Von Jens Huiber aus Paris
tennisnet: Herr Kohlmann, wie fällt Ihr allgemeines sportliches Fazit nach den ersten paar Tagen in Paris aus?
Michael Kohlmann: Ich weiß noch nicht, ob ich das Niveau bis jetzt so gut finde. Ich habe das Gefühl, dass die Plätze hinten ein wenig abfallen, das heißt, je länger man die Returns spielt, umso mehr Bälle rutschen durch. Deshalb sind auch viele Rahmenbälle zu sehen. Aber die Top-Leute haben bis jetzt ordentliche Leistungen gezeigt.
tennisnet: Der äußere Eindruck ist ja tatsächlich so, dass man gar nicht glaubt, dass dies hier Sandplätze sind...
Kohlmann: Es ist relativ rutschig ganz hinten - und etwa einen Meter vor der Grundlinie kommt plötzlich der Sand.
tennisnet: Alle sechs deutschen Starter sind in der ersten Runde ausgeschieden. Was auch an der Auslosung gelegen hat? Selbst der an Position neun gesetzte Alexander Zverev hat mit Fernando Verdasco noch einen großen Brocken erwischt.
Kohlmann: Generell waren die Auslosungen sicherlich nicht optimal. Bei Mischa Zverev ist dazu gekommen, dass er das Finale in Genf gespielt hat. So ein Endspiel ist für Mischa natürlich toll, als Vorbereitung auf das Turnier hier in Paris aber nicht ideal. Zumal er dann noch einen Gegner gehabt, der davor dreimal in der Qualifikation gespielt, die Bedingungen gekannt hat. Mischa ist erst am Sonntag nach Paris gekommen, das war für ihn dann sicherlich einer der Hauptgründe. Am Ende hat man gesehen, dass Mischa keine Körner mehr hatte, nicht mehr dagegenhalten konnte.
tennisnet: Florian Mayer hat mit Pablo Carreno Busta einen der heißeren Spieler 2017 erwischt.
Kohlmann: Der ist im Race immer noch die Nummer neun, auch wenn er in der Weltrangliste nah an der 20 ist. Carreno Busta hat dieses Jahr schon sehr gute Ergebnisse gehabt, insofern war das natürlich ein schwieriges Los. Flo war im ersten Satz ganz gut im Match, danach ist ihm Carreno Busta einfach weggelaufen.
Der Untergrund muss stimmen
tennisnet: Was trauen Sie Florian Mayer nun auf Rasen zu? Es gilt einige Punkte aus dem Vorjahr zu verteidigen.
Kohlmann: Generell traue ich Flo auf Rasen immer alles zu. Das hat man ja letztes Jahr gesehen mit seinem Turniersieg in Halle, den keiner antizipiert hat. Er hat jetzt mit den Siegen in Madrid und Rom, wo er gute Matches gespielt hat, gezeigt, dass er auf jeden Fall mit fast allen mitspielen kann. Und wenn dann der Untergrund auch noch passt, glaube ich, dass etwas für Flo drinnen ist auf Rasen.
tennisnet: Der Dienstag ist dann aus deutscher Sicht sehr schwierig verlaufen, beginnend mit der Niederlage von Philipp Kohlschreiber gegen Nick Kyrgios. Muss man als Gegner dann halt einfach sein Schicksal akzeptieren, wenn Kyrgios so aufschlägt wie in dieser Partie?
Kohlmann: Das ist immer schwierig zu sagen. Zum einen hat Kyrgios unglaublich gut serviert. Und generell das Tennisspielen einfach unterbunden, hat die Ballwechsel extrem kurz gehalten, Philipp gar nicht die Anzahl an Schlägen machen lassen, die dieser braucht, um einen gewissen Rhythmus zu kriegen. Trotzdem hatte Philipp hier und da mal Situationen, wo er Kyrgios mit Sicherheit nicht nur hätte ärgern, sondern auch einen Satz gewinnen können.
tennisnet: Der Tiebreak des zweiten Satzes ist sehr unglücklich verlaufen.
Kohlmann: Das stimmt, aber wenn man so wenige Kontakte mit dem Ball hat, ist es auch schwierig, in solchen Situationen das Beste abzurufen. Das war ein ganz schwieriges Match, in dem Kyrgios einfach überragend serviert, konstant zwischen 210 und 220 km/h aufgeschlagen hat.