Top 5: Die wichtigsten Erkenntnisse aus Woche 9 in der NFL

Von Adrian Franke
07. November 202209:50
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Der Krisengipfel in Woche 9 hält, was er verspricht - und ist ein Spiegelbild dieser Saison. In Miami spitzt sich derweil die Tua-Evaluation zu, während die NFC North vor einer Erschütterung der Macht steht. Außerdem: Wir sind in der Saison-Mitte angekommen, das heißt, es ist Zeit für Midseason-Awards!

Es ist keine neue Erkenntnis, dass diese Saison nicht das Niveau vergangener Jahre hat - zumindest auf der offensiven Seite des Balls. Tom Brady hat bereits vor einigen Wochen darüber gesprochen, dass er während dieser Saison "viel schlechten Football" gesehen habe, und jeder, der regelmäßig in der - auf offensive Production angewiesenen - Fantasy-Football-Welt unterwegs ist, wurde bereits intensiv mit diesem Thema konfrontiert.

Das Spiel der Bucs gegen die Rams am Sonntag war nicht nur ein sportlicher Krisengipfel, sondern auch Sinnbild für dieses Thema. Das sind zwei Teams, deren Offenses in der vergangenen Regular Season auf Platz 1 (Tampa Bay) und Platz 8 (Rams) in puncto Expected Points Added pro Play standen. Dieses Jahr knacken beide nicht einmal die Top 15, die Rams gingen auf Platz 31 in den Spieltag.

Dabei starteten beide mit Titel- oder zumindest gehobenen Playoff-Ambitionen in diese Saison, und das ist Teil dieses "viel schlechter Football"-Thematik: Zu viele Teams, die - vermeintlich - All-In sind, und hinter den Erwartungen, die damit einhergehen, deutlich zurückbleiben.

Die Packers (Platz 3 nach EPA/Play in der vergangenen Regular Season) und Chargers (Platz 5) kann man getrost in diese Liste hinzufügen. Green Bay sollte alle verfügbaren Chips in die Mitte des Tisches schieben, wenn man Aaron Rodgers schon 50 Millionen Dollar pro Jahr zahlt, und scheitert gerade auch an den eigenen Kader-Entscheidungen. Die Chargers sind All-In gegangen, und was sportlich bislang dabei herauskommt, spricht nicht gerade für einen guten Trainerstab.

Dass Teams wie die Giants oder Falcons statistische Argumente für eine Top-10-Offense haben, liegt nicht einfach nur daran, dass viele andere Teams schlecht spielen und es somit wenig Konkurrenz gibt. Doch die Tatsache, dass Teams wie die Bucs, Packers, Rams und Chargers weit ihren Möglichkeiten und ihren eigenen Ansprüchen hinterherhinken, trägt vor allem maßgeblich dazu bei, dass wir händeringend nach "echten Titelanwärtern" suchen.

1. Bucs vs. Rams: Krisengipfel bietet einige Lektionen

Man könnte an dieser Stelle argumentieren, dass mit dem Sieg der Bucs im direkten Duell zweier dieser Teams für die Rams die vielleicht letzte Chance verstrichen ist, um das Ruder noch herumzureißen, und zum Ende der Regular Season den eigenen Ansprüchen zumindest signifikant näher zu sein, als es in der ersten Saisonhälfte den Anschein hatte.

Dabei bietet der Saisonverlauf beider Teams jedoch wertvolle Lektionen. In Tampa Bay war man nach dem Gewinn des Super Bowls gleich im ersten Jahr mit Tom Brady voll darauf fokussiert, alle zusammenzuhalten, den Kader zu konservieren. Eine Strategie, die mit Blick auf Bradys Alter und das mutmaßlich kurze Fenster nachvollziehbar ist, aber auch eine Strategie, mit der neue Impulse von Rookies kommen müssen, und als die Verletzungen - und Rücktritte eines alternden Teams - zuschlugen, war es schwer, darauf zu reagieren.

Die Bucs hatten immer noch mehr als genügend individuelle Qualität, um sich als Team signifikant besser zu präsentieren als das, was wir über die ersten Wochen dieser Saison gesehen haben. Ich würde also mit Blick auf das Roster-Building nicht einmal bilanzieren, dass die Strategie fehlgeschlagen ist, sondern eher anprangern, was die Coaches aus dem vorhandenen Talent herausholen, beziehungsweise nicht herausholen.

Die Rams auf der anderen Seite sind, wer sie sind an diesem Punkt. Mit ihrer Strategie haben sie letztes Jahr den Super Bowl gewonnen, was ganz offensichtlich zu der Schlussfolgerung geführt hat, dass man das doch gleich nochmals versuchen könnte, wie das kolportierte Deadline-Mega-Angebot an die Panthers für Brian Burns unterstreicht.

Ich interpretiere diesen Versuch ganz klar dahingehend, dass die Rams nicht nur von dem eingeschlagenen Weg überzeugt sind, sondern dass sie mittlerweile auch ganz klar in einem sehr klar definierten Fenster denken: Das Fenster, ehe Aaron Donald und Matt Stafford - und womöglich weitere Spieler - die Pads an den Nagel hängen, was auch für Head Coach Sean McVay den Übergang zu einem lukrativen TV-Deal bedeuten könnte.

Das würde erklären, warum die Rams bereit waren, ihre verbliebenen Premium-Draft-Ressourcen der nächsten Jahre in Brian Burns zu investieren: Weil es bei dem aktuellen Fenster nicht darum geht, das Team jetzt kompetitiv zu halten und es auch in vier, fünf Jahren kontinuierlich oben zu halten, sondern darum, jetzt das Maximum herauszuholen. Danach die Sintflut, oder an irgendeinem Punkt tatsächlich: Fuck them Picks.

Ein Krisengipfel, der seinem Namen gerecht wird

Das Spiel selbst wurde dann dem Namen zumindest gerecht: Es war ein Krisengipfel, wobei "Krisental" vielleicht der Sache noch etwas gerechter werden würde.

Es war, ganz simpel auf den Punkt gebracht, das Spiel zweier Teams, die mit ihrer jeweiligen Offensive Line nur sehr wenig blocken können, und die sich dann noch zusätzlich selbst limitieren. Mit Drops, mit dem Play-Calling, mit individuellen Fehlern auch der Quarterbacks.

Und ich bleibe grundsätzlich bei diesen beiden Teams dabei, dass die Baustellen der Rams zu zahlreich sind, um sie kurzfristig zu schließen - was auch den Trade für Burns nur sehr bedingt effektiv gemacht hätte. Während die Bucs auf der anderen Seite genügend individuelle Qualität hätten, um das Ruder herumzureißen, sich aber selbst mit ihrem gesamten Offense-Scheme und ihrem Play-Calling signifikant selbst limitieren.

Bis einschließlich des Field-Goal-Drives, der acht Minuten vor dem Ende mit dem Kick zum 13:9 abgeschlossen wurde - die Drives danach habe ich rausgelassen, weil dann natürlich die Zeit und das Aufholen ein Faktor wurde - hatten die Bucs 23 First-Down-Plays. Zwölf davon, darunter die ersten sieben und zehn der ersten elf, waren Runs.

Nur drei dieser zwölf Run gingen für mehr als fünf Yards: Ein 6-Yarder und ein 7-Yarder von Rachaad White, sowie ein 6-Yard-Run von Fournette, der allerdings bei Erster-und-20 kam. Tampa Bay spielte so konstant mit einer Hand auf dem Rücken festgebunden, und hätte das Spiel zweier enttäuschender Teams trotzdem gewonnen, hätten die Bucs-Receiver nicht mehrfach in kritischen Situationen Pässe fallen gelassen.

Brady trägt die Bucs zum Sieg

Es war das Spiel zweier Teams, die derzeit mit Field Goals und Defense enge Spiele gewinnen müssen. Weit weg von der Feuerkraft vergangener Tage, weit weg von den Ansprüchen vergangener Tage - und ehrlicherweise sehe ich nicht, dass sich das in dieser Saison noch ändert.

Zumindest, das würde ich als persönliche Note hinzufügen, hat in meinen Augen der Spieler das Spiel gewonnen, der es verdient hatte: Brady litt das gesamte Spiel über unter seinen Receivern, der O-Line und dem Play-Calling, und machte dennoch deutlich mehr aus der Situation als Stafford auf der anderen Seite.

Das war ein Spiel, in dem Bradys Klasse - neben der eigenen Defense - den Unterschied ausmachte. Die Bucs werden noch weitere solcher Spiele von ihm brauchen.

2. Midseason-Awards: Wer steht zur Saisonmitte ganz oben?

Offensive Rookie of the Year: Chris Olave, WR, New Orleans Saints

Breece Hall hätte sich vielleicht in die Pole Position spielen können, doch nachdem seine Rookie-Saison gerade Fahrt aufgenommen hatte, verletzt sich der Jets-Back und wird den Rest der Saison verpassen.

Seattles Kenneth Walker begann die Saison als Backup (23 Runs insgesamt über die ersten fünf Wochen der Saison), zeigte seither aber bereits, wozu er in der Lage ist. Walker wäre mein heißester Kandidat darauf, dass er in der zweiten Saisonhälfte dominant, konstant und auffällig genug ist, um sich an die Spitze zu setzen. Houstons Dameon Pierce verdient mehr Aufmerksamkeit - aber ich vermute nicht, dass er die bekommt, angesichts dessen, wo die Texans sportlich stehen.

Running Backs und Quarterbacks stehen für den "Offensive Rookie of the Year"-Award in der Regel ganz oben, aber einen Quarterback, der dafür in Frage kommen würde, sehe ich noch deutlich weniger als letztes Jahr, als sich Mac Jones im Laufe der Saison zumindest in den Vordergrund spielen könnte.

Receiver haben es hier meist schwerer - aber hier ist die Auswahl in meinen Augen dieses Jahr am interessantesten! Garrett Wilson hat seine Qualitäten nach dem Catch bereits spektakulär unter Beweis gestellt, mir gefallen die Rollen, die Spieler wie Drake London, Alec Pierce, George Pickens und Romeo Doubs bereits ausfüllen können.

Aber es gibt nur einen aus dieser Gruppe, der nicht nur direkt durchstarten konnte, sondern der innerhalb kürzester Zeit zur klaren Nummer 1 seines Teams geworden ist, und das ist Chris Olave. Verletzungen von Michael Thomas und Jarvis Landry spielen hier eine Rolle, doch selbst in der Frühphase der Saison wirkte Olave wie der gefährlichste Receiver der Saints.

Olave kann im Slot und Outside spielen, er ist eine Big-Play-Waffe, kein anderer Rookie-Receiver ist dieses Jahr so konstant vertikal gefährlich und ist gleichzeitig konstant offen, arbeitet bei Scramble Drills zuverlässig zum Quarterback zurück und ist so stark gegen Man Coverage. Olave ist bis dato der beste offensive Rookie dieser Klasse.

Defensive Rookie of the Year: Sauce Gardner, CB, New York Jets

Linebacker und Pass-Rusher gewinnen diesen Award meist; in diesem Jahrtausend haben mit Marcus Peters (2015) und Marshon Lattimore (2017) nur zwei Cornerbacks - und Defensive Backs insgesamt - die Auszeichnung gewonnen.

Und irgendwo ist es auch logisch, denn fernab von allen Debatten darüber, ob Pass-Rush oder Coverage wertvoller sind, welche Position mehr Impact hat und wer den Award eher "verdient" hat, sind Linebacker durch Tacklings und Pass-Rusher durch Sacks schlichtweg wesentlich auffälliger, und stehen damit viel leichter eher im Fokus.

Insofern ist es für Cornerbacks hier ähnlich wie für Receiver auf der offensiven Seite, verglichen mit Quarterbacks und Running Backs: Man muss sich in den Vordergrund spielen, aber man muss auch ein Jahr erwischen, in dem sich auf den anderen Positionen niemand aufdrängt.

Dafür würde ich dieses Jahr argumentieren. Hutchinson spielt in Ordnung, Thibodeaux ebenfalls - dominant ist keiner der beiden. Sauce Gardner ist dominant.

Es ist schwer, Gardner zuzuschauen und nicht an Richard Sherman zu denken. Mit seiner Größe, mit seiner Physis, wie er den Kontakt in der Route, stets am Limit des Erlaubten; und ich würde argumentieren, dass sich Gardner besser, fließender bewegt als Sherman, er ist trotz seiner Größe überraschend agil und dreht sehr kontrolliert die Hüften.

Die diesjährige Rookie-Klasse könnte mehrere richtig gute Cornerbacks hervorbringen. Seattles Tariq Woolen etwa ist bereits eine Turnover-Maschine und könnte sich in den Vordergrund spielen, insbesondere dann, falls die Seahawks Richtung Playoffs marschieren und die Jets-Saison unspektakulär austrudeln sollte.

Wenn ich aber einen aus der Gruppe als Nummer-1-Corner prognostizieren müsste, dann wäre es Gardner. Diesen Eindruck hat er gegen Buffalo eindrucksvoll bestätigt.

Offensive Player of the Year: Tyreek Hill, WR, Miami Dolphins

Patrick Mahomes oder Josh Allen wäre hier ebenfalls eine sehr gute Wahl, A.J. Brown gehört für mich ebenfalls in diese Konversation, Brown hatte ebenfalls einen riesigen Impact auf die Offense der Eagles, nachdem er in der Offseason via Trade verpflichtet worden war und ist ein guter Vergleich zu Hill.

Hills Gravitation sehe ich als noch gravierender. Er ist der Spieler, der die Dolphins-Offense öffnet, und das auch in seiner Chiefs-Paraderolle - als Deep Threat, der gerne aus dem Slot vertikal attackiert - aber gleichzeitig auch innerhalb des Schemes von Mike McDaniel.

Und das öffnet so viel für Miami, es kreiert weit offene Wurffenster für Tua Tagovailoa, es kreiert Big Plays auch nach dem Catch als Receiver über die Mitte des Feldes. Hill führt zur Saison-Mitte die Liga in Receiving-Yards an, er ist dabei das Target-Monster geblieben, das er in Kansas City war - aber so viel effizienter Down für Down.

Hill steht bei 3,68 Yards pro gelaufener Route, das ist mehr als ein volles Yard (!) mehr als er in seiner in dieser Hinsicht besten Saison in Kansas City hatte. (2018/2,44 Yards pro gelaufener Route).

Er ist nicht nur ein Spieler, der den Unterschied macht, indem er Räume für andere kreiert, sondern er ist auch für sich betrachtet der beste Receiver dieser Saison. Oder anders gesagt: Hill ist dieses Jahr dominant, egal, ob er bei einem Play gerade den Ball fängt oder nicht.

Defensive Player of the Year: Micah Parsons, Edge, Dallas Cowboys

In puncto Pass-Rush-Qualität bewegen sich Micah Parsons und Myles Garrett in einer gänzlich eigenen Kategorie, und das obwohl sich Offenses offensichtlich auf sie fokussieren. Beide rangieren auch in der Top-5 unter Edge-Rushern was Quarterback-Pressures angeht, und während Parsons zwar im Vergleich mit Garrett die stärkeren Mitspieler neben sich an der Line hat, würde ich auch dafür argumentieren, dass er in Dallas eine variablere Rolle ausfüllt als Garrett in Cleveland.

Parsons ist mittlerweile deutlich mehr Edge-Rusher als Off-Ball-Linebacker; 347 Snaps hat er bislang in dieser Saison auf den Edge-Positionen verbracht, 105 auf Linebacker. Dennoch kann er je nach Matchup auch woanders aushelfen, er kann in Coverage bestehen, er kann bei 2nd Down eine grundsätzlich andere Aufgabe übernehmen als bei Third Down, und so weiter.

Und die Cowboys machen sich Parsons Athletik und Agilität auch in ihrer schematischen Grundstruktur zunutze, selbst wenn wir ausschließlich über den Pass-Rush sprechen. Keine Defense baut so viel auf Stunts wie die Cowboys, Parson kann hier nach dem Snap überall attackieren und seine Explosivität auf verschiedenen Wegen einbringen.

Der Spin Move gegen Donovan Smith in Woche 1, um Tom Brady zu Boden zu bringen, der Strip-Sack gegen die Rams und Matt Stafford, als er als einziger Rusher auf seiner Seite im Von-Miller-Stil super eng um den Tackle und am Running Back vorbei durchbrach; der Strip-Sack gegen die Lions war fast ein Spiegelbild davon: Parsons gewinnt auf verschiedensten Wegen, er ist für mich der dominanteste Verteidiger in der NFL aktuell.

Coach of the Year: Brian Daboll, New York Giants

Wenn ich hier eine Prognose abgeben müsste, wer es tatsächlich wird, müsste die Wahl vermutlich auf Nick Sirianni fallen. Gut möglich, dass die Eagles 15-2 oder 16-1 oder dergleichen gehen, den Nummer-1-Seed in der NFC vorzeitig eintüten und zum Ende der Regular Season bereit scheinen für einen tiefen Playoff-Run. Diese Dinge, vor allem wenn es ein Team betrifft, das die Buchmacher vor der Saison längst nicht so weit oben gesehen haben, sind meist sehr verlässliche Argumente für diese Auszeichnung.

Und ich will hier nicht sagen, dass Sirianni kein würdiger Gewinner wäre. Doch genau wie ich den Head-Coach-Hype um seinen Offensive Coordinator Shane Steichen mit ähnlichen Argumenten noch bremsen würde, finde ich auch hier das Argument durchaus angebracht, dass die Eagles den vermutlich komplettesten Kader in der NFL haben.

Auch diese PS muss man erst einmal auf die Straße bringen, aber nach allem, was wir sportlich mittlerweile über dieses Team wissen, sollten die Erwartungen auch hoch sein.

Bei den Giants ist die Situation komplett anders. Das ist ein Team im Umbruch, das zusätzlich zu den Abgängen der Offseason mit Verletzungen zu kämpfen hat, und das mehr als das Maximum aus dem vorhandenen Talent herausholt.

Und dabei ist ganz klar, dass die Giants nicht wenige Spiele in diesem Jahr gewonnen haben, die sie auch sehr gut hätten verlieren können; deren Ausgang ein gewisses Maß an Zufallselement in der entscheidenden Phase mit sich brachte.

Doch die Qualität, die Daboll gezeigt hat, sind nicht einfach die gewonnenen Spiele, wenngleich diese unabdingbar sind, um eine Chance auf diesen Award zu haben. Seine Qualität liegt darin, sich an sein offensives Personal anzupassen und auch trotz schwieriger Umstände in der Lage zu sein, offensive Production zu kreieren. Und es ist offensichtlich, dass er bereits dabei ist, eine über die letzten Jahre heruntergewirtschaftete Kultur in New York wiederzubeleben.

MVP: Patrick Mahomes, QB, Kansas City Chiefs

Das ist ein 2-Mann-Rennen, und ich erwarte nicht, dass sich das in der zweiten Saisonhälfte ändert: Patrick Mahomes und Josh Allen machen diesen Titel unter sich aus, und das hier ist eine 51:49-Entscheidung an diesem Punkt.

Das Argument für Mahomes fängt für mich vor allem damit an, dass er - im Gegensatz zu Allen - keine dominanten Wide Receiver hat, auch wenn Travis Kelce dieses Argument ein Stück weit entkräftet, und damit weitergehen, dass er nicht den Luxus hat, eine Top-5-Defense in seinem Rücken zu wissen, was Allen unweigerlich mehr Spielraum für Fehler gibt.

Umgekehrt würde ich auch argumentieren, dass Mahomes noch immer mehr "einfach" Production vom Scheme bekommt. Mahomes wirft etwa mehr Screens als Allen, die konstant effizient Raumgewinne erzielen. Insgesamt betrachtet bekommt er auch mehr als ein Yard nach dem Catch pro Completion mehr als Allen. Auch hat Mahomes die bessere Offensive Line vor sich.

Strukturell, und das war immer auf den Punkt gebracht die Beschreibung dieser Offense, ist Kansas City nach wie vor eine Quarterback-freundliche Offense, mit einem Elite-Quarterback am Steuerrad. Die Bills haben sich in dieser Hinsicht ohne Frage weiterentwickelt, insbesondere die Umstellungen in puncto Personnel-Groupings und Formationen seit der vergangenen Saison, in der die Bills es bereits viel mit 2-High-Coverages zu tun hatten, haben die Offense schwerer ausrechenbar gemacht.

Allen ist als Runner eine große Bedrohung, hier kann er noch mehr und regelmäßiger kreieren als Mahomes. Er legt auch mehr Big Plays im Passspiel auf und attackiert mehr und deutlich produktiver Downfield als Mahomes.

Es sind Nuancen, wenn man die beiden besten Quarterbacks in den beiden besten Offenses der Liga und den beiden gefährlichsten Teams der NFL gegeneinander aufwiegt. Zur Saison-Mitte würde ich argumentieren, dass Allens individueller Impact auf die Offense noch gewichtiger ist als der von Mahomes in Kansas City, aber auch dafür, dass er zuletzt zu wild und zu fehlerbehaftet gespielt hat. Das hat hier den Ausschlag gegeben.

3. Miamis Höhenflug - wie geht es weiter mit Tua?

Mit dem Sieg gegen die Bears marschieren die Miami Dolphins weiter Richtung Playoffs - und dementsprechend werden die Diskussionen um die Offense und ihren Quarterback nicht leiser werden. Eher im Gegenteil: Je näher die Dolphins Richtung Playoffs kommen, desto stärker wird darüber diskutiert, wie weit Miami mit Tua Tagovailoa kommen kann - in dieser Saison, aber auch perspektivisch.

Ich denke - und das sage ich ganz klar in dem Wissen, dass ich selbst bisweilen dazu beitrage - dass wir manchmal in der Analyse die Fokussierung auf den Quarterback reduzieren sollten. Nicht was die grundsätzliche Bedeutung der Position angeht, nicht was den grundsätzlichen Impact der Position angeht, wenn es um die übergreifende Analyse geht, um das Potenzial und das Roster Building eines Teams und dergleichen.

Aber die Fokussierung auf die Position des Quarterbacks hat auch dazu geführt, dass der gesamte Output der Offense im Einzelfall individuell auf den Quarterback übertragen wird.

Ein gutes Beispiel sind Expected Points Added pro Play: Eine sehr gute, eine der besten gar, Statistik, um Offenses generell einzusortieren. Aber ich würde in den meisten Fällen davon abraten, das zu stark direkt als Schlussfolgerung auf die Qualität des Quarterbacks zu übertragen; gute Offenses sind in der NFL mindestens genauso häufig deshalb gut, weil ein sehr guter Play-Caller mit Elite-Waffen schematisch das Maximum herausholt, wie sie es sind, weil ein Elite-Quarterback mögliche Defizite kaschiert.

Die besten Offenses gibt es, wenn beide Punkte zusammenkommen. Die Chiefs waren der goldene Standard dafür in den letzten fünf Jahren, eine Offense, die herausragende Waffen und einen Elite-Play-Caller mit einem Elite-Quarterback kombinierte. Dann bekommt man Offenses, die wirklich schwer zu stoppen sind.

Tua und der Quervergleich zu Jimmy Garoppolo

Doch Offenses, die schwer zu stoppen sind und die Top-10-Zahlen auflegen, kann man auch bekommen, wenn zwei dieser drei Kategorien erfüllt sind - und der Quarterback mehr funktionierender Teil einer funktionierenden Maschinerie ist.

Die 49ers waren unter Shanahan mehrfach das Paradebeispiel dafür: San Franciscos Offense belegte nach Expected Points Added pro Play den sechsten Platz in der vergangenen Saison, und das, obwohl kaum jemand für Jimmy Garoppolo als Top-10-Quarterback argumentieren dürfte.

Wir alle wissen, was Garoppolo ist, was er kann und was er nicht kann, und wie ideal die Umstände sein müssen, damit er überhaupt eine Chance darauf hat, eine Playoff-konkurrenzfähige Offense aufs Feld zu führen. San Francisco investierte viel, um ein Upgrade zu dieser Art Quarterback zu finden.

Die Dolphins in diesem Jahr haben eine Top-10-Offense, mit zwei Receivern, die statistisch auf historischem Kurs sind, und ich antizipiere nicht, dass Miami zeitnah aus dieser Top 10 rausfällt. Die beiden Receiver, Jaylen Waddle und Tyreek Hill, sind zwei der fünf, sechs gefährlichsten Speed-Receiver in der NFL, und wir sehen, wie gut Mike McDaniel darin ist, mit diesen beiden außergewöhnlichen Waffen zusätzlich vorteilhafte Matchups zu kreieren.

Und hier kommt Tua ins Spiel: Seine Accuracy ist gut, die Geschwindigkeit seiner Reads, seines Decision-Makings und seines Releases tragen dazu bei, dass die Offense funktioniert. Diese Eigenschaften tragen die Offense nicht, ich würde nicht einmal so weit gehen, zu sagen, dass es essenzielle Qualitäten sind, um die Offense in die Top 10 zu hieven. Aber sie helfen fraglos dabei, dass die Dolphins eine der gefährlichsten Offenses in der NFL haben.

Tagovailoas Aggressivität und Antizipation sind wichtig

Tua öffnet mit seinem hohen Spieltempo Dinge, die nicht jeder Quarterback öffnen kann, und weil er gegen Zone Coverage regelmäßig Räume antizipieren und den Ball schnell loswerden kann, kann er auch dann, wenn er den Ball nur sehr kurz nach dem Snap wirft, tiefere Räume anspielen. Diese Aggressivität ist wichtig dafür, dass die Offense regelmäßig Chunk Plays rausholen kann.

Tua spielt diszipliniert innerhalb der Offense, und das ist eine sehr gute Eigenschaft. Zu einer Top-10-Offense führt das jedoch nur mit kräftiger Mithilfe. Mit den Räumen, die Hill öffnet. Mit McDaniels auf Motion und Play Action ausgelegter Offense, deren Speed allein dafür sorgt, dass die Dolphins sich kaum mit Man Coverage herumschlagen müssen.

Vielleicht sind die Dolphins in einigen Jahren an einem ähnlichen Punkt, an dem die Niners mit Garoppolo angekommen waren. Denn darauf komme ich mit Tua immer wieder zurück: Dass er ein Quarterback ist, der ein funktionierendes System nicht nur umsetzen, sondern auch besser machen kann. Der aber auch davon abhängig ist, dass System und Mitspieler einen signifikanten Teil tragen können.

Garoppolo und Tua haben stilistisch einige Ähnlichkeiten, vor allem aber in ihrer Bedeutung für die Offense findet man einige Parallelen. So sind auch die Dolphins in der Situation, dass ein Upgrade sicher möglich ist, der Quarterback gleichzeitig aber auch eine ausreichend große Stütze in der Offense ist, dass ihn zu ersetzen keineswegs eine Selbstverständlichkeit wäre.

Oder anders formuliert: Tua spielt gut, und dennoch sieht man selbst in guten Spielen auch das Negative: Der Underthrow früh im Spiel zu Waddle, der Underthrow später, der 4th-Down-Pass - Tua Tagovailoa ist ein guter Quarterback, dessen größte Stärke sein Spieltempo ist und der wenige mentale Fehler macht; das Steelers-Spiel, in dem er gut und gerne drei Interceptions hätte haben müssen, mal ausgeklammert. Aber er ist auch ein Quarterback, bei dem Woche für Woche die gleichen Themen auf der negativen Seite aufkommen.

Die Frage, ob und was man einem solchen Quarterback bezahlt, und inwieweit man um ihn herum etwas aufbaut, ist eine kritische Weichenstellung für eine Franchise.

Dolphins: Wie sieht die Zukunft aus?

Spannend werden diese Überlegungen deshalb auch dahingehend, wenn es darum geht, welche Entscheidungen man jetzt mit dem Kader weiter trifft.

Der Trade für Bradley Chubb, der größte Trade zur diesjährigen Deadline, war ein klarer Fingerzeig dahingehend, wo sich die Dolphins sehen und wie sie ihre weitere Kaderplanung anpeilen. Miami hatte eigentlich zwei Erstrunden-Picks im kommenden Draft - nette Munition, um gegebenenfalls im Quarterback-Markt mitbieten zu können.

Diese beiden Picks sind weg, nach dem Tampering-Skandal in der Offseason sowie jetzt dem Chubb-Trade. Miami ist dabei, einen Kader zusammenzustellen, der sehr schnell sehr Top-heavy werden könnte. Mit teuren Verträgen für Chubb, Xavien Howard, Tyreek Hill, Terron Armstead sowie zeitnah - mutmaßlich - Tua und perspektivisch Jaylen Waddle, während es jetzt gleichzeitig schwieriger wird, junges, günstiges Talent nachzuziehen.

Die Dolphins hatten 2022 keine Picks in Runde eins oder zwei, werden im kommenden Draft nicht in der ersten, der vierten oder der fünften Runde picken und haben 2024 bereits ihre Picks in Runde 3 und Runde 4 abgegeben. Den Effekt davon wird man erst in zwei, drei Jahren spüren - aber er wird kommen. Wir sehen es dieses Jahr bei mehreren Teams.

Je weiter sich ein Kader entwickelt, desto schwieriger ist es, das aktuelle Leistungsniveau zu halten oder gar zu verbessern. Es braucht nicht nur gute Drafts, sondern an irgendeinem Punkt wird der Quarterback unvermeidbare Kader-Defizite kaschieren und Teile des Teams tragen müssen.

Ist Tua die Art Quarterback, bei dem ich bereit wäre, darauf zu setzen, dass er dazu in der Lage ist, und dass es sich in der Folge lohnt, den eingeschlagenen Kurs weiter zu verfolgen? Meine Tendenz geht immer noch in Richtung Nein. Gleichzeitig ist auch klar, dass es für Teams schwierig ist, einen Quarterback aufzugeben, der in einer der gefährlichsten Offenses der Liga spielt.

4. Packers fallen, Bears klettern: Wo steht die NFC North?

Manchmal liegt man richtig, wenn man versucht, die Themen des Spieltags zu antizipieren, zu antizipieren, worüber man schreiben wird und welche Themen die Diskussionen am Montag nach dem Spieltag prägen werden.

Ich bin ehrlich, dass ich diese Woche über die NFC North schreiben würde, hatte ich nicht erwartet. Ich bin davon ausgegangen, dass die Bears dann doch wieder einige Probleme haben würden, mit einer Dolphins-Defense, die zwar durch die Luft anfällig, am Boden aber stark ist.

Ich bin davon ausgegangen, dass die Vikings in Washington relativ sicher gewinnen - und dass die Packers gegen Detroit ihren zarten Positiv-Trend fortsetzen würden.

Den zumindest war ich bereit, Green Bay nach dem Bills-Spiel zu attestieren. Das war der in meinen Augen - gerade wenn man den Gegner bedenkt - beste Auftritt der Packers-Offense. Das Run Game wirkte explosiver (Anmerkung hier: ich verstehe nach wie vor nicht, warum das nicht zu 90 Prozent Aaron Jones' Backfield ist!), vor allem aber Rodgers spielte deutlich besser.

Und in der Frühphase schien sich das gegen die Lions fortzusetzen. Die frühe Interception per Helm-Abpraller war in erster Linie Pech, doch Rodgers attackierte wieder vertikal und aggressiv und schien ein wenig von seinem Mojo zurück zu haben.

Das aber war nicht von Dauer. Insgesamt drei Interceptions an oder in der gegnerischen Red Zone, mit einem vermasselten Trick Play und einem Wurf relativ klar in Coverage. Rodgers hatte einige Underthrows, die Green Bay potenzielle Punkte kosteten, während vor allem vor der zweiten Interception auch das Red-Zone-Play-Calling mit zwei Shotgun-Runs und einer Fade von der gegnerischen 1-Yard-Line sehr viel Raum für Verbesserungen bot.

Die Packers schlugen zurück, der erste Touchdown-Pass zu Lazard war glänzend platziert von Rodgers, aber das Spiel drehten sie nicht mehr. Es war, nach einem ermutigenden Auftritt gegen Buffalo, eine desaströse Niederlage.

State der NFC North: Wohin geht diese Division?

Doch wie bereits erwähnt, fand ich diesen Spieltag so passend, um über den Ist-Zustand, vor allem aber die Prognose dieser Division zu sprechen, weil alle vier Teams auf unerwartete Art und Weise in drei parallel stattfindenden Spielen auffällig wurden. Und weil sich mit Blick auf diese Division die Frage stellt: Sehen wir gerade eine Staffelstabübergabe?

Und wenn ja: An wen?

Denn klar ist, dass diese Division den Packers über die letzten Jahre gehörte. Green Bay dominierte die NFC North, gewann sie regelmäßig vorzeitig und mit Abstand. Klar scheint jedoch auch, dass die Zeit der Packers ihrem Ende entgegen geht. Und die Packers scheinen es zu wissen!

Wenn wir nur einigen der Berichte glauben, war Green Bay sehr aktiv auf dem Receiver-Markt vor der Deadline. Einen Erstrunden-Pick soll man den Panthers für D.J. Moore geboten haben, einen Zweitrunden-Pick den Steelers für Chase Claypool.

Es wirkt fast so, als wäre Green Bay mit dem Rodgers-Vertrag All-In gegangen, nur um dann erst viel zu spät zu bemerken, dass dieses Fenster kurz sein wird und dass Rookie-Receiver nur bedingt dabei helfen werden. Dass man auch wirklich All-In gehen muss, nicht nur mit dem Vertrag des Quarterbacks.

Green Bay ging mit einem Team an den Start, das eine Elite-Defense und einen Quarterback auf MVP-Level gebraucht hätte, um nochmals auf Titeljagd zu gehen. Aktuell haben die Packers beides nicht, und die Uhr tickt. Und wenn Rodgers jetzt schon gegen die schlechteste Defense der Liga Pässe mit kostspieligen Konsequenzen unterwirft, tickt sie vielleicht noch etwas schneller.

Bears finden eine bessere Offense-Formel

Was die Bears angeht bleibe ich dabei, dass die Bears zwar was den generellen Rebuild-Zustand dieses Kaders richtig lagen, und dass sie gute Moves gemacht haben, um Veterans weg zu traden und Kapital zu sammeln - aber dass die dennoch in der Offseason mehr hätten machen müssen, um Fields zu unterstützen.

Das war immer ein schwieriger Spagat, welchen Chicagos neues Regime bewältigen musste, und mit dem Trade für Claypool haben sie zumindest ein wenig eine erste Kurskorrektur vorgenommen.

Die größte Kurskorrektur aber fand nach der Thursday-Night-Niederlage gegen Washington statt, als die Bears beschlossen, dass der bisherige offensive Plan mit zumeist klar unterlegenem individuellen Talent so nicht aufgeht. Dass Fields noch nicht bereit ist, um aus der Pocket als Passer zu gewinnen, erst recht nicht in diesen Umständen, welche ein Kader im Umbruch eben mit sich bringen kann.

Fields selbst sprach nach dem überraschenden Sieg in New England darüber, dass man einige Designs aus dem Playbook der Baltimore Ravens übernommen habe, und das machte sich überdeutlich bemerkbar. Fields lief den Ball gegen die Patriots zwölf Mal, nur zwei davon waren Scrambles. Gegen die Dolphins am Sonntag waren es sogar 15 Runs, für 178 Rushing-Yards - so viele hatte noch nie ein Quarterback in einem Regular-Season-Spiel aufgelegt.

Fields war als Runner spektakulär. Er rettete Plays, und er war auch als designter Runner die gefährlichste Waffe für die Bears. Aber er hatte auch einige sehenswerte Pässe, darunter den Touchdown zu Darnell Mooney. Fields' exponierte Rolle als Runner öffnet auch Dinge im Passspiel, das Armtalent steht außer Frage und über die letzten Wochen bekommt man vermehrt den Eindruck, dass er sich im Passspiel steigert.

Die Bears zur richtigen Zeit am richtigen Ort?

Der QB-Run-lastige Ansatz ist keine Langzeitlösung, zumindest nicht in diesem Ausmaß. Fields muss sich als Passer weiterentwickeln, er muss in der Pocket nach wie vor deutlich besser werden.

Aber er ist ein außergewöhnlicher Runner: Diese Beschleunigung, das haben wir auf der Quarterback-Position selten gesehen und ich würde argumentieren, dass das aktuell auch niemand auf diesem Level abrufen kann, wenn es darum geht, Straight-Line zu beschleunigen. Die Offense muss diesen Aspekt schematisch einbauen, Fields ist hier zu wertvoll, um das nicht zu machen.

Die Bears sind noch immer inmitten eines Rebuilds, aber Fields' Trend über die letzten drei Wochen ist absolut ermutigend; ermutigend genug, um gezielter um sein Talent aufzubauen. Und Chicago hat die Mittel, um jetzt weiter um Fields aufzubauen, um sich schematisch weiter zu entwickeln. Plötzlich ist es ein Team, das eine konkrete Perspektive hat - und die sieht viel spannender aus, als ich vor der Saison gedacht hätte.

Die Bears könnten das interessanteste Team sein für die mittel- und langfristige Perspektive sein, wenn Fields seine Entwicklung fortsetzt. Die Vikings sind das Team, das kurzfristig in der Division übernehmen wird. Minnesota gewinnt weiterhin enge Spiele und stellt, das können wir an diesem Punkt auch relativ deutlich sagen, den komplettesten Kader dieser Division.

Auch in Minnesota wird es spannend sein, zu sehen, wie sich die Vikings perspektivisch aufstellen wollen. Das ist ein älteres Team in mehreren Bereichen, gleichzeitig wird Justin Jefferson bald sehr teuer - und beinahe jährlich stellt sich die Frage, ob man mit Cousins weitermachen will oder nicht. Aktuell sind die Vikings das beste Team in der Division. Daraus sollten sie allerdings auch Kapital schlagen, solange diese Aussage zutrifft.

5. Statement der Jets - Warnschuss für die Bills

Ich hatte nicht erwartet, dass die Jets die Bills schlagen können. Buffalo war bei den Buchmachern zweistelliger Favorit, und ich hatte eine faire Chance gesehen, dass die Bills diesen Spread covern.

Und das ausdrücklich nicht wegen der Offense: Ja, die Bills haben eine der wenigen Elite-Offenses dieser Saison, aber die Jets-Defense ist wirklich gut, über diese Unit hatte ich zuletzt bereits geschrieben. Dass die Bills lediglich 4,7 Yards pro Pass und zwei Turnover produzieren würden, hatte ich nicht antizipiert, aber dass es hier schwierig für Buffalo werden konnte, das war zu erwarten.

Der Optimismus zugunsten der Bills zumindest von meiner Seite ging maßgeblich von der anderen Seite des Balls aus. Buffalo hat eine sehr gute Defense, die zwar in der Vorwoche gegen Green Bay einige Probleme gegen den Run hatte, aber Zach Wilson vor erhebliche Probleme stellen sollte.

Jets: Wilson zeigt Licht und Schatten

In Teilen passierte das auch, Wilson kassierte zwei kostspielige Sacks, er hatte 136 Net Passing Yards und war bestenfalls ein guter Komplementärspieler. Was überraschte, war, dass Wilson nicht mehr Fehler in diesem Matchup machte - und dass es reichte, dass er dieser Komplementärspieler war.

Sprich, das Run Game war besser und die Defense war besser als gedacht. Wilson hatte einige gute Pässe, einige sehenswerte Bälle in enge Fenster, dazu einige gute Scrambles, und Garrett Wilson entwickelt sich mehr und mehr in einen Nummer-1-Receiver.

Wenn Wilson halbwegs fehlerfrei spielen kann, und die Handvoll schwieriger Pässe pro Spiel anbringt, können die Jets ein kompletteres Team werden, als ich antizipiert hatte. Auch wenn bei mir zumindest mit Blick auf Wilson Zweifel bleiben.

Ein Warnschuss für die Bills

Es war eine eindrucksvolle Leistung der Jets, und dennoch waren es Fehler der Bills, die diese Niederlage zuließen. Und damit gleichermaßen ein Warnschuss.

Ein Warnschuss für die Run-Defense, die gegen die Packers in der Vorwoche bereits ungewohnte Löcher offenbart hatte, und dann auch gegen die Jets merkliche Probleme hatte.

Und ein Warnschuss für Josh Allen, der, bei all seinen Qualitäten, bei all den Big Plays, die er auflegen und Yards, die er am Boden kreieren kann, in den vergangenen Wochen zu sehr in alte Tendenzen verfallen ist und zu wild gespielt hat.

Beide Interceptions waren klare Fehler von Allen, bei denen er den Ball in Coverage oder zumindest in Reichweite des Cornerbacks warf. Einige der Risiken, die er eingeht, sind vertretbar, weil umgekehrt eben auch die Big Plays daraus resultieren. Doch er muss die Konstanz in der zweiten Saisonhälfte wieder hochschrauben, denn in den Playoffs wird er sie brauchen.