SPOX: Nicht nur das Leben neben dem Eis dürfte neu für Sie sein. Wie schätzen Sie die DEL im Gegensatz zur NHL oder AHL ein?
Heatley: Mehr Training. Eindeutig mehr Training. (lacht) Die größere Eisfläche war zudem etwas ungewohnt. Aber drum herum ist alles etwas ruhiger und es herrscht nicht so viel Trubel, das mag ich.
SPOX: Jochen Hecht hat im SPOX-Interview gesagt, dass die NHL im Vergleich mit der DEL hauptsächlich für Entertainment steht und für die Fans gleichzusetzen ist mit einem Kinobesuch. Sehen Sie das genauso?
Heatley: Da stimme ich ihm voll und ganz zu. Ich glaube aber, dass Eishockey immer Entertainment ist. Eishockey ist Show. Es ist ein Business, ein Geschäft. In Nordamerika sogar ein sehr großes. Dort verdient jeder sehr viel Geld mit Eishockey, bei den Besitzern angefangen.
SPOX: Die Fans in Deutschland sehen das ein wenig anders. Sie feuern ihre Mannschaft während jedes Spiels lautstark an und identifizieren sich sehr stark mit ihrem Verein. Nehmen Sie die Atmosphäre nicht auch anders wahr?
Heatley: Die Fans hier haben auf jeden Fall mehr Spaß als die meisten anderen Fans, wenn man während des Spiels in die Fankurven blickt. Das war zunächst neu für mich, aber es gefällt mir. Es ist sehr viel lauter auf dem Eis, das ist schon ein Unterschied.
SPOX: Als Ihr Wechsel zu den Thomas Sabo Ice Tigers bekannt gegeben wurde, waren viele überrascht. War es für Sie von Anfang an klar, dass Sie einmal nach Deutschland zurückkehren werden?
Heatley: Nein. Zunächst einmal wusste ich überhaupt nicht, was ich machen werde. Gibt es vielleicht ein Angebot aus der KHL? Oder aus anderen europäischen Ligen? Schlussendlich war es eine schwere, aber richtige Entscheidung, nach Deutschland zu kommen.
SPOX: Wie ist der Kontakt mit Nürnberg zustande gekommen?
Heatley: Ich habe mich im Sommer ein wenig umgehört und wusste, dass die Ice Tigers eine gute Mannschaft haben. Auch von Steven Reinprecht, der bereits einige Jahre hier spielt und mit dem ich seit dem College befreundet bin. Außerdem war es spät im Sommer und so viele Optionen blieben nicht übrig.
SPOX: Warum haben Sie sich dafür entschieden, die NHL zu verlassen und so spät in der Karriere den Sprung nach Europa zu wagen?
Heatley: Mein Abschied aus der NHL war eigentlich nicht meine eigene Entscheidung.
SPOX: Wie meinen Sie das?
Heatley: Ich bekam in der NHL leider keinen neuen Vertrag mehr angeboten. Also musste ich die Liga gezwungenermaßen verlassen. Aber dennoch war es leicht für mich nach Nürnberg zu kommen, weil ich mit ein paar Jungs ja schon mal zusammengespielt hatte.
SPOX: Trotz zahlreicher Erfolge in Ihrer Laufbahn hat es nie für den Stanley Cup gereicht. Hat das den Abschied noch schwerer gemacht?
Heatley: Ein bisschen. Du spielst in der NHL, weil du den Stanley Cup gewinnen willst. Und dafür hast du nur wenige Chancen.
SPOX: Eine davon hatten Sie in der Saison 2006/07 mit den Ottawa Senators, als sie erst im Finale an Anaheim scheiterten. Warum hat es damals nicht gereicht?
Heatley: Wenn du sieben Spiele gegeneinander spielst, dann kann eben alles passieren und die Ducks hatten ja auch eine sehr gute Mannschaft. Trotzdem war Ottawa die beste Zeit meiner Karriere und viele von den alten Mitspielern sind auch heute noch gute Freunde. Nur leider blieb die Krönung aus.
SPOX: Ein anderer schwerer Moment in Ihrem Leben war ein Autounfall im Jahr 2003, bei dem Sie schwer verletzt wurden und Ihr Beifahrer und Mitspieler Dan Snyder verstarb. Dachte Sie in dieser schweren Zeit an ein Karriereende?
Heatley: Nein. Es war eine sehr harte Zeit in meinem Leben, aber ich wollte weiter Eishockey spielen. Es war wichtig für mich, auf das Eis zurückzukehren und ich denke, dass mir das auch ein Stück weit geholfen hat, das Geschehene zu verarbeiten.
SPOX: Zwölf Jahre später stehen Sie noch immer auf dem Eis. Haben Sie sich mittlerweile mit dem Leben nach der Profikarriere beschäftigt?
Heatley: In keiner Weise. Ich weiß noch nicht, was ich nach meiner aktiven Laufbahn machen werde und habe mir ehrlich gesagt auch bisher nicht so viele Gedanken darüber gemacht.
SPOX: Vielleicht ist Buchautor ja eine Option. Ein erfolgreiches Buch mit dem Titel "Dominant Dany Heatley" haben sie bereits herausgebracht.
Heatley: Ich glaube das wird nichts. (lacht) Ich habe das Buch eigentlich nicht wirklich selbst geschrieben. Lorna Schultz Nicholson, eine kanadische Autorin, kam auf mich zu und fragte mich, ob ich das mit ihr zusammen machen möchte. Es sollte ein Kinderbuch werden, deshalb habe ich ja gesagt. Dann habe ich mit Wayne Gretzky, den ich von der Nationalmannschaft her kannte, geplaudert und er hat das Vorwort verfasst. Das war eine schöne Geschichte.
Seite 1: Heatley über den Olympiasieg und sein Geburtsland Deutschland
Seite 2: Heatley über den NHL-Abschied und den Job als Buchautor
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