Ein Sieg noch, dann hat Simona Halep den Platz an der Sonne sicher. Das muss der Rumänin bekannt vorkommen, schließlich war dieses Szenario schon in Roland Garros exakt so gegeben. Damals hätte ein lapidarer Finalerfolg gegen Jelena Ostapenko gereicht, um die Spitze der Weltrangliste zu erklimmen, Halep hatte alle Argumente auf ihrer Seite. Bis zum 3:0 im zweiten Satz, dann sogar noch einmal im dritten.
Bekanntermaßen darf sich aber seit ein paar Wochen Ostapenko mit einem Major-Sieg rühmen,die Weltranglisten-Platzierung spielt für die Lettin im Moment noch eine untergeordnete Rolle. Wie ganz konkret auch für Johanna Konta, die Britin, auf der der gesamte Tim-Henman-Andy-Murray-Druck lastet - und die schon mindestens zweimal, gegen Donna Vekic und Caroline Garcia, ganz knapp dran war an der nächsten Enttäuschung. Henman hat sich dem Druck, oder im Zweifel Pete Sampras, stets beugen müssen, Murray mit seinem Erfolg 2013 britische Sportgeschichte geschrieben.
Unterschiedliche Stile
Die Voraussetzungen für Konta, zumindest den nächsten Schritt dorthin zu setzen, stehen nicht schlecht. Sie hat die beiden bisher gespielten Matches gegen Simona Halep gewonnen, zweimal ist es über drei Sätze gegangen, zuletzt in Miami. Der Rasen liegt der in Australien geborenen Britin mit Sicherheit besser als ihrer rumänischen Konkurrentin, wiewohl diese sich in den vergangenen Jahren immer besser an der Church Road zurechtgefunden hat.
Das Viertelfinale zwischen Konta und Halep ist als drittes und letztes Match auf dem Centre Court angesetzt, das Match hat das Zeug, das Highlight des Tages zu werden. Konta spielt die Bälle deutlich gerader als Halep, die wiederum brilliert mit ihrer makellosen Beinarbeit. Gegen Victoria Azarenka hinterließ Simona Halep jedenfalls einen sehr starken, äußerst konzentrierten Eindruck. Konta scheint sich körperlich wieder ganz auf der Höhe zu befinden, die Folgen des Sturzes gegen Angelique Kerber in Eastbourne beeinträchtigen das Spiel der Lokalfavoritin nicht mehr.
Endlich Gewissheit
Jelena Ostapenko spielt an diesem Nachmittag indes auch eine der Hauptrollen, vielleicht auch noch am Donnerstag: Die 20-Jährige misst sich zunächst mit Venus Williams, würde in der Vorschlussrunde auf die Siegerin zwischen Konta und Halep warten. Die gute Nachricht für Letztere: Sie würde mit der Gewissheit in die Wiederauflage des French-Open-Finales gehen, dass die Weltrangliste am kommenden Montag den Namen "Simona Halep" an oberster Stelle führen würde.
Für Johanna Konta wäre mit dem Erreichen des Halbfinals noch nichts gewonnen - eigentlich. Die Tennisnation auf der Insel erwartet von der besten britischen Spielerin nicht weniger als den Titel. Ziemlich exakt 40 Jahre, nachdem dies Virginia Wade als letzter Lokalmatadorin gelungen war.