halten, derzeit deutlich weniger First-Team-Reps sieht als sonst. Sein Problem: Er ist eher der Receiver- als der Blocking-Typ unter den Tight Ends. Und genau Letzteren braucht es für Daniels offensiven Ansatz.
Doch dafür gibt es ein paar andere Kandidaten, die in diesem Jahr wieder deutlich häufiger 2-Tight-End-Sets aus der Mottenkiste holen könnten.
Basierend auf den gezeigten Leistungen der bisherigen Saisonvorbereitung kommen hier speziell zwei Teams infrage: die Kansas City Chiefs und die Baltimore Ravens.
Während KC überwiegend auf 11-Personnel setzt und Baltimore eines der führenden Teams mit zwei Running Backs (ein Fullback) ist, könnten die Leistungen zweier Tight Ends hier zumindest die Tendenzen ändern.
Chiefs: Neue Red-Zone-Waffe für Mahomes?
Bei den Chiefs reden wir hier von einer situativen Anpassung basierend auf dem Bears-Spiel. In jenem fing der 2019er UDFA Jody Fortson gleich zwei Touchdowns in der Red Zone - einen sogar durch ein enges Passfenster. Sprich: Patrick Mahomes zeigte großes Vertrauen in seine Anspielstation. Könnte er zu einer zusätzlichen Red-Zone-Waffe für die Chiefs werden, die ihr komplettes Receiving Corps umgekrempelt haben?
Bei den Ravens hingegen reden wir von einem potenziellen generellen Shift. Zu gut waren bislang die Leistungen von Rookie-Tight-End Isaiah Likely, als dass man ihn auf der Bank parken sollte. Bei ihm könnte es sogar soweit gehen, dass er die dritte Passoption hinter Tight End Mark Andrews und Wide Receiver Rashod Bateman wird. Das Receiving Corps der Ravens gibt überaus nicht allzu viel an guten Alternativen her, was Likelys Aktien weiter steigen lässt.
Darüber hinaus kommen noch weitere Teams infrage, die künftig häufiger auf zwei Tight Ends setzen. Eines sind die Falcons, die mit Kyle Pitts ohnehin schon einen Top-Tight-End haben und diesen wohl noch häufiger als bislang als X-Receiver nutzen werden - beispielhaft dafür nenne ich jetzt mal die starke Vorstellung am Montag gegen die Jets.
Entsprechend macht dann auch die Verpflichtung von Anthony Firkser Sinn, den Head Coach Arthur Smith aus Tennessee kennt. Er könnte dann mehr In-Line spielen mit Pitts oder eben im Slot. Das wiederum würde auch dem Run Game helfen.
Ein anderes Team könnten die Patriots werden, bei denen Jonnu Smith in seiner zweiten Saison nach schwachem ersten Jahr eine größere Rolle bekommen könnte. Mit Joe Judge kam zudem ein Offensive Assistant dazu, der als Head Coach der Giants recht häufig auf derartige Personal-Pakete gesetzt hat. Auch Arizona könnte aus dem Trio Zach Ertz, Trey McBride und Maxx Williams häufiger zwei gleichzeitig aufbieten.
Und die Vorteile dieser Pakete liegt ohnehin auf der Hand: Man hat zwei größere Körper zum Blocken und zudem zwei kräftige Anspielstationen über die Mitte, die den Gegner dazu zwingen, ebenfalls eher auf schwereres Personal umzusteigen. Und das gibt dann der eigenen Offense wieder mehr Möglichkeiten. Auch wird das Run Game dadurch gefördert, insbesondere gegen mehr leichte Boxes auf der defensiven Seite.
NFL: Größere Rolle für EQ St. Brown?
Während der letztjährige Rookie Amon-Ra St. Brown in seiner beeindruckenden ersten Saison für Furore sorgte und nicht nur in Detroit in aller Munde ist, fristete sein älterer Bruder Equanimeous bei den Green Bay Packers ein eher unauffälliges Dasein.
2021 war seine vierte Saison. Er begann sie auf der Practice Squad, kam aber dennoch in 13 Spielen als Receiver und Special Teamer zum Einsatz. Seine Rolle als Receiver war jedoch nicht der Rede wert - er kam auf lediglich neun Receptions für 98 Yards, bei 17 Targets.
Umso verständlicher, dass er anschließend das Weite suchte und sich den Chicago Bears anschloss, bei denen mit Luke Getsy auch ein neuer Offensive Coordinator anheuerte, der zuvor als QB-Coach bei den Packers unterwegs war. St. Brown scheint er dabei in guter Erinnerung behalten zu haben.
Bestes Indiz dafür: Im zweiten Preseason-Spiel der Bears gegen die Seahawks stand St. Brown nämlich bei allen Snaps mit Quarterback Justin Fields auf dem Feld und lief Routes bei allen seiner Dropbacks. In inoffiziellen Depth Charts ist der Deutsch-Amerikaner mittlerweile schon als Z-Receiver gelistet - gegenüber vom einzig gesetzten Receiver des Teams, Darnell Mooney. Es ist St. Brown also gelungen, in Abwesenheit des verletzten Byron Pringle, Drittrundenpick Velus Jones Jr. erstmal zu überflügeln. Vor kurzem noch war EQ bestenfalls als Backup gehandelt worden.
Es besteht also durchaus die Hoffnung, dass St. Brown in der kommenden Saison seinen persönlichen Durchbruch in der NFL schafft.
Verletzungen - der schnelle Überblick
Auch Woche 2 der Preseason brachte es wieder neue Verletzungen, die zum Teil schwere Folgen für die Teams haben werden. Hier gibt es den aktuellen Überblick:
- Wie bereits erwähnt hat sich Guard Aaron Stinnie von den Buccaneers das Kreuz- und Innenband gerissen und wird die komplette Saison verpassen.
- Der bis dahin gut aufspielende Running Back Jonathan Ward (Arizona Cardinals) zog sich eine Schulterverletzung gegen die Ravens zu und musste vorzeitig raus. Wie schwer die Verletzung ist, ist unklar. Ward kämpft in Arizona um einen Kaderplatz.
- Die Bears haben Wide Receiver David Moore für den Rest der Saison verloren. Er erlitt eine Verletzung am Bein und wurde bereits auf IR gesetzt.
- Eine positive Nachricht mittendrin: Die Packers haben Left Tackle David Bakhtiari von der PUP List aktiviert und er wird nun ins Individualtraining einsteigen. Wann er wieder spielt, ließen die Packers noch offen.
- Hiobsbotschaft für die Patriots: Der vielversprechende Rookie Wide Receiver Tyquan Thornton erlitt im Spiel gegen die Panthers einen Schlüsselbeinbruch. Er wird voraussichtlich acht Wochen fehlen, soll aber in dieser Saison noch zurückkehren.
- Wide Receiver Michael Thomas nahm am Samstag nicht am Training der Saints teil. Head Coach Dennis Allen sprach anschließend von einer Verletzung am großen hinteren Oberschenkelmuskel, die aber nicht gravierend sein soll.
- Edge Rusher Kayvon Thibodeaux verließ das Spiel der Giants gegen die Bengals am Sonntag früh mit einer Knieverletzung, gab anschließend aber leichte Entwarnung. Für einige Wochen wird Thibodeaux aber dennoch fehlen.