"With the first pick in the 2014 NHL Draft the Florida Panther select..." - In der Nacht zu Samstag findet im Wells Fargo Center der NHL Draft statt und die schwächelnden Teams der letzten Saison suchen wieder die lukrativsten Shooting Stars auf dem Eis. Wen verschlägt es an eins in die Sonne Floridas und wo landet Leon Draisaitl? SPOX blickt auf die zehn besten Talente und verrät, wo sie landen könnten.
Sam Bennett, C, Kingston Frontenacs
Bennett ist das Schweizer Taschenmesser unter den diesjährigen Center-Talenten. Gemeinsam mit Namensvetter Reinhart verfügt er über die wohl ausgereiftesten Offensiv-Skills. Der gerade erst 18 Jahre alte Linkshänder verfügt ebenso wie sein Top-Prospect-Kollege über eine herausragende Spielintelligenz in alle drei Dritteln und kann das Spiel für sein Alter schon sehr gut lesen.
Aber erst wenn der Kanadier den Puck am Schläger hat, beginnt das große Kino. Kein anderer Spieler der Draft kann so hervorragend mit dem Spielgerät umgehen, wie Bennett. 36 Tore in 57 Spielen erzielte der Frontenac. Besonders im Eins-gegen-Eins ist Bennett kaum zu stoppen, im Power Play hat er dagegen noch Verbesserungspotential.
Das größte Manko des mit Abstand jüngsten Top-Prospects ist allerdings seine Physis. Nur 81 Kilo bringt der 1,83 Meter große Center auf die Waage, allein Leon Draisaitl ist 14 Kilo schwerer, ganz zu Schweigen von den Kalibern die in der NHL auf den Youngster warten.
Bennett ist aktuell der heißeste Anwärter auf den Top-Pick der Florida Panthers. Zwar verfügen diese schon mit Alexander Barkov und Nick Bjugstad über zwei talentierte junge Center, Bennett könnte allerdings der Franchise-Player der schwächelnden Panthers werden.
Draft-Tipp: Florida Panthers, No. 1
Sam Reinhart, C, Kootenay Ice
Reinharts Weg in die NHL wurde bereits bei seiner Geburt vorgezeichnet, immerhin spielte sein Vater Paul in der NHL, seine Brüder Maxwell und Griffin wurden bereits gedraftet, letzterer steht seit 2013 für die Calgary Flames auf dem Eis. Sam ist aber definitiv der talentierteste der Vier.
Seine Spielübersicht, gepaart mit hervorragenden Playmaking-Skills und einer hohen Spielintelligenz sind eine sehr seltene Kombination in der diesjährigen Draft. Vor allem sein hoher Hockey-IQ erlaubt es ihm, dass Spiel genauestens zu analysieren und die richtigen Entscheidungen zu treffen. 86 Assists in 73 Spielen für die Ice sprechen eine mehr als deutliche Sprache über seine Passqualitäten.
Auch an der Bande kann sich Reinhart trotz seiner nur 1,84 Meter gut behaupten und sich auch aus engen Situationen befreien. Seine Skating-Fähigkeiten sind dagegen noch ausbaufähig, vor allem an seiner Schnelligkeit muss der 18-Jährige noch arbeiten. Viel mehr Schwächen sucht man aber bei Reinhart vergebens.
Die Offensivpower des 18-Jährigen würde den Buffalo Sabres gut zu Gesicht stehen, die in der vergangenen Saison nur 150 Tore erzielten - der schlechteste Wert der NHL. Alles andere als ein Center käme extrem überraschend!
Draft-Tipp: Buffalo Sabres, No. 2
Aaron Ekblad, D, Barrie Colts
Ekblad ist zweifelsohne der beste Defenseman der Draft. 98 Kilo wirft der 1,93 Meter große Kanadier auf das Eis. Dabei wirkt das Spiel des 18-Jährigen alles andere als spektakulär, Kritiker bezeichnen es sogar als langweilig. Doch vielmehr behält Ekblad im eigenen Drittel in fast jeder Situation die Kontrolle und löst viele brenzlige Situationen, weil er ruhig bleibt und nicht in Panik verfällt.
Dank seiner Größe ist er in der Lage, die meisten Gegenspieler im Eins-gegen-eins zu dominieren. Vor allem im letzten Jahr legte Ekblad, der in dieser Saison neben einer Berufung ins OHL-First-Team auch noch den Defenseman-of-the-Year-Award abräumte, nochmal um einiges an Schnelligkeit zu, was ihm dabei hilft, zu schnellen Centern aufzuschließen. Generell besteht aber bei seinen Skating-Fähigkeiten noch am meisten Handlungsbedarf.
Hat Ekblad einmal den Puck am eigenen Schläger, fühlt er sich vor allem in der Transition wohl und spielt zum Teil jetzt schon fabelhafte Pässe, um die Offense einzuleiten. Auch sein Schuss kann sich jetzt schon sehen lassen, auch wenn sein Fokus naturgemäß natürlich auf der Defense liegt.
Ekblad, der im letzten Jahr mit der kanadischen U18 als Kapitän Gold gewann, wäre ein perfekter Pick für die Edmonton Oilers. Er könnte gemeinsam mit Darnell Nurse und Nail Jakupov die Achse die kommenden Jahre bilden. GM Craig MacTavish soll zudem alle Hebel in Bewegung setzen wollen, um Ekblad zu verpflichten.
Draft-Tipp: Edmonton Oilers, No. 3
Michael DalColle, LW, Oshawa Generals
Dal Colle geht defintiv nicht als kompletter NHL-Profi in die Draft und wird sicherlich ein bis zwei Saisons brauchen, um auch auf höchster Ebene Fuß zu fassen.
Am Puck verfügt der Kanadier über ein unglaubliches Talent und auch seine Skating-Fähigkeiten können sich schon sehen lassen. Auch seine Mitspieler bedient Dal Colle exzellent, vor allem Pässe über die Bande antizipiert er gut.
Obwohl er sein Leben lang in der Mitte gespielt hat, wird er in der NHL wohl auf dem linken Flügel spielen. Dazu passen auch seine formidablen Passing-Skills. Wie bei Sam Bennett ist Dal Colles größtes Manko sein geringes Gewicht, nur 81 Kilo bringt der Kanadier auf die Waage.
Die Calgary Flames haben mit der Verpflichtung von GM Brad Treliving frischen Wind in die Franchise gebracht, Dal Colle passt als aufstrebendes Talent zum Team, zumal mit Sean Monahan ein weiterer talentierter Center im Kader steht. An dieser Stelle könnte aber auch Leon Draisaitl eine Option sein.
Draft-Tipp: Calgary Flames, No.4
Leon Draisaitl, C, Prince Albert Raiders
Seit Wochen ist der Hype um "The German Gretzky" unglaublich groß, sogar vom ersten deutschen Top-Pick war zwischendurch die Rede. Dieser wird es aller nach Voraussicht nicht, der höchste europäische Pick könnte Draisaitl aber trotzdem werden. Vor allem offensiv überzeugt Draisaitl, 105 Scorerpunkte sammelte der Deutsche - genauso viele wie Sam Reinhart.
Den Kootenay-Center übertrifft der 18-Jährige allerdings mit seiner Physis, 95 Kilo wirft Draisaitl in die Waagschale und hat sich in seinem zweiten Jahr in der WHL an die härtere Spielweise in Nordamerika gewöhnt. Auf dem Eis nutzt er seinen Körper um offensiv aggressiv zu Werke zu gehen und frei zum Abschluss zu kommen. Auch am Puck überzeugt Draisaitl und kann pfeilschnell abschließen.
Seine Zukunft in der NHL wird wohl eher auf dem linken Flügel liegen, als in der Mitte. Um sich auch auf höchster Ebene durchsetzen zu können muss der Deutsche vor allem noch an seinen Skating-Skills arbeiten und noch etwas an Gewicht zulegen.
Hinter dem Top-Trio Reinhart, Ekblad und Bennett dürfte Draisaitl für jedes Team eine Option sein, am ehesten dürften aber die New York Islanders zuschlagen, bei denen der Deutsche hinter John Tavares und Frans Nielsen direkt etwas Eiszeit sammeln dürfte.
Draft-Tipp: New York Islanders, No. 5
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Nikolaj Ehlers, LW, Halifax Mooseheads
Dänemarks Eishockey-Hoffnung ist eine absoluter Spezialist, wenn es darum geht, die Torsirene erklingen zu lassen. Ob im Power-Play, in Unterzahl: Ehlers ist jederzeit in der Lage einzunetzen. 49 Tore erzielte der Moosehead in 63 Ligaspielen, genau wie William Nylander ist er extrem schnell auf Schlittschuhen unterwegs und bringt seine Gegner mit schnellen Richtungswechseln zur Verzweiflung.
Sein Wrist Shot gehört mit zu dem besten, was die diesjährige Draft zu bieten hat. Ein Fragezeichen steht noch hinter seiner geringen Körpergröße von 1,82 Metern und der Frage, wie viel Entwicklungspotential in dem Linkshänder noch steckt.
Ehlers könnte genau der richtige Pick für die Canucks sein, die ihrem Roster nach den verpassten Playoffs einer Frischzellenkur unterziehen wollen, ohne dabei komplett in den Rebuild zu gehen. Der Däne könnte mit seiner Explosivität auf dem Eis die richtige Wahl sein.
Draft-Tipp: Vancouver Canucks, No. 6
Kasperi Kapanen, RW, Kalevan Pallo
Wie Sam Reinhart hat auch der Finne die NHL-Geschichte im Blut. Sein Vater Sami bestritt über 800 Spiele in der NHL, auch hier ist der Sohn aber wohl deutlich talentierter. Kaum ein Spieler verfügt über so ein komplettes Skill-Set wie Kapanen, der vor allem in der Offensive über Unmengen an Potential verfügt.
Der 17-Jährige kann auf beiden Flügeln spielen und zeigte in der heimischen SM-Liiga, dass er seinen Teamkollegen den Puck hervorragend auflegen kann. Auch im eigenen Drittel übernimmt er schon viel Verantwortung und versteckt sich nicht im Teamverbund. In einigen Situationen merkt man Kapanen aber noch seine Unerfahrenheit an, so zögert er meistens einen Tick zu lange, bevor er zum Abschluss kommt.
Kapanen könnte am Ende bei dem Ex-Team seines Vaters landen, den Carolina Hurricanes. Die suchen in der Offseason nach Verstärkungen für die Offensive, der Finne könnte daher als dritter Europäer über die Draft-Theke gehen.
Draft-Tipp: Carolina Hurricanes, No. 7
William Nylander, RW/C, Modo Hockey
Der Schwede ist wohl gemeinsam mit Kasperi Kapanen das größte europäische Talent dieser Draft. Kaum ein Spieler ist so schnell und wendig wie Nylander, der in Sachen Skating seinen Mitbewerbern um einiges voraus ist. Auch mit dem Schläger geht er schon hervorragend um und kreiert sich einige Torchancen. Elf Tore in 17 Spielen für Södertälje zeigen, wie gefährlich Nylander sein kann.
Große Fragezeichen stehen allerdings auch bei ihm hinter seiner Physis. Nylander wird wohl nie zu den Brechern unter den Centern gehören. Durch seine Schnelligkeit hat er aber durchaus die Chance, auch in der NHL zu bestehen, zuletzt wich er immer öfter auf den rechten Flügel aus.
Nylander ist für die Toronto Maple Leafs mit dem achten Pick nur schwer zu übergehen. Mit seiner Mischung aus Skill, Schnelligkeit und Potential könnte der Schwede für spektakuläre Szenen im Air Canada Centre sorgen.
Draft-Tipp: Toronto Maple Leafs, No. 8
Jake Virtanen, LW, Calgary Hitmen
Der Kanadier zählt zu den Scharfschützen unter den Top Prospects. Virtanen kann nicht nur aus allen Lagen abziehen, sondern auch Treffen.
Besonders direkt vor dem gegnerischen Tor besticht der Linkshänder mit Ruhe und Gelassenheit und netzt auch im Schläger-Dickicht rund um den gegnerischen Goalie unheimlich effizient ein.
Auch seine Skating-Skills können sich schon sehen lassen, im Eins-gegen-Eins ist der rechte Flügel den meisten Gegnern überlegen. Seine 45 Treffer sprechen eine deutliche Sprache über seine Torgefahr. Virtanen könnte als einer der besten Spieler aus der diesjährigen Draft Class hervorgehen, braucht aber sich noch ein bis zwei Jahre, bis er auch in der NHL nach Belieben scoren kann.
Ähnlich wie die davor ziehen Maple Leafs benötigen auch die Jets eine Menge Feuerkraft in der Offense, Jake Virtanen könnte für Winnipeg daher ein äußerst interessanter Pick an neunter Stelle sein.
Draft-Tipp: Winnipeg Jets, No. 9
Brendan Perlini, LW, Niagara IceDogs
Der Kanadier, ein Ex-Teamkollege von Aaron Ekblad, zeigt ein sehr gut ausgebildetes Offensivspiel. Besonders sein Hockey-IQ und seine starken Skating-Skills stechen dabei heraus, aber auch sein Torriecher ist nicht zu verachten. Zwölf Scorerpunkte stehen 71 in dieser Spielzeit gegenüber, bei nur einem Spiel mehr wohlgemerkt.
Das Manko des linken Flügels besteht darin, dass er in keiner Kategorie wirklich überragt. Auch sein Entwicklungspotential scheint nicht so hoch wie das seiner Prospect-Kollegen. Auch wenn sich Perlini bei den IceDogs durchsetzen konnte, scheiterte er bei den besser besetzten Colts.
Perlinis Break-Out-Season hat bei vielen Teams Begehrlichkeiten geweckt, und so könnte der Kanadier sogar direkt bei einem Contender landen. Die Anaheim Ducks, die in diesem Jahr das Wahlrecht der Senators bekommen, könnten mit dem linken Flügel ein echtes Top-Talent an Land ziehen.
Draft-Tipp: Anaheim Ducks, No. 10