Ravans vs. Bengals: Auf einen Blick
Beide Seiten beraubten sich über weite Strecken des Spiels der Stärken des jeweiligen Gegners. Die Bengals sorgten mit einer disziplinierten Defensive Line dafür, dass Lamar Jackson kaum die Chance bekam, aus der Pocket auszubrechen. Die Ravens wiederum spielten überwiegend Zone Coverage mit zwei tiefen Safetys, die Ja'Marr Chase weitestgehend abmeldeten.
Wide Receiver Tee Higgins war zwar aktiv bei den Bengals, stand jedoch überwiegend an der Seienlinie mit einer Knöchelverletzung, die schon länger behindert. Damit wurde er dann aus dem Spiel gehalten und fehlte merklich als Alternative zu Chase.
Kicker Justin Tucker war mal wieder perfekt für die Ravens und sorgte für mehr Punkte (13) als die Offense seines Teams (6).
Baltimore Ravens vs. Cincinnati Bengals: Die Analyse
Während die Bengals eine Weile brauchten, bis sie ins Spiel fanden, legten die Ravens gut los. Ihre erste Angriffsserie endete erst am Rande der Red Zone. Justin Tucker brachte Baltimore mit einem 37-Yard-Field-Goal in Führung.
Anschließend folgten Punts nach Sacks von Ravens-Neuzugang Jason Pierre-Paul auf der einen und Trey Hendricksons Tackle gegen Lamar Jackson bei einem Laufversuch auf der anderen Seite. Im zweiten Viertel stellten die Ravens dann auf 10:0 durch einen 11-Yard-Touchdown-Pass von Jackson auf Tight End Mark Andrews. Es war das Resultat einer verunglückten Coverage, denn der ihm zugeordnete Cornerback Tre Flowers ging den Shallow Crosser nicht mit und rechnete wohl mit Safety-Hilfe. Doch diese kam nicht, sodass Andrews freie Bahn Richtung Endzone hatte.
In der Folge drohte die Partie gänzlich zu kippen, nachdem Linebacker Josh Bynes per Blitz durch die A-Gap unberührt zu Joe Burrow für einen Sack durchbrach. Doch kurz darauf machte Jackson seinen ersten schweren Fehler, überwarf Demarcus Robinson auf einer Deep-Crossing-Routes und genau dahinter stand Safety Vonn Bell für eine Interception. Wenig später schlugen die Gäste zurück - Burrow auf Tight End Hayden Hurst für einen 19-Yard-Touchdown auf einer simplen In-Breaking-Route.
Vor der Pause sorgte Bengals-Kicker Evan McPherson dann noch für den Ausgleich durch ein 40-Yard-Field-Goal Sekunden vor der Halbzeit.
Ravens vs. Bengals: Turbulenter Start der zweiten Hälfte
Die zweite Hälfte begann turbulent. McPherson eröffnete mit einem Kick-Off ins Seitenaus, woraufhin die Ravens in die gegnerische Hälfte marschierten und einen vierten Versuch ausspielten. Jackson jedoch überwarf mit einem Deep Ball einen völlig offenen Tylan Wallace - zuvor hatte er bereits Devin Duvernay überworfen.
Direkt im Gegenzug warf Burrow eine Interception zu seinem früheren LSU-Teamkollegen Linebacker Patrick Queen. Daraufhin ging Baltimore durch ein 56-Yard-Field-Goal von Tucker wieder in Führung.
Die Antwort der Bengals? Ein langer Drive bis tief in die Red Zone, wo man es dann mit der Kreativität etwas übertrieb. Bei 2nd and Goal versuchte man seine Version des "Philly Specials" mit Tyler Boyd im Backfield, doch der wurde von Marcus Peters für einen langen Sack zu Boden gebracht. Man kehrte anschließend durch eine Completion zu Ja'Marr Chase an die 2-Yard-Linie zurück, doch von dort versuchte Burrow dann einen aussichtslosen Shovel-Pass durch die Mitte - incomplete! Turnover on Downs Ende des dritten Viertels.
Die Ravens marschierten dann 90 Yards und nahmen rund 8 Minuten von der Uhr, ehe Tucker ein kurzes Field Goal zum 16:10 für die Bengals versenkte. Da waren noch weniger als 10 Minuten zu spielen. Fast 8 Minuten später folgte die Antwort der Bengals in Form eines 1-Yard-Touchdown-Sneaks von Burrow kurz nach der 2-Minute Warning zum 17:16 für die Gäste. Der Extrapunkt war haarscharf gut, der Ball ging genau über den rechten Upright.
Den Ravens blieben noch 1:58 Minuten und alle drei Timeouts, das Spiel einmal mehr zu drehen. Und das war ultimativ viel zu viel Zeit für Jackson, der jetzt doch wieder aus der Pocket herausfand und mit seinen Füßen die wichtigen Yards rausholte. Die Ravens rückten bis zur 25-Yard-Linie vor und dann versenkte Tucker souverän aus 43 Yards zum Sieg.
Baltimore Ravens (3-2) - Cincinnati Bengals (2-3)
Ergebnis: 17:19 (3:0, 7:10, 3:0, 6:7) BOXSCORE
Ravens vs. Bengals - die wichtigsten Statistiken
In seinem zweiten Spiel für die Ravens durfte sich Edge Rusher Jason Pierre-Paul vor allem zu Beginn austoben, ehe er dann mit fortlaufender Spieldauer weniger spielte. Letztlich sah er 42 Snaps und brachte es auf 2 Tackles - 1 Sack und 1 Stuff waren die Folge.
Die Ravens setzten auf Bewährtes im Passspiel - Crossing Routes von Mark Andrews. Dieser erzielte seinen 11-Yard-TD auf einer solchen Route. Seit 2018 führt er die NFL nun mit 1131 Receiving Yards auf Crossing Routes an, laut Next Gen Stats.
Der Fehlwurf von Jackson über den Kopf von Wallace im zweiten Viertel tat besonders weh, denn der Pass hätte eine Completion-Wahrscheinlichkeit 65 Prozent. Damit war dies die fünftwahrscheinlichste Completion bei einem Pass, der mindestens 30 Yards Downfield geworfen wurde seit 2016.
Der Star des Spiels: Marcus Peters (Cornerback, Ravens)
Peters selbst war unerbittlich und ließ nur 3 Completions bei 7 Targets (41 YDS) zu, ihm gelang ein Stuff, er schaffte einen Sack - zwar gegen Boyd, aber auch das zählt und war wichtig - und hatte insgesamt 5 Tackles. Er steht hier stellvertretend für die überragende Secondary der Hausherren, die speziell Chase den Wind aus den Segeln genommen hat.
Der Flop des Spiels: Joe Burrow (Quarterback, Bengals)
Burrow tat sich schwer mit der Zone Coverage der Ravens und warf in der Folge hauptsächlich sehr kurze Pässe, die seine Receiver regelmäßig ins Verderben führte. Seine Interception war zudem ein schwerer und unnötiger Fehler. Ultimativ litt er sehr darunter, dass Chase kaum zur Geltung kam, entsprechend keine Big Plays auflegte. Der Quasi-Ausfall des aktiven Tee Higgins (Knöchel) tat sein übriges, denn so fehlte der Playmaker an der Seite von Chase.
Analyse: Ravens vs. Bengals - die Taktiktafel
Die Ravens überraschten die Bengals früh mit Zone Coverage, was die Ravens-Defense normalerweise eher nicht spielt. Das sorgte für gewisse Anpassungsprobleme und frühen, sehr kurzen Pässen von Burrow. Erst nach ein paar brotlosen Angriffsserien fanden die Bengals ein paar Antworten darauf, etwa mit Crossern und In-Breaking-Routes.
- Eingeschränkt war durch diese meist 2-High-Looks vor allem der Aktionsradius von Chase, den Burrow meist nur vorsichtig suchte. Stellten die Ravens auf Single-High-Looks um, suchte Burrow Chase hingegen fast automatisch in dann klassischen Eins-gegen-Eins-Duellen. Allerdings ist das keine neue Erkenntnis, sondern einfach Standard bei Chase und Burrow.
Die Bengals wiederum versuchten es mit einer disziplinierten Defensive Line, die darauf aus war, Jackson möglichst in der Pocket zu halten, was auch gut gelang. Zusätzlich wurde heftig geblitzt - die Bengals schickten Extra-Rusher bei mehr als der Hälfte von Jacksons Dropbacks. Im Gegensatz dazu blitzten die Ravens Burrow nur einmal - und schafften damit einen Sack früh im Spiel.
Die Ravens mussten verletzungsbedingt auf Wide Receiver Rashod Bateman verzichten und setzten entsprechend noch mehr aufs Run Game. Jenes zog man teils sehr kreativ auf mit dem verbliebenen etablierten WR Duvernay im Backfield als Tailback tief oder per Jet Sweep von der Seite.
Die Bengals reagierten ihrerseits mit variabler Coverage auf die Angriffsbemühungen der Hausherren. Sie wechselten etwa häufig zwischen Man und Zone und stellten gerade zu Beginn häufig Cornerback Awuzie gegen Tight End Andrews.