NHL

"Jagr ist schlichtweg einzigartig"

Von Interview: Dirk Sing
Denis Malgin wurde von den Florida Panthers verpflichtet
© getty
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SPOX: Gerade in der Vergangenheit gab es ja sowohl bei den Rookies die wildesten Geschichten von heftigen Prügeleien untereinander, um die Trainer-Crew zu beeindrucken. Haben Sie so etwas auch miterlebt?

Malgin: (lacht) Es gab schon den einen oder anderen Spieler, der zwischendurch mal fighten wollte. Aber letztlich war es dann doch nicht so schlimm, wie ich gedacht beziehungsweise befürchtet hatte. Es blieb im Rahmen.

SPOX: Der Weg vom Rookie-Tournament über das Trainingscamp bis hin zum NHL-Kader ist ziemlich weit und steinig. Lebt man da nicht jeden Tag mit der Angst oder Befürchtung, vom einen auf den anderen Tag plötzlich gecuttet zu werden?

Malgin: Klar, man hat während dieser Zeit auf alle Fälle ständig im Hinterkopf, dass man hinuntergeschickt werden könnte. Mein Ziel war es einfach von Anfang an, hierherzukommen und jeden Tag mein Bestes zu geben, um damit möglichst die Panthers-Verantwortlichen zu beeindrucken. Ich denke, dass mir das bislang ganz gut gelungen ist. Beim Rookie-Tournament ist es für mich schon sehr gut gelaufen. Und über das Trainingscamp sowie die täglichen Einheiten habe ich mir dann meine Chance und Einsätze in der NHL erkämpft. Darauf bin ich schon stolz.

SPO: Wann kam für Sie der Moment, als Sie wirklich geglaubt haben: Ok, ich bin beim NHL-Saisonauftakt 2016 der Florida Panthers tatsächlich dabei?

Malgin: Ich habe eigentlich bis zum Schluss gar nicht so richtig daran geglaubt. Erst als unser damaliger Trainer Gerard Gallant einen Tag vor der Partie gegen die New Jersey Devils zu mir gesagt hat, dass ich es mir verdient hätte, dabei zu sein, habe ich es realisiert. Ich war auf der einen Seite natürlich überglücklich, auf der anderen aber auch sehr, sehr aufgeregt. Man muss sich vorstellen, es war immer mein ganz großer Traum, einmal in der NHL zu spielen. Und dieser wurde dann tatsächlich Realität. Das war schon unglaublich.

SPOX: Sie haben das Trainingscamp während der Vorbereitung bereits angesprochen: Spätestens dort trifft man dann ja zum ersten Mal auf einen etwas "älteren Herren", der seinen ersten Stanley Cup mit den Pittsburgh Penguins in einem Jahr gewonnen hat, in dem Sie noch gar nicht geboren waren. Die Rede ist von Jaromir Jagr. Mit wie viel Ehrfurcht und Respekt tritt man einem solchen Superstar, der plötzlich der Teamkollege ist, gegenüber?

Malgin: Da Jaromir und ich den gleichen Agenten in Nordamerika haben, hat mir dieser im Vorfeld schon einige Dinge über ihn erzählt. Gleichzeitig hat er ihm auch gesagt, dass ich ein Spieler von ihm bin, wodurch wir schon einmal eine wichtige Gemeinsamkeit hatten. Es ist einfach großartig: Ich kann jederzeit zu Jaromir gehen und ihn fragen, wenn ich etwas wissen möchte. Zu einem solchen Spieler kann man einfach nur hochschauen. Ich beobachte ihn genau, was er auf und neben dem Eis macht oder wie er speziell trainiert - er ist schlichtweg einzigartig! Er ist auf alle Fälle ein großes Vorbild für mich.

SPOX: Nicht nur Ihren jetzigen Mannschaftskameraden Jagr, auch andere NHL-Stars wie Sidney Crosby, Alexander Ovechkin oder Henrik Zetterberg kannten Sie bislang eigentlich nur aus dem Internet oder Fernsehen. Wenn Sie mit oder gegen diese Akteure plötzlich selbst auf dem Eis stehen: Erwischt man sich gerade jetzt zu Beginn der eigenen NHL-Karriere dabei, dass man auf einmal sagt: Oha, das ist ja der Crosby, Ovechkin, Zetterberg?

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Malgin: (lacht) Während dem Spiel hast du dazu keine Zeit, weil alles so derart schnell geht. Aber wenn man dann nach einer Partie in der Kabine sitzt, denkt man schon öfter mal daran, dass man soeben gegen die besten Eishockey-Jungs der Welt gespielt hat. Das ist dann schon ein ziemlich cooles Gefühl.

SPOX: Am 13. Oktober haben Sie Ihr NHL-Debüt gegen die Devils gefeiert, am 1. November gegen die Boston Bruins Ihren ersten Treffer in der National Hockey-League geschossen. Welcher dieser beiden Momente war emotionaler?

Malgin: Als ich mein erstes Tor geschossen habe! Ich hatte ungefähr mein zehntes Match absolviert. Und wenn du dann deinen ersten Treffer erzielst, dann ist es eine große Erleichterung und ein großes Glücksgefühl zugleich. Der Puck, mit dem ich das Tor geschossen habe, ist übrigens noch im Besitz der Florida Panthers. Den werde ich wohl - zusammen mit einigen anderen Dingen aus meiner Rookie-Saison - nach dieser Spielzeit in einer Art Collage bekommen.

SPOX: In Ihrer Statistik stehen mittlerweile einige Einsätze für die Panthers. Worin sehen Sie denn die Hauptunterschiede zwischen dem europäischen und nordamerikanischen Eishockey?

Malgin: Die vielen Spiele, die man hier in der NHL innerhalb kürzester Zeit absolviert, sind schon eine große Umstellung. Man muss sich dementsprechend sehr gut erholen, regenerieren, aber gleichzeitig auch gut und konzentriert trainieren. Insgesamt ist aufgrund der kleineren Eisfläche natürlich alles etwas schneller. Du musst daher sofort schießen, wenn sich dir die Möglichkeit bietet und immer fokussiert sein. Darüber hinaus sind natürlich auch die Spieler, aber auch Torhüter extrem gut, was es gerade für einen Stürmer schwieriger macht.

SPOX: Haben Sie sich denn mittlerweile in Florida auch räumlich und häuslich eingerichtet?

Malgin: Ja, das Ganze ist jetzt auch vollzogen. Nachdem ich anfangs noch in einer Wohngemeinschaft mit einigen anderen Spielern gelebt habe, da man zu diesem Zeitpunkt ja noch nicht genau gewusst hat, wie es letztlich weitergeht, wurde mir dann von den Panthers-Verantwortlichen gesagt, dass ich mir etwas Festes suchen könne. Mittlerweile habe ich eine schöne Wohnung gefunden und mir auch ein Auto gekauft. Ich lebe ja jetzt schließlich hier (lacht).

SPO: Abschließend noch eine Frage, die die Zukunft betrifft: Wer von den "Züricher NHL-Jungs" holt als Erstes mit seinem Team den Stanley-Cup - Matthews mit den Toronto Maple Leafs oder Sie mit den Panthers?

Malgin: Ganz klar! Wir holen mit den Panthers den Cup in den Süden! (lacht)

Denis Malgin im Steckbrief

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