Von Florian Goosmann aus Melbourne
Vor ziemlich genau einem Jahr nahm die unrühmliche Saison 2016 für Roger Federer seinen Anfang. Als er das wohl berühmteste Bad der Tennisgeschichte für seine Töchter einließ, verdrehte er sich das linke Knie - Meniskusriss. Die (vielleicht zu) schnelle Rückkehr führte zu Rückenproblemen, die Sicherheit und Stabilität im Knie war womöglich auch nicht nicht bei 100 Prozent. Das Saisonende nach Wimbledon - bitter für die Fans, aber wohl die richtige Entscheidung des "Maestros".
Federer: "Saisonende 2016 genau das Richtige"
Das bestätigte dieser auch noch mal nach seinem Halbfinalsieg über Stan Wawrinka. "Es war gut, dass ich das gemacht habe. Ich habe irgendwann gemerkt, dass du, wenn du zu viele Probleme hast, dich nicht gut fühlst, keine Top-Ten-Leute schlagen kannst. Du kannst vielleicht ein Spiel gewinnen, aber dann nicht noch eins. Du fühlst dich nicht frei, was den Geist angeht, den Körper", so Federer, der bei seiner Australian-Open-Mission 2017 nun bereits drei Kollegen aus den ersten Zehn geschlagen hat: Tomas Berdych in Runde drei, Kei Nishikori im Achtelfinale, und nun eben Stan Wawrinka.
Kollege Rafael Nadal, auf den Federer im Finale treffen könnte (Nadal spielt am Freitag im zweiten Halbfinale gegen Grigor Dimitrov), ging es wohl ähnlich. Bei "Rafa" waren es andauernde Probleme im Handgelenk. "Wir beide haben uns gesagt: Okay, jetzt reicht's. Lass uns zurück zu 100 Prozent kommen. Tennis und Training genießen. Nicht Training, Behandlung, Training, Behandlung, Match, Behandlung. Man hat so ständig nur das Feuer bekämpft."
Wie geht es Federers Bein?
Aktuell beschäftigen Federer jedoch nicht mehr der Rücken und das Knie, sondern Beinprobleme, wegen derer er sich zu Beginn des fünften Satzes eine Auszeit nahm. Auch Gegner Wawrinka hatte nach dem Ende des zweiten Satzes eine kurze Behandlungspause eingelegt. "Verletzungspausen sind meist mehr psychisch als alles andere", so Federer. "Zum ersten Mal im Match kann man mit jemandem sprechen, auch wenn es nur der Physio ist. Wir kennen ihn ja gut. Es hat Stan vielleicht entspannt. Dasselbe bei mir. Du redest darüber, wie gut oder schlecht sich das Bein anfühlt, und hoffst, dass es sich bessert. Das kann einen positiven Effekt haben, wenn du zurückkommst."
Wie ernst es um Federers Beinprobleme bestellt ist, bleibt indes unklar. "Das Bein war weder besser noch schlechter im fünften Satz. Während des gesamten Matches habe ich eine Spannung darin gespürt, ich hatte das Gefühl, es bremst mich etwas aus. Ich hatte gehofft, dass der Physio etwas machen kann, dass es sich besser anfühlt, aber das hat es nicht." Hochhängen will Federer die Probleme, die ihn laut On-Court-Interview schon die ganze Woche begleiten, jedoch nicht. "Es ist nichts, wegen dem ich zwingend besorgt bin. Das ist die gute Sache", so der Schweizer, der nun zur Abwechslung zwei freie Tage hat. Ob ihn das Bein womöglich am Sonntag im Finale beeinträchtigen wird? "Wenn ich jetzt etwas dazu sagen sollte, dann nicht."
Die Australian Open im Überblick