Von Jens Huiber aus New York City
Ganz kurz hat es geraucht im Arthur Ashe Stadium, ein paar Minuten bevor Serena Williams und Karolina Pliskova gemäß Spielplan die größte Tennisarena der Welt betreten sollten. Künstlicher Nebel wohl, fein dosiert. Und warum auch nicht? Während der letzten zwei Jahrzehnte hat keine Spielerinnen eine bessere Show geboten als Serena, mit Pliskova hatte die US-Amerikanerin eine imposante Gegnerin gezogen.
Die Siegerin allerdings hieß Serena Williams, der nach dem 6:4 und 6:3 in 88 Minuten nur noch zwei Erfolge fehlen, um erstmals seit der Geburt von Tochter Olympia ein Grand-Slam-Turnier zu gewinnen.
Pliskova einzige Tschechin mit Erfolg gegen Serena bei Majors
Um 19 Uhr also gingen die Lichter im Ashe aus, Williams und Pliskova, konnten die Zuschauer allerdings beinahe noch mit Handschlag begrüßen. An einem wiederum sehr sommerlichen Septembertag hielt sich das geneigte Publikum bis auf weiteres fast lieber am Brunnen vor dem Stadion auf.
Pliskova hatte die Chance, ihre ganz persönlichen Erfolgsgeschichte gegen Serena fortzuschreiben: Als bislang einziger Tschechin ist es der 26-Jährigen bis dato gelungen, die 23-fache Major-Siegerin bei einem der vier größten Tennisturniere der Welt zu besiegen. Die US-Amerikanerin wiederum konnte auf den Erfahrungsschatz von 99 Matches im Arthur Ashe Stadium zurückgreifen.
Karolina Pliskovas größte Waffe ist ihr Aufschlag, selbiges lässt sich eigentlich auch von Serena Williams behaupten. Kein Wunder also, dass die Hausherrin nach gewonnenem Münzwurf für den Aufschlag entschied, gerade bei den Damen eine eher seltene Wahl. Im dritten Duell der beiden Spielerinnen gegeneinander war es dann auch die US-Amerikanerin, die mit 13 Assen gegenüber nur drei Pliskovas klar die Nase vorne hatte.
Williams startet mit Rückstand
Gegen Kaia Kanepi war Serena unantastbar gestartete, hatte den ersten Satz zu Null gewonnen. Im Viertelfinale gelang dagegen Pliskova das erste Ausrufeziechen in Form des Breaks zum 2:1, vergab danach weitere Chancen, noch deutlicher davonzuziehen. Die an Position acht gesetzte Tschechin hielt den Vorsprung bis zum 4:2, Williams holt vier Spiele in Folge. Nach 50 Minuten war der erste Satz mit 6:4 in der Tasche.
Nun ging es plötzlich schnell, Serena überrollte ihre Gegnerin förmlich, stellte mit zwei Breaks auf 4:0. 2016 war Pliskova mit 6:2 und 7:6 (5) erfolgreich gewesen, diesmal holte sie sich einen Aufschlag zurück. Und hatte im siebten Spiel vier Chancen auf das ganz große Comeback. Serena wehrte diese ab, quittierte den Spielgewinn mit dem ersten richtig lauten Gefühlsausbruch. Im letzten Spiel blieb Serena unantastbar, verwertete ihren ersten Matchball mit einem Ass.
Im Halbfinale wartet nun Anastasija Sevastova. Die Lettin hatte schon am Nachmittag gegen Vorjahressiegerin Sloane Stephens mit 6:2 und 6:3 die Oberhand behalten. Williams jedenfalls hat mit der Vorschlussrunde noch zwei Rechnungen offen, wie sie nach dem Match betonte. Schließlich hat sie im Halbfinale nicht nur 2016 gegen Pliskova verloren, sondern auch im Jahr davor gegen Roberta Vinci.