Roger Federer in Wimbledon: "Wie ein Stück Heimat"

Roger Federer
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Der ewige Maestro im ewigen Wimbledon: Für Roger Federer hat sich die erste Woche an der Church Road wunderbar angelassen - am Montag startet er in die ernste Phase des Turniers.

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Von Jörg Allmeroth aus Wimbledon

Die zweite Woche wird für ihn genau so wie die erste Woche beginnen. Am Manic Monday, dem gemeinsamen Achtelfinal-Tag bei Herren und Damen, eröffnet Roger Federer um 13 Uhr Ortszeit das Programm auf dem Centre Court - sieben Tage, nachdem er das ganze Wimbledon-Turnier auf dem Hauptplatz einleitete. Federer, der achtmalige Champion, ist Stammgast auf dem berühmtesten Spiel-Platz der Tenniswelt, im Theater der Träume.

Aber Routine sind die Auftritte deswegen noch lange nicht für ihn, den Maestro: "Jedes Spiel auf diesem Court ist ein Geschenk, ein Privileg", sagt Federer, "es ist ein besonderer Reiz, ganz egal, ob man gewinnt oder verliert." Aber verloren hat er nicht oft, wenngleich sich in diesen Tagen gerade zum zehnten Mal das historische Endspiel von 2008 jährte, der Fünf-Satz-Thriller, in dem Rafael Nadal den zuvor fünf Mal in Serie erfolgreichen Schweizer vom Thron stürzte.

Noch einmal das Match der Matches zwischen Federer und Nadal?

Vielleicht schaffen es Federer und Nadal tatsächlich noch einmal ins Duell für Zwei, in den ultimativen Showdown am kommenden Sonntag, ins Match um den Hauptpreis. Aber das ist noch Zukunftsmusik, dazwischen liegt noch die Ewigkeit von drei weiteren Turnierrunden, der Kampf gegen ehrgeizige Herausforderer. Die Dramatik der zweiten, viel intensiveren, spannungsgeladenen Turnierwoche. Federer weiß, dass er nicht vorausdenken darf, auch wenn ihn viele im ausgedünnten Feld der Restfavoriten schon als einen logischen Finalisten sehen: "Es klingt banal. Aber über das nächste Spiel hinweg zu sehen, ist einfach falsch und nicht professionell", sagt der 36-jährige Familienvater, der sich am Montag gegen den Franzosen Adrian Mannarino zu bewähren hat.

Das Privileg, als Titelverteidiger das Turnier am ersten Montag eröffnen zu dürfen, bringt auch einen nicht zu unterschätzenden Vorteil mit sich. Denn nach den ersten drei Runden kann Federer von Freitag bis Montag erst einmal durchatmen, neue Energien auftanken, sich sammeln für die Turbulenzen des Wimbledon-Schlussspurts. Ab Montag geht es dann bestenfalls bis zum Finalsonntag im Zwei-Tages-Rhythmus weiter, Mittwoch Viertelfinale, Freitag Halbfinale, Sonntag Finale.

Wie gesagt: Bestenfalls. Nichts ist garantiert, auch nicht der von den Wettbüros erwartete Pflichtsieg von Federer gegen den Franzosen - im Erfolgsfall wäre mit Federer kein Staat, sprich: kein Geld, zu machen. Federer nutzte die freie Zeit seit dem Drittrundensieg gegen den Deutschen Jan-Lennard Struff auch, um sich ein bisschen abzulenken vom Turnierstress, gemeinsam mit Frau Mirka und den Zwillingstöchtern und Zwillingssöhnen. "In Wimbledon ist das Schöne auch, dass wir alle zusammen vor Ort sind. Das fühlt sich an wie ein Stück Heimat", sagt Federer.

Wimbledon: Die Gewinner der letzten zehn Jahre

JahrSiegerFinalgegnerErgebnis
2008Rafael NadalRoger Federer6:4, 6:4, 6:7(5), 6:7(8), 9:7
2009Roger FedererAndy Roddick5:7, 7:6(6), 7:6(5), 3:6, 16:14
2010Rafael NadalTomas Berdych6:3, 7:5, 6:4
2011Novak DokovicRafael Nadal6:4, 6:1, 1:6, 6:3
2012Roger FedererAndy Murray4:6, 7:5, 6:3, 6:4
2013Andy MurrayNovak Dokovic6:4, 7:5, 6:4
2014Novak DokovicRoger Federer6:7(7), 6:4, 7:6(4), 5:7, 6:4
2015Novak DokovicRoger Federer7:61, 6:7(10), 6:4, 6:3
2016Andy MurrayMilos Raonic6:4, 7:6(3), 7:6(2)
2017Roger FedererMarin Cilic6:3, 6:1, 6:4

Federer als möglicher Botschafter

20 Jahre ist Federer nun schon nach Wimbledon gefahren, anfangs noch als einer unter vielen. Heute als der Mann, der das Turnier der Turniere in der Herrenkonkurrenz wie kein zweiter geprägt und bestimmt hat. Gegen Mannarino wird der Titelverteidiger schon sein 104. Match im All England Lawn Tennis Club bestreiten, der Schweizer steht fast symbolhaft für den Claim, den die Turniermacher inzwischen als eine Art Credo auf allen Kanälen verbreiten: "Im Streben nach Größe." Federer, so heißt es bei den Wimbledon-Organisatoren, könne auch nach seiner aktiven Zeit eine wichtige Rolle für den Club und "The Championships" spielen, etwa in einer Botschafterrolle. Aber das ist noch fern, noch kämpft Federer um Siege und Titel auf dem Platz.

Allein vertritt Federer am wilden Achtelfinal-Montag nicht die Schweizer Interessen. Denn auch Belinda Bencic ist noch mittendrin im großen Spiel, ausgerechnet beim wichtigsten Wettbewerb der Saison erlebt ihr Comeback die schönsten Momente. Nun geht es für die 21-jährige in der Runde der letzten 16 gegen Angelique Kerber, die deutsche Wimbledon-Finalistin der Saison 2016. Kerber beschloss die erste Turnierwoche am Samstag mit einem starken Auftritt, beim Sieg über die Japanerin Naomi Osaka.

Als sie später nach den Aussichten für das Match gegen Bencic gefragt wurde, gab sie sich trotz dreier Niederlagen in den drei bisher offiziellen Pflichtpartien optimistisch: "Ich habe viel Selbstvertrauen getankt. Und ich denke, dass mir das Spiel auf Rasen hier entgegenkommt." Andererseits wird man das Gefühl nicht los, dass hier noch etwas Besonderes für und mit Bencic passieren könnte, ein Donnerschlag aus dem Nichts gewissermaßen. Die Bühne für weitere Exploits ist jedenfalls bereitet, nachdem schon neun der zehn topgesetzten Spielerinnen ausgeschieden sind.

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