8. Minnesota Vikings (6-1)
Ranking nach Week 4: 11.
Sind die Vikings gut? Sehr gut? Ein Contender? Hier kann man wunderbar Diskussionen darüber führen, ob sich Siege in engen Spielen über eine ganze Saison tragen lassen, inwieweit das überhaupt eine "Leistung" oder generell irgendetwas ist, das das Team beeinflussen kann. Man kann darüber diskutieren, ob Kirk Cousins ein Playoff-Run zuzutrauen ist, wie ihn Matt Stafford letztes Jahr hatte. Oder darüber, wie relevant die Qualität eines Teams ist, das Woche für Woche weniger (gravierende) Fehler macht als der Gegner. Hier sind viele Faktoren am Werk, bei denen ich vorsichtig damit bin, zu viel daraus für die zweite Saisonhälfte zu prognostizieren. Aber was man klar sagen kann, ist, dass die offensiven Game Plans einen guten Eindruck machen, dass der Pass-Rush zuletzt aufgewacht ist, und dass Minnesota nach wie vor gerade offensiv mit seiner individuellen Qualität Spiele entscheiden kann. Der Trade für T.J. Hockenson fügt hier ein weiteres Upgrade hinzu. Guard und Slot-Corner sind potenzielle Problemzonen, die Minnesota in Crunchtime-Momenten in den Playoffs Spiele kosten könnten, genau wie generell die Frage danach, wie Cousins in so einem Spiel mit Dauerdruck der Cowboys, Niners oder Eagles umgehen würde. Aber die Vikings sind auf bestem Wege, die Division vorzeitig einzutüten und in einer Saison, in der wenige Teams überzeugen, fallen die Vikings mindestens mal damit auf, dass sie ein gutes Gerüst auf beiden Seiten des Balls haben und sich nicht selbst in den Fuß schießen.
7. Miami Dolphins (5-3)
Ranking nach Week 4: 6.
Die Dolphins gefallen nach wie vor damit, dass sie, in einer Saison, in der nicht viele Offenses konstant Big Plays kreieren können, in dieser Hinsicht eine der besten Offenses der Liga stellen. Selbstredend hilft es hier, dabei auf Tyreek Hill und Jaylen Waddle als Startpunkt zurückgreifen zu können. Aber auch Mike McDaniel hat sich in seiner ersten Saison als Head Coach zumindest mal als Offense-Designer bewährt, und Quarterback Tua Tagovailoa spielt gut, sodass er die gut designte Offense umsetzen kann. Natürlich ist längst noch nicht alles perfekt: Die Offensive Line ist bestenfalls solide, wenn Terron Armstead fehlt nicht einmal das. Und defensiv verteidigen die Dolphins zwar die Box und damit den Run aggressiv, doch in Coverage war Miami bislang regelmäßig schlagbar; die Cornerback-Position außerhalb von Xavien Howard ist ein Problem, hier wäre die Rückkehr von Cornerback Byron Jones dringend benötigt. Vielleicht ist der Trade für Pass-Rusher Bradley Chubb gewichtig genug, um Miamis Secondary zu entlasten - womöglich auch, weil die Dolphins das Blitzing etwas runter schrauben und ihre Coverages mehr unterstützen? Alles in allem erinnert Miami weiterhin an mehrere 49ers-Teams unter McDaniels einstigem Lehrmeister Kyle Shanahan: Eine gut designte Offense, die aber auch gewisse Limitierungen - nicht zuletzt durch den Quarterback - mitbringt, sowie ein Team, das absolut Playoff-Kaliber hat, dort allerdings an seine Grenzen stoßen dürfte.
6. San Francisco 49ers (4-4)
Ranking nach Week 4: 8.
War der Trade für Christian McCaffrey - so teuer er war - ein Hinweis darauf, dass die Niners den Finger sehr treffend am Puls der NFC hatten, und zu Recht ihre Chance wittern, nochmals nach dem Super Bowl zu greifen? Ich denke, dass diese Interpretation der Landschaft in der NFC grundsätzlich durchaus richtig ist: San Francisco hat eine der besten Defenses in der NFL, und wenn man auf der Seite des Balls bei 100 Prozent ist, kann die Defense die 49ers zumindest in der NFC gegen nahezu jeden Gegner zumindest im Spiel halten. Und die Offense hat ihre bekannten Limitierungen, nicht zuletzt mit Quarterback Jimmy Garoppolo, aber die Line findet sich zunehmend, der Floor mit Shanahan als Play-Caller und mit diesem herausragenden Waffenarsenal ist einfach sehr hoch. Garoppolo ist kein Quarterback, der eine Offense oder gar ein Team trägt - aber das muss er hier auch nicht, und dass er Shanahans Offense gut umsetzen kann, dürfte an diesem Punkt jeder wissen. Ich denke, dass die Niners in der NFC ganz oben mitspielen werden.
5. Baltimore Ravens (5-3)
Ranking nach Week 4: 7.
Die Ravens bleiben ein Team, das schwer zu greifen ist - weil der Floor fehlt. Weil es offensiv zumindest im Passspiel keine schematische Baseline gibt, auf welche Baltimore zurückfallen kann. Viel zu häufig wirkt es so, als wäre hier Improvisation Trumpf; als würde Lamar Jackson versuchen, Plays zu kreieren, auch weil die strukturellen Antworten fehlen. Oder ein echter X-Receiver, der konstant Outside gewinnen kann. Defensiv, und das trägt auch zum generellen Gefühl rund um dieses Team bei, ist es bislang noch eine Mischung verschiedener Dinge unter dem neuen Defensive Coordinator Mike Macdonald. Baltimore scheint mittlerweile im Run Game wieder eine klarere Identität gefunden zu haben, das sollte der Offense insgesamt helfen. Rashod Bateman - wenn der wieder fit ist - und auch Rookie Isaiah Likely sollten perspektivisch größere Rollen einnehmen können. Steigert sich die Defense im Laufe der Saison noch weiter? Kann Lamar Jackson das Team noch konstanter tragen? Die Ravens hätten das Potenzial, auch in den Playoffs für Furore zu sorgen. Aber dafür müssten alle Teile ideal ineinander greifen.
4. Dallas Cowboys (6-2)
Ranking nach Week 4: 14.
Es ist schon eindrucksvoll, zu sehen, wie Dan Quinn eine im Vorjahr zwar sehr erfolgreiche, aber auch relativ eindimensionale Defense in dieser Saison strukturell gedacht auf links gedreht hat. Das hat den Floor für die Cowboys signifikant erhöht und macht die Cowboys für sich betrachtet schon gefährlich. Mit Dak Prescott hat die Offense ihren exzellenten Ballverteiler wieder, Dallas sollte jetzt zunehmend in der Lage sein, als Team sehr kompletten Football zu spielen: Mit einer Top-5-Defense, angeführt vom für mich gefährlichsten Edge-Rusher in der NFL in Micah Parsons, und einer guten Offense, die vielleicht regelmäßig Shootouts gewinnen wird, aber trotzdem den Ball bewegen, Big Plays - auch am Boden - kreieren kann und Spiele nicht wegwerfen wird. Das Spiel gegen eine zugegebenermaßen überforderte Bears-Defense war sehr ermutigend dahingehend, wie diese Cowboys-Offense auch strukturell aussehen kann. In einer NFL voller Mittelmaß ist das unter dem Strich eine Formel, welche die Cowboys weit bringen sollte.
3. Philadelphia Eagles (7-0)
Ranking nach Week 4: 3.
Wenn man die Quarterback-Position ausklammert, gibt es keinen kompletteren Kader in der NFL. Die beste Offensive Line, eine der besten Cornerback-Gruppen, eine starke Receiver-Gruppe, eine tiefe Defensive Line - selbst mit durchschnittlichem Quarterback-Play wäre Philadelphia in diesem Jahr vermutlich das beste Team in der NFC. Und die Eagles bekommen von Jalen Hurts mehr als das, gerade weil sein Wert als Runner individuell wie auch strukturell weitreichende Auswirkungen auf die Offense insgesamt hat. Hurts' Qualitäten öffnen Passfenster, die andernfalls nicht da wären, und was Go-Balls angeht, ist er einer der gefährlichsten Passer der bisherigen Saison. Dass die Defense mittlerweile in der Lage ist, aus Man Coverage Offenses zu dominieren, macht Philly umso gefährlicher. Meine große Frage rund um dieses Team - das mit einem sehr angenehmen Schedule Richtung Nummer-1-Seed in der NFC marschieren sollte - lautet: Inwieweit können die Coaches und inwieweit kann Hurts das Passspiel weiter entwickeln? Hier gibt es für mich noch die größten Fragezeichen. Bisher klappen die Big Plays im Passspiel mit einer hohen Frequenz, und ähnlich wie mit den Cornerbacks sind die Eagles in der Lage, mit den Wide Receivern individuelle Matchups ebenfalls zu dominieren.
2. Kansas City Chiefs (5-2)
Ranking nach Week 4: 2.
Die Chiefs belegten bereits vor vier Wochen den zweiten Platz, wenn auch mit einigen Fragezeichen noch dahingehend, ob die individuelle Receiver-Qualität hoch genug ist; der Trade für Kadarius Toney macht diese Diskussion perspektivisch durchaus spannender. Ein wenig bleiben diese Fragezeichen für mich, aber wenn Patrick Mahomes auf dem Level spielt, das er über die letzten Wochen an den Tag gelegt hat, wird dieses Fragezeichen immer kleiner. Was Mahomes - und Andy Reid - insbesondere gegen die an sich starke Niners-Defense für ein Feuerwerk abbrannten, war spektakulär, nachdem er einen ähnlichen Auftritt bereits gegen die Bucs und gegen die Raiders hatte, mit dem Spiel gegen Buffalo dazwischen, das ein echter Schwergewichtskampf auf höchstem Level war. Während meine Receiver-Fragezeichen also kleiner werden, lässt die Tackle-Situation gleichzeitig zunehmend stärker die Alarmglocken schrillen. Hier sehe ich mittlerweile mit Blick auf die weitere Saison die potenziell größere Baustelle, auch wenn sie bisher relativ gut umschifft wurde. Chris Jones spielt eine weitere herausragende Saison, die Pass-Rusher daneben sind solide, aber in der Rotation in Ordnung - und vor allem die Secondary stabilisiert sich und sollte sich noch steigern, wenn Trent McDuffie jetzt zurückkehrt.
1. Buffalo Bills (6-1)
Ranking nach Week 4: 1.
Die Bills-Offense zu verteidigen, muss ein echter Albtraum sein. Im Gesamtpaket sehe ich keinen Quarterback, der gefährlicher ist als Josh Allen, dazu ein herausragendes Receiver-Duo, McKenzie, Singletary und Knox sind gute Underneath-Targets, und je nach Matchup können die Bills auch den Ball laufen. Kurzum: Die Offense ist dominant, und sie hat zusätzlich jede Menge Spielraum, weil die Bills auch eine Top-5-Defense an den Start bringen. Mit dem vielleicht besten 4-Man-Rush der Liga, einem guten Linebacker-Duo - und Cornerback Tre'Davious White war bislang noch nicht einmal mit von der Partie; Buffalos Nummer-1-Corner dürfte zeitnah nach seiner Verletzungspause zurückkehren. Die einzigen beiden Baustellen, die ich als potenziell gefährlich sehe, sind die Offensive Line, die keineswegs schlecht, aber eben eher Durchschnitt ist und in einzelnen Matchups auch mal klarerer verlieren kann - und falls nach Micah Hyde auch Jordan Poyer ausfällt, oder nicht auf 100 Prozent agieren kann, muss man das Safety-Level im Blick behalten. Als Titelfavorit in die Saison gestartet, bleiben die Bills auch zur Saison-Mitte klar in dieser Rolle.