Der frühere NFL-Profi Kasim Edebali spricht über die Bedeutung des ersten NFL-Spiels in Deutschland sowie seine Erfahrung in der besten Football-Liga der Welt.
Im Interview mit SPOX erklärt Edebali (33), was ihn dazu bewegte, sein gerade erschienenes Buch - "Dream Chaser: Aus Hamburg in die NFL" - zu schreiben.
Zudem berichtet er von seiner außergewöhnlichen Führerscheinprüfung sowie einem nächtlichen Trip zu McDonald's.
Herr Edebali, was war denn Ihre Motivation, dieses Buch zu schreiben?
Kasim Edebali: Ganz viele Leute aus der Football-Community haben mich angeschrieben und gesagt: "Kasim, du musst unbedingt ein Buch schreiben!" Und ich habe ja dieses Segment bei "Football Bromance" (ein Podcast, Anm. d. Red.), "Märchenstunde". Da setze ich mich meist in einem Bademantel vor die Kamera und erzähle einfach Footballstorys, die ich erlebt habe. Die meisten Leute haben ein Team, bei dem sie waren, ich hatte neun. Die Leute wollten dann gerne mehr wissen und so kam die Idee, ein Buch zu schreiben und über mein Leben bis zum jetzigen Zeitpunkt zu reflektieren.
In ein paar Tagen findet in München das erste NFL-Spiel in Deutschland zwischen den Tampa Bay Buccaneers und den Seattle Seahawks (So., 15.30 Uhr live auf DAZN) statt. Was bedeutet das für Sie als ehemaliger NFL-Spieler?
Edebali: Ganz ehrlich: Ich denke immer an den zehnjährigen Kasim Edebali, der sich damals gerade in diesen Sport verliebt hatte. Wie unnahbar die NFL damals war! Den einzigen Kontakt zur NFL hatte ich, wenn ich Playstation gespielt habe oder wenn ich abends um 23 Uhr meine Mama ausgetrickst habe, um auf DSF noch das Spiel zu gucken. Und ich freue mich jetzt einfach für die nächste Football-Generation, für so viele Menschen, die den Football lieben und ihr ganzes Leben noch nicht die Chance hatten, ein NFL-Spiel zu sehen. Sie haben nun die Chance, einmal nah dabei zu sein und das bedeutet mir sehr viel. Ich weiß ganz genau, dass es allen Footballfans genauso gehen wird.
Das kann ich so bestätigen! Doch kommen wir mal auf Ihre Karriere zu sprechen. Sie spielten in der NFL Linebacker und waren vor allem als Pass Rusher unterwegs, später dann aber auch als Off-Ball-Linebacker. Was gefällt Ihnen denn besser?
Edebali: Na ja, in Deutschland habe ich ohnehin alles gespielt - Receiver, Tight End, Running Back, Quarterback - und war defensiv meist ein normaler Defensive End. Besonders in der NFL gilt dann immer: "The more you can do." Also je mehr du der Mannschaft bieten kannst, desto wertvoller bist du. Am Ende des Tages geht es darum, Spiele zu gewinnen und dann ist es mir egal, was meine Aufgabe ist. Ich mache alles mit Stolz, ob nun als Defense End, als Pass Rusher oder eher Linebacker als Dropper oder im Special Team, was ja genauso wichtig ist. Ich glaube - das gilt nicht nur für mich -, dass diese Einstellung, alles für dein Team zu geben, am Ende den Unterschied macht.
fbvKasim Edebali: Drew Brees? Radius von drei Metern Abstand im Training!
Aber hauptsächlich spielten Sie ja schon als Pass Rusher. Und bei diesem Thema stellt sich immer die Frage, wie man denn im Training überhaupt Sacks trainieren kann, wenn man den Quarterback ja nicht berühren darf.
Edebali: Also gerade wenn man Drew Brees in der Mannschaft hat, dann muss man da wirklich im Radius von drei Metern von ihm weg bleiben. (lacht) Da wird so detailliert trainiert, dass es am Ende nur noch "Muscle Memory" ist. Erst werden die Schritte - ohne Offensive Line - trainiert. Dann kommt die O-Line dazu und ein Coach steht dahinter als Quarterback. Und du bist dann im Grunde wie ein Stier, der mit den Hufen scharrt und bereit ist, aus seinem Stall herauszukommen. Dann ist es so, dass du ihnen nur grünes Licht geben und sagen musst: Los, schnapp dir den Coach - also den Quarterback - und los geht's. Und dann bist du eben im Spiel bereit. Aber ich kenne auch Leute und ganze Teams, die nicht wissen, wie sie den Pass Rush effektiv simulieren sollen. Das sieht man dann auch im Spiel, wenn sie Sacks verpassen, die eigentlich selbstverständlich sein müssten. Allerdings sieht man das eher am College und weniger in der NFL. Da lässt man sich solche Gelegenheiten selten entgehen.
Stellen wir uns jetzt mal diese Situation an der Line of Scrimmage vor: Der Quarterback ruft diverse Audibles rein und passt Dinge an. Lässt man sich davon als Gegenspieler irritieren?
Edebali: Nein, überhaupt nicht! Als Defensive Line spielt man eher weniger nach diesen Audibles. Als Mike-Linebacker ist man da wohl eher gefordert. Als ich damals die Chance hatte, mit Luke Kuechly am College (Boston College, Anm. d. Red.) zusammenzuspielen - er war einer der intelligentesten Spieler, mit denen ich je zusammengespielt habe - kam immer ein Quarterback an die Line und rief ein Audible und Luke rief gleich ein Audible zurück. (lacht) Aber als Defensive Lineman schaut man sich die Formation und Down and Distance an und versteht einfach die Situation, in der man sich gerade befindet. Und dann kann man fast schon erahnen, wenn man seine Hausaufgaben gemacht hat, was kommen wird. Ob der QB dann Audibles macht oder nicht, interessiert da wenig. Als Defensive Lineman muss ich letztlich durch einen Gegner durch und das ist das Wichtigste für mich.
Klingt einleuchtend. Damit einhergehend haben Sie in Ihrer Jugend geturnt, was jetzt nicht unbedingt als Standard-Grundlage für Football bekannt ist. Welche Aspekte aus dem Turnen haben Ihnen denn besonders später im Football geholfen?
Edebali: Ich bin wirklich davon überzeugt, dass ich es ohne meine Grundlagen im Turnen im Profisport nie so weit gebracht hätte. Turnen war vor allem eine super Grundlage für meine Körperbeherrschung. Ich bin nicht der Stärkste - ich war noch nie der Stärkste. Egal, auf welchem Level und selbst in der ELF war ich auch nicht der Stärkste. Aber eine gute Körperkontrolle kann wirklich den Unterschied machen. Ein Coach sagte einmal in einem Teammeeting: "Kasim, du weißt, wie man fällt." Meine Teamkollegen mussten ein bisschen schmunzeln, aber wissen Sie, im Football findet man sich in so vielen Körperpositionen wieder, die man einfach nicht erwartet, vielleicht weil dich jemand blockt, den du nicht gesehen hast. Und diese Fähigkeit, dann schnell wieder auf die Füße zu kommen und doch noch das Play zu machen, ist wichtig. Ein Coach, der so etwas sieht, weiß, dass er sich auf einen solchen Spieler verlassen kann. Selbst, wenn er in einer schwierigen Körperposition ist, kann er der Defense noch helfen. Das hat mir viel in meiner Karriere geholfen.
gettyKasim Edebali: "Jeder kann Football spielen"
Interessant. Doch glauben Sie, dass so ein Spitzenturner wie früher, zum Beispiel Fabian Hambüchen, auch im Football Erfolg haben könnte?
Edebali: Das Tolle am American Football ist ja, dass jeder Football spielen kann. Man kann etwas dicker sein, groß und stark, dünn und klein, aber jeder hat irgendeine Fähigkeit, die man nutzen kann. Das macht diesen Sport sicherlich auch für die Fans so besonders. Egal, aus welchem Sport man kommt, es wird immer eine Position für jemanden geben.
Sicherlich eine ermutigende Message für alle dort draußen.
Edebali: Absolut!
Daran anknüpfend: Sie haben früher in Hamburg selbst Flag Football gespielt. Die NFL versucht diesen Sport gerade zu pushen - sei es fürs Olympiaprogramm oder auch hier in Deutschland mit der Flag Football League oder auch an Schulen. Inwieweit kann man anhand gezeigter Leistungen im Flag Football auf Talent für professionellen Football und vielleicht sogar die NFL schließen?
Edebali: Ich habe die ersten fünf Jahre meiner Footballkarriere über Flag gespielt. Und ich meine, Football ist bekannt als sehr physischer Sport - ein Kontaktsport -, was abschreckend sein kann. Das gilt besonders, wenn man nicht das Coaching hat, um zu lernen, wie man richtig tackelt. Wenn man dann wirklich lernt zu tackeln, ist alles sicher. Aber Flag Football ist gerade zum Einstieg eine sehr gute Alternative. Man fängt an, die Regeln zu verstehen und es macht Spaß. Letzteres ist sowieso extrem wichtig. Ich werde häufig gefragt, welche Zeit im Football mir am meisten Spaß gemacht hat. Alles hat mir auf irgendeine Weise Spaß gemacht, doch meine Flag-Zeit war einfach pur. American Football, pure Liebe, purer Spaß mit meinen Jungs. Und wenn man dann irgendwann richtig ausgebildet ist, dann kommen Helm und Pads dazu, erst dann wird es physischer. Das ist das nächste Level, aber auch da gibt es dann wieder diesen Ansporn, auch dort genauso gut zu werden. Aber Flag ist super für den Einstieg und weil man sich da noch nicht so viele Sorgen machen muss um den Kontakt mit den Gegenspielern.
Sie haben College Football mit einem vollen Stipendium gespielt. Was sind da die größten Vorteile und wäre so etwas auch in Deutschland in der Sportförderung denkbar?
Edebali: Das amerikanische System ist ein komplett anderes. Man spielt schon an der High School irgendeinen Sport. Sobald man da irgendein Talent zeigt, sei es am Theater oder im Fußball, bekommt man von den Unis oder Colleges finanzielle Hilfen. Und das ist ziemlich cool, besonders für Leute, die sich das sonst nicht leisten können und so eine Chance haben auf eine bessere Ausbildung. So etwas würde ich mir natürlich auch in Deutschland wünschen. Denn speziell wenn man jung ist und etwas findet, was einem Spaß macht und es nicht nur ein Hobby ist und es heißt "damit kannst du eh nichts erreichen", dann ist es natürlich eine gute Motivation, wenn einer sagt: Mach weiter und vielleicht bekommst du dann ein Stipendium für 50.000 Euro. Das war auch in meiner Jugend so, als ich nicht wusste, was ich machen soll und es hieß: "Was willst du denn mit Football erreichen? Du bist in Deutschland ..." Und da sagte man mir: "Kasim, du musst gute Noten haben, denn damit erhöhst du deine Chancen auf ein Stipendium." Ich wollte gut in Englisch sein, denn ich wollte ja nach Amerika. Und so fängt das dann an.
Kommen wir mal zu etwas Lockerem: Am College haben Sie als Aufnahmeritual die deutsche Nationalhymne gesungen. Wie kam es denn dazu?
Edebali: Jeder Neue muss ein Lied singen. Und es galt: Du darfst nicht rappen, sondern musst richtig singen. Und ich überlegte mir, welches Lied ich mit Selbstbewusstsein singen kann, denn sonst buhen die einen aus und man muss nochmal singen. Also habe ich mir gedacht, ich nehme die deutsche Nationalhymne. Denn was sollen die Teamkollegen machen? Die können dagegen nicht haten. Anfangs haben ein paar gebuht, doch dann merkten sie, der singt auf Deutsch, das ist mal was anderes. Und am Ende bekam ich sogar Beifall.
Im Buch gibt es eine Anekdote, dass Sie wegen Einwanderungsproblemen kurz nach Kanada reisen mussten. Und Ihr damaliger Defensive Coordinator Rob Ryan bat Sie, bei der Gelegenheit, kanadische Schokoriegel mitzubringen. Welche waren das?
Edebali: Das weiß ich gar nicht mehr, ehrlich gesagt. Aber ich bin mir sicher, wenn ich Rob jetzt anrufe, kann er Ihnen das sofort sagen. (lacht)
Das glaube ich gern! Aber wie ist denn Ryan generell so drauf im täglichen Umgang?
Edebali: Die ganze Ryan-Familie ist einfach sehr herzlich. Und ich liebe sie einfach. Es macht Spaß, mit jemandem zu arbeiten, der ambitioniert ist und gleichzeitig auch Zeit findet, mal über sich selbst zu lachen und entspannt zu sein. Jemand, der nicht immer unter Vollspannung ist. Meine Jahre mit Rob waren sehr herzlich. Und besonders im NFL-Business, das eiskalt und sehr schnell zu Ende sein kann, ist es sehr schön, wenn man mit einem Coach zusammenarbeitet, zu dem man eine herzliche persönliche Beziehung hat.
Abgesehen von Rob Ryan, welche Weggefährten haben Sie in Ihrer Karriere am meisten geprägt?
Edebali: Eigentlich müsste ich jetzt sagen: Lest das Buch und findet es heraus! (lacht)
Touché!
Edebali: Es gibt einfach so viele verschiedene Leute, die mich geprägt haben. Vor allem brauchte ich zu jeder Zeit etwas anderes in meinem Leben. Ich hatte dann einfach das Glück, zu jeder Zeit in meinem Leben den richtigen Mentor zu haben. Leute, die genau wussten, wie sie mit mir reden sollten und wie sie wirklich das meiste aus mir herauskitzeln konnten.
Kasim Edebali: Führerscheinprüfung in Deutschland? "Würde ich nicht empfehlen"
Eine Sache, die bei mir beim Lesen Ihres Buchs hängengeblieben ist, weil ich da etwas andere Erfahrungen gemacht habe, war Ihre Führerscheinprüfung, die ja recht locker verlief ...
Edebali: (lacht) Definitiv! Ich würde es nicht empfehlen, die in Deutschland zu machen. Ich weiß noch, ich saß da mehrere Stunden und konnte während des Tests meine Notizen angucken und hatte dann den theoretischen Teil bestanden. Und im Praxisteil musste ich dann zweimal rechts abbiegen, musste noch ein Autogramm geben, dass der Prüfer direkt an die Wand gehangen hat und ich hatte meinen Führerschein. Sehr schön!
Grandiose Geschichte! Eine grandiose Karriere hat derweil auch ein gewisser Brandon Staley hingelegt. Der heutige Chargers-Coach war 2018 Ihr Outside Linebackers Coach bei den Chicago Bears, zumindest für ein paar Wochen. War damals schon absehbar, dass er in so kurzer Zeit Head Coach werden würde?
Edebali: Brandon Staley und ich haben uns auch nach meiner Zeit in Chicago immer noch SMS geschrieben und damit die Beziehung weitergeführt. Man lernt in der NFL manchmal Leute kennen, die großen Einfluss auf einen haben. Und ich glaube, das beruhte in diesem Fall auf Gegenseitigkeit, denn wir haben auch außerhalb der Meetings häufig über unsere Erfahrungen gesprochen und ich wollte eben so gut wie möglich sein und immer das Richtige machen. Er merkte dann auch, dass es mir tatsächlich etwas bedeutet und ich nicht nur da war, um ein paar Paychecks mitzunehmen. Staley war damals schon superintelligent, sehr gut strukturiert. Die NFL ist ein Business, in dem du als Spieler gesagt bekommst, dass du A oder B machen sollst und das war's. Doch Staley ist so einer, der will, dass du das schaffst. Er weiß natürlich, dass zur Not der Nächste kommt, wenn du nicht deine Leistung bringst, aber es war ihm immer wichtig, dass die Leute um ihn herum erfolgreich sind. Seine Intelligenz und sein Herz für die Spieler stachen schon immer heraus. Auf einmal war er dann der Defensive Coordinator bei den Rams und nun Head Coach der Chargers. Ich bin mir zu 100 Prozent sicher, dass Sie mit jedem seiner Spieler reden können und sie genau das Gleiche über ihn sagen werden.
Sie nahmen im Laufe Ihrer NFL-Karriere an zahlreichen Probetrainings teil. Wie laufen diese normalerweise ab?
Edebali: Meist bekommt man am Vorabend einen Anruf, dass ein Team ein Probetraining wünscht. Dann wird ein Flieger gebucht. Einmal musste ich sogar innerhalb einer Dreiviertelstunde am Flughafen sein oder man stand morgens zwischen 5 und 6 Uhr auf. Es geht dann zum Medizincheck, man muss ein bisschen vorturnen, was gar nicht so wild ist. Anschließend sitzt du da wie bei "Deutschland sucht den Superstar" in einem Raum und wartest auf deinen Recall. Ab und zu nehmen sie einen unter Vertrag oder sie sagen, nein danke, packen dich aber auf eine Liste mit Jungs, die man in Zukunft mal wieder reinholen könnte. Und das ist mir auch ein paar Mal passiert.
gettyKasim Edebali: "Kein guter Job für Leute, die nicht mit Stress umgehen können"
Aber das heißt schon sehr viel reisen, oder?
Edebali: Es ist auf jeden Fall kein guter Job für Leute, die nicht mit Stress umgehen können. Zu jeder Zeit kann alles passieren. Man muss auch mit Enttäuschungen umgehen können, auch wenn du alles gegeben hast. Das ist ja auch die Herausforderung: In deinem ganzen Leben warst du immer der Beste und hattest Erfolg und dann hast du alles gegeben und es war nicht genug. Ich habe schon Spieler erlebt, die damit nicht umgehen konnten, deren Karriere an dem Punkt am Ende war.
Sie haben 2020 während der Corona-Pandemie Ihre NFL-Karriere beendet. Wie lange wäre es denn ohne Corona noch weitergegangen?
Edebali: Es war gar nicht mal so sehr die Pandemie, sondern mehr das Naturell der NFL. Es wurden weniger Telefonate, ich habe weniger Chancen bekommen und als ich kurz bei den Philadelphia Eagles war, bin ich schon 30 gewesen. Dann sieht man da 21, 22 Jahre alte Free Agents, die jung, stärker und auch noch günstiger sind - je länger du in der Liga bist, desto höher ist dein Minimumgehalt und letztlich ist dann ein jüngerer Spieler ein besseres Investment. Wenn du dann als Free Agent mal so alt bist, wie ich es war, musst du dann auch langsam an die Zukunft denken. Was kommt da noch? Viele können damit nicht umgehen, sie haben ihr ganzes Leben Football gespielt und jetzt geht das nicht mehr. Sie haben ihre ganze Identität verloren. Und es gibt andere, die verstehen, dass der Football für sie zu Ende ist und die nächste Sache ansteht.
Und was kommt für Sie nach der Karriere?
Edebali: Es werden sich sicherlich ein paar Türen öffnen, aber ich möchte jetzt vor allem mal wieder in Deutschland und hier wieder präsenter sein. Ich möchte im Football vor allem im Jugendbereich helfen, eigentlich überall, wo es Football gibt. Football hat mir so viel gegeben, dass ich nun Menschen mit dem, was ich machen kann, das Gleiche geben möchte, was Football mir gegeben hat.
Dabei wünsche ich viel Erfolg! Zum Ende des Gesprächs habe ich noch ein paar kurze Fragen zum Ausklang. Nummer eins: Hatten Sie früher ein Lieblingsteam?
Edebali: Klar! Und wenn man Defense gespielt hat, sagt da glaube ich jeder Baltimore Ravens - mit Ray Lewis und Ed Reed. Ich glaube, ich habe mir früher so viele YouTube-Videos mit Ray Lewis angehört ... Ich habe nur die Hälfte verstanden, aber ich war immer heiß: Ja! Genau so muss ich auch sein! (lacht)
Haben Sie heute immer noch ein Lieblingsteam?
Edebali: Mein Schwager (Edge Rusher Cameron Jordan, Anm. d. Red.) ist bei den Saints und wir gucken jeden Sonntag mit der Familie die Saints-Spiele ... Who dat for Life!
Kasim Edebali: "Ich bin ein Gamer im Herzen"
Sie erwähnten bereits Videospiele. Spielen Sie heute auch noch und wenn ja, was?
Edebali: Ja klar, ich bin ein Gamer im Herzen. Ich spiele eigentlich alles. Auf der Playstation 1 habe ich damals Metal Gear Solid oder Tekken 3 gespielt. Meine erste Konsole war der Sega Mega Drive. Heutzutage ... God of War kommt die Tage raus, das habe ich schon vorbestellt. (lacht)
Sie erwähnten im Buch, dass Sie als Kind Knight Rider und Baywatch geschaut haben. Heißt das, Sie sind ein Fan des legendären David Hasselhoff?
Edebali: Soweit würde ich jetzt nicht gehen. Aber wenn du mit deinen Großeltern im Wohnzimmer sitzt, es ist das Jahr 1996 und die haben Kabel 1 und VOX an, dann läuft eben immer Knight Rider und Baywatch. Dann hast du keine andere Chance, als auch gerne mal in KITT zu sitzen.
Aber seine Musik haben Sie nicht gehört?
Edebali: Nein, das nicht. (lacht)
Wer war denn Ihr härtester Gegenspieler?
Edebali: Uhh ... Tyron Smith bei den Cowboys damals. 2017 war er einer der besten Left Tackles in der Liga. Oder Terron Armstead, der jetzt Left Tackle bei den Dolphins ist, war bei den Saints und ich habe jeden Tag gegen ihn trainiert. Ich habe selten Menschen gesehen, die körperlich dazu in der Lage waren, Sachen zu machen, die er gemacht hat.
Und wer war Ihr Lieblings-Gegenspieler?
Kasim Edebali: NFL-Karriere in Zahlen
Saison | Team | Spiele | Tackles | Sacks |
2014 | Saints | 16 | 22 | 2 |
2015 | Saints | 16 | 24 | 5 |
2016 | Saints | 16 | 11 | 1 |
2017 | Broncos/Lions | 13 | 1 | 0 |
2018 | Bengals | 1 | 0 | 0 |
Gesamt | 62 | 55 | 8 |
Edebali: Ganz ehrlich? Ich habe es geliebt, gegen die Panthers zu spielen. Wenn man damals gegen Cam Newton in seinen besten Jahren gespielt hat, das motiviert eben auch. Ich weiß noch, dass ich damals einen Sack gegen ihn hatte. Je besser der Gegenspieler, desto mehr bringt das etwas aus dir heraus. Und das gilt glaube ich überall im Leben, sich gegen die Besten zu messen.
Wer war denn der beste Quarterback, gegen den Sie gespielt haben?
Edebali: Aaron Rodgers kannst du keine Luft zum Atmen geben. Gegen Tom Brady habe ich nur im Training gespielt (im Rahmen eines Joint Practice, Anm. d. Red.), aber er hat selbst im Training wie ein Doktor die Defense aufgeschnitten. Gegen Cam Newton habe ich in seinen besten Jahren gespielt, in seinem MVP-Jahr. Das war schon beeindruckend, ihm zuzusehen.
Zusehen durften Sie derweil einem anderen QB täglich im Training. Was ist denn Ihr Eindruck von Drew Brees?
Edebali: Klar, gegen ihn habe ich nie gespielt, denn Drew Brees war mein Quarterback. Aber Drew Brees einfach bei der Arbeit zuzugucken ... Er saß um 6 Uhr morgens im Meetingraum, dann im Training mit seinen Laserbällen, so schnell wirft er die raus. Am Sonntag dann bist du einfach froh, dass er dein Quarterback ist.
Wer war Ihr bester Mitspieler?
Edebali: Unser Running Back damals, Mark Ingram, dann Cam Jordan. Meine Kinder nennen sie immer Onkel Mark und Onkel Cam.
Kasim Edebali: Wie ein Glücksbärchi 3 Uhr morgens im McDrive
Letzte Frage, weil ich die Geschichte im Buch einfach super fand: Es gab da eine Anekdote zum Thema McDonald's nach Ihrem Zwei-Touchdown-Spiel für die Saints. Erzählen Sie mal für unsere User!
Edebali: Es gab damals in New Orleans diese Aktion, dass man für jeden Sack der Saints einen Burger zum halben Preis bekommen hat. Ich hatte zwei Sacks an dem Abend. Ich hatte noch kein Auto und keinen Führerschein, dafür aber Hunger. Es war ein spätes Spiel, es war 3 Uhr morgens. Ich bin dann einfach drei Kilometer zu Fuß zu McDonald's in den McDrive. Und dann haben die mich weggeschickt! (lacht) Die dachten, ich bin irgend so ein komischer Typ. Und ich so: "Nein, ich bin ein Saints-Spieler und habe Sacks gesammelt. Kann ich einen Burger zum halben Preis bekommen?" Ich bin dann in die Tankstelle nebenan gegangen und habe gefragt, ob mich da jemand durch den McDrive fahren könnte. Dann hat mich der Tankstellenwart weggeschickt. Und ich meine, ich bin gutmütig. Aber ich glaube, New Orleans ist keine gute Stadt, sowas zu machen mit der dortigen Kriminalität, aber ich bin halt wie so ein kleiner Glücksbärchi da hin und habe gesagt: "Ich möchte doch nur einen Burger haben." Und als der Tankwart dann gemerkt hat, dass ich wirklich für die Saints spiele, hat er mich durch den Drive Through gefahren und ich habe meine Burger bekommen.
Perfektes Schlusswort. Vielen Dank fürs Gespräch!
Diese und weitere Anekdoten sowie alles Weitere zum bewegten Lebensweg von Kasim Edebali lest Ihr im gerade erschienenen Buch "Dream Chaser: Von Hamburg in die NFL".