Und plötzlich und unerwartet war sie, die 39-jährige Schweizerin, auf einmal das Phänomen der US Open- noch bevor überhaupt der erste Ball im Hauptfeld des letzten Saison-Majors geschlagen war. "Es ist ein riesiger Erfolg für mich, ein bisschen unwirklich das Ganze", sagt Schnyder, die inzwischen im niedersächsischen Isernhagen gemeinsam mit Lebenspartner Jan Heino und Töchterchen Kim Ayla (2) wohnt.
Vor zwanzig Jahren war die hochtalentierte Schnyder als Teenagerin ins Viertelfinale des amerikanischen Grand Slam eingezogen, vor zehn Jahren wiederholte sie den Vorstoß in die Runde der letzten Acht. Doch der erstaunlichste New Yorker Tennismoment gelang ihr nun ausgerechnet als Mutter und reaktivierte Ruheständlerin, vor ihrem 40. Geburtstag.
US Open: Patty Schnyder gegen Maria Sharapova
Und wie zur Belohnung für die eindrucksvollen Qualifikationsauftritte wirkte da auch die Gegnerin, der sie für die Erstrundenverabredung am Dienstagabend im Louis Armstrong-Stadion zugelost wurde - eine gewisse Maria Scharapowa steht ihr dann im zweitgrößten, wohl ausverkauften US Open-Stadion gegenüber, im ersten Grand Slam-Spiel seit den French Open 2011.
"Ich habe hier wieder richtig Selbstvertrauen getankt", sagt Schnyder, "ich finde immer mehr Sicherheit in mein Spiel." Schnyders kapriolenreiche Karriere erlebt auf jeden Fall noch einmal letzte verblüffende Kapitel, die ausschließlich mit Sport zu tun haben, mit dem Kampf auf den Centre Courts.
Über viele Jahre ihres Lebens auf der Tour hatte die Baslerin hartnäckig auch den Zeitungsboulevard und die bunten Blätter bedient, mit der Abhängigkeit zum sektiererischen "Orangensaft-Guru" Rainer Harnecker oder später mit der Beziehung zum windigen Rainer Hofmann. Vor sieben Jahren hatte sich Schnyder aus dem Tenniszirkus verabschiedet, vor allem, weil die Auftritte immer weniger zu den eigenen Ansprüchen passten.
Patty Schnyder: Ich bin gar kein Tennis-Profi
Doch als Schnyder nach Schwangerschaft und Geburt von Tochter Kim wieder Lust auf Bewegung verspürte, bekam sie auch wieder Lust am Tennis. Bald spielte sie wieder bei kleineren und mittelgroßen Turnieren, arbeitete sich zäh und beharrlich in der Weltrangliste nach vorn.
Die Qualifikation für die US Open ist jetzt der vorläufige Höhepunkt dieses letzten von vielen Schnyder-Comebacks. "Ein Profileben führe ich allerdings gar nicht", sagt Schnyder, die ehemalige Top-Ten-Größe, "ich kümmere mich mindestens den halben Tag um meine Tochter. Aber es läuft trotzdem gut." Nicht nur gut, sondern immer besser. Was wohl auch Maria Scharapowa zu spüren bekommen dürfte.