Von Christian Albrecht Barschel
Marcos Baghdatis zerstört vier Schläger in 25 Sekunden
Marcos Baghdatis gilt auf und neben dem Tennisplatz als fröhlicher und umgänglicher Typ. In seinem Zweitrunden-Match bei den Australian Open gegen Stanislas Wawrinka war der Zyprer aber "not amused". Baghdatis hatte gerade im dritten Satz ein frühes Break kassiert. Beim Seitenwechsel ließ er dann seinen ganzen Frust an seinem Spielgerät aus. Innerhalb von 25 Sekunden zerstörte Baghdatis gleich vier Schläger - zwei davon waren sogar noch in der Schutzhülle. Der Wutausbruch half nur kurzfristig. Baghdatis gewann zwar noch den Satz, aber verlor das Match und wurde zum Hit im Internet. Anschließend musste er 800 US-Dollar Strafe bezahlen. Roger Federer hatte vor allem Mitleid mit den Besaitern. "Die taten mir etwas leid, weil sie die vier Schläger ganz umsonst bespannt hatten."
Mikhail Youzhny schlägt sich blutig
Äußerst eng ging es im Drittrunden-Match in Miami im Jahre 2008 zwischen Mikhail Youzhny und Nicolas Almagro zu. Almagro schlug bei 5:4 im dritten Satz zum Matchgewinn auf. Er musste aber einen Breakball von Youzhny abwehren. Nachdem Youzhny den Breakball ausgelassen hatte, drehte er durch. Drei Mal schlug der Russe sich mit dem Schläger gegen seinen Kopf. Die Folge war eine stark blutende Platzwunde, die Youzhny zunächst mit einem Handtuch wegwischen wollte. Doch die Blutung war so stark, dass ein Arzt Hand anlegen musste. Almagro schaute sich die Platzwunde an, beide mussten lachen. Doch der letzte Lacher war auf der Seite von Youzhny, der nach der Verletzungspause sieben Punkte in Folge machte und tatsächlich noch das Match für sich entschied. Auf die Frage, ob er das schon einmal getan habe, sagte Youzhny. "Nein, das war das erste Mal. Es hat mir geholfen. Deshalb hätte ich es vielleicht schon früher machen sollen. Ich bin einfach etwas durchgedreht." Den passenden Hollywood-Filmtitel für seinen Ausraster bekam Youzhny auch verpasst: "There Will Be Blood".
Xavier Malisse verliert völlig die Beherrschung
Und schon wieder ein Ausraster in Miami. Xavier Malisse führte 2005 gegen David Ferrer mit 6:3, 5:5 und stand kurz davor, in die dritte Runde einzuziehen. Doch statt eines möglichen Sieges wurde der Belgier disqualifiziert. Malisse war mit den Entscheidungen einer Linienrichterin nicht einverstanden und soll mit dem Ball nach ihr geworfen und sie beleidigt haben. Die Linienrichterin meldete das Verhalten von Malisse dem Schiedsrichter. Daraufhin drehte der für sein temperamentvolles Gemüt bekannte Belgier durch, trat auf Stuhl und Bande ein und zertrümmerte seinen Schläger. "Wie könnt ihr mir das antun. Ich bin so angepisst, weil ich überhaupt nichts gesagt habe", schrie Malisse seine Verärgerung heraus. Der Belgier wurde schließlich disqualifiziert und später für vier Wochen wegen "schlimmen Benehmens" gesperrt. Außerdem musste Malisse sein Preisgeld von 13.290 US-Dollar zurückgeben und eine Strafe von 7.705 US-Dollar zahlen. Einige Zuschauer waren bei diesem Vorfall eher auf der Seite von Malisse. "Du bist kacke, Schiedsrichter. Verschwinde vom Platz", hießen einige Schimpftiraden auf den Schiedsrichter.
Bestechungsvorwürfe von Jeff Tarango
In der Regel geht es in Wimbledon ziemlich vornehm zu. Die Spieler halten sich mit Ausrastern und Wutausbrüchen zurück. Nicht so Jeff Tarango, der beim Wimbledonturnier 1995 das Gesprächsthema Nummer eins war. Der US-Amerikaner disqualifizierte sich in der dritten Runde gegen den Deutschen Alexander Mronz selbst, indem er wütend den Platz verließ - ein Novum in der Grand-Slam-Geschichte. Was war passiert? Tarango schlug bei 6:7,-1:2-Rückstand ein Ass. Doch Schiedsrichter Bruno Rebeuh ließ den Ballwechsel aufgrund eines Aus-Rufs des Linienrichters wiederholen. Die wütenden Proteste des US-Amerikaners halfen nicht weiter. Als es wieder weitergehen sollte, rief Tarango nach Beschwerden aus dem Publikum über Spielverzögerung ein "Haltet den Mund" den Zuschauern zu. Rebeuh verwarnte daraufhin Tarango, der nun vollends seine Fassung verlor.
Der US-Amerikaner verlangte nach dem Oberschiedsrichter, um seine Beschwerde loszulassen. Als dieser die Entscheidung nicht rückgängig machte und Tarangos Forderung nach einem Austausch des Schiedsrichters zurückwies, beschuldigte Tarango Rebeuh als "korruptesten Offiziellen im Spiel". Tarango kassierte die zweite Verwarnung und einen Punktverlust, der gleichzeitig der Spielgewinn für Mronz war. Das war dann alles zu viel für den US-Amerikaner, der seine Tasche packte, wutentbrannt den Platz verließ und sich damit selbst disqualifizierte. Anschließend ging die Geschichte aber noch weiter, als Tarangos Frau Benedicte Rebeuh auf dem Weg in die Katakomben zwei Ohrfeigen verpasste. "Der Typ hat eine Lektion verdient. Er kann alles machen, was er will, weil er auf dem Stuhl sitzt. Die Spieler haben keine Chance, sich zu verteidigen", rechtfertige Benedicte Tarango ihre Ohrfeigen auf der Pressekonferenz. Tarango wiederholte dort ebenfalls seine Bestechungsvorwürfe gegenüber Rebeuh. Der US-Amerikaner wurde von der ITF zunächst zu einer Strafe von 63.000 US-Dollar und einem zweijährigen Ausschluss bei Grand-Slam-Turnieren verurteilt. Kurz darauf verringerte die ITF das Strafgeld auf 20.000 US-Dollar und Tarango wurde nur für das Wimbledonturnier 1996 ausgeschlossen. Der US-Amerikaner lernte aus diesem Vorfall und blieb bis zu seinem Karriereende 2003 ohne größere Ausraster.
Goran Ivanisevic gehen die Schläger aus
Goran Ivanisevic war der Herr der Asse und schlug seinen Gegnern die Rekordanzahl von 10.183 Assen um die Ohren. Wenn es beim Kroaten aber mal nicht so gut lief, musste häufig sein Spielgerät darunter leiden. Im Jahr 2000 gab es solch eine Situation bei Ivanisevic. Der Kroate war nur noch die Nummer 134 der Weltrangliste. Bei seinem Achtelfinalmatch im britischen Brighton gegen den Südkoreaner Hyung-Taik Lee war er derart in Rage, dass er all seine Schläger zerstörte und auf einmal ohne brauchbares Spielmaterial dastand. Ivanisevic hatte nur drei Schläger in seine Tasche gepackt und zerstörte seinen letzten, als er im dritten Satz zwei Doppelfehler in Folge schlug. Der Kroate kassierte daraufhin einen Punktabzug und das Break zum 1:3. Er musste dem verdutzten Schiedsrichter erklären, dass ihm die Schläger ausgegangen sind und er nicht mehr weiterspielen kann.
Da Ivanisevic nicht mit dem Schläger seines Doppelpartners Ivan Ljubicic spielen wollte, weil er mit der Schlägermarke nicht zurechtkam, blieb ihm nichts anderes übrig, als aufzugeben. "Mr. Ivanisevic kann nicht weiterspielen, weil ihm adäquates Material fehlt", teilte der Schiedsrichter den verblüfften Zuschauern mit. Ein absolutes Novum in der Tennisgeschichte. "Ich wollte hier eigentlich gar nicht spielen. Das war eine blöde Entscheidung. Ich wusste, dass irgendwas passieren würde. Ich dachte, dass ich nur drei Schläger für das Turnier brauche, weil ich es eh nicht gewonnen hätte", erklärte sich Ivanisevic. "Wenn ich meine Tenniskarriere beende, erinnern sich die Leute wenigstens an etwas. Sie werden sagen: 'Da ist der Typ, der nie Wimbledon gewonnen hat, aber all seine Schläger zerstört hat'", orakelte Ivanisevic. Er sollte Unrecht behalten. Ein halbes Jahr später hatte der Kroate genügend Schläger in der Tasche und gewann als Wildcard-Spieler sensationell in Wimbledon. Eine Leistung, die mit dem Namen Goran Ivanisevic noch viel mehr verbunden ist als sein legendärer Wutausbruch.
Schimpftirade von Jimmy Connors
39 Jahre alt und kein bisschen leise. So präsentierte sich Jimmy Connors bei den US Open 1991. An seinem 39. Geburtstag im Achtelfinale gegen Aaron Krickstein zeigte der US-Amerikaner, dass er immer noch Feuer und Flamme auf dem Tennisplatz ist. Nach einer strittigen Entscheidung zu seinen Ungunsten griff Connors den Schiedsrichter an. "Ich bin 39 Jahre alt und reiße mir hier den Hintern auf und du machst so etwas. Verschwinde aus dem Stuhl!", schimpfte Connors und bezeichnete den Schiedsrichter als Hurensohn, Arsch und später in einer weiteren Auseinandersetzung auch als Missgeburt. Er äffte den Schiedsrichter nach und drohte, ihn vom Platz zu werfen. Für Connors ging der Geburtstag aber versöhnlich zu Ende. Er gewann in fünf Sätzen und erreichte später das Halbfinale der US Open.
John McEnroe: "You cannot be serious"
Es ist eines der legendärsten Zitate der Sportgeschichte. Was "I have a dream", "Ich bin ein Berliner" oder "Mr. Gorbachev, tear down this wall" für die Politik ist, das ist John McEnroes "You cannot be serious" für die Tenniswelt. Der Ausraster des US-Amerikaners in der Erstrunden-Partie gegen Landsmann Tom Gullikson beim Wimbledonturnier 1981 hat absoluten Kultstatus erreicht. "You cannot be serious" ist auch Tennislaien ein Begriff. In einem Werbespot für einen Autohersteller durfte "Big Mac" diese Szene noch einmal nachspielen. Dieser Wutausbruch hatte sich für McEnroe auch damals bezahlt gemacht und Auftrieb gegeben. Knapp zwei Wochen später gewann er zum ersten Mal in Wimbledon. Anders verlief es bei den Australian Open 1990. Dort wurde McEnroe beim Achtelfinale gegen den Schweden Mikael Pernfors nach Schlägerwerfen und Beleidigungen gegen die Offiziellen disqualifiziert.