Wimbledon: Julia Görges hat die Liebe zum Rasen entdeckt - "Bin bereit"

Von Ulrike Weinrich
Julia Görges
© getty

Nach Jahren mit einigem Frust über den Rasen hat sich Julia Görges endlich mit dem satten Grün angefreundet. Ausgerechnet auf dem lange so ungeliebten Gras könnte der 29-Jährigen jetzt der erste Viertelfinaleinzug bei einem Grand-Slam-Event gelingen.

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Von Ulrike Weinrich aus Wimbledon

Auch diesmal ist Julia Görges nicht von ihren Gewohnheiten abgewichen - trotz des Wimbledon-Fluchs. Ihr Hotel-Zimmer in London ist bis nach Abschluss des Turniers reserviert, mal wieder. Was weniger mit der Erwartungshaltung der Weltranglisten-13. im Rasen-Mekka zu tun hat, als mit den rigorosen Prinzipien von Görges.

"Ich buche immer bis zum Ende durch, damit es keine Komplikationen gibt", erklärte die deutsche Nummer zwei, die am Montag im Spiel um ihren ersten Viertelfinal-Einzug bei einem Major-Event auf die ungesetzte Donna Vekic (Kroatien) trifft.

"Nicht so viel Bezug zum Rasen - außer vielleicht im Garten"

Gut möglich, dass sich die Hotel-Planung von "Jule" in diesen Tagen so richtig auszahlt, denn sie zählt nach dem Favoritinnen-Sterben in den ersten drei Runden mittlerweile zu den Topfavoritinnen auf den bedeutendsten Titel im Welttennis. Nur Karolina Pliskova (Tschechien/Nr. 7), Angelique Kerber (Kiel/Nr. 11) und Jelena Ostapenko (Lettland/Nr. 12) sind im verbliebenen Klassement noch höher platziert als Görges.

Und es wäre an Ironie kaum zu überbieten, wenn die Power-Spielerin mit Wahlheimat Regensburg ausgerechnet auf dem heiligen Rasen ihren bislang größten Erfolg feiern würde. Erst seit letztem Jahr hat sie sich mit dem eigenwilligen, weil so unberechenbaren Belag angefreundet. Oder wie sie es nennt: "Arrangiert". Davor, so berichtete die Fed-Cup-Spielerin, "hatte ich nicht so viel Bezug zum Rasen - außer vielleicht im Garten."

"Rasen-Spezialist" David Prinosil gibt gute Tipps

Und den Grund für ihre lange Zeit skeptische Haltung lieferte Görges auch gleich mit. Es hat auch etwas mit Ästhetik zu tun, keine Frage. "Es sieht auf Rasen einfach manchmal Banane aus, man kann bei manchen Bällen wirklich nichts machen. Und man denkt, das sah jetzt nicht so aus wie bei einer Profi-Tennisspielerin."

Und hier kommt David Prinosil ins Spiel. Der frühere Profi und Davis-Cup-Akteur gibt ihr seit letztem Jahr wertvolle Tipps, wenn es um den ganz speziellen "Surface" geht. "Er hat mir erklärt, dass man auf Gras einfach gewisse Situationen akzeptieren muss, wie sie sind", erzählte Görges über den banal anmutenden, aber doch so wirkungsvollen Rat von Prinosil.

Es scheint Vieles anders - und Großes möglich

Vor allen Dingen bei ihrem 7:6 (7:3), 3:6, 10:8-Drittrundenerfolg über die unbequeme Barbora Strycova (Tschechien/Nr. 23) zeigte sie große Rasen-Qualitäten. Viele hatten sich ohnehin schon gefragt, wie es möglich ist, dass Görges, eine der besten Aufschlägerinnen und Volleyspielerinnen auf der Tour, in den vergangenen fünf Jahren jeweils in der Auftaktrunde von Wimbledon scheitern konnte. Es lag auch an der negativen Einstellung gegenüber dem Grün.

Doch diesmal scheint vieles anders - und so Großes möglich. Görges wird trotzdem die Ruhe bewahren. Zu hohe Erwartungen sind Gift. Dies hat sie in gut elf Jahren im Circuit gelernt. Und außerdem ist ja nicht alles neu - siehe: Die Hotelzimmer-Buchung Marke Görges.

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