Roger Federer kommt auf Touren: "Das Puzzle passt besser zusammen"

Von Jörg Allmeroth
Federer schlug Kyrgios.
© getty

Roger Federer hat in seinem Drittrundenmatch eine überzeugende Leistung abgeliefert. Gegen den Australier Nick Kyrgios zeigte sich der Maestro von seiner bislang stärksten Seite bei den US Open 2018.

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Für einen Moment sah es so aus, als wolle Nick Kyrgios seinen großen Rivalen Roger Federer mitten auf dem Centre Court am liebsten abklatschen. Ihm gratulieren zu einem der größten Zauberschläge seiner Karriere.

Kyrgios ist, neben anderen Rollen wie der des Bad Boy des Tenniscircuits, auch ein geborener Showmann, und er liebte diesen Moment bei 3:3 im dritten Satz, als Federer einen schier unerreichbaren Ball noch mit letzter Kraft erreichte und dann am Netzpfosten vorbei zu einem Gewinnpunkt platzierte.

Kyrgios riss weit den Mund auf, man konnte es später im Fernsehen genauer beobachten, er murmelte so etwas wie "Wahnsinn" vor sich hin, ging noch ein bisschen weiter in Richtung Netz und auf Federer zu. Aber der Maestro wandte sich da schon ab, und Kyrgios blieb nichts anderes übrig, als später, nach seiner 4:6, 1:6, 5:7-Niederlage, noch einmal in Habacht-Stellung vor dem Maestro zu gehen: "Es war ein unfassbarer Schlag. Aber er ist eben auch ein unfassbarer Spieler. Der Größte überhaupt", sagte Kyrgios.

Roger Federer auf Crashkurs mit Novak Djokovic

Später postete er ein kleines Video des Ballwechsels noch auf Instagram und wünschte Federer, er möge nun weiter gehen in New York, bis zum 21. Grand-Slam-Titel. Bis dahin ist es allerdings noch ein weiter Weg - Traumschlag hin, Jubelarien in den sozialen Medien her. Denn der Sieg gegen Kyrgios ist noch keine Referenzmarke, um Federers Titelchancen im 50. Jahr der Offenen Amerikanischen Meisterschaften zu messen.

Federers Erfolg wurde zwar mit jeder zunehmenden Minute dieses Duells mehr zur Gala, aber es warten noch ganz andere Kaliber auf dem Weg zum ersten New Yorker Sieg seit zehn Jahren - der unbequeme Australier John Millman schon im Achtelfinale. Und danach womöglich Turnier-Mitfavorit Novak Djokovic in der Runde der letzten Acht. Ganz zu schweigen von einer möglichen Auseinandersetzung mit Matador Nadal, der sich in bärenstarker Form präsentiert.

Federer weiß, bei aller Aufregung rund um die Kyrgios-Partie, dass er vorerst nur vermieden hat, in der Auftaktphase eines Grand Slams auszurutschen und auszuscheiden - wie das Gastspiel im Big Apple letztendlich zu bewerten sein wird, das entscheidet sich erst in den kommenden Tagen. Dann, wenn das Turnier in Woche zwei noch einmal an Dramatik und Dynamik gewinnt.

Roger Federer über John Millman: "Einer wie David Ferrer"

Allerdings läßt sich so viel sagen: Nach der langen Sommerpause, die Federer hinter dem Saisonhöhepunkt Wimbledon einlegte, hat er sich jetzt wieder voll akklimatisiert im Spielgeschehen und wirkt bereit für die nächsten Herausforderungen. Die leichte Unzufriedenheit, die der 37-jährige auch in Cincinnati noch mit sich herum trug, die Unzufriedenheit mit der Bilanz der letzten Monate, ist inzwischen verschwunden.

"Die Erfolge hier, besonders der Auftritt gegen Kyrgios, geben mir schon Auftrieb. Das Puzzle passt immer besser zusammen", sagte Federer, "ich konnte auch körperlich in jedem der Matches zulegen, wenn es nötig war. Und ich ließ mich nicht aus der Ruhe bringen, als es am Anfang nicht so lief wie gewünscht."

Millman (ATP 55), den nächsten Gegner, kennt Federer sogar aus gemeinsamen Trainingstagen in der Schweiz. Der Australier ist ein unprätentiöser Arbeiter, einer, der aus seinen Möglichkeiten fast immer das Maximale macht. "Viele auf der Tour bewundern ihn genau wie einen David Ferrer für die Art und Weise, wie er als Profis seinen Job macht", sagt Federer, "er ist ein ehrlicher, angenehmer, sympathischer Typ. Und fit wie ein Turnschuh."

Federer würde nie den Fehler machen, einen wie Millman zu unterschätzen: "Es gibt nichts Wichtigeres, als immer Respekt vor deinem Gegner zu haben."

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