Am 10. Januar diesen Jahres brachte Alexander Ovechkin das Verizon Center in Washington einmal mehr zum Beben. Dem Left Wing der Capitals gelang auf Zuspiel von Dimitri Orlov das zwischenzeitliche 5:1 gegen die Ottawa Senators und - obwohl die Partie zu diesem Zeitpunkt bereits entschieden schien - war es ein ganz besonderer Treffer für den 30-Jährigen.
Als erster Russe überhaupt durchbrach er die 500-Tore-Schallmauer in der besten Liga der Welt. Insgesamt ist Ovechkin der 43. Spieler, der diesen Meilenstein erreicht. Sofort versammelten sich alle Teamkollegen auf dem Eis, um ihren Kapitän zu beglückwünschen. Unter tosendem Applaus und stehenden Ovationen ließ sich Washingtons Superstar anschließend noch auf einer Ehrenrunde von den gut 18.500 Zuschauern feiern.
Wie so oft drehte sich an diesem Abend alles um den unumstrittenen Superstar der Caps. "Das sind einige ziemlich große Namen, die diese Marke zuvor erreicht haben", sagte Washingtons Trainer Barry Trotz nach der Partie beeindruckt und fügte an: "Es passt perfekt, dass Ovi diesen Meilenstein in unserer Halle erreicht hat."
Ovi dankt den Teamkollegen
Gerade einmal 801 Spiele benötigte Ovechkin für seine 500 Treffer - nur vier Spieler in der NHL-Geschichte waren noch schneller als er. "Das ist ein ganz besonderer Moment für mich", freute sich Ovechkin nach der Schlusssirene und zeigte sich selbstlos: "Es ist schön, diesen Meilenstein erreicht zu haben. Heutzutage ist es sehr schwer, in dieser Liga zu treffen. Ohne unser System und ohne meine Teamkollegen, wäre ich nie so weit gekommen."
Die Saison der Dallas Stars: Zurück in die Elite
In der Tat sind die Capitals längst keine One-Man-Show mehr und überzeugen gerade in dieser Saison durch ein starkes Kollektiv. Allein ein Blick auf die Tabelle belegt, dass Washington, das in der gesamten Saison noch keine zwei Niederlagen nach regulärer Spielzeit am Stück kassierte, derzeit das Nonplusultra der NHL ist.
Nach 62 absolvierten Partien weisen die Capitals mit 96 Punkten vor den Chicago Blackhawks (83 Punkte nach 64 Spielen) und den Dallas Stars (83 Punkte nach 65 Spielen) die mit Abstand beste Bilanz der Liga auf. Bisher gewann Washington 46 Spiele und könnte nach den Montreal Canadiens (1976/77) und den Detroit Red Wings (1995/96) als dritte Mannschaft mit mindestens 60 Siegen in der Regular Season in die Geschichte eingehen.
Überragende Tordifferenz
Die Tordifferenz von +61 ist schlichtweg unfassbar, auch in dieser Statistik folgen die Blackhawks abgeschlagen auf dem zweiten Rang (+27). Insbesondere auf die überragende Offensive ist Verlass - im Schnitt erzielen Ovechkin und Co. 3,3 Treffer pro Partie. The Great Eight ist mit 40 Toren (Ligabestwert) und 18 Assists nicht einmal Topscorer seines Teams. Landsmann Evgeny Kuznetsov glänzt regelmäßig als Vorbereiter und sammelte insgesamt sogar noch mehr Punkte (20 Tore/45 Assists).
Ein weiterer Schlüsselspieler ist Center Nicklas Bäckström (58 Punkte), der 2004 an vierter Stelle von den Caps gedraftet wurde.
Trotz bezeichnet seinen 28-jährigen Alternate Captain als "den besten Two-Way Forward, den ich je trainieren durfte" und vergleicht ihn mit Bostons Patrice Bergeron: "Alle Trainer reden davon, wie großartig Bergeron ist. Backstrom befindet sich auf demselben Niveau wie er - sie sind beide komplette Spieler", schwärmt der 53-Jährige und setzt sogar noch einen drauf: "Für mich ist er ein absoluter Superstar."
Aufgrund ihrer konstant starken Leistungen wurden sowohl Bäckström als auch Kuznetsov in dieser Saison erstmals zum All-Star Game eingeladen.
Ovechkin adelt Holtby
Dieselbe Ehre wurde auch Braden Holtby zu Teil, der in Nashville den Kasten der Auswahl der Metropolitan Division hütete. Der 26-Jährige ging in diesem Jahr in 52 Partien 40 Mal als Sieger vom Eis und kassierte bei einer Fangquote von 92,3 Prozent im Schnitt nur 2,2 Gegentore.
Holtby ist maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Caps über das viertbeste Unterzahlspiel der Liga verfügen. Teamkollege Ovechkin hält große Stücke auf den Kanadier.
"Das Torhüterspiel macht bei jedem Team 75 oder 80 Prozent aus. Er ist unser bester Spieler und momentan wahrscheinlich sogar der beste Goalie der Liga", sagte er jüngst über Washingtons Nummer 70. Mit dem Rosenheimer Philipp Grubauer (92.6 Prozent abgewehrte Schüsse) verfügen die Capitals zudem über einen mehr als zuverlässigen Backup.
Erfahrung durch Oshie und Williams
Die Abwehrreihe macht ebenfalls einen ausgewogen Eindruck. John Carlson, Matt Niskanen und Orlov verteidigen zuverlässig und sind durchaus in der Lage, auch im gegnerischen Drittel Akzente zu setzen. Die Defensivspezialisten Karl Alzner und Brooks Orpik, der erst kürzlich von einer dreimonatigen Verletzungspause zurückkehrte, bringen eine Menge Erfahrung mit.
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Die ohnehin schon gefürchtete Offensive wurde zu Saisonbeginn mit ebenso gestandenen Spielern punktuell verstärkt. General Manager Brian Mclellan, der wie Trotz seit 2014 im Amt ist, nahm T.J. Oshie von den St. Louis Blues und Justin Williams von den Los Angeles Kings unter Vertrag.
Durch die beiden Right Wings ist das Angriffsspiel noch ein Stück schwieriger auszurechnen. "Es war schon letztes Jahr unangenehm, gegen Washington zu spielen. Sie haben einen starken Goalie, dynamische Spieler und eine gute Defensive. Also alles, was ein Meisterteam braucht", lobte Williams bereits kurz nach seiner Verpflichtung sein neues Team.
In der Tat könnten die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Postseason kaum besser sein. Die Capitals sind historisch gut und verfügen über das wohl beste Team ihrer Franchise-Geschichte. Allerdings ist es bei weitem nicht das erste Mal, dass die Hauptstädter mit hohen Erwartungen in die Playoffs gehen werden.
"Der Stanley Cup oder nichts"
In den zehn Spielzeiten der Ära Ovechkin stehen zwar sieben Postseason-Teilnahmen zu Buche, über die Conference Semifinals ging es jedoch nie hinaus. Im vergangenen Jahr war bereits in der zweiten Runde nach sieben hart umkämpften Spielen gegen die Rangers Endstation.
Angesprochen auf die Titelchancen, äußern sich die Verantwortlichen dementsprechend zurückhaltend: "Es ist eine große Herausforderung, das Selbstvertrauen und das hohe Niveau aufrecht zu erhalten. Wenn es gut läuft, nimmt man oftmals den Fuß vom Gaspedal", erklärt Trotz.
Für Routinier Williams, der bereits einmal mit den Carolina Hurricanes und zweimal mit den Kings Champion wurde, gibt es hingegen nur ein Ziel - den heiligen Gral des Eishockeys: "Für dieses Team heißt es: Der Stanley Cup oder nichts. Jeder von uns freut sich auf diese Herausforderung."
Die Washington Capitals in der Übersicht