1982: Higueras und McNamara spielen denkwürdiges Finale
1982 duellierten sich der Spanier Jose Higueras und der Australier Peter McNamara in einem denkwürdigen Endspiel, das längste Match in der Turniergeschichte. Higueras gewann das Finale mit 6:4, 7:6, 6:7, 3:6, 7:6 und entthronte damit Vorjahressieger McNamara. Anlässlich der 100. Auflage des Turniers am Rothenbaum erinnerten sich Zeitzeugen im "Hamburger Abendblatt" an ihre liebsten Momente am Rothenbaum. Birgit Thiemann aus Hamburg war beim Endspiel live dabei und erinnerte sich wie folgt: "Meinen Besuch beim Herrenfinale 1982 zwischen Peter McNamara und Jose Higueras werde ich niemals vergessen. Damals gab es auf dem Center Court noch Stehplätze, und einen solchen, in der ersten Reihe direkt an der Verlängerung des Netzes, hatten mein jüngerer Bruder und ich uns gesichert. Es war 28 Grad warm, die Sonne strahlte vom wolkenlosen Himmel, und McNamara, für den ich als damals 16-jährige Teenagerin schwärmte, lieferte sich mit Higueras ein erbittertes Grundlinienduell. Nach 5:13 Stunden konnte Higueras seinen zweiten Matchball nutzen und beendete damit das längste Finale der Rothenbaum-Geschichte. Die Sonne hatte ihre Spuren nicht nur auf unserer Haut hinterlassen, aber McNamara gab trotz seiner Erschöpfung noch eine einstündige Autogrammstunde auf der Anlage. Diese Einstellung hat mich sehr beeindruckt. Die Original-Autogrammkarte habe ich noch heute, ebenso die Eintrittskarte für das Finale."
1991: Noah und Larsson sorgen für Lacher
Es begann als ein ganz normales Zweitrundenmatch und entwickelte sich zu einem amüsanten Comedy-Match. Yannick Noah und Magnus Larsson begeisterten im Jahre 1991 bei nasskaltem Wetter die Zuschauer und lieferten eines der denkwürdigsten Matches am Hamburger Rothenbaum. Hauptverantwortlich dafür war Noah, der sich mit knapp 31 Jahren in seinem letzten Karrierejahr befand und in Hamburg nach fünfmonatiger Auszeit sein erstes Turnier spielte. Der 21-jährige Larsson war in den Anfängen seiner Karriere und fühlte sich wohl dazu genötigt, die Späße von Noah mitzumachen. Tennis-Clown Noah bot den Zuschauern das volle Programm. Er zog Grimassen, spielte Bälle durch die Beine, trank den Sekt eines Zuschauers und setzte sich sogar auf den Schiedsrichterstuhl. Am Netz spielten sich beide Akteure die Bälle gegenseitig zu und brachten dabei nicht nur die Schläger ins Spiel mit ein. Es wurde alles geboten, was bei einem heutigen Showmatch an der Tagesordnung ist. Die Einlagen von Noah und Larsson rissen die Zuschauer von den Sitzen. Dass ein ernstes Profitmach sich zu einer lustigen Veranstaltung entwickelte, hatte es zuvor und auch danach wohl noch nie gegeben. Allerdings war es immer noch ein Match, bei dem der Sieger eine Runde weiter kam. Larsson wollte wohl nicht den Spielverderber spielen und ließ einige Sachen über sich ergehen. Schließlich setzte sich Noah mit 6:4, 1:6, 6:3 durch und kam bei seinem letzten Auftritt in Hamburg ins Halbfinale.
1992: Der Kniefall von Becker und Stich
Auf dieses Duell hatte sich nicht nur Hamburg, sondern ganz Tennis-Deutschland gefreut. Boris Becker und Michael Stich trafen 1992 im Halbfinale aufeinander. Es war das vierte Duell der beiden Rivalen. Becker hatte nach dem verlorenen Wimbledonfinale 1991 einige Monate später bei der ATP-WM in Frankfurt Revanche an Stich genommen. In Frankfurt lagen die Sympathien klar bei Becker, und Stich wurde zeitweise ausgepfiffen. In Hamburg sah die Sache etwas anders aus, auch weil Stich als Elmshorner nicht weit entfernt von Hamburg lebte. Die Zuschauer freuten sich auf einen spielerischen Leckerbissen und auf ein Duell auf Augenhöhe. Doch sie wurden enttäuscht. Denn das Match glich einer Lehrstunde und einer Hinrichtung Beckers. Stich nahm seinen Rivalen förmlich auseinander und siegte mit 6:1, 6:1. Unvergessen ist die Szene, als sich Becker und Stich in den Sand knieten und Becker um etwas Milde bat. Doch die bekam er an diesem Tag nicht von Stich. Der Traum vom Heimsieg ging 1992 für Stich noch nicht in Erfüllung. Er verlor das Finale gegen Stefan Edberg.
1993: Das Messerattentat auf Monica Seles
Es ist nicht nur das dunkelste Kapitel in der Geschichte des Hamburger Rothenbaums, sondern wahrscheinlich auch die dunkelste Stunde, die der Tennissport bislang erlebt hat. Es war ein warmer, sonniger Frühlingsabend am 30. April 1993, als sich die Tenniswelt für immer verändern sollte. Monica Seles war kurz davor, in Hamburg ins Halbfinale einzuziehen, als sie während der Seitenwechselpause vom irren Steffi-Graf-Fan Günther Parche mit einem 22-Zentimeter langen Küchenmesser niedergestochen wurde. Die körperlichen Wunden nach dem Messerattentat verheilten schnell. Laut Aussage der Ärzte hätte Seles schon nach gut drei Monaten wieder auf dem Platz stehen können. Doch die seelischen Narben waren einfach zu groß, die eine schnelle Rückkehr in den Tenniszirkus unmöglich machten. "Ich bin niedergestochen worden auf dem Tennisplatz vor Zehntausend Leuten. Es ist nicht möglich distanziert darüber zu sprechen. Es veränderte meine Karriere unwiderruflich und beschädigte meine Seele. Ein Sekundenbruchteil machte aus mir einen anderen Menschen" gab Seles in ihrer Biografie "Getting a Grip" offen zu. Parche kam nahezu ungeschoren davon. Zwei Jahre auf Bewährung aufgrund seiner abnormalen Persönlichkeit lautete die Strafe, die für das Opfer Seles unverständlich war. "Was für eine Botschaft sendet das in die Welt?. Er kehrt zurück in sein Leben, aber ich kann es nicht, weil ich mich immer noch von dem Attentat erhole, das mich hätte umbringen können. Ich kann nicht verstehen, warum dieser Mensch nicht für seine Tat büßen musste." In Deutschland war Seles seit dem Messerattentat nie wieder. Mit dem Urteil gegen Günter Parche konnte sie sich nicht abfinden und kehrte Deutschland den Rücken zu. Obwohl sie gerne wieder in Deutschland spielen wollte, hielt sie an ihren Prinzipien fest. "Dies ist nun einmal das Land, das den Mann, der mich angegriffen hat, nicht ausreichend bestrafte", begründete sie ihre Entscheidung.
1993: Tränen und Liebeserklärung bei Stichs Heimsieg
Viele Jahre warteten die Zuschauer in Hamburg auf den nächsten deutschen Sieger am Rothenbaum. Nach dem Erfolg von Wilhelm Bungert im deutschen Finale gegen Christian Kuhnke im Jahre 1964 standen mit Karl Meiler, Hans-Joachim Plötz, Boris Becker und Michael Stich vier Deutsche im Finale. Viermal wurde die Hoffnung auf den deutschen Sieger nicht erfüllt. Nachdem Stich 1992 noch das Finale verloren hatte, schlug ein Jahr später seine große Stunde. Der Elmshorner, der sich bereits als Kind jedes Jahr das Turnier in Hamburg anschaute, erfüllte sich seinen Kindheitstraum und siegte als bislang letzter Deutscher am Rothenbaum. "Mein Sieg am Rothenbaum ist für mich der emotionalste Moment meiner Karriere gewesen, noch emotionaler als der Wimbledonsieg. Als Kind hatte ich mir so sehr gewünscht, hier eines Tages zu gewinnen. Als es dann geschafft war, kamen die Emotionen hoch", sagte Stich. Unvergessen ist seine tränenreiche Liebeserklärung an seine damalige Frau Jessica Stockmann bei der Siegerehrung. Die Bilder von seiner Siegesrede mag er sich aber bis heute nicht anschauen, weil sie ihm etwas peinlich sind, wie er vor dem diesjährigen Turnierbeginn dem "Hamburger Abendblatt" mitteilte.
1996: Carretero kam, spielte, siegte - und verschwand schnell wieder
Roberto Carretero, wer war das überhaupt? Das fragen sich sicherlich die meisten Zuschauer, wenn sie auf der Anlage am Rothenbaum an der Wand mit den Portraitfotos der Sieger vorbeilaufen. Die gleiche Frage haben sich die Zuschauer wohl auch 1996 zu Turnierbeginn gestellt. Denn Carretero war ein unbeschriebenes Blatt. Der Spanier tauchte wie Phönix aus der Asche auf. Als Qualifikant und mit Platz 143 in der Weltrangliste erreichte er das Hauptfeld und setzte dort seinen Siegeszug fort. Im Halbfinale schlug er Yevgeny Kafelnikov. Im Finale vernaschte er Landsmann Alex Corretja, sodass Carretero der erste Qualifikant wurde, der ein Masters-Turnier gewinnen konnte. Was dann folgte war ein Absturz, der seinesgleichen sucht. Bei den folgenden French Open schied Carretero in der ersten Runde aus. Er dauerte einige Zeit, bis der Spanier endlich mal wieder ein Spiel auf der Tour gewinnen konnte. Nach seinem Coup in Hamburg erreichte Carretero mit Position 58 seine höchste Platzierung. Ein Jahr später war er nur noch die Nummer 334. Carretero ist wohl die größte Eintagsfliege, die es im Tennis gegeben hat.
1997: Tommy Haas, ein neuer deutscher Star wird geboren
1997 neigten sich die Karrieren von Boris Becker und Michael Stich dem Ende zu. Ganz Deutschland wartete auf einen Spieler, der in die Fußstapfen von Becker und Stich treten könnte. In Tommy Haas schien dieser Spieler gefunden zu sein. Haas, damals gerade 19 Jahre alt geworden, begeisterte am Rothenbaum und spielte sich als Weltranglisten-126. mit einer Wildcard ins Halbfinale vor. Auf dem Weg in die Vorschlussrunde setzte sich Haas gegen den späteren French-Open-Sieger Carlos Moya und den French-Open-Finalisten Alberto Berasategui durch. Auch im Halbfinale war Haas war auf einem guten Weg. Er gewann gegen Felix Mantilla den ersten Satz, verlor das Match aber dann. Für Haas war das Turnier in Hamburg immer etwas Besonderes. Er wurde in Hamburg geboren und verbrachte seine Kindheit nicht weit entfernt von der Anlage am Rothenbaum. Der Sensationsauftritt in Hamburg war Haas' Startschuss in eine erfolgreiche Karriere.
2007: Federer beendet Nadals unglaubliche Siegesserie
Es war das Traumfinale, auf das alle hingefiebert hatten. Roger Federer traf 2007 im Endspiel auf Rafael Nadal. Ein Jahr zuvor hatten die beiden Superstars nach ihrem fünfstündigen Marathonfinale in Rom anschließend ihren Start in Hamburg abgesagt und damit für enttäuschte Gesichter bei den Turnierverantwortlichen und den Zuschauern gesorgt. 2007 waren die beiden zur großen Freude am Start. Nadal kam mit einer Siegesserie von 77 Siegen in Folge auf Sand in Hamburg an. Es kam schließlich zum Finalduell zwischen Federer und Nadal, in dem der Schweizer die unglaubliche Sandplatz-Siegesserie von Nadal mit 81 Siegen in Folge beendete. Nach dem verlorenen ersten Satz mit 2:6 fegte Federer über Nadal hinweg und entschied die Sätze zwei und drei mit 6:2 und 6:0 für sich. Nadal war natürlich enttäuscht über die Niederlage, war aber auch froh, dass Federer derjenige Spieler war, der seine Siegesserie stoppte. Der Sieg gegen Nadal bescherte Federer den vierten und bislang letzten Titel in Hamburg.
2008: Nadal nimmt Revanche an Federer
Da Hamburg im August 2007 von Seiten der ATP der Masters-Status entzogen wurde, fand 2008 zum letzten Mal ein Turnier der heutigen 1000er-Kategorie am Rothenbaum statt. Die komplette Weltelite kam ein vorerst letztes Mal in die Hansestadt. Und Hamburg feierte einen versöhnlichen Abschied vom Dasein als Masters-Turnier. Mit Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic standen die Top 3 der Weltrangliste im Halbfinale, dazu wäre beinahe noch Lokalmatador Nicolas Kiefer gekommen, der im Viertelfinale allerdings knapp gegen Andreas Seppi verlor. Im Finale kam es ein weiteres Mal zum Duell zwischen Federer und Nadal. In einem spannenden Endspiel nahm Nadal Revanche für die Niederlage aus dem Vorjahr, setzte sich mit 7:5, 6:7 (3), 6:3 durch und gewann zum bislang einzigen Mal in Hamburg. "Es war eine tolle und ganz besondere Woche für mich, ich hatte viele schwere Spiele, so auch heute. Dieses Turnier hat es verdient, dass es den Masters-Status behält", erklärte Nadal. "Wir sollen uns nächstes Jahr hier wieder sehen", meinte Federer. Doch dazu kam es nicht. Seit 2009 wird in Hamburg nur noch ein 500er-Turnier gespielt, und Federer und Nadal hatten sich seitdem nicht mehr am Rothenbaum blicken lassen. Bis Federer dieses Jahr recht überraschend seine Teilnahme verkündete und nach fünf Jahren Pause wieder in Hamburg aufschlägt.
2012: Haas' erfolgreiche Rückkehr in die Heimat
Seit 2006 hatte Tommy Haas nicht mehr am Rothenbaum gespielt. Nach sechs Jahren Pause kehrte er 2012 in seine Geburtstadt zurück und schwärmte über Hamburg. "Für mich ist Hamburg die schönste Stadt in Deutschland und eine der schönsten Städte weltweit", freute sich Haas, wieder in der Heimat zu sein. Es waren intensive Tage, die Haas in Hamburg erlebte. Er wolle seiner Verlobten die Straßen zeigen, wo er gewohnt hat, wo er zu Schule gegangen ist und wo sein Schlafzimmer damals war, erklärte Haas vor Turnierbeginn. Ob es dazu gekommen ist, ist nicht überliefert. Jedenfalls schien sich die Freude über die Rückkehr in die alte Heimat auch auf den Platz übertragen zu haben. Haas, der nicht so gern auf Sand spielt, erreichte das Endspiel und ließ die Zuschauer vom ersten deutschen Sieger seit Michael Stich träumen. Der Argentinier Juan Moncao sprengte allerdings im Finale die Haas-Party und gab sich als Spielverderber. Haas erwies sich trotz des Platzens seines "Kindheitstraums" als stolzer Verlierer. "Dass ich noch einmal vor meiner Familie erreicht habe, ist ein Traum", sagte Haas.
2014: Zverevs sensationeller Lauf bis ins Halbfinale
2013 sorgte die kurzfristige Teilnahme von Roger Federer für einen großen Zuschaueransturm in Hamburg. Es war auch das Jahr, in dem Alexander Zverev seine Premiere am Rothenbaum gab. Turnierdirektor Michael Stich gab dem damals 16-Jährigen eine Wildcard. Ein Jahr später sorgte der Hamburger dann bei seinem Heimturnier für die Geschichte des Turniers. Zverev zog als Wildcard-Starter und Nummer 665 im ATP-Ranking sensationell ins Halbfinale ein. Alles begann mit einem überragenden 6:0, 6:2 gegen den Niederländer Robin Haase, gefolgt von den Siegen gegen Mikhail Youzhny, Santiago Giraldo und Tobias Kamke. "Ich kann derzeit meine Emotionen nicht beschreiben. Ich weiß nicht, ob ich träume", sagte der 17-Jährige während des Turnierverlaufs. Das Turniermärchen endete abrupt im Halbfinale, wo Zverev gegen David Ferrer beim 0:6, 1:6 chancenlos war. Der Hamburger wusste seine Leistungen realistisch einzuschätzen. "Habt ihr mal mein Geburtsdatum gesehen? Ich bin 17 und werde erst nächstes Jahr 18. Heute hat mir geholfen, auf dem Boden zu bleiben und nicht abzuheben", sagte der Teenager nach seiner Niederlage gegen Ferrer, im ersten Match gegen einen aktuellen Top-Ten-Spieler. Rückblickend könnte der Sensationsauftritt von Zverev der Startschuss und die Initialzündung für eine überragende Karriere gewesen sein.