Nach dem Meisterstück gegen Andy Murray blieb Mischa Zverev sekundenlang ganz ruhig und schlug dann vor lauter Glück einen Ball in den blauen Sommerhimmel von Melbourne. Der Weltranglisten-50. aus Hamburg hat bei den Australian Open für eine große Überraschung gesorgt und steht nach einem famosen 7:5, 5:7, 6:2, 6:4-Sieg über den Weltranglistenersten völlig unerwartet im Viertelfinale.
Danach hatte Zverev Tränen in den Augen. "Dieser Sieg bedeutet die Welt für mich. Ich weiß nicht, wie ich das geschafft habe. Es war schwierig, ruhig zu bleiben", sagte Zverev. In der Box freuten sich Vater Alexander Senior, Mutter Irena und der jüngere Bruder Alexander mit.
Plötzlich Viertelfinale
Mischa Zverev ist der erste deutsche Spieler seit Tommy Haas 2007, der beim ersten Major-Event des Jahres wieder die Runde der letzten Acht erreicht. In seinem ersten Grand-Slam-Viertelfinale überhaupt trifft der Linkshänder am Dienstag auf Roger Federer (Schweiz/Nr. 17). Mischa Zverev, der zehn Jahre ältere Bruder von Alexander Zverev, war zuvor noch nie über die dritte Runde eines Major-Turniers hinausgekommen.
Auch Murray hatte nur Lob für den Überraschungssieger parat: "Mischa hat verdient gewonnen. Er hat in den wichtigen Momenten großes Tennis gespielt und sich auch von Rückständen nicht beirren lassen", sagte der Schotte. Der Außenseiter lag im ersten Satz gleich zweimal mit einem Break zurück, ließ sich aber nicht entmutigen und stürmte immer wieder ans Netz. Getragen von den 15.000 Zuschauern in der ausverkauften Rod-Laver-Arena, entnervte er den zweimaligen Olympiasieger Murray mit seinem Rückhand-Slice und der ansatzlosen, aber knallhart geschlagenen Vorhand.
118 mal ans Netz
Es ist das erste Mal, dass Mischa Zverev in seiner Karriere überhaupt gegen einen Weltranglistenersten gewonnen hat. Am Tag zuvor war sein jüngerer Bruder Alexander nach einem hochklassigen Fünfsatz-Krimi in der dritten Runde knapp an Rafael Nadal (Spanien/Nr. 9) gescheitert.
Mischa machte es besser. Selbst dann, als Murray nach dem gewonnenen zweiten Satz scheinbar Oberwasser bekam, rückte der Hamburger mit russischen Wurzeln und amerikanischem Akzent nicht von seiner Angriffstaktik ab. Insgesamt stürmte Zverev 118 Mal ans Netz - und machte dabei 65 Punkte.
Mutter Irina lacht, alles wieder gut
Selbst den Ärger über einen vermeintlich leichten Überkopfball, der er in kritischer Situation beim Stand von 4:3 im vierten Satz ins Netz schlug, konnte Zverev nicht mehr vom Erfolgsweg abbringen. "Ich habe nach diesem Fehler zu meiner Mutter in die Box geschaut. Sie hat gelacht, das macht sie immer, wenn ich so leichte Bälle verschlage. Dann war alles wieder gut", berichtete der Linkshänder.
Topfavorit Murray (29), der in den vergangenen beiden Jahren im Finale von Melbourne gestanden hatte, kassierte seine früheste Niederlage bei den Australien Open seit 2009. In seiner Box schaute Coach Ivan Lendl völlig ratlos drein. Das letzte Mal hatte Murray Down under vor elf Jahren gegen einen Kontrahenten außerhalb der Top 50 verloren. Nach dem Zweitrunden-K.o. von Novak Djokovic (Serbien/Nr. 2) ist Murray das nächste prominente "Opfer", die Nummer eins und zwei der Setzliste sind bereits vor dem Viertelfinale raus.
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