Alexandr Dolgopolov war ziemlich hellsichtig, was den Verlauf seines Zweitrundenspiels beim French Open gegen Stan Wawrinka angehen würde. Er habe eigentlich "ganz ordentliche Chancen, wenn ich ordentlich spiele", sagte der Ukrainer, "aber bei Grand Slams ist Wawrinka ein ganz anderer Mann. Da wächst er gern mal über sich hinaus, macht auch in den entscheidenden Momenten seine Punkte."
Viel war dann auch wirklich nicht falsch an der Einschätzung des selbst etwas unberechenbaren Profis: Als am Donnerstagnachmittag in drückender Hitze im Stade Roland Garros abgerechnet war, hatte Dolgopolov dem Favoriten und Ex-Champion einen guten, anständigen Kampf geliefert, aber in wirklich ernsthafte Bedrängnis hatte er Wawrinka auch nicht bringen können - vor allem, weil "Stan, the Man" mit schöner Regelmäßigkeit dann einen bis zwei Gänge hochschaltete, wenn er dazu aufgefordert war.
Steigerung zur rechten Zeit
"Ich bin sehr zufrieden, weil ich mich steigern konnte, wenn es nötig war", sagte Wawrinka später, nach seinem schwer erfochtenen 6:4, 7:6 (7:5), 7:5-Sieg. Nun trifft Wawrinka auf den kapriziösen, hitzköpfigen Italiener Fabio Fognini, der sich in der zweiten Runde gegen seinen Landsmann Andreas Seppi durchgesetzt hatte. Im direkten Vergleich führt Wawrinka mit 4:1 gegen Fognini. Das letzte Spiel datiert allerdings schon runde drei Jahre zurück, als die Schweiz im Davis Cup gegen Italien spielte. "Ein unbequemer Gegner. Aber ich habe in den letzten Tagen und Wochen viel Selbstbewusstsein gesammelt. Ich gehe mit einem guten Gefühl in diese Partie", sagte Wawrinka.
Es war ein Showdown mit teils spektakulären Ballwechseln, mit hohem Tempo und auch reichlich Dramatik, den sich Wawrinka und der wegen Verletzungspech auf Platz 89 der Weltrangliste zurückgefallene Dolgopolov lieferten. Und es gab auch einige Höhen und Tiefen für beide Spieler, so auch gleich im ersten Satz, in dem der 32-jährige Schweizer schnell, sogar blitzschnell mit 4:1 in Führung ging - dann aber den 4:4-Ausgleich hinzunehmen hatte. Aber, wie gesagt, in den zugespitzten Situationen der Partie war Wawrinka immer hellwach, sorgte mit zwei Punktgewinnen dann auch für das 6:4 und die 1:0-Satzführung.
Mitfavoritenstellung untermauert
In Satz zwei bot sich ein ausgeglichenes Bild bis hin zu der Tiebreak-Lotterie. Wieder war Wawrinka der Mann für die Big Points, er punktete souverän vor allem mit dem Aufschlag, holte sich schließlich den Tiebreak mit 7:5. Hin und her wogte das Spiel noch einmal im dritten Satz, mit Wawrinka als demjenigen, der sich das erste Break holte und, scheinbar auf der Siegerstraße, doch noch einmal den Aufschlag zum 3:3 verlor.
Nach zwei Stunden und 34 Minuten war dann mit dem 7:5 in diesem Durchgang aber doch alles vorbei - für den Sieger Wawrinka, der seine makellose Bilanz aufrechterhielt. Und der auch seine allgemeine Favoritenrolle für die Internationalen Französischen Meisterschaften des Jahres 2017 untermauerte.
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