NFL, Week 8 - Gewinner: Will Levis (QB, Tennessee Titans)
24 Jahre ist Will Levis alt, von den Titans wurde er in der 2. Draft-Runde an Position 33 ausgewählt. An seiner Armstärke gab es keine Zweifel, beim Rest war man sich nicht ganz so sicher. Gegen die Atlanta Falcons durfte er nun sein NFL-Debüt geben, weil Starter Ryan Tannehill verletzt ausfällt. Das Resultat fiel fantastisch aus: 19 von 29 Pässen brachte er an den Mann, für vier Touchdowns und 238 Yards, komplett ohne Turnover. Wer alle Passversuche scouten will, kann das hier tun: Vor allem sein Deep Ball war brutal gut und hätte sogar zu mehr Yards führen können, lediglich ein Ball war eine potenzielle Interception.
"Ein Traum ist wahr geworden", jubelte Levis nach seinem ersten NFL-Start. Lob gab es auch von den Teamkollegen - und von Head Coach Mike Vrabel: "Kein schlechtes Debüt. Wir haben ein paar tiefe Würfe angebracht, als die Chance da war." Vrabel muss nun entscheiden, wie es weitergeht. Ein toller Auftakt ist noch lange keine Garantie für eine große Karriere, wie das Beispiel von Marcus Mariota zeigt, der 2015 ebenfalls mit vier Touchdowns debütierte. Andererseits hat sich Levis auf jeden Fall eine weitere Chance verdient.
Die dürfte er im Thursday Night Game bekommen, da geht es gegen die starke Steelers-Defense. Läuft es da ähnlich gut, könnte er Tannehill als Starter ablösen, dessen Vertrag läuft ohnehin aus. Der könnte bis zur Trade Deadline am Dienstagabend sogar noch einen Draft Pick einbringen, wenn man ihn tradet. Aber das wäre natürlich auch ein riskanter Move.
NFL, Week 8 - Verlierer: Kirk Cousins (QB, Minnesota Vikings)
Ein falscher Schritt ohne Fremdeinwirkung - und plötzlich war sie vorbei, die Saison von Kirk Cousins. Der 35 Jahre alte Quarterback der Vikings hat sich die Achillessehne gerissen, die offizielle Bestätigung der Vikings folgte am Montag.
Ein ganz bitterer Schlag für die Playoff-Hoffnungen des Teams, und wie beliebt der QB bei seinen Mitspielern war, zeigen die Berichte, wonach es in der Kabine sogar Tränen gegeben haben soll. Die Saison für Cousins ist auf jeden Fall vorbei, er könnte damit sein letztes Spiel in Minnesota absolviert haben. Mit bisher 18 Touchdown-Pässen und fünf Interceptions hatte Cousins, seit 2018 in Minnesota, die vielleicht beste Saison seiner Karriere gespielt.
Es war sowieso ein vermaledeiter Tag für Quarterbacks. Neben Cousins mussten auch Matthew Stafford (Daumen), Tyrod Taylor (Rippen) und Kenny Pickett (Rippe) verletzt raus, bei Desmond Ridder stand zudem eine Gehirnerschütterung im Raum. Bedenkt man die Starter, die sowieso schon verletzt fehlten (Ryan Tannehill, Justin Fields, Daniel Jones, Deshaun Watson), dazu die langzeitverletzten Anthony Richardson und Aaron Rodgers ... in dem Tempo ist bis zu den Playoffs niemand mehr übrig.
NFL, Week 8 - Premieren und Rekorde des Tages
Im Schnelldurchlauf:
- Running Back Cam Akers erzielte gegen Green Bay (24:10) den ersten Rushing Touchdown der Saison für die Minnesota Vikings.
- Running Back Breece Hall gelang für die Jets gegen die Giants (13:10 OT) der erste Touchdown in einem ersten Viertel in dieser Saison.
- Titans-QB Will Levis hatten wir zwar oben schon, aber noch eine Statistik: Mit vier Touchdown-Pässen verdoppelte er mal eben die Zahl von Starter Ryan Tannehill - der hatte bisher in sechs Spielen erst zwei.
- Kicker Joey Slye traf für die Commanders gegen Philadelphia (31:38) ein Field Goal aus 61 Yards: Franchise-Rekord!
- Conerback DaRon Bland verbuchte für die Cowboys gegen die Rams (43:20) seinen dritten Pick-Six der Saison. Das hat es in der Geschichte der glorreichen Franchise noch nie gegeben.
- Running Back Christian McCaffrey erzielte in seinem 17. Spiel in Folge einen Touchdown - NFL-Rekord eingestellt. Keine Angst, CMC: Wenn du den Rekord in zwei Wochen gegen Jacksonville brechen solltest, widmen wir Dir wieder etwas mehr Platz!
NFL, Week 8 - Wutrede des Tages: Diontae Johnson (WR, Pittsburgh Steelers)
10:20 verloren die Steelers gegen die Jacksonville Jaguars - und Diontae Johnson hatte die Schuldigen schnell ausgemacht. "Die Referees haben uns das komplette Spiel über gekillt", schimpfte er. "Der Coach sagt, dass wir mit den Refs nicht beschäftigen sollen, was auch immer. Aber mir haben sie heute nicht gefallen. Sie müssen gut bezahlt worden sein." Der Stein des Anstoßes: Eine Offside-Strafe kurz vor der Pause, die ein 55-Yard-Field-Goal von Kicker Chris Boswell zunichte machte.
Damit aber nicht genug: Wenn schon eine Strafe der NFL für diese Schiri-Schelte, dann muss sie sich auch lohnen, dachte sich Johnson wohl. Und legte nach: "Sie haben dummes Zeug gecallt. Sie sollten für schlechte Entscheidungen eine Geldstrafe zahlen müssen. So angepisst bin ich. Sie haben uns heute den Sieg gekostet." Und: "Sie wollten, dass die Jags gewinnen, Bro. Sie haben in ihre Richtung entschieden. Jeden einzelnen Call, aber so ist das nun mal."
Über den Offside-Call kann man zumindest streiten. Head Coach Mike Tomlin zeigte sich auch verwundert: "Das habe ich in 17 Jahren an der Seitenlinie noch nie gesehen." Trotzdem sind die Refs bei weitem nicht so gut darin, die Steelers zu stoppen, wie sie es selbst sind. Pittsburghs Offense ist nämlich schon die komplette Saison über grausam anzusehen. Darüber sollte sich Johnson zuallererst Gedanken machen ...
NFL, Week 8 - Gewinner: Football-Fans in New York
Okay, vor allem die Jets-Fans natürlich, die nach dem 13:10 gegen die Giants in Overtime jubeln durften. Aber auch die Fans in blau werden einiges zu erzählen haben, aus dieser dramatischen Schlussphase. Selbst konservative Berechnungen hatten den G-Men eine Siegchance von mindestens 98 Prozent ausgestellt, als Kicker Graham Gano 28 Sekunden vor Schluss zum leichten Field Goal aus 35 Yards antrat - ein 16:10 hätten die Jets mit nur einer Auszeit kaum wettmachen können.
Aber Gano verschoss, Zach Wilson verwandelte sich bei seinen nächsten beiden Pässen plötzlich in Joe Montana und holte 58 Yards - und dann gelang es, den Ball eine Sekunde vor Ablauf der Uhr zu spiken und so das Field Goal zum Ausgleich zu ermöglichen (PS: Eigentlich nicht ganz sauber!). Und so gewannen die Jets, auch wenn das am Ende niemand erklären konnte. "Sie haben uns den Sieg am Ende noch geklaut", sagte Left Tackle Justin Pugh von den Giants. "Wobei: Eigentlich nicht 'geklaut', wir haben ihn auch noch verschenkt. Glückwunsch an sie."
NFL, Week 8 - Verlierer: Football-Fans in New York
Vor Zach Wilsons Heldentaten in den letzten knapp 30 Sekunden und der anschließenden Overtime mussten die 82.500 Fans im ausverkauften MetLife Stadium schließlich auch noch die über 59 Minuten zuvor überstehen. Das ist ihnen mit Sicherheit nicht leichtgefallen: Acht First Downs und 0/18 bei Third Down in der ersten Hälfte - autsch! Am Ende waren es zusammengenommen stolze 4/34 bei Third Down, dazu auch noch 15 Strafen für 158 Yards. 24 Punts durften die Fans bestaunen, die meisten in einem Spiel seit 2003.
Besonders unfähig war allerdings das Passing Game der Giants: Tyrod Taylor brachte es auf 8 Yards (4/7) Passing, sein Ersatzmann Tommy DeVito verlor bei seinen sieben Passversuchen sogar ein Yard.
Rechnet man den Raumverlust durch die vier Sacks obendrauf, standen die Giants im Passspiel am Ende bei minus neun Yards! So schlecht waren zuletzt die Cleveland Browns im Dezember 2000 ...
NFL, Week 8 - Statistik des Tages: Tyreek Hill (WR Dolphins) und A.J. Brown (WR Eagles)
Acht Catches für 112 Yards und einen Touchdown beim 31:17 der Miami Dolphins gegen die New England Patriots für Wide Receiver Tyreek Hill. Damit knackte er schon jetzt die Marke von 1.000 Receiving Yards für die Saison - und ist der erste Spieler der Super-Bowl-Ära, dem das schon nach acht Spielen gelingt. Unfassbar, der Kerl.
Kann Hill sogar den MVP-Award gewinnen? Wenn er die 2.000 Receiving Yards knackt und so einen neuen NFL-Rekord aufstellt, wird er auf jeden Fall auf den Wahlzetteln landen. Wahrscheinlicher ist aber der Award für den Offensive Player of the Year, der öfter mal nicht an Quarterbacks verliehen wird.
Aber Vorsicht: Wideout A.J. Brown von den Philadelphia Eagles ist ebenfalls in bestechender Form! Gegen die Commanders lieferte er sein sechstes Spiel in Folge mit mindestens 125 Receiving Yards ab - neuer NFL-Rekord. Insgesamt liegt er mit 939 Yards nur knapp hinter Hill (1.014 Yards).
NFL, Week 8 - Zauberer des Tages: Joe Burrow (QB, Cincinnati Bengals)
Hand aufs Herz: Wie ist es möglich, in dieser Szene nicht gesackt zu werden? Bengals-QB Joe Burrow entzog sich nicht nur in Houdini-Manier mehreren Pass Rushern, sondern brachte sogar noch den Pass zum First Down an. Nach dem 31:17 von Cincy in San Francisco muss man festhalten: Burrow ist wieder in Topform (28/32 für 283 Yards und drei Scores) und die Bengals (4-3) voll auf Playoff-Kurs.
NFL, Week 8 - Gewinner: Bryce Young (QB, Carolina Panthers)
Über Wochen hatte der Top-Pick des vergangenen Drafts die Kritik gehört, und das Getuschel, ob die Panthers an erster Stelle nicht doch C.J. Stroud hätten auswählen sollen. Der wusste bei den Houston Texans schließlich von Beginn an zu überzeugen. Im direkten Duell der beiden Kumpels hatte Young diesmal aber die Nase vorn - und konnte endlich den ersten Sieg seiner NFL-Karriere bejubeln.
Nötig war dazu ein finaler Drive im Schlussviertel, bevor Kicker Eddy Pineiro aus 23 Yards zum 15:13-Sieg traf. "Das Selbstbewusstsein in seiner Stimme war es", lobte Receiver Adam Thielen seinen jungen Quarterback. "Wenn man diese Energie und dieses Selbstbewusstsein spürt, glaubt man daran, dass er seine Pässe anbringt. Er wird dich finden, mach einfach deinen Job." Das Ende vom Lied: Young fand Thielen im letzten Drive bei Fourth-and-Two für einen 3-Yard-Catch. Und wenig später wurde gefeiert.
NFL, Week 8 - Verlierer: Kansas City Chiefs
Sechs Siege in Folge hatten die Chiefs nach der Niederlage gegen die Lions zum Saisonauftakt verbucht, alles schien für den Titelverteidiger relativ glatt zu laufen. Nach dieser Niederlage gegen die Broncos (9:24) darf aber so einiges hinterfragt werden. Zwölf Siege in Folge hatte Mahomes bisher in seine Karriere gegen Denver geholt, überhaupt hatte er in der AFC West noch kein einziges Auswärtsspiel verloren. So aber gelang den Chiefs kein einziger Touchdown - und Mahomes zum ersten Mal seit Dezember 2021 kein Touchdown-Pass.
Eine größere Rolle könnte auch der Fakt gespielt haben, dass sich Mahomes die Woche über mit einer Mageninfektion und Grippe-Symptomen herumschlug - am Samstag soll er laut Medienberichten sogar Infusionen bekommen haben, um überhaupt spielen zu können. Um am kommenden Sonntag in Frankfurt mit der überragenden Dolphins-Offense mithalten zu können, muss die Chiefs-Offense aber ein paar Zähne zulegen.
PS: Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Und so schallte nach dem Sieg "Shake it Off" von Taylor Swift durch das Empower Field in Denver. Nein, vor Ort war die Flamme von Chiefs-Tight-End Travis Kelce diesmal nicht.
PPS: Kein Quarterback hat in dieser Saison mehr Interceptions geworfen als Patrick Mahomes (8).
NFL, Week 8 - Kopfball des Tages: Jamal Adams (Safety, Seattle Seahawks)
Es brauchte ein Big Play für die Seattle Seahawks, um das Duell mit den Cleveland Browns noch zu drehen. Eins "mit Köpfchen", wenn ich mir diesen Kalauer erlauben dürfte. Und genau das lieferte Jamal Adams mit 1:57 Minuten zu spielen. Der für seinen Pass Rush berühmte Safety stürmte auf Browns-QB PJ Walker zu, kam aber nicht durch. Genau im richtigen Moment sprang er aber hoch - und verwandelte dessen Pass bei Third Down mit seinem Helm in eine Bogenlampe, die in den Händen von Teamkollege Julian Love landete. Seine Offense nutzte die Aktion zum späten Touchdown und 24:20-Erfolg.
"Das habe ich von Messi", sagte Adams. Auf Loves Reaktion, dass es eher nach Cristiano Ronaldo ausgesehen habe, entgegnete er: "Ronaldo. Messi. Nennt es, wie ihr wollt. Hauptsache wir gewinnen."
NFL, Week 8 - Pressemitteilung des Tages: NFL
Warum auf die Halftime Show des Super Bowls im Februar mit Usher warten, wenn das Gute doch so nah liegt? Das dachte sich auf jeden Fall die NFL - und hat für das Spiel in Frankfurt am kommenden Sonntag (15.30 Uhr) die erste Halftime Show in Deutschland angekündigt.
In der Halbzeit im Spiel zwischen den Kansas City Chiefs und den Miami Dolphins werden im Stadion Frankfurt Singer/Songwriter Nico Santos und der Berliner Rapper Kontra K auftreten. Wisst Ihr Bescheid! In der Pressemitteilung dazu heißt es: "Die Kombination aus Nico Santos und Kontra K verspricht einen einzigartigen Top-Act, der die Brücke zwischen englisch- und deutschsprachiger Musik schlägt."
Dann kann ja nichts mehr schiefgehen!